Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ausbleiben der Reichsstände trotz mehrfacher Aufforderung zur Teilnahme am Reichstag; [2.] Abhaltung eines Landtags in Tirol; [3.] Nochmaliges Ersuchen, nach Augsburg zu kommen.
Innsbruck, 2. November 1511
Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, B-Laden Akten B 61 Nr. 7, fol. 61 (an Nürnberg); München, HStA, Hst. Freising Kasten blau 200/10, o. Fol. (an Bf. Philipp von Freising); Ebd., KÄA 3137, fol. 190 (an Hg. Wilhelm von Bayern).
[1.] Ersamen, lb. getreuen, wir haben aus merklichen, treffenlichen ursachen, so uns und dem hl. Reich obligen, in craft des abschieds unsers jüngstgehalten reichstags zu Augspurg [Nr. 125 [14.]] ainen reichstag daselbshin gen Augspurg auf den 16. tag des monats Octobris nechstverschinen angesetzt und unsern und des Reichs Kff., Ff. und stenden und euch solhen tag verkundet [Nr. 771] und nachmals aber ernstlich ersucht und ermant, daselbs zu erscheinen und solhs obligens halben dem hl. Reich, teutscher nation und gemainer cristenhait zu eren, nutz und gutem zu handln, alles laut unser ausgegangen schriften [Nr. 775], so euch sonder zweyfl zukomen sein. Nu hetten wir uns genzlich versehen, ir weret auf solh unser schreiben und erfordern, auch in ansehung, was uns und dem hl. Reiche an solhem reichstag gelegen ist, auf denselben tag durch eur volmechtig potschaft gehorsamlich erschinen, und solher euer, auch ander des Reichs stend zukunft ganz kainen zweyfl gehebt und uns furgenomen, demselben reichstag zu nähern und an gestern [1.11.11] hieher gen Ynsprugg komen. So befinden wir doch glaublichen, daz ir noch ander stende des Reichs bisher zu Augspurg nicht ankumen sein und nicht wissen haben, wann ir und ander stende noch ankumen werden.
[2.] Und damit wir aber die zeit nit unnützlichen verschwenden, auch das, so wir den verschinen summer durch Gotz hilf mit unser sighaften hand und swerten darlegen und nemblichen des lands Friaul erlichen und loblichen in unser gehorsam bracht, behalten, haben wir unser landschaft unsers Ft. Tyrol eylends hieher gen Ynsprugg zu uns erfordert, mit inen zu handln und zu ratslagen, wie solhs zu behalten seye, weren auch der maynung, uns deshalben unserm kriegsfolk zu nähern und in solhem mit guter vorbetrachtung statliche fursehung zu tun, dann kürzlichen durch verwarlosung und verachtung unser haubtleut etwas angefangen, widerumb umbzuslagen. Aber nichtdestermynder dadurch unser person unsers furgenomen reichstags halben kain saumbung zugemessen werde, lassen wir uns vorangezaigten unsern sig noch ander unser furnemen nicht irren, sonder seyen genaigt, bestimbten reichstag selbs persondlichen zu ersuechen.
[3.] Und begern demnach an euch, mit ernst bevelhend, ir wellet also in betrachtung unser und des hl. Reichs merklichen obligen und nodturften und sonderlichen, daz durch solhen verzug des reichstags uns und dem hl. Reiche merklicher nachtail entsteet, von stund an und on alles verziehen durch eur volmechtig potschafta zu Augspurg erscheinen und nit lenger ausbleiben noch verziehen noch auf yemands weyter waygern, in massen ir des zu tun schuldig seyt und wir uns genzlichen zu euch versehen und verlassen. Und sopald ir, auch ander stende des hl. Reichs in guter und nodtürftiger anzal, damit solher reichstag angefangen und gehalten werden mug, daselbshin gen Augspurg ankomen und uns solhs verkündt wirt oder wir sunst gewar wurden, daz ir am anzug weren, wellen wir uns furderlich erheben und gestrack daselbshin gen Augspurg ziehen, uns auch in solhem nicht irren noch verhindern lassen, damit an uns kain mangel erscheine, wie wir dann solhs andern des Reichs treffenlichisten stenden yetz abermals vorangezaigtermassen geschriben haben. Daran tut ir unser ernstliche maynung. Geben in unser statt Ynnsprugg am andern tag Novembris Ao. etc. undecimo, unsers reichs im 26. jare.