Ablehnung von Mahnschreiben an die Kriegsparteien. Sofortige Gesandtschaft des Kgs., der Hgg. von Pommern und anderer Reichsstände nach Livland zur Waffenstillstand- und auch zur Friedensvermittlung. Im Fall des Scheiterns Verweisung an die reichsständische Friedenskommission oder an das RKG.
Den Reichsständen übergeben am 20. 12. 15561. Von diesen kopiert am 21. 12.
HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 100–103’ (Kop. Dorsv.:
Kgl. Mt. resolution uf der stendt bedencken uber die liefflendische handlung. No. 5.) = Textvorlage. HStA Düsseldorf, JB II 2297, fol. 142–147’ (Kop. Überschr. entsprechend Dorsv. der Textvorlage. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 21. Decembris anno 56.
Dorsv.: Romischer kgl. Mt. resolution auff der erscheinenden fursten und stend und der abwesenden potschafften bedencken, irer Mt. auff die furgebrachten bericht in der lyfflendischen sachenn den 18. Decembris ubergeben anno 56.) = B. HStA München, KÄA 3172, fol. 495–499’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 47, fol. 664–671’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 329–336’ (Kop.). StA Bamberg,
BRTA 37, fol. 206–209’ (Kop.). Druck:
Dogiel
V, Nr. 120 S. 203 f. (lat.). Regest:
Hartmann, Herzog I, Nr. 1957 S. 420 f. Im Zusammenhang mit der Resolution der Reichsstände [Nr. 517] referiert bei
Laubach, Ferdinand I., 168 f.;
Rasmussen, Krise, 69;
Seraphim, Geschichte, 218 f.;
Bergengrün, Herzog, 74.
/100–101/ Kg. hat die Resolution der Reichsstände zur Livlandproblematik vernommen2.
Er befürchtet, dass die dort eingangs empfohlenen, schriftlichen Friedensmahnungen an beide Parteien
/101/ nicht vil wurcken oder frucht schaffen noch diesen schweren irrungen und zwispallten durch solche schreiben fruchtbarlich abgeholffen werden, sonder ettwo darauf widerwertig andtwortten unnd dannocht langsam von den theiln erfolgen und dardurch die sachen abermaln in schedlichen ufzugk gerathen mochten. Darumben ir Mt. rathsamer und allem friedlichem wesen furstendiger und nutzer sein achten, das diese sachen in ein einige handlung getzogen und zu verhutung allerlei nachteiliger weitterung und unraths jetzo also paldt von irer kgl. Mt., auch churfursten, fursten und stende wegen /101’/ ansehenliche commissari und potschafften verordnet, dartzu ir kgl. Mt. ir hern Barnim und Philipsen, hertzogen zu Pomern, gefallen liessen, und dartzu genediglich zufrieden weren, das denselben (wo es von gemeinen stenden fur nottwendig und gut angesehen) noch auß den durch sie benanten churfursten, fursten und stenden3 oder andern, der sachen nachendt geseßnen, einer oder mer adjungirt wurde. Welche mit notturfftigen credentzen, befelch und instruction guttlicher underhandlung halben versehen wurden, also das sie sich zu den strittigen partheien personlich unsaumblich verfugten oder, wo das nit sein mochte, doch ire stattliche, ansehenliche rhete abschickten oder aber die theill uf ein gelegnen, furderlichen tag, so paldt immer moglich und nit erst uf prima Aprilis, ghen Lubeck oder ein andere gelegene malstat fur sie zuerscheinen beschrieben hetten. Welche beschreibung ir kgl. Mt. gleichwol den sachen auch ettwas verlengerlich sein und fur pesser achteten, das, wie vorsteet, die commissari durch sich selbst oder ire rhete und gesanndten sich zu den theilen verfugten und volgendts alles vleis und ernst handleten und sie dahin vermochten, das sie zu beden theiln erstlich die waffen und kriegs rustungen hinlegten und abschuffen und das kriegs volck, so irent halben zu roß und fuß angenommen oder versamblet were, wie vorgemellt4 zum furderlichisten urlaubten unnd one der ksl., auch irer kgl. Mt. und der stende des Reichs und irer underthonen schaden und nachteill eintziger weiß verlauffen liessen, und demselben nit regiments- oder fenlins weiß abtzuziehen gestattet wurde. Furs ander, das der ertzbischof zu Riga, deßgleichen hertzog Christof /102/ zu Mechelnburgk, wo derselbig noch nit frey gelassen worden were, sampt iren rheten, dhienern und underthonen, als vil deren fengklich bestrickt worden, irer custodien oder verhafftung bemussigt und an ir gewarsam gelassen, doch gegen gnugsamer caution und verpflichtung, den frieden gegen den hern meister und orden, auch iren adherenten fur sich und hertzog Johans Albrechten, so sich der sachen theilhafftig gemacht und mit kriegs rustung angenommen, und andern iren adherenten zuhalten und sich aller thattlichen hanndlung zuenndschlagen. Und das alsdan sie, die partheien, durch ermelte deputirte commissarien in der hauptsachen notturfftiglich verhort, darauf guttliche handlung gepflogen und sie in iren irrungen und zwispallten, auch ernents ertzbischoffen zu Riga restitution halben uf erbare, zimbliche und tregliche mittel und wege, wie die gefundena, in der gute frydlich vertragen wurden. So sein ir kgl. Mt. mit gnaden geneigt, als dan den deputirten commissarien zuschreiben und uffzulegen, sich der sachen gemeinem vatterlandt zum pessten zubeladen, sie mit notturfftigen credentzen und instructionen uf vorgeenden rhat gemeiner stende zuversehen unnd sonst alles das vatterlich und gnediglich befurdern und in das werck richten zuhelffen, so zu friedt, rue und aynigkeit im Hl. Reich dinstlich sein mag.
/102 f./ Falls eine gütliche Einigung vor diesem Gremium scheitert, sollen die Vermittler beide Seiten dazu veranlassen, dass sie vor den Kff. von Köln und Sachsen, den Bff. von Münster und Paderborn, dem Hg. von Jülich und beiden Hgg. von Pommern sowie der Stadt Goslar5
oder, falls sie Einwände gegen diese Besetzung haben, vor anderen Reichsständen
/102’/ zu guttlichem oder rechtlichem außtrag kommen. Und wofer ein solchs bei inen auch nit statt haben wolte, sich des Hl. Reichs rechten am ksl. chammergericht benugen und ersettigen liessen.
Kg. Ferdinand ist bereit, gemäß der Bitte der Reichsstände den Kg. von Polen aufzufordern, keine Seite zu unterstützen, so wie er dies ohnehin bereits getan hat6
. /102’ f./ Ebenso befürwortet er das Schreiben der Reichsstände an den Kf. von Brandenburg, damit dieser Mgf. Albrecht den Älteren von Brandenburg7
auffordere, keiner Partei beizustehen.
/103/ Schlussformel.