Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Zahlreiche Übergriffe der luxemburgischen Regierung. An den Ks.

Supplikation an den Ks. (datiert Regensburg, 28.10.1575; dem KR in Kopie übergeben am 29.10., mit der Bitte an die Mitkff., sich beim Kg. von Spanien für das Anliegen Triers einzusetzen1), unterzeichnet von Kf. Jakob von Trier2: Die Regierung von Luxemburg versucht seit vielen Jahren, im Grenzgebiet gelegene Ämter und Dörfer zum Schaden des Erzstifts Trier an sich zu bringen3. Wegen solcher Grenzstreitigkeiten, die unter anderem die Hft. Bruch betreffen, wurde 1548 von seinem Vorgänger [= Johann V. von Isenburg] ein für Trier nachteiliger Vertrag mit Ks. Karl V. geschlossen, doch werden die dort festgelegten Grenzen und Hoheitsrechte von der Regierung in Luxemburg nicht beachtet: Sie unterstützt die Bürger der Stadt Trier in ihrer Rebellion gegen den Ebf., obwohl dieser aus dem Schutzvertrag, der [1302] zwischen der Stadt und dem Gf. Heinrich von Luxemburg [= Ks. Heinrich VII.] geschlossen wurde4, ausdrücklich ausgenommen ist. – Wegen seiner Beteiligung am niederländischen Aufstand wurden die Güter des Trierer Lehnsträgers von Malberg von der Luxemburger Regierung konfisziert, doch wurden dabei auch Schloss und Hft. Malberg eingezogen, die zum Eigentum des Erzstifts gehören. – Mit Unterstützung der Luxemburger hat Gf. Joachim von Manderscheid sich die Oberherrschaft des an der Mosel in der Nähe der Grenze gelegenen Dorfs Trittenheim angemaßt und behauptet, es gehöre zu seiner Hft. Neuerburg, die luxemburgisches Lehen ist; ein ähnlicher Vorfall hat sich in Remich ereignet. – Im Jahr 1574 hat sich ein weiterer schwerwiegender Zwischenfall ereignet5: Gf. Weirich von Kriechingen hat Ansprüche auf die Hft. Daun erhoben und behauptet, sie stünde unter luxemburgischer Obrigkeit. Er ist deswegen vom Trierer Ebf. beim RKG verklagt worden. Als die ksl. Kommissare im Juni des vergangenen Jahres nach Daun gekommen sind, um die Zeugen zu hören, wollten ihnen die luxemburgischen Vertreter nicht gehorchen. Der Kurtrierer Rat Dr. Johann Grass hat der von ihnen beanspruchten Oberhoheit des spanischen Kg. über die Hft. Daun widersprochen, und die beiden luxemburgischen Beamten sind in Cochem in Gewahrsam genommen worden. Daraufhin hat die luxemburgische Regierung im Juli 1574 das Schloss Sommerau, das dem Trierer Hofmeister [Heinrich von der Fels] und dem Trierer Dompropst [Johann von Schönenberg] gemeinschaftlich gehört, überfallen und plündern lassen. Der Ebf. hat sich darüber beim Statthalter der Niederlande beklagt, der die Regierung in Luxemburg aufgefordert hat, die geraubten Güter zu restituieren und 4000 fl. Entschädigung zu zahlen. – Dem Erzstift und damit auch dem Reich ist durch diese Übergriffe großer Schaden entstanden. Bitte an den Ks., gemeinsam mit den Kff. die Beschwerden Triers dem spanischen Kg. vorzubringen und ihn darum zu bitten, die Entscheidung über die zwischen Kurtrier und Luxemburg umstrittenen Ansprüche dem Ks. zu überlassen.

Beratung im KR am 29.10.15756; Beschluss im KR (Sitzung der kfl. Räte) am Nachmittag des 31.10.1575, das Konzept des bewilligten kfl. Promotorialschreibens den Wünschen Triers entsprechend anzupassen7.

Kff. und Pfgf. Ludwig an Kg. Philipp II. von Spanien (Regensburg, 31.10.1575)8: Bitte an den Kg., die Entscheidung über die vom Ebf. von Trier vorgebrachten Angelegenheiten dem Ks. zu überlassen. Supplikation des Kf. von Trier als Beilage.



Anmerkungen

1
Vgl. Kurbrandenburg, fol. 200' f. (Nr. 17).
2
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 102–114. HStA München, K. blau 110/1, fol. 436–443. GStA PK Berlin, I. HA Geheimer Rat, Rep. 10, Nr. Ll Fasz. B, 8 unfol. Blätter. Kopp.
3
Zu den Streitigkeiten zwischen Kurtrier und Luxemburg zur Zeit Kf. Jakobs vgl. ausführlich Conzemius, Jakob III. von Eltz, 111–133.
4
Vgl. Conzemius, Jakob III. von Eltz, 111 f.; Laufner, Bündnis- und Schirmverträge, 108–110.
5
Vgl. zu diesem Vorfall Conzemius, Jakob III. von Eltz, 127–130.
6
Vgl.Kurbrandenburg, fol. 201'–204' (Nr. 17); Sayn-Wittgenstein, nach Schneidt, Geschichte, 525 f. Referiert bei Häberlin, Reichs-Geschichte IX, 403 f.
7
Vgl. Kurpfalz, fol. 91 f. (Nr. 19).
8
HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10675/3, fol. 68 f. HStA München, K. blau 110/1, fol. 434–435. Kopp.