Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Unrechtmäßige Angriffe Frankreichs auf Neapel und Mailand; [2.] Vorwürfe gegen den frz. Gesandten Gian Antonio de Crivelli, Feindschaft Frankreichs gegen das Haus Burgund und gegen das Hl. Röm. Reich; [3.] Falschheit und verräterisches Wesen der Franzosen; [4.] Kampf Maximilians I. um das burgundische Erbe; [5.] Intrigen der Franzosen gegen Maximilian I. wegen ihrer Ambitionen auf Italien; [6.] Kampf Maximilians I. um das burgundische Erbe bis zum Frieden von Senlis (1493); [7.] Italienzug Kg. Karls VIII. von Frankreich, Widerstand Kg. Maximilians und der Hl. Liga gegen die frz. Besetzung Neapels; [8.] Krieg Kg. Maximilians gegen Frankreich, Vermittlung Ehg. Philipps, frz. Unterstützung für Karl von Egmond gegen die Habsburger, Schweizerkrieg, frz. Eroberung Mailands; [9.] frz. Anschläge auf die Hgg. von Burgund, Kg. Maximilian und Ehg. Philipp.
Durch kgl. Räte den in Konstanz versammelten Reichsständen am 5. Juni 1507 verlesen.1
Basel, StA, Deutschland B 2,III, fol. 121–121,9’ (Kop.) = Textvorlage A. Luzern, StA, TA 4, fol. 257–265 (Kop., Überschr.: Anklag oder apologia wider die Franzosen.) = B. Bern, StA, A IV 10, pag. 144–158 (Kop.) = C.
[1.] /121/ Nachdem und des Kg. von Frankreich räte den verdampten munch2 der ursacher geweßt ist, das der Kg. von Frankreich hat understanden, das Hm. Mailand wider die pundnus, die er zuvor mit dem Hg. von Mailand von [wegen] Neapols gehapt hat3, als meniglich wissend ist, und an hundertausend und achtzigtausend fl. in gold zu dem neapolitanischen zug geschickt und dargelichen, das Kgr. zu erobern umb sein gerechtigkait, die doch klain geweßt ist, aber aus ainem unlust des Kg. von Neapols, genannt Alphons, der demselben Hg. von Mailand widerwartig ist geweßt. Wölher Hg. dann der Franzosen noch nit gekannt hat, noch auch der Franzosen tata und gewonhait zu wissen, wann sy in ains bidermans huß kumen, da ain schöns wib und hushaben ist, jagen sy den man darus; will der man darumb zürnen, so überreden sy die ganz welt, er sy unsinnig; will er denn nit weg, so raufen und schlachen sy ine, alslang bis er sich alles verwügt4 oder bis sy ine umb das leben bringen.
[2.] Exempli gratia beschicht yetz dem röm. Kg. durch den bemelten verdampten munch [Gian Antonio Crivelli], /121’/ der kommen ist mit fruntlicher werbung an des Reichs stende. Und hat doch in der kutten, alle onsuberkait und verreterey, die yetz in Italien schweben, in tutschen landen zu bringen. Er hat sich gespiegelt ab dem presidenten Althaboes, das ime sein verreterei etwas geraten ist zu Nuremberg5, darumb hats der widerumb uf ain nues gewagt so frävenlich. Und hat dem röm. Kg. wißgesagt zu wissen gemalt ain englisch farb von sinem herren und des Reichs stende furgemalt des bösen farb schwerzer dann schwarz. Und da man zu ime gesandt hat, sein rede abzuschreiben, hat er die anderst in schrift stellen lassen, dann er das geredt hat oder sein instruction [Nr. 154] inhalt. Dardurch der röm. Kg. geursacht geweßt, ine die instruction zu iren handen zu nemen und ine zu versichern und von sinen leuten abzuschaiden und zu sundern, ob dieselben noch aines besernb handels bevelch hetten, das des Reichs stenden zu schmach und laster käme, nachdem solhen luren6 kain biebery in der [welt] zuvil ist.
Nun ist zu bewegen, das solchs on zweifel aus des Kg. von Frankreich aigen person nicht kempt, sonder durch sin globig räte, dann er des röm. Kg. gesipter fraind und von alter verwandter, ouch ain gesalbter christenlicher Kg., dem von Gott und der natur verboten ist, fur all ander menschen /121,1/ der welt kainer person lugenhaftiglich und truglich sein eer zu nemen, sovil weniger ainem röm. Kg. und seinem und aller christen kunftigen Ks., der all sein tag wider sein person nie mit worten oderc werken gehandelt hat, dann in ainem redlichen, offenbaren krieg umb das sein und der seinen, die er und sein vorvordern haben allzeit wollen umb das, das die sein nächsten grenizen geweßt sein, in ir tirannischen gehorsam und bezwang zu bringen.
Nun ist wol darneben zu merken, das in dem fall die Franzosen als die gierigen, unsatthaftigen wölf, die on underlass uß irer grosser geschwundigkait, macht und tiranny nun vil jare das loblich huß von Burgundi, das doch von ierm aigen blut und vetterschaft herwerts erkuckt und erwachsen ist, innerhalb hundert jaren haben verschlicken und zertrennen wollen, so der allmechtig Gott solichs doch verhiet hat mit onaußsprechenlichen, grossen costen, mue und blutvergiessen manig hundert und sovil tausend menschen. So haben sy sich doch daran nit gespiegelt und haben sich understanden, das Hl. Reich zu schwechen, den bapst zu bezwingen, die ksl. kron /121,1’/ zu erlangen und also ganz Ytalien, bapstum und kaisertum in ir gewalt und herschaft ewiglich zu bringen, wo Gott nicht hett oder noch solichs wurd verhieten durch schicklichait der türen, frommen Tutschen, die Gott vor vil hundert jaren beschirmer des weltlichen und gaistlichen schwert vor meniglich solich schwert bevolhen und darzu verordent hat als den loblichen, frommen, manhaften cristen und den, die Gott fur all ander nation von irer tugend wegen lieb hat und sy bishar darzu bestet und underhalten.
[3.] Item hett sein götlicheit nicht grundlich erkennt der Franzosen untru und lichtfertigkait, so hett sein göttliche, ewige fursichtigkait inen solhen bemelten zwai schwert, zu wissen gaistlich und weltlich, wol konden bevelchen.
Neind, verreterey haben sy dem röm. Kg. von jugend uf bewisen, die kurz ouch allen frommen, loblichen Tutschen hiemit erzelt werden söllen, damit ir euch in solhen abermals spieglen wöllend und euer huß erretten von solichen tirannischen tracken, als die Franzosen sein, by zeiten von euch dieselben mit sinnen, /121,2/ rat und tat abkern, so wird Gott allzeit mit euch sein, dann er spricht: Mensch, hilf dir selb, so hilf ich dir ouch.7
[4.] Der hass von vil jaren zwüschen dem röm. Kg. und der Franzosen ist der geweßt, da sein kgl. Mt. hat nach ablibikhait des loblichen F. Hg. Karles von Burgundi erlangt den hyrat und succession siner erbtochter [Maria] und siner verlassen Fmm. und landen des bemelten Hg. Karles, als er von diser zeitigen welt schied. Und uf demselben tag hett er ain erbliche, eerliche rächtigung mit Kg. Ludwig, des nächstgestorben Kg. Karles des klainen vater, mitsampt iern Kgrr. und landen.8 Er hette ouch als götte9 Hg. Karles tochter, darnach des röm. Kg. gemahel, uß der tauf gehept, denselben tractat in der stat Pirone loblich mit Hg. Karlsen beschworn, verbrieft und versigelt und baide das hl. sacrament im fußstapfen zuvor daruber genommen.10 Des alles nicht angesehen hat der wider ine gelt dargelichen, damit er durch den Hg.[René], uf die zeit von Lutringen, yetz Kg.[von Jerusalem], erschlagen ist worden, auch seine reiter im streit gehapt, einstails enhalb ainer pruggen die fluchtigen Burgundischen erschlagen und gefangen, darnach in schein Burgundi von /121,2’/ dem von Lutringen und den Tütschen in kraft des punds und ainigung, und nemblich das er götte und gesüpter fraind Hg. Karles von Burgundi erbtochter geweßt ist, die erschrocken Burgundier also mit schmaichen, lugen und triegen, desgelichen das land Pickardy, das alles an die kron Frankreich steßt, als ir beschirmer verfurt, damit daz sy sin kriegsvolk irer frowen zugut haben ingelassen, das er hat also darnach solichs erblich behalten wöllen. Welhe land darnoch ime mit dem schwert den meren tail hertiglich durch den röm. Kg. widerumb abgedrungen sein.
[5.] Nun, so sy mit aller verreterey und tiranny, mit dem schwert und sunst inen sich nicht truwen, dem röm. Kg. und den, die jenen als kunftigen Ks. und yetz röm. Kg. zu versprechen steen, yetz abzubrechen und zu vergeweltigen, so wollen sy mit lugen, trügen, schmaichen und mit gelt den röm. Kg. uberwunden und ime die sinen zertrennen wider alle naturlichait und billichait; und daruf sich offenbar verplend und ziehen an, der röm. Kg. sy wider sy und das Röm. Reich, als ob sy darzu ghörten, ja in glicher wyß als die wölf zun schafen, so doch die ganz cristenhait wol waist, der anderst daruf gemerkt hat und nemlich, wie oben in die leng erklert ist, das alles erdicht und mer ain unsinniger, erzundter /121,3/ handel ist on allen schein, dann das es ainichem grund glich sicht, allain darumb erwachsen ist.
Der Franzos vermaint, durch abfordrung der Aidgnossen, ouch durch schicklichait des Reichs tag yetz hie wer er an sinem geschwinden furnemen nun in Ytalien verhindert. Und so die Franzosen nicht truwen, wyter dem röm. Kg. laid zu tun mit werken, so wollen sy solichs tun mit worten und verretery.
[6.] Item die gemelt verretery der Franzosen hat sich vor vil jaren angefangen wider den röm. Kg., und ist allzeit spann und hass zwuschen inen geweßt von wegen der burgundischen hyrat mit frow Maria, Hgin. zu Burgundi, hochloblicherf gedechtnus, nemblich also: Als röm. Kg., auf die zeit Ehg., Kg. Ludwig mit vierundzwanzigtausend streitbarn mannen in personlich zurugktrib, das war ouch sein letzter heerzug, desselben jars do kam Pierr de Krippy, kgl. Mt. leibbogner heuptman vor zwanzig jaren, und bat den röm. Kg. als ainer, des Kg. Ludwigs knab was zu den zeiten, als Kg. Ludwig ain jungling und by Hg. Philipps von Burgundi war, uf alte kuntschaft bracht er in zu ime und sendet in zu dem /121,3’/ röm. Kg., abermals uf die zeit noch nit Kg. und ganz ain jungling, und zoch an sich ainer fruntschaft mit dem geblut von Osterreich und erbot sich hoch, damit yetz der röm. Kg. uß dem veld ziehen wollt. Dann er gewan ain statt nach der andern dem Kg. ab, dann derselb Kg. bedarft in nit bestritten, so wollt er im gerechts werden umb alle zwitracht. Das nam yetz der röm. Kg. an und vertrug sich mit im des rechten. Und war sölcher tractat11 beschworn, verbrieft und besigelt auf das höchst. Daruf zoch der röm. Kg. uß dem veld und zerlies sein heer. Alsbald da wollt der Franzos die sinen zum rechten nit schicken und besetzet stark seine grenizen auf ein neus und lies in Hochburgundi zwo befestigung innemen das land zu Hiengern12. Dagegen hub der röm. Kg. im fußstapfen den krieg wider an. Der weret zwai oder in das dritt jar. Da ward aber ain bestand gemacht zu ainem austrag zwüschen baider Kgg. durch den Kg. von Engenland, der ouch sollt conservator und wilkurner in der sach sein, und ward solichs auch nach aller nodturft versorgt.13 Also starb derselb Kg. von Frankreich glich daruf14, und namen die von der kron das regiment sins jungen suns ein und wolltent solich ouch nit halten. Und dwil starb ouch frow Maria15, die loblich burgundisch furstin. Also practicierten sy die /121,4/ Fleming, das sy den röm. Kg. ausjagten und schlugen sich an die Franzosen. Der schickt inen ze hilf sechstausend man. Also ward der sig so hoch und groß des röm. Kg., uf dise zeit Ehg., das er das land mit dem streit bezwang und die Franzosen darus verjaget. Und wollt also darnach und glich darauf die kron von Frankreich überzogen haben. Da schickt der jung Kg.[Karl VIII.] in schein, als ob er nun das regiment annemen wöllt und das im gar laid wer, das sein regiment hett also dem röm. Kg. unrecht getan, den englischen frid zerbrochen und die Fleming wider in aufgeworfen; und erbot sich auf das höchst, sich zu richten nach allem des röm. Kg. willen. Also nachdem und der röm. Kg. ouch etwas mued was und lang in veld und uf dem meer gelegen, fand er in rat, er sollt vereern denselben jungen Kg. und sein erbieten annemen, in mainung, er sollt das erst halten, in ouch zu lieben in sinem ersten regiment. Also ward aber ain eerliche, lobliche rachtigung16 gemacht, beschworen auf das hl. sacrament, verbrieft, verhandzaichnet und versigelt von den stenden der kron, des parlaments, ouch der burgundischen landen. Ward ouch daruf demselben Kg. mit zwaier landen verpfendung zu hyrat gegeben und hyratgut des röm. Kg. ainige tochter /121,4’/ frow Margareth. Und nam doruf der röm. Kg. des Hg. von Britannia erbtochter [Anna] zu ainem gemahel und vermehelt ir durch die sinen in verbo de presenti. Alsbald der Franzos des röm. Kg. tochter als sinen gemahel und die land in sinen henden hett, besetzt er die land wol mit kriegsvolk und zoch uber den Hg. von Britania. Und wollt och haben sein leib, tochter und sein land. Daruf erwuchs abermals zwuschen den röm. Kg. und den Franzosen ein grosser krieg, der da weret by vier jaren. Dann die Fleming fielen den Franzosen zu. Daruß erwuchs der flemisch krieg, davon meniglich ze sagen waist. Den laß man von kurze wegen beleiben. Die wurden darnach erobert durch den loblichen F. Hg. Albrecht von Saxsen als statthalter kgl. Mt., nachdem ir Mt. auf dieselb zeit personlich im hungerischen krieg was, desgelichen die Gft. Burgundi und das land Arthois durch den röm. Kg. mit dem schwert eerlich und loblich. Und der Franzos erobert dwyl durch verretery und falschkait das Hm. Britanni und des röm. Kg. gemahel, uf die zit erbtochter und Hgin. zu Britanni. Da wollt der Kg. von Frankreich des röm. Kg. ainige tochter seinem chamerer, ainem H. aus der kron von Frankreich, gegeben /121,5/ haben zu der ee.17 Das mocht der röm. Kg. nit liden und ward aber ain rachtigung in der statt Salins in Frankreich gemacht, verbrieft, beschworn und besigelt.18
[7.] Also zoch der röm. Kg. und schicket sich zu dem gelderischen krieg. Und der Kg. von Frankreich rustet sich, in Ytaliam zu ziehen wider [den] Kg. von Neapols. Als die wettertäg des andern jars ankomend, zohend baid Kgg. an mit ierem kriegsvolks. Do der Kg. von Frankreich sach, das der röm. Kg. sein kriegsvolk [versammelte] und er nun über bierg am zug was, da ward im etwas grusen, vermainend, das der röm. Kg. villicht mocht siner anschläg innen worden sein wider Mailand, nachdem sein Mt. zu dem huß von Mailand desselben jars gehyret hett. Und schickt zu im die zwen franzosisch zu Pisen19, den Ebf. von Rheins und ainen gefursten Gf., sinen obersten veldheuptman, ainen den von der Tremoli20, und wellt noch uber den vergangen vertrag von dem röm. Kg. wissen, warumb er sin volk versamelt. Gab im der röm. Kg. zu versteen, er wollt mit denen ziehen wider die Geldrischen. Also wardend sy frow und fragtent sein Mt. abermals auf eer und glauben, ob dem also wäre, sagt abermals sein Mt.: Ja, auf eer und glauben. Und zoch also in das Land Geldern und lies aus ainem grausen sein volk onbewegt, /121,5’/ dann solich fragen was wol ain klaine warnung von ainer verretery, gegen Mailand und gegen der ksl. kron zu kommen. Aber sein Mt. wollt sehen und der zeit erwarten und lies den grossen heerzug in das land Geldern anstan. Also zu stund schickt der röm. Kg. sein kuntschaft aus und erfur, das der Kg. von Frankreich, uf die zeit genannt Kg. Karle, mit dem yetzigen Kg. von Frankreich ain anschlag gemacht hetten und ain verstand, das, alsbald Kg. Karle hett Neapols erobert, dass dann Kg. Karle sollt werden röm. Ks. und der yetzig Kg., die zeit Hg. von Orlients genannt, sollt haben das Hm. zu Mailand, onangesehen den tractat, mit dem röm. Kg. gemacht, wie zuvor gemelt ist, zu Salins verbrieft, versigelt und beschworen, noch ouch die pundnus, so er mit dem von Mailand, Hg. Ludwigen, yetz gefangen, gemacht hette und dargegen hunderttausend und achtzigtausend rh.fl. empfangen. Also schickt der röm. Kg. dem von Mailand zu stund zu hilf sein kriegsvolk, das er anhaim behielt, und liess den geldrischen veldzug anstan. Und warnet den bapst [Alexander VI.], Kg. von Napols, Meiland, Venedig von wegen solicher verreterey, die dann ain pund zu stund mitsampt siner Mt. machten, darein auch gezogen ward der Kg.[Ferdinand] und Kgin.[Isabella] von Hispani.21 Und also /121,6/ erhub sich ain krieg treffenlich mit den Franzosen zwüschen Italia und der Franzosen, dardurch den Franzosen ir anschlag zerbrochen ward, wiewol sich Kg. Karole schon nennen und uf sein munz schlachen ließ aus anspruch Ks. Karles des grossen und sich nennet auf dem gebräg patrem patrie, das ist naturlicher röm. Ks.22 Und ward im also die ksl. kron genommen und dem von Orlients das Hm. Mailand entzogen auf dasselb jar und Italia erredt.
Das ander starb ab der Kg. von Neapols23 und all sein manlich geschlecht mit im und beliben die Franzosen im Kgr. und eroberten sölichs, dann inen ganz und gar niemand widerstand tet. Aber do es der Kg. von Hispani sach, wellt er solichs nit lieden, nachdem er zu dem Kgr. Neapols ein gerechtigkait hett von wegen des Kgr. Cecilia, und vertrib die Franzosen und machet sich selbs Kg., als er auf disen tag ist aus seiner gottlichen gerechtigkait, nachdem des Kg. von Frankreich anspruch falsch ist. Der röm. Kg. hat ouch zu demselben Kgr. ain götliche gerechtigkait als vor zeiten ain Hg. zu Schwaben24 und F. zu Habspurg. Aber es geburt sich uf dis zeit nit, darvon ze reden. Und rüstet sich der Kg. in Hispanien zu außgang desselben jars, auf dem mer aus Hispani in Neapols zu ziehen, und gewan das, wie obstet. Aber der röm. /121,6’/ Kg. rustet sich, in Frankreich zu ziehen durch Burgundi.
[8.] Also starb ouch hiemit Kg. Karle glich gechwindg25 [!] und kam der Hg. von Orlients zu der kron und in das regiment, yetz Kg. Ludwig genannt. Also schickt der röm. Kg. zu demselben Kg. drymaln aufainander und lies ine ersuchen von aller kuntschaft wegen, er wöllt sich mit dem röm. Kg. fruntlich vertragen uf mittel, als ime furgeschlagen warde durch den röm. Kg. und Hg. Friderich, Kf.26; so wollt der röm. Kg. sein furgenommen veldzug uf die kron auf Frankreich abstellen, nachdem Kg. Karle von im selbs gestorben was und er die kron zu Frankreich erlangt hett. Darauf aber seiner Mt. kain antwurt warde dann allain, ir Mt. sollte den veldzug abstellen, so wollte er siner Mt. durch sein landschaft geburlich antwurt geben mit der zeit. Von derselben landschaft sein Mt. wol versichert warde, das die siner Mt. weder eern noch guts gunnet, wie solichs zuvor und hernachmals wyter erclert wirdet. Und schickt daruf sein kgl. Mt. ains tails ires kriegsvolk in Frankreich, in mainung, personlich selbst nachzuziehen und nit aufzehörn, Frankreich mit gewapneter hand zu geweltigen, auf die nachst straß zu dem Kg. und sinen räten, wölhe rät und villicht nicht der Kg. also sein Mt. veracht hetten, als obgemelt ist, bis solang, das er hett mit streit oder mit fruntschaft siner kgl. Mt. entgegengangen, darzu sein Mt. /121,7/ geschickt geweßt wer, also den nuwen Kg. mit lieb am liebsten oder doch mit dem streit oder laid zu empfahen in siner aigner kron auf siner kgl. Mt. göttlichen gerechtigkait. Also nam sich Kg. Philipps, loblicher gedechtnus, der sachen an und verrichtet sich in namen seins vaters on siner Mt. wissen und willen, des röm. Kg., mit dem Kg. von Frankreich durch bosen rat, die Gott von diser welt auch auf dise zeit verschickt hat, dardurch der röm. Kg. sinen sun zu eren benötigt warde, solichen heerzug abzustellen.27 Und zohe also darnach auf die gelderischen, dasselb land seinem sun zu erobern.28 Des erkannt aber nichts der Kg. von Frankreich gegen siner Mt. oder iern sun, sonder schicket den geldrischen zugut gelt und leut und sterket sich auf das sterkest und zoch daruf zur stund wider auf den Hg. von Mailand mit grosser macht und hetzet ouch daneben die Aidgnossen auf den Schwebischen Pund. Darus erwuchs ain grosser krieg, als meniglichem wissend ist, das darumb abermals hiemit abgeschnitten wirdet. Und hat der krieg also zwüschen kgl. Mt. und ime verneut, darus aller onlust und widerwill bis auf disen tag erwachsen ist. Und hat kainen frid darauf mit inen angenommen bis in die statt Hagenow, dann allain ain bestand fur kgl. Mt. selbs und er darin /121,7’/ begriffen wollt sein auf ain halb jar allain auf missiven29, dann der Hg. von Meiland wollt denselben bestand aus ainem onverstendigen rat ouch nit annemen, sonder auf etlicher Aidgnossen trost den krieg annemen, darumb er gefangen warde, als meniglichem wissend, deshalben abermals on not ist, solichs nach der leng zu erzelen.
[9.] Und solichs alles obgemelt haben die Franzosen nicht allain wider land oder lut des loblichen hus Burgundi, dasselb zu vertilgen und in ir tirannisch hand zu bringen, sonderlich die personen der loblichen Ff. Am ersten ward Hg. Hans von Burgundi jemerlich ingelegt und auf globen in gegenwurtigkait des Kg. ermördt, also das sein onschuldigs blut auf des Kg. klaidung, so er des tags antrug, spritzet, das nie von kainem Turken oder haiden ist erhört worden.30
Zum andern seinen sun, den man nennt den tugenhaften Hg. Philipps, da haben sy ain starken, verzwifelten, außgelaufen munch, der ander zeit ain kriegsman gewesen ist, zugerust. Der hat Hg. Philipps in sinem kirchenstul mit ainem vergiften tegen erstechen sollen. Hat sich angenommen, er sy ain treffenlicher apt und prelat gewesen auß Frankreich und hat sein knecht vor /121,8/ der kirchen gehapt und bald laufende pfärd. Und haben ine also jämerlich in der kirchen ermorden wollen laussen. Aber derselb munch hat es nit wagen törfen und ist also entrunnen.
Item abermals zum dritten mal seinen sun Hg. Karle durch sinen camerknecht wöllen vergiften in die klaider. Der knecht ist fromm und gescheid geweßt, hat den Franzosen mitsampt dem gift seinem herren überantwurt. Derselb bößwicht vergifter hat gehaissen maister Adam. Hat yetz der röm. Kg. in ainem turn erfult, er hett im ain marterischen tod angelegt. Man hat in aber behalten zu ainer zugnus, ain mechtigen herren in Frankreich damit vom leben zum tod zu bringen, der der sachen ain anfänger geweßt ist.
Yetz Kg. Maximilian ist bestellt worden durch die Franzosen, das in die Fleming fahen söllen, und durch den von Cordis31, der Franzosen obersten hauptman, bestellt, ermordt zu werden, das dann bescheen were, hett solichs der allmechtig Gott nit wunderbarlich verhiet.32
Yetz Kg. Philipps, seiner kgl. Mt. ainiger sun, do er verließ zu helfen /121,8’/ sinen baiden vetern33 wider Frankreich umb sein aigen erbgut, und tädinget den Franzosen umb ain erliche rachtigung34. Do er wider heruber wollt ziehen, ward er bestellt durch den F. von Nüffers35, der da auf in hielt mit drühundert pfärden, alle hauptharnasch auf den kepfen und den spiessen in iern henden. Aber Kg. Philipps ward gewarnet und belaib den tag in der statt und schickt haimlich in den halt und fand die Franzosen also geschickt. Es ist ouch ganz zuversichtlich und nemlich, das ime in Frankreich vergeben ist worden, dann der Kg. yetz in selbs hat als sein fraind vor sinen franzesischen lüten gewarnet, vergifth; er hat im ouch am letzsten, do er in Frankreich und zu Bunden36 so krank gewesen ist und ganz von hitz brunnen hat, sein ärzt geschickt mit aller erzney fur gift und im aufs höchst bevolhen und groß gaben versprochen, in by leben zu behalten, das dann bescheen ist. Hat aber zuletst nit geholfen, sonder das gift hat sich darnach gerainiget mit roten flecken. Das gift ist im aber in sinem leib beliben, des er sich gegen dem röm. Kg. beclagt hat zu Brussel, do sy freud und stechspyl mitainander getriben haben. Do man in nach sinem tod aufgeschnitten, hat man gefunden ein verbrunnes gelbs blut under seinem herzen, seer schmeckend, das herz blatgedruckt, darumb gefunden ain /121,9/ gelben jhest37. Dasselb herz ist also gedruckt gebalsamiert noch verhanden in des röm. Kg. hand.38 Und ist wol zu glauben, das der Kg. von Frankreich aus obgemelten angezaigten ursachen hett wol mugen liden, das Kg. Philipps wer gefangen worden, aber nit ermördt in sinem aigen huß vor so grosser erbarmnus, dwyl er ime so groß zu dienen genaigt und in sinem dienst und im zu eeren auf so grossen cost geweßt ist wider gunst und willen siner baider väter, romisch und hispanisch, und sein aigen erbschaft, wie verrer oben angezeugt ist. Aber die gefengnus ist gewiß gewest mit des Kg. von Frankreichs wissen, das die Franzosen ine haben wöllen fangen. Dann nit wol ist zu globen, das der von Nyffers oder ander houptlut, der etwen vil treffenlicher by solchem gewesen sein, understen hetten dörfen, on des Kg. wissen zu tun. Der loblichen Ff. vater, Hg. zu Burgundi, hetten sy villicht ouch geren getödt. Aber derselb vater39 ist des Kg. von Frankreichs liebster sun geweßt, doch der junger und nemblich Kg. Johanns und Kg. Ludwig des wysen40 anherr des dritten vor disem Kg. Ludwig.
/121,9’/ Gott behiet nun fortan vor inen ouch das edel, onschuldig blut Ehg. Karlen. Dann sy weren seins leibs als wenigen schonen als aller siner vorfordern.
Es sein zu solchem als zuegen ob hunderttausend menschen gewest und noch lebend und manig mer hundertausend darumb gestorben und verdorben. Auf baiden siten blietend die wunden noch.