Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Verhandlungen über die kurpfälzischen Verluste im Landshuter Erbfolgekrieg; [2.] Ausgleichsverhandlungen mit Württemberg; [3.] negative Bewertung des RT; [4.] Verhandlungen über die Aufteilung des niederbayerischen Erbes.
[Konstanz], 11. Juli 1507 (sontags vor Margrethe).
München, HStA, Fürstensachen 963, fol. 192–193 (Or. Hd. Venningen; auf fol. 184 [!] zu diesem Stück gehörig: 2 Ss., Adresse, Postverm.: Zu siner ftl. Gn. selbs handen, präs. frytags nach Margrete [16.7.]. Vermm.: Der Kg. will bezüglich der Landvogtei eine Geldsumme festsetzen und eine Resolution übergeben. Bezüglich Württembergs besteht Hoffnung auf gütliche Verhandlungen. In der Angelegenheit Pfgf. Friedrichs wurde eine Deklaration übergeben.).
[1.] Bestätigen den Empfang der durch den Boten Ungerer überbrachten Weisung [Nr. 572] bezüglich der Verhandlungen mit dem Kg., Württemberg und Nürnberg. Beteuern, sich in diesen drei Angelegenheiten nach Kräften bemühen zu wollen. Sie sind bezüglich der ersten beiden Punkte zuversichtlich, nicht ohne Ergebnis heimzukehren. Mit Nürnberg wird man wohl später zu einem Abschluß kommen. Bei den Verhandlungen mit dem Kg. erhielten sie nach vielen Anstrengungen und langem Warten am vergangenen Freitag [9.7.] folgende Antwort: Er sei mit vielen Reichs- und anderen Angelegenheiten beschäftigt, weswegen er sich mit ihrem Anliegen derzeit nicht befassen könne. Wenn sie aber noch einige Tage Geduld hätten, so würden die Verhandlungen wieder fortgesetzt und von ihm nicht weniger als seine eigenen Angelegenheiten betrieben.
Solche Worte haben sie schon oft gehört, doch da die vom Kg. benannten Materien tatsächlich derzeit abgehandelt werden, haben sie sich bis heute mittag in Geduld geübt. Dann wurden sie auf ihr Drängen zwar vorgeladen, verbrachten jedoch den halben Tag mit vergeblichem Warten, bis der Kg. zum Abendessen ging und eben im oder unter dem essen disen abschied herußgeriessen: Er habe entschieden, noch an diesem Abend eine bestimmte, nicht mehr verhandelbare Summe festzusetzen und seine schriftliche Resolution darüber am Montagmorgen [12.7.] durch den Bf. von Würzburg und Paul von Liechtenstein übergeben zu lassen. Sie könnten dann entscheiden, ob sie das Angebot annehmen wollten oder nicht. – Sie erwarten also noch die kgl. Resolution.
[2.] Hegen aufgrund der in seiner Weisung deutlich gemachten Position nicht geringe Hoffnungen auf einen Vertragsabschluß mit Württemberg oder wenigstens die Bevollmächtigung des Bf. von Würzburg zu Vermittlungsverhandlungen.
[3.] Sonst sin die leuf und handelungen selczam und swinde gnoug und dermaß, daß wo der Almechtig sin gotlich gnade nit in sonderheyt erschinen laßen wirdet, zu besorgen, teutsch nacion und dz Röm. Rich balde ein swang nemen und zur abetuer nit eyn kleinen fal tun werde. Sie haben noch mehr erfahren, das aber der Feder nicht anvertraut werden kann. Doch werden der Koler von Lindenfels, Johannes Goldschmidt und der Bote Ungerer einiges mitteilen.
[4.] [PS] Seit ihrem letzten Bericht wurden in der Angelegenheit Pfgf. Friedrichs als Vormund die Bürgschaften [Nrr. 412–415] geleistet und die Kommissare, darunter Kf. Friedrich von Sachsen als Obmann, ernannt. Obwohl Kf. Friedrich, wie sie berichteten1, diese Aufgabe zuerst ablehnte, hat er sie doch auf Drängen des Kg. und Hg. Albrechts [von Bayern] übernommen. Sie erwarten baldige Verhandlungen in Augsburg gemäß dem kgl. Spruch2 und der Deklaration. Sie müssen ihn aber doch auf einen bedenklichen Vorgang aufmerksam machen: Pfgf. Friedrich erhielt heute die mit dem großen kgl. Siegel versehene kgl. Deklaration [Nr. 410] ausgehändigt. Der Abgleich mit dem zuvor verlesenen Entwurf [Nr. 410 (C)] ergab allerdings Abweichungen in sechs bis acht Punkten. Mindestens vier Änderungen benachteiligen die beiden jungen Ff. [Ottheinrich und Philipp] in nicht hinzunehmender Weise. Sie umfassen nicht nur wenige Worte, was man verbessern könnte, sondern sind durch Einfügung von zehn bis zwölf Zeilen zustandegekommen, was Grund zu neuem Streit geben wird. Dies und anderes veranlaßt die Ff., noch in Konstanz zu bleiben. Es ist ungewiß, wann man abreisen kann; etliche meinen allerdings, bald.