Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Erinnert daran, daß er trotz des kurzfristigen Termins und ungeachtet eigener wichtiger Angelegenheiten gemäß dem Wunsch Kg. Maximilians auf eigene Kosten mit Hgin. Margarethe nach Brabant gezogen ist, um sie bei der Huldigung durch die Untertanen zu unterstützen. Dort haben die Hgin. und einige niederländische Räte mit ihm über den Geldernkrieg verhandelt, es wurde jedoch trotz seines Entgegenkommens keine Einigung erzielt.1 Er, der Kg., hat ihm schriftlich mitgeteilt, daß er nach Abschluß der Huldigung wieder nach Hause ziehen könne; eine kgl. Gesandtschaft werde dort mit ihm über den Geldernkrieg und alle übrigen noch offenen Angelegenheiten einen Vertrag aushandeln. Da er krank heimkehrte, war es ihm nicht möglich, selbst zu ihm zu kommen. Er bittet jedoch [durch seinen Gesandten] um die Erledigung folgender Punkte: 1. Begleichung seiner Aufwendungen für die niederländische Reise; 2. Begleichung der alten Schulden Kg. Maximilians2, in diesem Zusammenhang Bitte um Übergabe Montforts anstatt Erkelenz’. 3. Sein Vertreter auf dem Konstanzer RT, Dr. Herbert von Bilsen, hat ihm eröffnet, daß er mit 40 [!] Reitern3 und – wie die Kff. – mit 67 Fußsoldaten veranschlagt wurde, wilchs nycht in mynem vermoigen ind ouch nyt mehr gescheyn ist. Bittet, dies zu bedenken.

Er kann aufgrund seines derzeit schlechten Gesundheitszustandes nicht persönlich am Romzug teilnehmen. Erinnert daran, daß er wegen des Rheinzolls, worüber Niklas Ziegler in seinem Namen mit ihm, dem Kg., gesprochen hat, noch immer keine Antwort erhalten hat. Er hofft, daß er ihn, wie schon früher erbeten, berücksichtigt, wenn er das niederländische [Unter-]Statthalteramt besetzt. Er erwartet, in Kürze wieder gesund zu sein.4

Burg (Bürch), 27. August 1507 (frydach na St. Bartholomeus dach).

Düsseldorf, HStA, JB I, Nr. 272, fol. 20–22 (Reinkonz.).

Anmerkungen

1
 Kg. Maximilian hatte dem Jülicher Gesandten Friedrich von Brambach am 8.3. durch Niklas Ziegler eröffnet, daß er Hgin. Margarethe sowie Sigmund Pflug und anderen kgl. Räten befohlen habe, die Verhandlungen mit Hg. Wilhelm und dem Jülicher Landschaftsausschuß über eine Dienstverpflichtung des Hg. mit 400 Reitern und 600 Fußsoldaten zum Einsatz gegen Geldern zum Abschluß zu bringen (Instruktion Kg. Maximilians für Ehgin. Margarethe, Mgf. Christoph von Baden, F. Rudolf von Anhalt, Wilhelm von Croy, Johann von Luxemburg (de Ville), [Corneille de] Berghes und Dr. Sigmund Pflug zu Verhandlungen mit Jülich und anschließend mit den in Löwen versammelten ndl. Ständen, frz. Or. Straßburg, 31.3.1507, Verm. prps., Gegenz. Waudripont; AD Lille, B 18846/29679). Nach persönlichen Verhandlungen mit dem Kg. hatte Hg. Wilhelm zuvor bereits zugesagt, die Angelegenheit auf der Grundlage eines von Niklas Ziegler erstellten Memorials vor seine Landstände zu bringen. Der röm. Kg. drängte nun auf die unverzügliche Aufnahme der Beratungen des Hg. mit seinen Räten und Landständen. Dem Wunsch Wilhelms, an den kgl. Hof zu kommen, wollte der Kg. angesichts der sweren leuf nicht willfahren. Die erbetene Erhöhung des Düsseldorfer Rheinzolls lehnte er wegen des zu erwartenden Widerstands der Stadt Köln ebenfalls ab. Ebenso verschob er eine Antwort wegen der vom Hg. angestrebten niederländischen Statthalterschaft mit dem Hinweis, daß er bislang noch nichts zur Bildung der neuen Regierung unternommen habe (Or., act. Hagenau, Unterz. N. Ziegler; HStA Düsseldorf, JB I, Nr. 271, fol. 113–114). Wohl auch wegen des ausbleibenden Entgegenkommens Kg. Maximilians lehnte Hg. Wilhelm die Dienstverpflichtung gegen Geldern ab (Duncker, Fürst, S. 13).
2
 Vgl. zu den Schulden Kg. Maximilians bei Hg. Wilhelm Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 649, S. 928f. mit Anm. 3 und 4. Laut einem aus dem Jahr 1508 datierenden Verzeichnis des Jülicher Kanzlers Dr. Wilhelm von Lüninck betrug die Restschuld nach Abzug der bis einschließlich 1507 erfolgten Zahlungen 34 800 fl. Lüninck berücksichtigte dabei auch, daß bis dahin weder die zugesagte Lieferung von Kupfer im Wert von 2300 fl. erfolgt war noch Erkelenz und Krickenbeck an Jülich übergeben worden waren (Konz. Hd. Lüninck, s.d.; HStA Düsseldorf, JB I, Nr. 271, fol. 43–44’). Kg. Maximilian hatte – nach Vorverhandlungen Niklas Zieglers in Rottenmann am 23.10.1506 (Artikel Jülichs für Ziegler zum Vortrag an Kg. Maximilian, Or., Unterz. N. Ziegler; ebd., fol. 111–112) – am 8.3.1507 versprochen, sich um die Umsetzung seiner Schuldverschreibung durch Frankfurt, das die Aushändigung der Stadtsteuer an Jülich verweigerte, zu bemühen. Außerdem wollte er wegen der vertragsgemäßen Übergabe Erkelenz’ und Krickenbecks selbst in den Niederlanden verhandeln sowie das zugesagte Kupfer liefern und die 39 Tonnen Pulver bezahlen. Er versicherte, die Expektanz auf ein Reichslehen nicht zu vergessen [Nachweis s. Anm. 1].
3
 Richtig: 45 Reiter [Nr. 271, Pkt. 4, fol. 591’].
4
 Kg. Maximilian behandelte in seiner Antwort am 20.9. die Schuldenfrage hinhaltend. Bezüglich der ersten Rate der Hg. Wilhelm verweigerten Frankfurter Stadtsteuer in Höhe von 900 fl. verwies er auf den Dortmunder Anteil an der Romzughilfe in Höhe von 680 fl. [vgl. Nr. 902, Anm. 104]. Die Übergabe der Hft. Montfort als Pfand lehnte er unter den gegebenen Umständen ab. Wegen der bislang unterbliebenen Kupferlieferung bat der Kg. um Geduld. Er sagte zu, die niederländische Statthalterregierung zur Bezahlung des gelieferten Pulvers aufzufordern. Wegen des nach Meinung Hg. Wilhelms überhöhten Konstanzer Anschlags will kgl. Mt. gnediglich darein sehen, damit sein Gn. deßhalben zimblicher weise gehalten werde. Die Kosten Hg. Wilhelms für seine Mission in den Niederlanden sollten mit dessen Reichsanschlag verrechnet werden, wegen der Restsumme wollte er durch Niklas Ziegler Bescheid geben. Obzwar nicht Statthalter, so sollte der Hg. wenigstens oberster Feldhauptmann in den niederburgundischen Landen werden. Ziegler sollte die entsprechenden Dokumente überbringen und den Hg. überdies über die militärischen Planungen gegen Frankreich und Geldern unterrichten. Die erbetene Erhöhung des Düsseldorfer Rheinzolls erachtete Kg. Maximilian als unmöglich. Seine Zusage über ein Lehen im Wert von 1500 fl. [Ochsenfurt, 1.11.1505; Lacomblet, Urkundenbuch IV, Nr. 493, S. 611] wollte er dagegen vollziehen, sobald ein entsprechendes Objekt heimfallen würde (Or. Innsbruck, Unterz. N. Ziegler, Verm.: Dise antwurt van kgl. Mt. ist durch Frid[rich] van Branbach mir [= Wilhelm von Lüninck] overantwurt ze Bourch uf dinxtach neist na St. Remeysdach [5.10.]; HStA Düsseldorf, JB I, Nr. 272, fol. 24–24’, 25, 26).