Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Scheitern des Trierer Schiedstages im Konflikt mit dem hessischen Regiment, ihre schmachvolle Abreise aus Trier, ksl. Zahlungsgebot an das Regiment; [2.] Bitte an den Ks. um einen entsprechenden Befehl an das Regiment sowie um Zusendung eines gesiegelten Exemplars davon; [3.] Baldige Stellungnahme zu einem erneuten Schriftsatz ihrer Widersacher; [4.] Vertrauen auf die Hilfe des Ks.

Köln, 16. Juli 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 45-46, Orig. Pap. m. S.

[1.] Allergnst. Ks., welchermayß mein H. und gemahel [Landgf. Wilhelm d. Ä.] durch euer ksl. Mt. uf dem 22. tag des monets Juny jüngstverschienen gein Trier vertagt gewest gegen hofmeister und regenten des Ft. Hessen, uf welchem tag ich mit andern reten als anwelt und gewalthaber von meins H. und gemahels wegen mit gnugsamem gewalt erschienen, unser clagen gegen und wider berürte hofmeister und regenten schriftlich einbracht, wie spotlich und verechtlich der gegenteyl ungehorsamglich ausblieben, auch kein entschuldigung noch ursach desselbigen angezeygt, wie verechtlich und honlich uber [euer] Mt. bevelh, irer rete und der ganzen versamlung handlung, bericht, beger und bitt sie mich von Trier abzuscheyden gedrungen, zu rettung meins H. und gemahels, auch mein ftl. eher und wirde und mein herzeliebe dochter mit etlichen reten da müßen schuld und zerung halb pfand sten layßen, bys euer Mt. canzler [Zyprian von Serntein] inen 400 fl. gelauhen, damit sie sich mogen loyssen und her gein Collen komen, des alles haben euer ksl. Mt. vor guet wyssen und bericht. Darauf euer Mt. ksl. declaration und gebotsbrief an hofmeister und regenten, auch die stend des Ft. Hessen layßen ausgein [Nr. 1227], darin angezeygt, wie sie sich gegen meinem H. und gemahel, auch mir und unsern kindern halten sollen mit generung, handels der heubtsach und ausrichten monetgelts etc. Welcher beyder stueck [ich] ir ksl. Mt. mit hochstem vleys danksagen.

[2.] Und nachdem gemeltem hofmeister und regenten solch declaracion und mandat durch euer Mt. canzler hie zu Collen uberantwort ist, aber meyns wyßens noch nit antwort gefallen, us dem ich wys, ob sie gehorsam oder nit sein wollen, und aber die zeyt sich nehendt, das man die von Oppenheim muß bezalen oder aber mein gemahel, ich und ander unser rete uns gein Oppenheim in die pestilenzischen luft stellen müßen etc., so bit ich euer ksl. Mt. mit undertenigem und allerhochsten vleys, euer ksl. Mt. wolle bey angeregten hofmeister und regenten mit ernst verfügen, das solcher declaracion und mandaten von stund an und furderlich gelebt werd, damit ich die von Oppenheim bezal und die angeregt leyplich stellung vorkomen werd, und das sie auch in der haubtsach vorgee, damit euer ksl. Mt. des reichstag entlich und grüntlichen bescheid dester statlicher zu geben sey. Ich bitt auch, euer ksl. Mt. wolle mir irer getanen declaracion und ausgangen mandat brieflich versiegelt urkund verschaffen gegeben werd. So will ich uf euer Mt. gefallen derselbigen glaublich abschrift den stenden des Ft. Hessen die zuschicken, guter hoffnung, obwol hofmeister und regenten wolt ungehorsam sein und die ding ufhalten bys zu drenung oder endung dys reichstags, so werden doch sie, die stend, euer ksl. Mt. ansehen und der underteniglich gehorsam sein.

[3.] Allergnst. H., es sein zu gütlicher hinlegung etliche mittel, durch meine rete in meinem abwesen euer Mt. canzler zu Trier uf sein beger ubergeben, als ich her gein Collen komen, uf des canzlers handlung durch mich geleutert und zu weyterm verstand im ubergeben. Gegen den mir von gedachtem canzler am verschien[en] mitwoch [14.7.12] wider ein verzeichnus ubergeben [liegt nicht vor], die meins bedunkens mein[em] gemahel noch mir, auch unsern kinden keinswegs annemig, kan auch nit wol anders denken, dann solch ufzeichnus durch mein widerpart gemacht. Will und wurd gedachtem canzler, so erst mir moglich, antwort zuschicken, in hoffnung, er werd der nit misfallen haben, die gerechtigkeyt [und] pillichkeyt bedenken und mir zum end bey euer ksl. Mt. helfen, in maißen ich im vormals verdraut und noch. Das hab ich euer Mt. darumb angezeygt, ob ir geliben wolt, gütlich in der sach zu handeln, das sie des vorgehandelten und eingelegt schriften bericht hett, ob das itzund zu steuer und hilf der sach denen wolt.

[4.] Und wiewol, allergnst. H., ich ungezweifelt [bin], euer Mt. vil eingebildt wird, als ob mein H. und gemahel oder ich uns in ander mittel oder vertreg dann vor euer Mt. zu geben willens weren, auch nit on [ist], das vielerley praktig gesucht wird, wolt Got, euer ksl. Mt. wüst die gruntlich warheyt, so bitten doch euer Mt. [ich], kein andern glauben haben oder gedenken, dan das mein H. und gemahel, auch ich und mein dochter unser hoffnung, vertroistung, undertenigen vertrauwen und glauben zu und in euer ksl. Mt. gesetzt haben und setzen, wollen auch bey euer Mt. bleiben und was sie uns heyssen und bescheiden, es sey gütlich oder rechtlich oder wies euer Mt. gefelt, dem wol[len] wir ungewegert leben, genug tun und nit weiter suchen. Och so bitt ich, darinzusehen, das es vor endung dieß reichstags geendt werd und das hofmeister und regenten nit meins H. und gemahels, mein und unser kinder Hh. werden. Das will ich als ein arme F.in, wie ich soll, umb euer ksl. Mt. underteniglich verdienen. Datum freytags nach Margrethe Ao. etc. im 12.