Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Plan des Ks. zur Vertagung der Entscheidung im Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und Gf. Edzard von Emden auf den kommenden Reichstag; [2.] Argumente der sächsischen Gesandten gegen dieses Vorhaben; [3.] Ihr erneuter Wunsch an den Ks., Gf. Edzard zur Leistung des Lehnseides gegenüber Hg. Georg zu veranlassen.

Köln, 14. September 1512

A) Konz.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 148a-150b (von der Hand C. Pflugs; Vermerk fol. 151b: Gf. Edzard berurende zu Collen verhandelt).

B) Kop.: Ebd., fol. 109a-112b.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1254.

[1.] Uf dinstag exaltationis sancte crucis [14.9.12] had uns ksl. Mt. in sachen, den Gf. von Embde belangende, vor seiner Mt. und der stende rete bescheiden, und dise nachgeschribene gewest: H. Ciprian von Seretein, canzler, Gf. Sigmund vom Hag, H. Ernst von Welde, Dr. Camberg [= von Dalheim] und Dr. Reichenbach, des Bf. von Menz canzler [Dr. Johann Engellender] und marschalk [Frowein von Hutten], H. Hans Landschad, H. Eitelwolf vom Stein und H. Peter von Aufsatz [= Aufseß]. Also had vorgemelter canzler dise ader dergleichen wort geret, wy ksl. Mt. uf die handelung, durch den EB von Collen und andere commissarien gehabt, eine citation wider den Gf. von Embde habe ausgehen lasen [Nr. 1302], uf einen namhaftigen tag vor seiner ksl. Mt. zu erscheinen, uf angezeigte handelung seiner Mt. spruch zu gewarten, und daruf etzliche vorordent, den spruch zu begriffen. Dieweil dan seiner Mt. derselbt spruch vorgetragen, had sein Mt. bedacht, das sulche sache nicht mit dem spruche, brifen ader mandaten auszurichten sey, den alleine mit dem swerte und ernste. Dan sein Mt. wais, was ungehorsams derselbt Gf. Hg. Georgen von Sachsen und auch alle seiner Mt. mandat und penalbrif voracht, als sich itzunder auch zu vormuten ist. Und so der Gf. disen ernst sehen wurde, so wurde er geursacht, einen ufenthald [zu] suchen. Daraus großer ufrur im Reich erwachsen. Das seiner Mt. und den stenden itzunder zur zeid, nochdem die leuft im Reich gelegen, nicht leidlich und vornemlich seiner Mt., diewail sein Mt. in enporung wider den Kg. von Frankreich stunde, das er [= Gf. Edzard] mochte Gronyngen, dieweil sulchs itzunder in seinen henden stunde, sampt andern seinen slossen und flecken uffen und einlasen. Das seiner ksl. Mt. grosen schaden einfuren und geberen wurde. Uns angezogen, mit disem handel gedult zu tragen bis uf den nestkomenden reichstag. Alsdan wurden die Ff. und stende in grosser zal beyeinander sein, die dan mit seiner Mt. deste stadlicher von diser sachen zu handeln hetten. Und was alzo gehandelt und beslossen, das wurde ksl. Mt. mit den stenden deste williger zu volzihen und zu vorhelfen und in dem falle, mit dem gemeinen phennige zu hulfe zu kommen, geneigt und gewilligt sein. Und gebeten, diser kleinen zeid das im besten vorgenommen geduld zu tragen.

[2.] Daruf haben wir dise rede gebraucht, das uns das eine grose bitterkeid ist, das abzuslahen ader darwider zu sprechen, das uns von ksl. Mt. und den stenden wirdet vorgehalten. Wir mogen auch ihn anzeigen, das unser gn. H. mit sulcher undertenikeid ksl. Mt. geneigt und seine pflicht, damit sein Gn. ksl. Mt. vorwand, eindenk, das sein Gn. eher armut und das bettelbrot esse, eher dan sein Gn. ksl. Mt. enkegen und zu schaden handeln wolte. In gleichem fall der loblich F., seiner Gn. vater seliger und loblicher gedechtnus [Hg. Albrecht von Sachsen], auch getan, als seine werke zaigen, der ksl. Mt. und seiner Mt. kindern vor alle andere gedint und dergestalt, das sein Gn. und seiner Gn. kinder uf dise zeid deste in grosser armut leben mussen. Und geben iren Gn. und gunst hirauf dise underricht, das wir in diser handelung uf ausgegangene citation nicht anders dan einen spruch gesucht und gebeten, daraus kein aufrur zu besorgen, dan wir sein ungezweifelt, der Gf. werde demselbten spruch gehorsam sein. Und wu er gleich demselbten spruch wurde entkegen sein und einichs gewalts kegen ihm nottorftig zu gebrauchen were, so haben wir dem canzler zuvor angezeigt, das unser gn. H. in den fellen ane ratz und wissen ksl. Mt. nichts begunst noch vorgenommen; als[o] wurde sein Gn. zu diser zeid auch tuen. So ist auch die forcht, wy angezeigt, nicht zu haben, dan in seinem vermogen nicht ist, ksl. Mt. feinden zu[zu]zihen ader hilf zu tunde nach gelegenheit seiner Gft., als ein itzlicher, der lande kundig, des gut wissen had. So er aber sich sulcher untat understehen wurde, so weren sulche wege zu erdenken, als wir anzuzeigen wusten, das umb sulcher untat willen eberurter Gf. ganz auszuroden und zu vortilgen were. Und obgleich die fhar [= Gefahr, Risiko] vorhanden, der wir doch nicht gestehen, so solt doch ksl. Mt. umb sulcher fhar willen als einem loblichen und gerechten Ks., unserm gn. H. sein recht zu dempfen und underzudrucken, nicht gezimen. So halden wirs nicht davor, das sulch forcht in ksl. Mt. gemute ye kommen ader gefallen ist aus disen ursachen, diewail ksl. Mt. had bewilligt, die citation auch uf seinen ungehorsam, als sich des zu vormuten was, ein mandat wider den Gf. ausgehen zu lasen, auch das sein Mt., in meiner, Cesar Pflugs, kegenwertikeit den spruch zu eroffen lasen, bewilligt und dise sorge und fhar bei ksl. Mt. und seinen reten nicht gewend noch in irem gemute gewest. So ist es auch daraus abzunemen, das ksl. Mt. die großen houbter und gewelt in der cristenheid nye geforcht. Wy solt dan ksl. Mt. sich kegen disem geringschetzigen entsetzen ader in eine forcht kommen? So ist diser vorzuglicher vorslag vor einen abslag zu achten, dan wir konnen wol abgenemen, das ksl. Mt. und seine rete unserm gn. H. das recht mit uffentlichen worten nicht abslahen, den durch einen sulchen vorzuglichen weg. Und ist diser grund doraus zu vormerken, dan es ist leider nicht zu hoffen, das unsers H., des Ks., krigesleufte vor der zeid zu ende loufen mogen, und ist wol zu besorgen, das dieselbten kriegeshendel uf dem nesten reichstag wy itzunder stehen. So mochte alsden derselbte behelf wy itzunder gesucht und vorgewendt werden. So hat mir, Cesar Pflug, einer aus den keiserischen reten gesagt, so mir ein vorzuglich antwort begegent, so mochte ichs vor einen ganzen abslag achten und annemen. So kan ich auch nicht bedenken, das mein[em] gn. H., den nesten reichstag zu besuchen ader zu beschicken, leidlich sein wil aus diser ursachen, das mein gn. H. seins standes irre gehet und des itzd und zu Augspurg entsetzt ist.1 Und wywol ich, C[esar] P[flug], ksl. Mt., auch dem canzler vilfeltig angezeigt und zu vorkomen fleisig gebeten, so habe ich doch des kein anderung bekommen mogen und von wegen meinem gn. H. den schimpf erleiden mussen. Darumb so ist uns der verzug, bis uf den nesten reichstag anzunemen, nicht leidlich. Dan so der spruch itzunder ergehet ader was schadens, so er vorzogen, unserm gn. H. daraus erwechst, wollen wir euer Gn. und gunst anzeigen. Dan der Gf. stehet itzund in teglicher arbeid, wy er kan und mag, das er unserm gn. H. sein land durch meuterey ader andere bosheid mag abhendig brengen, als unser gn. H. in kunde kommen ist, und etzliche itzunder in seiner Gn. gefengnis had, die do bekennen, das der Gf. in sulchen anslegen mit ihn gestanden, unsern gn. H. von seinen Frislanden zu bringen. Darumb gemelter unser gn. H. geursacht wirdet, seine slos, stete und flecke deste in großer achtung zu haben und uber 10 000 fl. meher daruf wenden mus den uf die gewonlich bestellung. So aber der spruch erginge und der gestalt, als wir nicht zweifeln, das er seine Gft. von unserm gn. H. zu lehen enphaen und geburliche eidespflicht tuen solt, er wurde demselbten ane wegerung geleben und von sulchem bosem vornemen abstehen in ansehung seiner eidespflicht. So er aber, seiner pflicht enkegen, sulchen bosen hendeln anhangen wurde ader dem ksl. spruch nicht geleben, so hette man deste besser ursach, ihn zu strafen und sulche wege vorzunemen, damit mein gn. H. sulcher großer unkost entladen [werde]. Darumb so konnen wir in den vorslag aus angezeigten ursachen in keinen weg willigen, zuvorsichtig, euer Gn. und gunst werde dasselbt auch bewegen und uns von wegen ksl. Mt. einen andern beschid geben.

Daruf haben sich die obenbestimpten beraten und uns gesagt, wir solten zu haus gehen, sie wolten sulchen handel ksl. Mt. vormelden und uns von wegen seiner Mt. waitern beschid geben.

[3.] Alzo seind wir in kunde kommen, diewail unser[s] gn. H. abgonner mit disem behelfa nicht haben haften mogen, so haben sie vorgewendt, das ksl. Mt. nicht gezimen wolle, einigen spruch zu tuen, diewail zu Neus der handel nicht rechtlich vorhort. So wir diß abermals in kunde kommen, so haben wir den Sereteiner derhalben angeret und gesagt: Wir befinden, diewail unser[s] gn. H. abgonner mit dem, das sie vormals vorgewendt, das der spruch, so der erginge, ksl. Mt. an seinen gescheften vorhindern solt, keinen grund ader stad had [= haben], so wollen sie nue vorwenden, das der handel zu Neues nicht rechtlich ergangen. Darumb solt ksl. Mt., einigen spruch zu tunde, nicht geburen. Darob wir nicht wenig vorwundern hetten, das die ksl. rete das zu behelf suchten, das der part selbst nicht suchte noch begerte. So were auch nicht unser meynung, einen rechtlichen spruch zu haben, sunder alleine, diewail sein ksl. Mt. uffentlich wais, das der Gf. unsern gn. H. der lehen und anders wider recht bisher vorgegangen, ihn zu waisen, unserm gn. H. dasselbt zu tun und zu pflegen, als sulchs seiner ksl. Mt. gezimbt, geburt und zu tunde had, und vornemlich in diser sachen, da sein ksl. Mt. unsern gn. H., so er derhalben unlustig, diewail ers von seiner Mt. bekommen, schaden zu gelten vorpflicht ist. Und das seiner ksl. Mt. sulchs zu tunde had, zaigt der spruch, den sein ksl. Mt. in der hessischen handelung itzunder in diser stunde getan und had ergehen lasen [Nr. 1244].

Anmerkungen

1
 Dies bezieht sich auf die Sessionsstreitigkeiten Hg. Georgs von Sachsen mit Pfalzgf. Friedrich und Hg. Wilhelm von Bayern auf den Reichstagen in Augsburg 1510 und Trier 1512. Vgl. Abschnitte I.5.1. u. IV.6.
a
 B bevehel.