Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verhandlungen mit Hg. Ulrich von Württemberg, Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach und Mgf. Christoph von Baden über deren Wiederbeitritt zum Schwäbischen Bund; [2.] Ebenso mit Ravensburg und Esslingen; [3.] Unklarheiten bzgl. der Verschiebung der nächsten Bundesversammlung, Abneigung Hg. Ulrichs gegen einen Wiederbeitritt zum Bund; [4.] Sondierungen zur Einstellung der Bff. von Bamberg und Würzburg gegenüber dem Bund; [5.] Keine entsprechenden Gespräche mit dem Bf. von Eichstätt; [6.] Hinweis auf verbreiteten Widerstand gegen einen erneuten Bundesbeitritt.

Trier, 20. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Mai, fol. 81a-82b, Konz.

[1.] Gruß. Als mein H. von Gurk und ich euch1 jungst geschriben und anzaigt haben [Schreiben liegt nicht vor], wie und welchermaß die ksl. Mt. H. Degen Fuchs, ritter, in des punds hendeln gehört und daz ir Mt. aus etlichen ursachen die scharfen mandat an die stet und ander mit erklerung der acht nicht hat ausgeen lassen wellen, aber nichtdestminder seyen mandat ausgangen [Nr. 1434-1436], der aller ich euch copi zugeschickt hab. Aber mittler zeit hat auch H. Degen Fuchs des von Wirttenberg, Mgf. von Brandenburg und des von Baden halben gehandelt, doch des angesetzten tags halben zu Straßpurg, berurent di erbeinigung,2 nit lenger hie verziehen mugen. Nichtdestminder ist mit allen dreien Ff. gehandelt. Und anfenglich beleibt der von Wirttenberg auf den capiteln, wie ich euch die jüngst zugeschikt hab und ytzo abermals, warauf er entlich beleibt, hiemit zuschik. Darauf er auch sein ret auf den bemelten pundstag gen Augspurg verordnen well.

Dann Mgf. Fridrichs von Brandenburg halben, der hat sein beswerungen in schrift verhalten [wohl Nr. 1437]. Darauf di ksl. Mt. mit im handeln lassen, also das er auf den ytz angesetzten pundstag3 schiken wirdet, daselbs bemelter seiner beswerung halben zu handeln. Er hat auch ainen brief von ksl. Mt. an ksl. Mt. ret [liegt nicht vor], wie sy zwischen dem pund und sein handeln sollen, damit in seinen beswerungen messigung beschehe.

Dann des Mgf. von Baden halben hat di ksl. Mt. nit lassen handeln. Nu hat sich die handlung so lang verzogen, bis er mit seiner gewondlichen krankheit beladen ist worden, deshalben mit im nichts hat mugen gehandelt werden. Aber nichtdestminder so well er seine rete mit seinen mengeln und beswerungen auf den pundstag schiken und alsdann verrer handeln.

[2.] Item so sein di von Ravenspurg, desgleichen etlich ander stet, inen anhengig, auch die von Nesslingen [= Esslingen] bei ksl. Mt. gewesen und irer Mt. ire mengel und beswerung anzeigt. Aber ir Mt. hat sy all beschaiden auf den ytz furgenomen pundstag. Daselbs sol mit inen gehandelt werden.

[3.] Item hab ich mit ksl. Mt. geredt und ir Mt. anzeigt, das ir Mt. ire ret auf solhen pundstag verordne. Hat mir ir Mt. zu erkennen geben, das sein Mt. schriften von Augspurg hab, das der pundstag erstrekt sei bis in die pfingstfeyren [30.5.-2.6.12]. So versich sich auch ir Mt., das die Hh. vom regiment [zu Innsbruck] zusambt H. Degen Fuchs noch etlich mer ret verordnen werden. Doch nichtdestminder so hat mir ir Mt. in irem abschid hie bevolhen, das ich einen brief an die Hh. vom regiment richten sol mit anzeigen aller obangezeigten hendel. Welhen brief ich auch verfertigt und ir Mt. nachgeschickt hab [liegt nicht vor], denselben zu zeichnen und widerumb zu schiken. Nu ist auf gestern [19.5.12] abent der Bm. von Augspurg [Georg Langenmantel] bei mir gewesen. Der zaigt mir an, das er umb solh erstreckung des pundstags kain wissen nit hab, wiewol ich nit allain von ksl. Mt., sondern von andern auch bericht bin, daz solher erstreckung halben von Augspurg herab geschriben sei. Dieweil ich aber auf des Bm. red glauben setz, so schik ich euch hiermit ain copi desselben briefs [liegt nicht vor], so di ksl. Mt. angeben hat, bis solang der recht brief von ksl. Mt. widerumb kombt. Und bedunkt mich gut sein, daz ir instruction und was not wer, auf bemelten bundstag last vertigen, auch etlich mer ret zu H. Degen verordnet, wie ir dann vermeint, das solchs die noturft erfordern werd. Dann ich kann wol gedenken, wo der pundstag nit erstreckt ist, das vor dem hl. pingsttag [30.5.12] des von Wirttenberg und ander Ff. ret kaum einkomen werden. Und sonderlich, so zieht der Wirttenberger hie aus, und achten, seine ret vielleicht erst von Stukarten abfertigen wirdet. Er ist nit ganz willig oder lustig, in den pund zu komen. Wie auch bisher mit im gehandelt ist, werdet ir von H. Degen Fuchs mit der zeit wol bericht.

[4.] Verrer der dreyer Ff. halben Wirzburg, Bamberg und Eichstet, habt ir mir geschriben, das ir meinem gn. H. von Bamberg habt die artikel des punds zugeschikt. By dem werd ich die finden und auch H. Peter von Aufseß die furhalten. Hab ich meinem H. von Bamberg die meinung anzeigt. Der hat mir darauf geantwort, er hab die artikel nit by im, sonder sy syen noch zu Bamberg. Aber nichtdestminder versech er sich, das im die in kurzen tagen kommen sollen. Sobald daz beschech, woll er mir alsdann derhalben antwort geben. Nachmals, als die artikl kommen sein, hat er widerumb geschriben und anzeigt, das er etlich beswerungen hab nach laut der schrift [wohl. Nr. 1444], so ich euch hiemit zuschik. Darauf hab ich dieselben artikl an ksl. Mt. bracht. Hat mir ir Mt. dorauf geantwort, sein Mt. wiß hie nichts darin zu handeln, aber ir Mt. woll solh sein beswerung iren reten gein Augspurg schiken und alsdann denselben bevelhen, darin zu handeln. Das ist auch der von Bamberg wol zufriden gewesen und dorauf einen brief an die ret geschriben und die artikl seiner beswerung [wohl Nr. 1444] darin beslossen, und wirdet der von Bamberg also sein treffenlich ret verordnen. Aber H. Peter von Aufseß hab ich die artikl auch uberantwort. Und dieweil dem von Bamberg solh artikl von seinen reten spat zukomen sein, so vermaint H. Peter von Aufseß, das seinem H. von Wirzburg nit muglich sei, das er auf disem pundstag ymands schicken oder verordnen mög, dann er muß sich zuvor mit seinem capitl wol underreden. So acht er auch dafur, das auf disem tag der pund nit gar beslossen werd. Aber nichtdestminder, sopald er von seinem H. antwort hat, will er mich desselben furderlich berichten, des ich euch auch furter zuschreiben wil.

[5.] Der von Eychstet hat nymands hie gehabt, darumb ist mit im nichts gehandelt worden. Aber ich versich mich, das ir villeicht selbs mit im handelt.

[6.] Das alles hab ich euch nit wollen verhalten, und bedunkt mich, das not sei, das ir die, so auf den pundstag ziehen, mit guter underricht und bevelh abfertigt, dann ich kann nit anders merken, das nit yederman lustig ist, in den pund zu kommen und allerlei praktiken oder handlung darin sein mugen, die ir von H. Degen Fuchs nachmals bericht werdet. Damit tu ich mich euch bevelhen. Datum Trier am 20. tag May Ao. etc. duodecimo.

Anmerkungen

1
 Das nicht adressierte Schreiben beginnt mit der Anrede Wolgeborner, besonder lb. H. und swager. Daß damit höchstwahrscheinlich Paul von Liechtenstein gemeint ist, ergibt sich aus dem Inhalt.
2
 Gemeint ist die für den 9. Mai 1512 anberaumte Versammlung zur Erneuerung der Niederen Vereinigung. Vgl. Nr. 1479.
3
 Ausgeschrieben für den 23. Mai 1512 nach Augsburg. Vgl. Nr. 1429.