Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 1476 Ks. Maximilian an Straßburg
Trier, 17. April 1512
Straßburg, AM, AA 325/15, fol. 9, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Ersucht darum, die von ihm für den 9. Mai (sonntag cantate) nach Straßburg einberufene Versammlung zur Erneuerung der Niederen Vereinigung zu beschicken.
Nr. 1477 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)
Trier, 3. Mai 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 393, fol. 200a, Konz.
Der Ks. hat Liechtenstein aufgefordert, seinen Ratschlag zu übersenden, wie auf der kommenden Versammlung in Straßburg (am 9. Mai) in Sachen Niedere Vereinigung vorgegangen werden soll. Da die Zusammenkunft kurz bevorsteht, der Ratschlag aber noch nicht eingetroffen ist, möge Liechtenstein ihn schnellstmöglich herschicken, damit Degen Fuchs, der als ksl. Abgesandter vorgesehen ist, termingerecht und gründlich instruiert werden kann. Und glaubt, wo nicht so vil an dem handl gelegen were, ich welt euch damit nit bemuet haben. So waiß man am hof nit vil von den handlen, wie ir dann wist.
Nr. 1478 Instruktion Ks. Maximilians für Wilhelm von Rappoltstein, Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Fh. Sigmund von Falkenstein, Degen Fuchs, Dr. Heinrich Koler, je zwei Vertreter des Regiments in Ensisheim und der oberelsässischen Landstände sowie Hans Heinrich Armstorffer zu einer Werbung bei den in Straßburg versammelten Vertretern der Bff. von Straßburg und Basel sowie der elsässischen Rstt.
[1.] Nutzen der Niederen Vereinigung, Aufforderung zum Wiederbeitritt, Modifikationen der Bundesverfassung, Wunsch nach Kooperation mit dem Schwäbischen Bund und Beitritt weiterer Mitglieder, Anberaumung einer erneuten Zusammenkunft, Weisung zur Berichterstattung über den Verlauf der Versammlung; [2.] Beilegung von Streitfällen des Bf. von Straßburg; [3.] Abstellung einer Beschwerde Jakobs von Landsberg; [4.] Aufforderung an diesen zur Übergabe eines Teils von Schloß Landsberg an Niklas Ziegler.
Trier 7. Mai 1512
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 92a-94a, Orig. Pap. oder Kop.
Instruction, was die edeln, ersamen, gelerten, andechtigen und unser lb. getreuen Wilhalm, H. zu Rappolstain, Hans Jacob, Fh. zu Mörspurg und Beffort, unser landvogt in Obern- und Undernelsaß, Sigmund, Fh. zu Falkenstain, Degen Fuchs von Fuchsperg, unser haubtman zu Kuefstain, Dr. Hainrich Koler, pfarrer zu Freiburg, auch zwen ander unser rete unsers regiments zu Ensisheim und zwen von unser landschaft in Obernelsaß, Hans Hainrich Armbstorffer, unser zynsmaister zu Hagenau, samentlich oder etlich aus inen handeln sollen.1
[1.] Anfenglich sollen sy den gesandten unserer Ff., der Bff. zu Straßburg und Basel, dergleichen der stett Straßburg, Hagenau, Colmar, Slettstatt, Weissenburg im Elsaß, Obernehenhaim, Roßhaim, Kaysersperg, Türckheim und Münster in St. Gregoriental, die alle yetz zu Straßburg versamelt sein werden, von unsern wegen sagen unser gnad und alles guet und demnach erzelen, sy wissen ungezweifelt, was nutz und frumen die nidern vereinigung, so gute zeit her zwischen unsern vordern erblanden und inen gewesen ist, uns allen bracht hat. Aus demselben und nach gelegenhait der gegenwurtigen schweren leufe bewegen wir, daz dieselb verainigung uns und inen nachmals not und fruchtparlich sey. Darumb sollen dieselben unser rete an die gemelten gesandten mit allem vleis und ernst begern, wie vormals oft beschehen ist, daz sy in die berurt verainigung widerumb gen und bewilligen und yetz mitsampt unsern reten und landleuten mittel und wege beratslagen, in welichen artikeln solhe verainigung zu pessern, zu gemindern oder in ander weg zu verendern, was auch darzu zu sehen not und gut sey. Dergleichen sollen unser rete handeln, daz die stett Speir und Worms in dieselb ainigung auch eingezogen und daneben von andern, es weren Ff., prelaten, Gff., Hh., von adel oder stett, die dem handel gelegen wern, und sonderlich, ob ain verstentnus zwischen dem swebischen bund und der nidern verainigung, was sy sich gegenainander mit hilf versehen solten, zu machen sey, geredt und geratslagt werde. Und wo in solichem ursachen zufielen, daz uf disem tag nichts entlichs beslossen, sonder die gesandten daz widerumb hinder sich bringen würden, sollen unser rete verfuegen, daz deshalben zum entlichen besluß ain ander tage, ungevärlich über fünf wuchen, gen Straßburg oder an ein ander gelegen ende angesetzt werde. Und waz unsern reten hierin begegnet und auf disem tage gehandelt und beratslagt würdet, des sollen sy uns, auch daneben unserm regiment zu Ynnsprugg in schrift mitsampt irem rat und gutbedunken aigentlich berichten und in dem allem nach irem rat und gutbedunken, doch unbesließlich, handlen.
[2.] Verrer als sich unser F., der Bf. zu Straßburg, beclagt, wie er von unserm regiment zu Ensishaim mit versperrung St. Valenteins hailtumb zu Rufach und gefengnus etlich der seinen unbillicherweis beswert werde [vgl. Abschnitt IV.5.11.2.], desgleichen, wie unser landvogt und rete zu Hagenau gegen dem brobst zu Surburg, seiner person und seinem gut, etwaz groblichen gehandlt haben, ist unser mainung, das der gemelt von Falkenstain, auch Degen Fuchs und der pfarrer von Freiburg dieselben zwo sachen grüntlichen verhorn und versuchen, die gütlich zu vertragen, waz aber zu der gütlichhait nit stat haben welt, verschaffen und darob sein, daz alle unpilliche handlung und beswerung abgestelt und, waz pillichen ist, gehandelt werde. Was in aber darin zu schwere sein würde, daz solln sy an uns, auch unser regiment zu Ynnsprugk mitsampt irem rate bringen und gelangen lassen und mitler zeit die sachen stellen, das kain aufrur und empörung werde.
[3.] Als sich auch unser rat Jacob von Landsperg beclagt, wie er wider sein volligs rechterpieten fur ordenlich gericht durch den official des geistlichen gerichtz zu Straßburg unpillicherweis beswert werde, sollen die obgemelten unser landvogt und rete sich der sachen erkunden und waz unpillicher beschwerung sy darin finden, mit dem official guetlichen handln, die abzustellen.
[4.] Und als wir in eroberung der Hft. Bar2 den vierten tail, so weilund Pfalzgf. Philips am schlos Landsperg, bey Bar gelegen, mit seiner zugehörung gehapt, gleicherweis erobert und auch darauf der hausvogt daselbs unsern haubtleuten gelobt und gesworn, auch nachmols Jacob von Landsperg unsern secretari Niclausen Ziegler als inhaber der Hft. Bar auf dem nechstgehalten reichstag zu Augspurg in beywesen weilund Peter Felschen von sein und seiner vettern von Landsperg wegen zugesagt hat, in zu aller gerechtigkait, wie die der gemelt Pfalzgf. an demselben slos Landsperg gehebt, gütlich komen zu lassen, wiewol sich daz bisher verzogen hat, sollen unser rete an denselben von Landsperg ernstlich begern, solichem nachmals nachzukomen. Dagegen sol auch beschehen, waz sich laut des burkfridens gebürt, dann wir solichs in kain weg nachlassen kunden noch wollen. Und waz unsern reten darin begegnet, daz sollen sy uns auch berichten. Geben in unser und des hl. Reichs statt Trier am 7. May Ao. etc. 12.
Nr. 1479 Abschied der Versammlung ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung
[1.] Eintreffen ksl. Gesandter; [2.] Ruhen der Bemühungen um Fortsetzung der Niederen Vereinigung; [3.] Aufforderung zu deren Erneuerung, eventuellen Modifizierung und Erweiterung; [4.] Bereitschaft der bisherigen Mitglieder zu entsprechenden Beratungen; [5.] Aufforderung der ksl. Gesandten zur Vorlage von Verbesserungsvorschlägen; [6.] Heimbringen dieses Ersuchens; [7.] Vorschlag für mögliche neue Mitglieder sowie für ein Abkommen mit dem Schwäbischen Bund; [8.] Anberaumung einer weiteren Zusammenkunft; [9.] Anwesende Gesandtschaften.
Straßburg, 12. Mai 1512
Kop. (Unterschrift: Sebastian Brant): A) Colmar, AM, AA 134, o. Fol.; B) Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 101a u. b, 106a.
[1.] Gemäß der Aufforderung des Ks. an die ehemaligen Mitglieder der Niederen Vereinigung sowie die Angehörigen der Landvogtei Hagenau, auf einer Versammlung in Straßburg am 9. Mai (sontag cantate) von ferrer ernuwerung und underhaltung derselben zu ratschlagen und beschliessen etc., erschienen am heutigen 12. Mai (mittwochs noch cantate) Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Landvogt im Unterelsaß, Degen Fuchs von Fuchsberg, Hauptmann zu Kufstein, Rudolf von Blumeneck, Dr. Werner Wölflin, Dr. Hieronymus Baldung, Hans Heinrich Armstorffer, ksl. Zinsmeister zu Hagenau, und Ulrich Höltzel, Schultheiß zu Ensisheim, in Straßburg auf der Pfalz und trugen gemäß ksl. Kredenz und Befehl (Nr. 1478) Folgendes vor:
[2.] a–Nachdem die röm. und hungerisch ksl. Mt. als Ehg. in Osterreich mit irer Mt. vordern landen Elsaz, Sundgow, Brysgow mitsampt dem Schwarzwald vor verschiner zit mit den hochwürdigen unsern gn. Hh., den Bff. zu Straßburg und Basel, ouch etlichen ersamen stetten diser lands gezirk ein vereinung und fruntlichen verstand uf ein jarzale gehaben, do ir Mt. vor ausgang bemelter verein, dieselben witer zu erstrecken, mit den verwanten der verein handlen lassen, were doch solichs aus schweren und merklichen röm. ksl. Mt. gescheften und eehaften, ouch andern etlichen ursachen dozumal, ouch bishar in rug gestelt. Dadurch die anzale jare berurter vereyne, ouch dieselben geendet und verschinen.
[3.] Dieweyle aber berurte verein, als menklich gut wissens, irer Mt. als Ehg. zu Österrich, ouch dem loblichen huse Österrich und den verwandten solicher verein nützlich, wol erschossen und zu gutem komen were und noch hinfuro, wa die ferrer ufgricht, irer Mt. als Ehg. zu Österrich, inen und andern verwanten zu merem ufnemen und gutem dienen würde, so were irer Mt. ernstlichs ansinen und gn. begeren an die verwanten der vereine, sie wolten in ufrichtunge und ernuwerunge obangerurter vereine mit irer Mt. als Ehg. zu Österrich handeln und beschliessen verhelfen. Das wolte ir Mt. sich, also zu beschechen, zu inen genzlich versehen, in gnaden bedenken und zu gutem nit vergessen. Obe ouch etlich artikel in der alten vereyn vergriffen werent, die die verwanten der vereine bedunken wolte zu meren, myndern oder zu bessern, desglichen, ob die verwanden fur gut ansehen wolte, nachdem Basel und Mülhusen sich von der verein getan, yemants witers von Ff., Hh. oder stetten, dieser landsart gelegen, zu solcher ernuwerung der verein gut, erschießlich, tröstlich oder nützlich sin, wolte ir Mt. darin gn. insehen tun und zum besten anzuhalten und verhandlen helfen geneygt sein etc.–a
[4.] Hierauf antworteten die Vertreter der Mitglieder der Niederen Vereinigung, was zu iren nutze, guten und wolfarte, röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., und dem loblichen huse Österrich dienstlich und gefellig sein möcht, werent ire gn. Hh., obern und frunde als irer Mt. gehorsamen zu undertenigem gefallen alzeit gutwillig und geneigt gewesen, als sy nochmals und furter gern tun wolten. Über das Angebot der ksl. Gesandten zu einer eventuellen Modifizierung der Bundesverfassung oder des Mitgliederbestands wollten sie beraten und dann antworten.
[5.] Daruf die ksl. rete geantwurt, sy hetten nit zwyfel, die alte verzichunge der vereine were loblich, betrachtlich, wolbedacht und beretlich angenomen und gesetzt worden, so sy zu verbessern nit wol wisseten, hette ouch ksl. Mt. damals daran ein gefelligs vermugen und gn. gefallen gehaben und noch. Wisten aber die verwanten der vereine etwas in solicher alten verschribung vergriffen, das sy zu endern, bessern, meren oder myndern gut bedunken wolte oder yemants von iren anstossenden nochburen oder andern von Ff., Hh. oder stetten zu solicher vereine nützlich, erschießlich oder fur gut anzuzeigen, möchten sy als diser landsart kundig und als die, so das us lang harbrachter erfarunge sunder zwifels wol wissens tragen, inen anzögen. Wolten sie alsdann von wegen ksl. Mt. ir gutbedunken und was sy wyter in befelch hetten, sich ouch hören lossen.
[6.] Hierauf erklärten die anwesenden Gesandten, daß sie keine Weisungen in dieser Angelegenheit hätten, die Sache jedoch ihren Oberen heimbringen wollten.
[7.] Als mögliche neue Mitglieder der Vereinigung nannten die ksl. Beauftragten folgende Ff., Hh. und Städte, die ihnen zu dem handel togenlich, ersprießlich und nit ungemeß bedunken wolt, doch uf gut gefallen und wilfarung der stenden der vereyn, nemlich: Wirtemberg mit der Hft. Horburg und Richenwyler, item Mgf. von Baden mit der Mgft. und Hftt. Röteln und Hochberg, item Fürstenberg mit dem Kyntziger tale und der Borre [= Barr], item Bütsch und Honow [= Hanau], item von stetten Hagenow, item Wissenburg, item Offemburg, item Gengembach, item Zelle, item Spire und Worms, doch zu bedenken, diewyl dieselben mit iren stiften und geistlichen etwas spenne und irrung hettent etc., item Rottemburg am Necker mit der Hft. Horwe, item Rotwyl, die stat, nachdem dann ksl. Mt. mit denselben in sunderheit verstäntnus hat. Sodann, als der swebisch bund ungezwifelter hoffnung wyter herstreckt werde, setzt ir Mt. den verwanten der vereine zu bedenken, obe mit demselbigen bunt ouch ein fruntlicher verstand zu suchen were, doch wolte ir Mt. solichs den stenden der verein heymgesetzt und witer alle obangezeigten meinung zu bedenken befolhen haben.
[8.] Zur weiteren Beratung beraumten die ksl. Beauftragten für den 29. Juni (Petri und Pauli apostolorum) eine erneute Zusammenkunft in Straßburg an.
[9.] Anwesend waren die Gesandtschaften der Bff. von Straßburg und Basel sowie der Städte Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Kaysersberg, Oberehnheim, Münster im St. Gregoriental und Rosheim. 1
Nr. 1480 Abschied der Separatversammlung ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung
[1.] Antwort auf den ksl. Wunsch nach Erneuerung der Niederen Vereinigung, Wunsch nach genauer Festlegung der zu leistenden Hilfe; [2.] Beratung hierüber durch einen Hauptmann und Räte; [3.] Gedanke an ein Abkommen mit den Eidgenossen über die Behandlung jeweiliger Feinde; [4.] Vorschlag für mögliche neue Mitglieder, Argumente gegen sonstige Kandidaten und eine zu enge Verbindung mit dem Schwäbischen Bund; [5.] Kriterien für die Festlegung der Hilfeleistung; [6.] Vorgehen bei Konflikten zwischen Vereinigungsmitgliedern; [7.] Anberaumung einer weiteren Zusammenkunft.
Schlettstadt, 7. Juni 1512 (montag nach trinitatem)
Colmar, AM, AA 134, o. Fol., Kop.
[1.] Die versammelten Vertreter ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung beschließen, auf der nächsten Versammlung den Antrag der ksl. Räte auf Erneuerung der Vereinigung folgendermaßen zu beantworten:
Zum ersten in bedacht der schweren und sorgfeltigen, ungetruwen louf und handel, so in der welt schweben und zu zeiten furgenomen werden, das gut wer, wie die nachpurschaft in disem bezirk des landes sich in einem fruntlichen verstand und nachburlich vereyne miteinander deten und truwlich hielten, doch das keinem teyl, so sich witer darin begeben würde, sunderlich belestigen und beschwerung bringen möcht, und namlich in dem, das ye ein teyl dem andern lut jüngster verein mit aller macht zum höchsten zuziehen solt, das dann ein ordnunge vergriffen werde, ein yedem nach seinem stand und gebüre mit zymlicher anzale dem andren zu hilf zu komen, es syge mit dem ersten, andren, dritten anzug, wie sich dann das nach notturft und gestalt der sachen erheischen würde, damit nach der hand kein teyl das ander anziechen oder verunglümpfen möcht, seiner vermüglicheit nit gnug getun zu haben.
[2.] Das zu diser handlung und guetlichen verstand not sin, houptlut und rat zu ordnen, damit nit ein yeder, so sich an dem andren zu rechnen oder beclagen understund, nach sym gefallen ein ufgebot tun oder ufrüstung einer hilf usgen lasen möcht. Ist geratschlagt, das man von den Ff. und Gff. einen houptman und von den stetten ouch einen nemen und inen ein anzale rate zuordnen solte.
[3.] Sodann, als ein anzoge durch ksl. Mt. rate beschehen, dwyl Basel und Mülhusen sich außer der vereyn getun, ob dann die gesanten für gut ansehen wolt, mit etlichen Ff., Hh. und stenden, so dann vormals nit in der ausgangen verein gewesen, [in die Vereinigung] zu komen, und under andern angezeygt ein Mgf. von Baden mit der Mgft. sampt der Hft. Röteln etc. So nu die Hft. Roteln denen von Basel und der Eidgnoßschaft nahe gelegen und bishar zu ziten etwas viel gezenk gehaben, da würt not sin zu bedenken, was man sich in solchen oder andren fellen gegen den Eydgnossen versehen müge. Darauf geratschlagt, mit den Eydgenossen ein verein zu machen oder ein verstentnuße, die vinde nit zu enthalten oder furschub zu geben etc. oder aber sy gar auszunemen.
[4.] Item Hagnow mit der landvogty, Wyssenburg, Landow, Offemburg, Gengembach und Zelle, desglichen Bitsch und Hanow mitsampt der Hft. Bitsch und Liechtenberg, ouch der Ortnow mit der Hft. Fürstenberg und dem Kintziger tale bis gen Wolfach, auch der Gft. Horburg, Richenwyler mitsampt der Hft. Mümpelgart; die Hh. von Rapoltzstein; die Gff. von Lupfen von wegen der Hh. von Landspurg.
Item Spier und Wurms sind aus angezeigter iren hendel entlegen.
Item die Hft. Horbe, Rottenburg, Rotwyle und die Bore sind des ussren waldes halben entlegen.
Item als die schwebische verein angezeigt, da möcht villicht wol zu liden sin ein fruntlicher verstand, das ein teyl dem andern sein find nit ufgehalten etc. Aber mit hilflicher verein sind die land einander entlegen, also das eins dem andern nit wol zu statten komen mag oder zu sprießlich sin.
[5.] Und damit die sachen fruntlichen zugangen und nyemants fur den andern beschwert oder im zugemessen, er het seinem vermügen nach nit gnug getun, wo do yemans diser verein überzogen oder beschediget würd, das dann zu frischer getat jederman nachilend und das beste tun, als ob die sach sin eigen were. Wo aber nach der hand durch den verletzten ein zug oder veltleger wider ein auslendigen, diser verein nit verwanten, [erfolgt] und derselb rechts uf die verein bieten würde, so soll der pundsverwandt schuldig sin, solch rechtbot uf der verein anzunemen, und wo er das nit tun wolt, so soll man ime zu helfen nit schuldig sin. Wolt aber der auslendig solch rechtbot nit tun oder annemen, solt man doch dem beschedigiten zu solchem veltleger oder überzug uf sin ansuchen und erfordern mit ufristung zu tund nit schuldig sin, es were dann vor und ee der handel und beschwerde durch die beliedigten houptman mit rat des andern hoptmans den stenden der verein schriftlich überschickt und nachmals durch die ret und houptlut der vereyn oder das merertayle under inen erkannt, nach gestalt des handels und notturft der sachen hilf, ausristung und uszug zu tunde.
[6.] Es ist ouch bedacht, ob sich spen und zweyung zwüschen den stenden der verein erheben würde, dieselben mit einem ustreglichen rechten zu entscheiden und gewertigen uf uswisung der vergangnen vereyn, oder aber, so zwen houptman und rete, wie dann obgemeldt ist, verordent werden, das dann der houptman des angeclagten teyls in volfurung der rechtvertigung obmann sig und die verordneten ret beisitzer, und so der cleger rechts erfordert, das dann der obman furderlich beyde partyen an gelegen malstat, in dem bezirk diser verein gelegen, uf einen namlichen tag beschribe und vertrag, dise sachen nach notturft verhöre, und was durch sy sampt oder durch den merenteyl gesprochen, das beid teyl dem unwidersprechenlich geleben, und ob sich einich teyl des spruchs weygern, das dann die bundsverwandten inen zu gehorsamen und zu volziechung halten etc. oder sunst einer andren maß, uf kunftigen tagen rat zu schlahen und ze beschliessen.
[7.] Für den 27. Juni (sonntag nehst vor Petri und Pauli apostolorum) wird eine weitere Versammlung nach Straßburg anberaumt, am 30. Juni (mitwochen nehst darnach) soll den ksl. Räten auf ihr Begehren geantwortet werden. 1
Nr. 1481 Abschied der Versammlung ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung
Straßburg, 30. Juni 1512 (mitwochs noch Petri und Pauli)
Colmar, AM, AA 134, o. Fol., Kop. (Unterschrift: Sebastian Brant).
Die verordneten ksl. Räte Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Landvogt im Unterelsaß, Hartung von Andlau, Dr. Werner Wölflin, Dr. Hieronymus Baldung, Hans Heinrich Armstorffer, ksl. Zinsmeister zu Hagenau, Bernhard Schmidt, Bm. von Freiburg im Breisgau, und Ulrich Höltzel, Schultheiß zu Ensisheim, 1 verlangten gemäß dem Abschied vom 12. Mai (Nr. 1479) von den Vertretern ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung Antwort auf die Frage, ob sie diese fortsetzen wollten. So wolt sy fur gut ansehen, by den artikeln derselben verein zu blyben, werent ouch also hie, mit den stenden der bemelten verein dermosen bis an einen beschluß verhelfen zu handlen.
Hierauf erklärten die Abgesandten, ihre Oberen seien dem Ks. zu Gefallen und in Anbetracht der gegenwärtigen unsicheren Verhältnisse nit unwillig, ein getruwen, nachbarlichen und fruntlichen verstand oder vereyn zu gut diser lande gezirk mit dem Ks. als Ehg. von Österreich einzugehen. Gemäß der auf der letzten Versammlung (in Straßburg) ergangenen Aufforderung der ksl. Verordneten, weitere in Frage kommende Mitglieder der Vereinigung anzugeben, nannten die Abgesandten die Hft. Horburg und Mümpelgart sampt Richenwyler, so unserm gn. H. von Würtenberg zustendig, item Mgf. von Baden mit der Mgft., ouch den Hftt. Rötlen und Hochberg, item die landvogti in Niderelsaz sampt irer zugeherde, item die Gft. Bütsch mitsampt seinem teyl der Hft. Liechtemberg, item Hanow von wegen sins teyls des lands Liechtemberg, item Rapoltzstein mit siner zugehörd, item Lupfen von wegen der Hft. Landspurg, item Fürstenberg mit der Ortnow und dem Kintziger tale bis gen Wolfach, item die stette Hagnow, Wyssemburg, Landow, Offemburg, Gengenbach, Zell im Harbmerspach.
Und nachdem die Eydgnosschaft an etliche obemeldte Hftt., besunders unserm gn. H. von Basel und andern, anstossig, wolt die gesanten fur gut ansehen, die Eydgnosen ouch in einen fruntlichen verstand oder vereyn zu vermögen oder aber sy gar auszunemen.
Die ksl. Verordneten nahmen diese Antwort auf Hintersichbringen an und beraumten zur weiteren Beratung für den 24. August (Bartholomei nehstkünftig) eine neue Zusammenkunft in Straßburg an.
Anwesend waren die Gesandtschaften der Bff. von Straßburg und Basel sowie der Städte Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaysersberg, Münster im St. Gregoriental und Rosheim.2
Nr. 1482 Ks. Maximilian an den Bf. von Straßburg sowie in gleicher Form an den Bf. von Basel, die Rstt. Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaysersberg, Münster im St. Gregoriental und Rosheim sowie die Regimente in Innsbruck und Ensisheim
Köln, 27. Juli 1512
Straßburg, AM, AA 325, fol. 10, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 156a-157b, Konz.
Fordert dazu auf, an der Straßburger Versammlung am 24. August ( St. Bartholomeustag) persönlich oder durch bevollmächtigte Vertreter teilzunehmen und zum Besten der Niederen Vereinigung zu handeln.1
Nr. 1483 Abschied der Versammlung ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung
Straßburg, 25. August 1512
Colmar, AM, AA 134, o. Fol., Kop.
Gemäß dem Abschied vom 30. Juni (Nr. 1481) erschienen am heutigen 25. August (mitwoch nach Bartholomei) Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Landvogt (im Unterelsaß), Hans Ymbert von Gilgenberg, Dr. Werner Wölflin, Dr. Hieronymus Baldung, Hans Heinrich Armstorffer, Zinsmeister zu Hagenau, und Ulrich Höltzel, Schultheiß zu Ensisheim,1 als ksl. Verordnete. Sie berichteten, die Vertreter der vom Ks. als mögliche neue Mitglieder der Niederen Vereinigung geladenen Stände hätten eine Abschrift des Textes der früheren Vereinigung verlangt, um diese ihren Oberen zur Information heimschicken zu können. Die Gesandten der ehemaligen Mitglieder erklärten sich auf Anfrage der ksl. Räte mit der Übergabe des Vereinigungstextes einverstanden, wollten aber bei den weiteren Verhandlungen mit den potentiellen Neumitgliedern folgende Punkte berücksichtigt wissen:
1. Erstellung einer Ordnung, in der der Umfang des von jedem Mitglied zu stellenden Hilfskontingents angemessen und exakt festgelegt ist.
2. Bestellung von Hauptleuten und Räten mit alleiniger Zuständigkeit für die Organisation eines Aufgebots.
3. Festlegung der Modalitäten bei Hilfeleistung für ein angegriffenes oder geschädigtes Bundesmitglied.
4. Regelung der Frage, wie Konflikte zwischen Bundesmitgliedern beigelegt werden sollen.
5. Übermittlung des Wunsches der alten Bundesmitglieder an die Vertreter der neu aufzunehmenden Stände, die Eidgenossen entweder in die Vereinigung mit aufzunehmen oder sie auszunehmen.
Die ksl. Verordneten akzeptierten alle Wünsche mit Ausnahme des letzten, vor allem mit der Begründung, der Ks. und auch Ehg. Karl hätten im Vorjahr mit der Eidgenossenschaft ein ewiges Bündnis geschlossen,2 darin loblich und wol versehen, wes sich ein teyl gegen dem andern halten und versehen solt, in was fal das sich begeben möcht. Daher wollten sie diesem Artikel nicht zustimmen.
Die Altmitglieder antworteten hierauf, da der fragliche Artikel schon im Abschied der letzten Versammlung enthalten und die ksl. Ladung zu diesem Tag unter Bezugnahme auf diesen Abschied ergangen sei, seien sie davon ausgegangen, der Ks. habe allem zugestimmt. Auch hätten sie selbst nur die Weisung, gemäß dem jüngsten Abschied weiterzuverhandeln. Den in Aussicht genommenen Neumitgliedern solle daher der die Eidgenossen betreffende Artikel angezeigt werden.
Die ksl. Verordneten erklärten, sie wollten dem Artikel keinesfalls zustimmen, ihn weder dem Ks. mitteilen noch ihn in den Abschied aufnehmen lassen. Wenn er den in Aussicht genommenen Neumitgliedern angezeigt werde, müßten sie dies geschehen lassen.
Daraufhin wurde der Artikel den Vertretern der vorgesehenen Neumitglieder vorgelesen, die ksl. Verordneten wiederholten ihre Erklärung.
Es wurde eine weitere Zusammenkunft in Straßburg am 18. Oktober (montag St. Lucentag) vereinbart, zu der durch den Ks. auch Gf. Georg von (Zweibrücken-) Bitsch und Ochsenstein, Gf. Jakob von (Moers-)Saarwerden, Gf. Wilhelm von Fürstenberg sowie die Städte Weißenburg, Landau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach geladen werden sollen.
Anwesend waren der Kanzler des Bf. von Straßburg (Johann Ziegler), der Vikar des Bf. von Basel sowie die Abgesandten der Städte Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaysersberg, Münster im St. Gregoriental und Rosheim. Vertreter der neu geladenen Stände waren: für Hg. Ulrich von Württemberg Heinrich Schilling, Vogt zu Vehingen, für den Mgf. von Baden dessen Kanzler Dr. Jakob Kirser und Konrad von Venningen, Amtmann zu Durlach, für den Bf. von Speyer Hans Hofwart, für Gf. Reinhard von (Zweibrücken-)Bitsch Albrecht von Finkeltal sowie (nicht namentlich genannte) Vertreter der Städte Worms und Speyer.3