Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Bewilligung einer viermonatigen Eilenden Hilfe durch die Reichsstände zur Eroberung von Geldern, Weisung an Frankfurt zur Einhebung der entsprechenden Beträge und zu ihrer Weiterleitung an den ksl. Tresorier Jakob Villinger.

Köln, 31. August 1512

Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 338, o. Fol., 2 Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Ersamen, lb. getruwen, nachdem unser und des hl. Reichs Kff., Ff. und ander steende uns auf dem yetztgehalten reichstag hie zu Collen auf unser ersuchen und begern von dem anslag der gemeynen grossen hilf [= gemeiner Pfennig], vormals zu Trier verwilligt, wider Karlen von Egmunt, der sich nennet Hg. zu Geldern, und syn anhenger, domit wir das itzbestimpt Gelderlant, das dann eyn eigentumb des hl. Richs ist, dest statlicher erobern und zu gehorsam bringen, ayn hilf, namlich 1000 mann zu roß und 3000 zu fuße ain jar lang zu halten, zugesagt und aber solich hilf wider Geldern nicht so furderlich, als unser nottorft dieser gegenwurtigen leuf erfordert, dwile die groiß hielf, oben angezeigt, noch nicht angeslagen ist, berait werden mag, deshalben sich dan dieselben stende wyter auf unser begeren zu eyner ilende hilf verwilliget, anlehensweyse die bezalunge berurter jarhilf wider Geldern auf vier monat, die sich dan uf 88 000 fl. rh. laufet, darzugeben und solich gelt, das sy auch nu angeslagen, hinder euch und die von Augspurg gegen euwern urkunden furderlichen zu erlegen, wie ire dann des alles ungezwifelt durch euer gesanten, so ir auf obbestimpten reichstegen zu Trier und hie gehabt, auch durch den abeschaid, deshalben aufgericht [Nr. 1592 [4.]], nu zumal wole bericht sein, empfelhen wir euch daruf mit allem fleiß und ernst, daß ire vorberürt gelt aynem aus euwerm rat eynzunemen und zu emphahen verordent und befelhet und was gelt also gefallen wirdet, dasselb unserm getruwen, lb. Jacoben Villingern, unserm rate und tresaurer, auf sein ersuchen gegen synen gepürlichen quitungen allezeyt zu uberantwurten bestellet, domit er solichs fur und fur zu underhaltunge unsers kriegsfolks wider Geldern unserm befelh nach, wie dan die nottorft desselben kriegs erfordert, gebrauchen und ausgeben moge, auch dem gemelten Villinger deshalben eyn verschribung, daß ir im solich gelt, sovil des hinder euch erlegt wirdet, und sunst yemands anderm geben wellet1 und hierinne kayn anders tut, dann wir euch inne solichem kayn irrunge tun oder ichts anders dawider handlen wellen. Daran tuet ire zusampt der billichait unser ernstliche meynunge. Geben ine unser und des hl. Rychs stat Coln am lesten tag Augusti Ao. etc. 12, unsers reichs im 27. jaren.

Anmerkungen

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 Gemäß dieser ksl. Weisung fertigte Frankfurt unter dem Datum 14. September 1512 (dinstag des hl. crutztag exaltationis) folgende Verschreibung aus: Die Reichsstände haben Ks. Maximilian auf dem jüngstgehaltenen Reichstag in Köln eine viermonatige Eilende Hilfe für den Krieg gegen Geldern zugesagt, die insgesamt 88 000 rh. fl. ausmachen soll und in Frankfurt oder Augsburg, welches eynem yeden bequemlich ist, zu zahlen ist. Der Ks. hat Frankfurt durch einen Geschäftsbrief befohlen, das eingenommene Geld dem ksl. Rat und Tresorier Jakob Villinger gegen Quittung auszuhändigen. Demgemäß verpflichtet sich Frankfurt, die Eilende Hilfe ausschließlich Villinger oder dessen Bevollmächtigen zu übergeben. Selbst wenn der Ks. etwas davon in eigener persone selbst erfordern oder sunst durch ander gescheft, darin dieser befelh ufgehebt wurde, fordern lassen würde, wird Frankfurt ohne Wissen Villingers nichts herausgeben. Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 338, o. Fol., Kop. (Kanzleivermerk: Recognitio, der rat uber sich geben, dem Villinger das gelt zu reychen) und Konz.