Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vermutete Ankunft der Gesandten in Trier; [2.] Auftrag, schädlichen Aktivitäten des EB von Mainz beim Ks. in der Erfurter Angelegenheit entgegenzutreten, Einholung des Rats Dr. Lupfdichs; [3.] Weisung, die Heranziehung von den sächsischen Hgg. hilfspflichtigen Ständen zum Reichsanschlag zu verhindern; [4.] Aufforderung zu rascher Berichterstattung.

Weimar, 11. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 221a-22a, Konz.

[1.] Unsern grus zuvor. Lb. rete, andechtiger und getreuer,1 wir versehen uns, daz ir nu gein Trier komen und allen vleis in den sachen, wir euch bevolhen, furwendet.

[2.] Wann uns dann gleublich anlangt, daz der EB zu Menz mit seinem anhang sich understeen sollen, uns beswerlich in ksl. Mt., Kff., Ff. und stenden zu tragen, ire Mt. zu bewegen, villeicht gescheft wider uns ausgeen zu lasen und forige handlung aufzuheben und uns also beswert in handlung zu furen, derhalb ist an euch unser begerung, ir wellet darauf mit rat Gf. Hoyers [von Mansfeld] und Hansen Renners an ksl. Mt. gelangen, ire Mt. underteniglich bitten, daz ire Mt. solchem, wu dermasen etwas beswerlichs wider uns an ire Mt. gereicht het, nit stat zu geben noch sich wider uns bewegen zu lassen, als wir undertenigs verhoffen zu yrer Mt. hetten, sonder unser unschult auch gnediglich horen und es bey dem abschied, folgenden mandaten und anderm, so von yrer Mt. in diser sachen ausgangen, beleiben und nichts dawider ausgeen zu lassen in ansehung unser undertenigkait und daz wir bisher und noch vil in diser sachen allein ir Mt. zu gefallen gedult und erliden haben und denselben abschiden und mandaten gelebt, domit wir zu dem komen, daz unser vater [Kf. Ernst] und wir vor der aufrur an und in Erfurt gehabt. So hetten wir uns vormals erboten, so der von Menz oder die in Erfurt uns anfordrung nit erlassen, wolten wir fur ksl. Mt. oder wu sichs sonst geburt, gern furkomen etc., wie ir dann unser erbieten wist. Und wellet uns desgleichen bey den stenden auch entschuldigen etc. Und wellet Dr. Lupfdich in diser sachen, dem die fast wol bekant, zu euch ziehen und sein rat haben, desgleichen in andern unsern gescheften. Darinnen werd er sich ungezweivelt willig erzeigen, dann wir ime deshalb hiebey schreyben [Nr. 1087].

[3.] Nachdem auch du, Wolf von Weißbach, weist, das wir uns hievor beswert haben vernemen lassen, daz diejenen, so vormals bey uns in anslegen der reichshilfen gewest, von uns solten gezogen und in sonderhait erfordert und angeslagen werden, deshalb nest auf dem reichstag zu Augspurg der abschied gewest, daz auf schirsten reichstag davon solt gehandelt werden [Nr. 125 [9.]], als wir uns ytzo versehen, weyl dann in kurz abermals etlichen geschriben wurde, auf dem reichstag zu erscheynen, so achten wir, daz die beswerung noch nit abgewendt. Derhalb ist unser begerung, ir wellet in dem vleis furwenden, damit solch beswerung nachbeleibe [=unterbleibe] und wir damit verschont werden, und solchs sambt unsers vettern, Hg. Jorgen, reten, die unsers versehens derhalb auch bevelh haben werden, handeln.

[4.] Wellet uns auch furderlich schreyben, wie allenthalben die sachen uf dem reichstage gelegen und was euch begegent, auch waz die handlung sey. In dem tut ir uns zu gefallen. Datum zu Wymar am 11. tag May Ao. domini 1512.

Anmerkungen

1
 Als Adressaten sind am Ende des Stückes genannt: techant, H. Wolf. Ersterer wird in Nr. 1596 [21.] genauer als Dechant zu Gotha bezeichnet. Es handelt sich um Gerhard Marschalk.