Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung eines Rechtsgutachtens und weiterer Schriftstücke zum Erfurter Streitfall; [2.] Weisung, den Ks. um Belassung der kursächsischen Rechte in Erfurt zu bitten.

Weimar, 12. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 256a-257a, Konz.

[1.] Gruß. Lb. getreuen und rete, wir haben euch nast geschriben und copien uberschickt, wie röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., ein citation an uns in der erfurtischen sachen hat ausgeen lassen [Nr. 1602 [1.]], mit anzeige unsers bedenkens, was ir darauf handeln solt [Nr. 1603]. Darzu haben wir euch bevolhen, der sachen auch nachgedenken zu haben; desgleichen wir ferrer tun wolten, und was wir bedenken wurden, wolten wir euch unverhalten lassen. Also geben wir euch zu erkennen, das Dr. Hening [Göde], Eysleben, ordinarius zu Leiptzk, von unsers vettern [Hg. Georg] wegen und Dr. Wolf [Stehlin] von Wittenberg der sachen weyter nachgedacht und ir bewegen in ein verzeichnus gestalt, 1 daz wir euch hiemit schicken, ob es zu handlung keme, und ir was daraus befinden wurdt, den sachen dinstlich, daz ir es bey handen het. Und ob es furfallen wurd, das solt angezeigt werden, was die in Erfurt wider den abschied [Nr. 158] und mandata [Nr. 172, 174] gehandelt haben, solhs werdt ir aus den copien der zweyer mandata, so wir euch hievor zugesandt, befinden. Zudem schicken wir euch hiemit etlich suplicacionen, domit die ausgetriben burger aus Erfort einsteils an uns gelangt haben [liegen nicht vor]. Daraus werd ir vernemen, was in kurz und sind [= seit] die naste ksl. Mt. citation ausgangen, wider die armen gehandelt ist. Desgleichen ubersenden wir euch zu underricht der in Erfurt ungehorsam und das sie dem abschied und den mandata nit gelebt haben, etlich instrumenta [liegen nicht vor], wie ir die hiebey vernemen werdt. […]

[2.] Und weyl wir darin nit wenig beswert, das nach laut der citation alle schrifte, so sind dem abschied in diser sachen ausgangen, sollen suspendirt und angestelt sein nach laut einer schrift, die ksl. Mt. derhalb hab ausgeen lassen [Nr. 1089], wie in der citation angezeigt ist, der wir nye gesehen, so wellet euch forigs bevelhs, so die sachen zu handlung komen, halten und ksl. Mt. underteniglich bitten, uns gnediglich bey dem zu lassen, so wir von yrer Mt. uf unser, Hg. Fridrichs, bericht erlangt und ausbracht haben, domit wir zu dem komen mogen, so unser eltern und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt und nit also beswert ins recht gefurt werden. Des wir doch, so es mit Erfort in forigen stand kombt, kein scheue haben, wie ir dann das wol werd anzuzeigen wissen. Und wellet die sach allenthalben zum besten vleisigen. In dem tut ir uns zu gefallen, in gnaden zu erkennen. Datum Wymar am 12. tag Junii Ao. domini 1512.

Anmerkungen

1
 Undatiertes, jedoch kurz vor dem 12. Juni 1512 verfaßtes sächsisches Rechtsgutachten zum Erfurter Streitfall. Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 246a-253b, Konz. (mit diversen kleineren Korrekturen; Vermerk fol. 254a: Dr. Henigs [Göde] und des ordinarius [zu Leipzig, Dr. Johann Lindemann, gen. Eisleben] bedenken auf die ksl. citation, abgefertigt am 12. tag Junii).