Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Zusage der Reichsstände an den Ks., nach Köln zu kommen, dortige Weiterbehandlung des Erfurter Streitfalls; [2.] Angebote der Kff., Hg. Ulrichs von Württemberg und des Ks. zur Vermittlung im Erfurter Streitfall, Bitte an die sächsischen Hgg. um deren Meinung hierzu; [3.] Ersuchen um Stellungnahme zu einer Vermittlung des Ks. im Jülicher Erbstreit; [4.] Eintreffen der Gesandtschaft des hessischen Regiments, ergebnislose Verhandlungen in der hessischen Angelegenheit, deren Vertagung auf den Kölner Reichstag; [5.] Übersendung der ksl. Replik auf die Antwort der Stände in Sachen Reichsordnung; [6.] Mündlicher Vorschlag Zyprians von Serntein zur Beilegung des Erfurter Streitfalls.

Trier, 30. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 266-268, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gnst. und gn. Hh., wir bitten eur kftl. und ftl. Gn. undertenig zu wissen, das uf heute [30.6.12] des Hg. von Wirtenbergs bote, den wir zu ksl. Mt. mit eur kftl. und ftl. Gn. briefen abgefertiget, widerkomen ist und dise antwurt [Nr. 1103], die wir im besten erbrochen und eur kftl. und ftl. Gn. hiemit ubersenden, widergebracht. Und dieweil wir befinden, das eur kftl. und ftl. Gn., auch den ausgetrieben bürgern von Erfort abslegliche antwort begegent, wil uns geburen, den ynhalt eur kftl. und ftl. Gn. instruction nachzugehen und zu gebrauchen, in hoffnung, es solt zu diser handlung nicht undienstlich erschissen. Und geben eur kftl. und ftl. Gn. hiebey zu verstehen, das der Bf. von Menz und die von Erfort sich kegen den ksl. reten uf freitag nehstvergangen [25.6.12] angegeben haben. Dergleichen wir auch von wegen eur kftl. und ftl. Gn. und der ausgetrieben burger halben von Erfort getan haben, mit diser anhangenden bete, dieweil ksl. citation eur kftl. und ftl. Gn. vor seine Mt. oder seins abwesens vor seiner Mt. commissarien erford[er]t und sein Mt. nicht vorhanden, uns den commissarien anzuzeigen, unser nottorft vor denselbten vorzubringen etc. Und seind so vil yn kunde kommen, das ksl. Mt. uf diese stunde in der sachen keynen commissarien geordent. Und nachdem ksl. Mt. an den stenden begert, den reichstag von hynnen kegen Collen zu verrücken, das sie zugesagt und bewilliget, uf mitwoch noch Udalrici [7.7.12] daselbst zu Koln einzukommen. Dahyn dyser erfordisch handel auch geschriben.

[2.] Und geben eur kftl. und ftl. Gn. weyter zu verstehen, das durch die Bff. Collen und Trier, auch den Pfalzgf. und Eytelwolf vom Stayn von wegen Mgf. Joachims an den Bf. von Menz und uns gelanget ist, was schedlicher und beschwerlicher einfurung die yrrung, die sich zwischen dem Bf. von Menz und eur kftl. und ftl. Gn. halden, dem hl. Reich und vil andern gebirt und im widerfal, so dieselbt irrung vertragen, was guets davon entstehen mochte. Und so yre kftl. Gn. wissen trugen, das es eur kftl. und ftl. Gn. gelegen und nicht entkegen sein wolt, so wolten sie sich aus fruntlicher neygung dareinschlaen, zu versuchen, sulche gebrechen gütlichen zu vertragen und, was eur kftl. und ftl. Gn. desfals gelegen, bey uns erkunden wollen. Also haben wir yren kftl. Gn. zu antwort gegeben, so diser handel an eur kftl. und ftl. Gn. wurde gelangen, nachdem derselbt nicht anders dan freuntlich zu vermerken, eur kftl. und ftl. Gn. würde sulchs auch nicht anders dann freuntlich ufnehmen und ihn zimliche und gebürliche antwort, daran sie nicht misfallen entpfaen, geben. Dergleichn hat der von Wirtenberg an mich, Wolf von Weyssenbach, durch seynen canzler [Dr. Gregor Lamparter] auch berichten lassen, das sein Gn. der gleichen neigung were, so es eur kftl. und ftl. Gn. gelieben wolt, sich gutlicherweis yn denselbten handel zu schlagen, und befolen, solchs zu erkunden und seinen Gn. zu uffenbaren, uf das er sich darnach habe zu richten. Sulchs haben wir eur kftl. und ftl. Gn. underteniger meynung nicht verhalten wollen, zu vernehmen eur kftl. und ftl. Gn. gemüte, dem von Wirtenberg weyter zu vermelden. Auch so hat der Sereteiner sich horen lassen, so ksl. Mt. kegen Collen kommen wurde, das seyn Mt. sich auch in denselbten handel, gutlichen zu vertragen, schlaen wolt. Dieweyl wir dan von eur kftl. und ftl. Gn. derhalben keynen befel haben, ist unser undertenige bete, eur kftl. und ftl. Gn. wolde uns desfals eur gemüt verstendigen, wes wir uns halten sollen. Dem wir yn undertenikeit zu geleben willig.

[3.] Und nachdem in einer schrift von H. Hansen Renner in der gülischen sachen vermerkt, das ksl. Mt. mit den Gülischen handeln wolt, das der Hg. von Clef sein sache mechtig yn sein Mt. stellen solte und so dergleichen an uns auch gelangen wurde, wie wir uns darinne halden sollen, ist unser nottorft, uns auch zu vermelden.

[4.] Ferner geben wir eur ftl. Gn. zu verstehen, das dye regenten von Hessen am freitag nehstvergangen [25.6.12] alher kegen Trier kommen und sich des tages kegen den ksl. reten angegeben. Und uf den montag dornach [28.6.12] hat die Landgf.in 2000 fl., damit sie sich von Oppenheim losen mochte, gefordert. Daruf die regenten und wir noch inhalt eur ftl. Gn. instruction haben horen lassen. Daran sie nicht gesetigt und sich des tages von hinnen erhoben, yn einem schein, als sie solchs zu erhaltung yrer ehren und kegen Oppenheim stellen müste, und doch H. Johan Morscheimer [= von Morsheim] und Wolf Gotzman, yre anwalden und volmechtigen, hinder sich gelassen und uf heute [30.6.12] derhalben vor dem Sereteyner handels angefangen, doch nicht fruchtbar gehandelt, sunder dieselbten regenten sampt uns kegen Collen bescheiden.

[5.] Auch so hat ksl. Mt. uf der stende antwort [Nr. 988/I], die wir eur kftl. und ftl. Gn. etwan uberschickt, dise replica [Nr. 990], die wir hiemit ubersenden, zugesandt. Und so sich die stende einer antwurt vereinigen, die wollen wir eur kftl. und ftl. Gn. unverhalten zuschicken. Dan eur kftl. und ftl. Gn. vil angenehmer und beheglicher dienst zu erzeigen seins wir ganz willig. Datum Trier mitwoch noch Petri und Pauli Ao. domini etc. 1512.

[6.] Zettel: H. Ciprian Serenteyn had diesen vorschlag, Erfort berurende, müntlichen erzelt, wie ksl. Mt. dieselbt gebrechen hinzulegen vermeynt:

Item das der Bf. von Menz den neuen eyd zu Erfort abstellen solt und sich nichts mehr, dan seine vorfaren darinne gehapt, anmassen.

Item das eur kftl. und ftl. Gn. alles, das eur eldern und vorfarn in Erfort vor der aufrur gehabt, noch haben und behalten sollen.

Item das der ausgetrieben burger, auch der uberfarung halben, so die von Erfort im Ft. geübt, handelung vorgenomen werde, damit dieselbten burger yrer eheren und guter ergetzt und eur ftl. Gn. zimlichen abtrag bekommen.