Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Weisung, den Versuch einer Beschneidung angestammter kursächsischer Rechte in Erfurt zu verhindern; [2.] Nachfrage zu den Briefen an den päpstlichen Gesandten.

Weimar, 28. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 274a, Kop.

[1.] Gruß. Hochgelarter, lb. getreuen und rete, wir haben euer und der andern rete schreiben, so yr uns yetzo nacheinander getan, entpfangen und schreiben euch darauf wider [Nr. 1620], wie ir hiebey vernemen werdt. Und hetten ye vermeynt, das die excepcion auf die ferien nit solten furgewandt sein, dann wir achten bey uns, es mocht dafür verstanden werden, so die ferien nachgelassen und verschynen, das alsdann in die handlung gewilligt sein solt. Aber wie dem, so wellen wir euch unser bedenken, wie unser aller schreiben meldt, wann die rete zusamenkomen werden, ferrer derhalb zu erkennen geben. Und ist unser begerung, ir wellet daran sein, das die sachen nit anhengig gemacht und aus dem gangen werd, so wirs vormals erlangt haben, und euch nit beswern, bey ksl. Mt. vleisig zu sollicitiren und anzuhalten, wie ir dann wist, das der gebrauch und gewonhait an dem end ist, domit wir bey dem beleiben und dowider nichts ausgee, so wir vormals uf unser warhafte bericht ausbracht und erlangt haben, das doch noch unverlegt und unverantwurt ist, und in dem allem das beste furwenden, wie ir dann unser beswerung und gelegenhait diser sachen wist. In dem tut ir uns sonders gefallen, das wir mit gnaden gegen euch zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 28. tag des monats July Ao. domini 1512.

[2.] Zettel: Wir haben auch dir, Wolf von Weispach, hievor brif an Bebstlicher Hlkt. gesandten [Lorenzo Campeggi] gein Trier geschickt [liegen nicht vor], mit bevelh, ime die zu uberantwurten.1 Darauf du uns bisher kein anzeige oder bericht getan. Derhalb wir nit wissen, wie es domit gelegen oder wes sich derselb gesandte darauf hat vernemen lassen, von dir begerend, du wellest uns zu erkennen geben, wie es darumb gestalt hat. In dem tustu unser meynung. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Diese Schreiben stehen vermutlich im Zusammenhang mit folgender undatierter, jedoch wohl im Juni oder Juli 1512 verfaßter Instruktion Kf. Friedrichs von Sachsen für den Dechanten zu Naumburg (Dr. Günther von Bünau) und Dr. Reißenbusch zu einer Werbung bei Papst Julius II.: Ist vom Papst durch dessen Nuntius Lorenzo Campeggi ersucht worden, daß er das hl. concilium, so von eurer Hlkt. zu halten furgenomen, in eigener person besuchen oder, wen daz aus verhinderung nit sein mocht, das alsdan sein ftl. Gn. solchs durch die sein beschicken solt etc., mit anzeige, daz er dergleichen werbung an die *-andern Kff.-* (*–* korrigiert aus: stend) des hl. Reichs auch bevelh het. Darauf ime sein kftl. Gn. antwort geben, daz sein kftl. Gn. zu allem dem, daz eurer Bebstlichen Hlkt. und der hl., cristlichen kirchen zu ere, nutz und gutem komen mag, als der gehorsam son (korrigiert aus: Kf.) ganz willig und geneigt were. Weyl dann diese sache auch an die andern Kff. (korrigiert aus: stend. Dazu Vermerk am Rand von anderer Hand: Nota, an dye stend, ab nit besser an dye Kff. allain zu setzen und nit dye stend, dan in dysem mag nit geiret werden, dan wir uns wol und gewiß des zu erinern wyssen, das er befelch und werbung gehad an dye andern Kff.) des Reichs auf dem reichstage, der dazumal vorhanden, gelangen solt, wolt sein kftl. Gn. alsdann auf demselben tage allen moglichen vleis furwenden, daz euer Hlkt. auf solch begern von den stenden gefellig antwort gefiele. Nachdem dann der reichstag sind [= seit] des zu Trier gehalten und zu unserm ausreiten noch nit geendt gewest, mein gn. H. auch den aus einem zufall in aigener person nit hat besuchen mogen, sonder die seinen darzu geschickt, hat sein ftl. Gn. denselben seinen gesandten bevolhen, eurer Hlkt. sachen und begern zum besten treulich bey ksl. Mt. und den stenden zu furdern, in masen sein ftl. Gn. tun mocht, so sein Gn. mit aigener person entgegen were, domit eurer Hlkt. auf yr begern gefellig und wilferig antwort widerfare, wie dann eurer Hlkt. gesandter Laurentius Campegius des wissen hat. Und wiewol meins gnst. H. geschickten sein ftl. Gn. geschriben haben, daz eurer Bebstlichen Hlkt. gesandter sein bevelh und gewerb an die stend des Reichs getragen, so were ime doch noch nit antwort wurden, als sich mein gnst. H. versicht aus dem, daz ksl. Mt. eylends zu Trier aufgewest und in Prabant gezogen und daz sein ksl. Mt. sonst mit vil obligen beladen. (Folgt unterstrichen: Mein gnst. H. ist auch des verhoffens, eurer Bebstlichen Hlkt. gesandter sol mit gefelliger und guter antwort abgefertigt werden. Darzu meins gnst. H. geschickten, als sie dann bevelh haben, treulich furdern werden.) Mein gnst. H. were auch ganz willig gewest als fur sich, eurer Hlkt. auf daz begeren, an sein ftl. Gn. bescheen, antwort zu geben. So haben doch euer Hlkt. zu ermessen, weyl dergleichen an die andern stend auch gelangt hat, daz sein ftl. Gn., hinder inen die zu geben, nit geburen wyl. Derhalb ist meins gnst. H. demutige bete, euer Bebstliche Hlkt. wolt sein ftl. Gn. in dem entschuldigen, sein ftl. Gn. auch als ein gehorsamen Kf. in gn. befelh haben. Das werd sein ftl. Gn. in gehorsam zu verdienen als der willig befunden werden. [...] Weimar, HStA, EGA, Reg. O Nr. 221, fol. 2a-4a, Konz. (Vermerk fol. 4b: Techant zu Naumburg und Dr. Reisenpusch abfertigung gein Roma). Zu den Zielen, die Kf. Friedrich von Sachsen mit der Entsendung der beiden Gesandten verfolgte, vgl. Kalkoff, Ablaß, S. 13-18.