Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Festhalten an den ihnen erteilten Weisungen zum Erfurter Streitfall, Anberaumung einer Räteversammlung; [2.] Informationen über neuerliche Übergriffe der Erfurter, Auftrag, sich auf keine Auseinandersetzung mit EB Uriel von Mainz einzulassen; [3.] Unklarheit über die vom EB von Magdeburg gewünschte ksl. Bestätigung seiner Verträge mit Sachsen; [4.] Unzufriedenheit mit dem Stand des Jülicher Erbstreits, Auftrag zu weiterem Verbleib auf dem Reichstag; [5.] Wiederholung der Weisungen im Erfurter Streitfall.

Weimar, 28. Juli 1512

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 275a-279a, 336a u. b (Vermerke von verschiedenen Händen fol. 279b: Copie, waz den reten geschrieben ist von Wymar aus, als Erasmus hie gewest am 28. tag July; Rete zu Collen, abgefertigt zu Wymar am 28. tage July Ao. domini 1512; darunter: auch Seretiner, Gf. Hoyer [von Mansfeld], Renner); Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 85a-90b (Vermerk fol. 84b: Copey, wie den reten gein Collen geschriben worden; darunter:  Registrata).

[1.] Wiederholen den Hauptinhalt der beiden Schreiben der Gesandten vom 15. Juli (Nr. 1615) bzw. 10. Juli (Nr. 1614). Und wiewol wir nicht zweiveln, das diese euer bewegung in der erfurtischen sachen von euch aus treuer meynung gescheen, wir auch der neigung sein, das, so uns zu nachteyl reichen mocht, unsers vermogens zu furkomen helfen, dieweyl aber jüngst durch uns und unser gelert und ander rete aus vleissiger betrachtung im besten bewogen, auch einmütiglich beslossen, das euch einich weyter bevelh oder mandat, anders dann wie euch des vormals die obangezeigten zwu instructionen [Nr. 1603, 1604] zugesandt worden, forder zu geben von unnoten sey, wie ir euch dieselbigen dermassen habt gefallen lassen und uns also zugeschrieben, tragen wir diese sorgfeldigkeit bey uns, wo wir uber solche eintrechtige, bedechtige beratschlagung einich weyter mandat solten ausgeen lassen, das wir uns damit in handlung begeben und also am ksl. hof mit diesen sachen anhengig würden und davon abstünden, so wir, Hg. Friderich, von ksl. Mt. erlangt haben. Und wo dasselbig geschee, mochte unsers besorgens verlengerung darinne furfallen und ungezweivelt zu vermuten sein, das uns die hand gegen den von Erfurt genzlich gesperret und die sach in weyterung gefürt würde, welchs uns irer verhandlung nach in keinen weg leydlich. Dieweyl wir uns aber miteinander vereinigt, unser allerseits rete in andern sachen in acht tagen ungeverlich zusamenzuschicken, haben wir uns entschlossen, nachdem die obberürten instructionen mit zeitigem rat und vleissiger furbetrachtung verfertigt werden, das wir dieselbigen unser rete, die solche meynung haben schliessen helfen, auf berürtem tag auch wollen erfordern, inen euer bewegnus furhalten lassen, ir bedenken darauf zu vernemen. Und was durch sie also entlich beratschlagt wirdet, dasselbig wollen wir sambt unsrm gemüte euch unverhalten zu erkennen geben.

[2.] Weyl ir dann wist, das wir bisher gemyden, uns mit dem von Meinz noch zur zeit dieser sachen halb in handlung zu begeben, aus ursachen, euch unverborgen, wie dann ksl. Mt. uns, Hg. Friderich, auch gnediglich erlassen, auch die mandata und anders, so wir erlangt, auf die in Erfurt und nit auf Meinz lauten, die in Erfurt auch, sind [= seitdem] ksl. Mt. die citation, darauf yetzo hat sollen gehandelt werden, ausgeen lassen, glocken und ander cleynoter der kirchen in die stat gefürt, auch beschwerlich gegen unser, Hg. Friderichs und Hg. Johannsen, rete diener einem gehandelt, wie ir ab dem instrument hiebey [liegt nicht vor] vernemen werdt, und sich anders mudwillens mer untersteen, so ist unser begerung, ir wollet solche beschwerung und anders, der sachen dinstlich, zu hilf nemen und bey ksl. Mt. und dem commissari füglicher weis vleissigen, dieser sachen aufschub zu machen, bis so lang ir unsers willens weyter entlich verstendigt werdt. Das, ob Got will, in 14 tagen oder dreyen wochen bescheen soll, ungezweivelt, unser gelegenheit soll hierinnen angesehen werden. Und wollet euch in alle wege enthalten, mit Meinz in einige rechtfertigung, disputation oder handlung zu begeben, damit die sach nit anhengig gemacht. Würd ir euch aber nit aufhalten konnen oder ichts weyters in dieser sachen, das uns furderlich zu wissen von noten, furfallen, dasselb wollet uns durch euer schreiben bey unser post, die wir lauts eingeschlossener verzeichnus 1 geordent, unverhalten zu erkennen geben, uns darnach zu richten haben.

[3.] Als ir uns auch in der andern euer schrift angelangt, euch unterricht zu geben, was uns der confirmation halben, so unser lb. bruder und vetter, der EB zu Magdeburg, bey ksl. Mt. auszurichten in ubung steet, gelyeben oder leydlich sein will, wissen wir euch dismals unser gemüt entlich nit zu entdecken, nachdem wir uns nicht erinnern mogen, das einicher vertrag zwischen gemeltem unserm bruder, vettern und uns aufgericht, derhalben ksl. Mt. umb bestetigung anzulangen von noten sey. Darumb wir euch hiemit bevelhen, das ir ksl. Mt. irs gn. willens, das sein Mt. hinter uns darein nicht hat gehelen wollen, von unsern wegen untertenige danksagung tut, desgleichen dem Serntein anzeigt, das wir solchs gnediglich von ime vermerkt haben, und ksl. Mt., das wir ir Mt. unsern beschließlichen willen dismals zu vermelden enthalten, notturftige entschuldigung furwendet, sein Mt. unterteniglich bitten oder bey andern, die des von seiner Mt. bevelch haben, vleissig ansuchen wollet, uns berurts vertrags halben deutliche anzeigung und klar unterricht zu tun, was die innehalden. Alsdann wollen wir uns mit eröffnung unsers gemüts mit unverweislicher antwurt vernemen lassen, mit weyter anzeigung, das wir unterteniger zuversicht sein, auch unterteniglich bitten, ir Mt. werde mit volziehung solcher confirmation der sachen gn. aufschub geben und die sonder unser wissen nit ausgeen lassen, mit erbietung, wie ir wol zu tun wist, dasselbig in aller untertenigkeit umb ir Mt. zu verdienen.

[4.] Das ir in der gulgischen sachen bisher nichts fruchtbars habt erlangen mogen, haben wir nicht gern gehort, hetten erleyden mogen, das uns dieser handel anders begegent. Und wiewol wir an euerm vleis nicht zweiveln, so wollet doch furder nicht unterlassen, bey ksl. Mt. treulich anzuhalten, derselbigen sachen vorigem bevelch nach gn. antwurt und entschaft zu erlangen. Und ob ir es fur gut ansehet, so wollet laut der instruction, so wir euch nast in dieser sachen zugeschickt haben [Nr. 1611], an die stend werbung tun. Wir lassen uns auch gefallen, das ir euch auf dem reichstag an dem ort oder wohin der verandert wirdet, enthalt, bis ir des von uns weytern bevelch erlanget, und euch sunst alle unser sache, die ir in bevelh habt, vleissig bevolhen sein lasset, als wir uns zu euch versehen. Daran tut ir unser gefellige meynung, in gnaden zu bedenken. Geben.

[5.] Zettel: Uns ist auch nachfolgend ein schrift, der datum montags nach Margarethe [19.7.12] zu Colln gegeben [Nr. 1618], von euch zukomen [folgt Inhaltsangabe]. Dieweil wir dann daraus vormerken, das obgedachter commissarius und die rete auf solh furbringen bedacht genomen, wissen wir euch unser gemuet darinne diser zeit nicht entlich anzuzaigen. Aber unser beger ist, das ir unserm befelh, wie ir aus beyligendem brief [Nr. 1621] vornemen werdt, nachgeet und ye guter fursichtigkeit gepraucht, damit ir euch mit dem von Menz in kein handlung begebt, auch die erfurtische sachen an disem ort nicht anhengig macht. Daran tut ir unsern willen. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist folgender Abschnitt am Schluß des Stückes: Ordnung der post: Von Wymar aus einen boten gein Eysnach sollen Hg. Friderich und Hg. Johanns bestellen. Einen boten gein Ziegenhayn soll Hg. Jorg halten. Von Martpurg aus sollen die regenten zu Hessen die forder gein Collen verordnen, wie inen solchs geschriben, nemlich einen poten zu Martpurg, einen zu Sygen. Dermassen ist den reten, so itzund zu Collen sein, geschriben.