Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vermittlungsangebot des EB von Mainz im Konflikt zwischen den Erfurter Bürgern und ihren Frankfurter Rentnern; [2.] Erlangung der Appellationsfreiheit, deren Kosten; [3.] Ihre weiteren Bemühungen um die Achtfreiheit, geplante Reform des Reichskammergerichts; [4.] Dessen Suspendierung, Beorderung des Gerichtspersonals auf den Reichstag; [5.] Vorlage des Entwurfs einer neuen Reichsordnung, Bitte um Weisungen für das weitere Vorgehen in Sachen Achtfreiheit; [6.] Abreise des Ks. in die Niederlande, Verbleib des Reichstags in Trier, angekündigte Rückkehr des Ks. in drei bis vier Wochen; [7.] Übersendung von Knechten an den Kg. von Frankreich durch den Ks.; [8.] Empfang einer eidgenössischen Gesandtschaft, Warten auf ein Gefecht zwischen Eidgenossen und Franzosen; [9.] Ausfertigung der Konfirmation für das Frankfurter St. Bartholomäus-Stift, deren Kosten.

[Trier], 18. Mai 15121

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 5-6, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Presentata sabato post vocem jocunditatis Ao. 12 [22.5.12] per Petrum Schickart, dritt schrift).

Teilregest: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1076.

[1.] Haben ihr letztes Schreiben vom 14. Mai (Nr. 1705) durch den Boten Paul Wurm übersandt. Darin euer wisheyt fernomen, daß wir onserm gn. H. von Menz den gewalt samt der ferzigenis [= Verzeichnis] ond credenz, de von Erfort beroren, oberantwurt habein, auch siner ftl. Gn. antwurt zogeschribein etc. Also ist siner ftl. Gn. canzeler [Dr. Johann Engellender] eyn dak for dato [17.5.12] zuo ons comen, antwort gebein, we sin gn. H. alweg liber zussein den von Erfort ond dein reintenern zuo Frankfort goutlig dan rechtlig handeln wolt, as sin ftl. Gn. das formals onderstanden. Aber in metelir tzit mangerly zuofil denen fon Erfort onstanden, daß soligs bisher ferhindert ist wordein. Wol noch sin ftl. Gn. liber goutlig dan rechtlig d[ar]in handelin. No hang soligs noch am camergericht, ond wewol sin ftl. Gn. in lantmanswis ferstandein, ortel daselbest ergangein, hab aber das bisher kein grontelig wissens. Wa aber wir des warlig anzig hetten, im das anzigen etc. So aber sin ftl. Gn. des kontlig berich[t] habein, wil sin ftl. Gn. auf der rintenirs ansuchen sich lut der ordenong gemeß halten. Lasein wir uwer wisheyt im bestein ferston, was witer not ist, ons wissen zuo lassein.

[2.] Wir habein de friheyt der apelazion halber mit fil moy ond hilf H. Jacop Felingers eyn dak for dato [17.5.12] ausbrocht. Ist noch aller nottorft fersein ond dusgelasein dein lastein artikel, so in der von Augspork friheyt stond, mit insezong der anlyd. Haben de tax auf 60 fl. gedruget ond sonst geborlig fererong for seygelung [und] schribein usgeben. Auch habein wir in de 12 fl., so man in zuo Frankfurt ferordent hat, in de ka[n]zely geben ond H. Jacop Felinger 25 fl. for sein gehapt moy. Darab wir fil gonst erlankt habein. Dan wo ons de friheyt itz, [da] ir ksl. Mt. von hinhein geritten, nit worden wer, wer darnoch in fergiß gestelt ond nichtz drus wordein. Daromb haben wirs obers gelt lassen gon.2

[3.] Der ander friheyt der acht halber haben wir bisher mosein stilstein aus orsachen, in der nestein schrift [Nr. 1705 [2.]] gemelt, of das eyn de ander nit ferhindert, wewol wir besorgen, hart zogein wirt, so ksl. Mt. ins Nederla[n]t ist. Habein duch H. Jacop Felinger de sopelazion sampt der notel mitgebein, daß ers by ksl. Mt. solzetiren sol ond, ab es erlankt wert, im eyn fererog [= Verehrung, Geschenk] drom tzo doin. Des er dan ganz willik ist ond sich gegen eynen rat huglig erbut.

[4.] Der fan Buchlingen [= Gf. Adam von Beichlingen], auch Dr. Blankenfelt sein fons camergerichtz wegein he. So ferstand ich, ksl. Mt. habs camergericht sospendirt, ond soulin alle assessores, procuratores hercomen, ond wurt eyn nue reformazion gemacht etc.

[5.] So ist forhanden eyn nuhe reformazion im Rig ond aufhebong etliger gelder tzo onderhaltong friden ond rechten. Darin eyn artikel der aechter halben [Nr. 989 wohl [10.]], we formals zo Worms aufgericht, daß nemans de achter enthalten sol wider dein ofgerichten lantfredein,3 daß ich besorg, daß hart of dismal de friheyt auszobringen sey. Deshalber wir noch nichtz mit dein Ff. geret habein. Wes aber hinfor uwer wisheyt meyno[n]g ist, dem Ks. nochzuofolgen ader antwort von H. Jacop Felinger zo erwarten ader witer he for des Rigs rad ader dein stendein des Rigs zo handeln, mogen ir ons zo wissen doin. Wir werden allein fliß habein ond kein moy sparen.

[6.] Nuher zitong wissein wir uwer wisheyt nichtz sonders zuo schribein, dan ksl. Mt., onser allergnst. H., ist eyn dak for dato [17.5.12] he hinwek ins Nederlant, und tzugt im das huffo[l]k noch. Hat de stende des hl. Rigs befolein samt dem hufrat ond röm. kanzely, he zo verbliben, ir Mt. wil in 3 ader 4 wochein wider he sein.4

[7.] Ir Mt. hat etlig knecht he aufgenommen ond dem Kg. von Frankreich zogeschikt.

[8.] De Schweyzer haben eyn dreflig botzschaf he gehapt, de ir Mt. irlig gehalten. Man ist alein dak wartein, daß sey sich mit dein Franzosen geschlagen.

[9.] Item H. Johan Brongen [= Brun], schulmeister, ist for 6 dagen he abgeschiden ond by ksl. Mt. de confirmazion erlangt, doch nit witer, dan wie Ks. F[r]ederich der dritt lubliger gedechtenis in de gebein hat,5 ond ist van wortein zo wortein i[n]serirt ond hinden drin gesatzt: „doch dem Rig ond sonst allermeneklich an sinen rech[t]ein ond gebruch onfergrifelig ond onschedelich etc.“ Also ist de im of 60 fl. taxirt. Hat er de gratis wiln habein ond darnoch 20 fl. wiln geben ond so abgeschiden, ond de confirmazion in der canzely bis[her] noch ferlassein. [...] Damit spar uwer wisheyt Gout in lankwirigem reygement. Dann uwer wisheyt willig dinst tzo erzigen sint wir als de gehorsam allzit gene[i]kt. Datom dinstak, den 16. dak im Mey Ao. 1512.

Anmerkungen

1
 Wie schon Janssen feststellte, ist dem Schreiber Jakob Heller bei der Schlußdatierung dinstak, den 16. dak im Mey ein Fehler unterlaufen, denn im Jahr 1512 fällt der 16. Mai nicht auf einen Dienstag, sondern auf einen Sonntag. Daß das Schreiben vom 18. Mai stammt, ergibt sich aus seiner Erwähnung im nächsten Bericht der Frankfurter Gesandten vom 25. Mai, Nr. 1708.
2
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum Tertia feria in die Viti [15.6.12]: Als H. Jacob Stralenberg, geschickter ratsfrunt, von Trier anheymenkomen ist und das privilegium von ksl. Mt. der appellierunge halber, so vom gericht alhie gescheen, mitbracht und erlangt hait und verlesen ist, dasselb privilegium in das priviegienbuch registrieren. Sol man das privilegium usrufen und publiceren laissen. Item die artikel us dem privilegium der appellation usschriben und an das gerichtshus anslagen laissen. Frankfurt, IfStG, Bürgermeisterbücher 1512, fol. 16b.
3
 Ewiger Landfriede vom Reichstag 1495, Art. 3. Druck: Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 334/III, S. 364f.
4
 Dazu die Einträge im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum Feria tertia in die Sancti Urbani [25.5.12]: Als Jacob Heller und Jacob Stralenberg von Trieher us dem richstag doselbst geschrieben haben. [...] Den frunden in ksl. hof wider schreiben, syhe one noit, ksl. Mt. zu folgen, sonder sich andern, so geschickt sin, zu verglichen, dem rat zum besten handeln. Frankfurt, IfStG, Bürgermeisterbücher 1512, fol. 8a.
5
 Gemeint ist wohl die Privilegienbestätigung Kg. Friedrichs III. für das Frankfurter St. Bartholomäus-Stift vom 10. August 1442. Regest: Heinig, Regesten, Nr. 40.