Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ablehnung von Kommissaren im Konflikt mit den Mgff. von Ansbach-Kulmbach; [2.] Befremden über Topplers Attacken gegen Melchior und Ulrich Pfinzing als Nürnberger Kontaktleute am ksl. Hof; [3.] Bitte um Erlangung eines Achtbriefes gegen Arnold Birkenfelder; [4.] Geheime Nachrichten über Pläne innerhalb der fränkischen Ritterschaft zu einem Angriff auf die Nürnberger Reichstagsgesandtschaft.

Nürnberg, 25. April 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 146b-148a, Kop.

[1.] Erwirdiger, lb. H., euer verantwortung, uns uf vorgetanes unser schreyben [Nr. 1744] allerley sachen halben, euer erwirden endeckt, bey verschynen tagen zugesandt [liegt nicht vor], haben wir seins inhalts vernommen. Und ist unser maynung nit gewest und noch, in der marggrafischen vertragsachen die comissarier, euer erwirden angezaigt, zu erlangen, der maynung und ursachen, das sie in angezaigten irrungen uf disem rechtstag zu Trier handlen sollen, sonder darumb, ob ir bey ksl. Mt. uber alle euer erwirden anzaigen unser beschwerden und farlikait unser potschaft unser begern und ansuchen nit erhebt werden mocht, das alsdann euer erwird zu ainem mittel, damit wir schickens unser potschaft mochten uberig steen, wolle furschlagen, die commissarier zu ordnen, die alsdann nach vollendung des rechtstags in der sachen tag ansezen, die parteyen auf ein tagreis von Nürmberg zu sich vordern und anstat ksl. Mt. handlung furwenden sollten. Mit dem würde unser will auch volzogen, dann sollten wir auf diesem reichstag zu handln gestatten, was wer not, commissarier zu pitten, wurd auch darfür geacht, als ob wir ksl. Mt. hierin zu unterhandlern nit mochten gedulden, wiewol wir am liebsten sehen und gedulden wollen, das die commission (soverre wir unser potschaft gein Trier zu fertigen erlassen werden) auch in der federn bleib und die sachen also wie ytzo auf ir selbs beruen. Darein wolle sich euer erwird zum besten richten, wie ir zu tun wol wist.

[2.] So haben wir euer erwird bey Erharten Coler, unserm poten, gar beschaidenlich und furwar guter maynung angezaigt, wes sich unsere burger, die Pfintzing, hievor in unsern handlungen am ksl. hof durch furdrung, sovil inen moglich, haben erpoten, mit bitt, sampt inen ye zu zeiten helfen vleis zu tun etc., auch die poten, ob sie bey inen brief entpfahen wollten, daran nit zu verhindern, und daneben unsern ratschreybern bevolhen, den poten anzusagen, sich zu den Pfintzingen und Gabriel Vogt zu fugen, ire brief auch anzunemen, dweyl dieselben schrieften unsern burgern, den am ksl. hof allerley gehandelt, auch zu gut komen mochten. Das wirdet aber nit dem gemes, wie deshalb unser gemüte gestanden ist, sonder gar hitzig und scharpf von euer erwird verstanden. Des wir furwar beschwerden tragen, dann dye maynung unsers bevelhs und schreybens ist nit gewest (des wir Got zu zeugen nemen), euch ichtzit verachtlichs oder das euer erwird gegen den Pfintzingen oder yemand anderm zu schimpf und nachtail raichen sollt, ufzulegen noch euch damit zu verpinden, uf die Pfintzing ainich aufsehen zu haben oder inen unterwurfig zu sein. So gedenken wir auch, den Pfintzingen nit in allen unsern gehaymen zu schreyben oder zu vertrauen. Aber unsers achtens mag uns das, darin wir den Pfintzingen bishere vertraut haben oder hinfuro aus notturft gemeiner unser stat schreyben wurden, ganz nit beschwern oder zu nachtail raichen. Und bedeucht uns, nit ubel getan sein bey diesen leufden, wie euer erwird in irem schreyben selbs bekennen, vil vertrauter leut, als dann die Pfintzing, unsere angeerbte, verpflichte burger, sein, am ksl. hof zu haben, dann wiewol wir dieselben Pfintzing oder andere secretarier euch nit gleich achten, so mag doch zu zeiten von briefen und schrieften an sie als die, so teglichs dobey sein, ichtzit gelangen, das villeicht an euer erwirden ander ksl. gescheft halben nit kommen mocht. Darin sie nachmalen uns auch konnen gedienen. Darumb wir uns fürwar nit hetten versehen, das euer erwird solche unser getreue handlung, darin wir nit die personen, sonder gemeine unser statt bedenken, so hoh beschwerlich und scharpf (als ob wir euer erwird gern mit eren abkommen und in euch kainen vertrauen stellen) hette angenomen. Wollen uns demnach versehen, ir werden demselben absteen und euch in unsern sachen hinfuro erzaigen, wie wir vertrauen tragen und euer erwird bishere getan haben.

[3.] Euer erwirden geben wir auch zu erkennen, das uns ytzo donnerstags [22.4.12] ain abclag von ainem, der vor langen jarn gegen uns in anvordrungen vor unserm gnst. H. von Meinz ist gestanden, von des sprüchen wir sampt vil cost und scheden absolvirt seyen, Arnolt Birkenfelder genant, ist zukommen [liegt nicht vor]. Derselb Birkenfelder hat vor zuschickung solchs briefs ainen unsern poten sampt andern seinen helfern nidergeworfen, ime alle seine brief genommen, geoffent und gelesen, enthelt sich syder der tat, auch darvor offenlich zu Onolzpach in der Summerin haus. Der prief ist auch doselbst durch ine geschrieben und uns auch aus Onspach bey einem burger von Onoltzpach, einem leinenweber, zugepracht. Das zeigen wir euer erwird darumb an, das sich euer erwird der Mgff., ob sie uns des Seckendorffers [= Sixt von Seckendorff] oder ander sachen halben bey ksl. Mt. understeen wollten zu verunglimpfen, dester pas und mit iren unfurstlichen handlungen und unglimpf mogen ufhalten. Senden auch euer erwirden ain colationirte copi solchs veindsbriefs, mit bitt, darauf wider gedachten Birkenfelder ain achtbrief durch Wilhelmen Rumel, euern schwestersone, in der pesten form zu erlangen und uns zu uberschicken. [...] Datum sonntag nach Georii 1512.

[4.] Zedula: Heute ist Dr. Topplers (nicht vorliegendes) Schreiben vom 19. April (montags vor Georii) durch den Ratsboten Erhard (Goler) überbracht worden. Und dweil der reichstag ist angefangen, verhoffen wir, es soll unser verrer ervorderns halbn vergessen werden. Und ob wir gleich uber allen eurn vleis sollten ervordert werden, ist unser gemüte noch nit, zu schicken, dann glaublich ist es nit schimpf [= kein Spaß, Vergnügen], potschaften ytzo so ainen weiten weg zu schicken. Und ist heut, dato [25.4.12], durch etliche tapfere von der ritterschaft im land zu Franken in gehaimbd etlichen unsern burgern, die mit denselben von der ritterschaft in guter verwandtschaft steen, warnung zukommen, sich in iren sitzen uf dem land, auch in iren gerten vor der stat nit vil finden zu lassen, auch das in unser stat vilveltig geschoben werde, uf die des rats, wann sie und sonderlich auf den reichstag ausreiten werden, aufsehen zu haben. Mit dem werden euer erwird abermaln guten grund haben, uns unsers aussenpleybens zu entschuldigen. Datum sonntag nach Georii 1512.