Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung einer Instruktion in Sachen Geleitbruch bei Forchheim; [2.] Auftrag an Leonhard Groland, zur Erlangung des Indults zum Ks. zu reisen; [3.] Freilassung Sixt von Seckendorffs; [4.] Berücksichtigung der Schulden Erfurts bei Nürnberger Bürgern im Fall einer Einigung EB Uriels von Mainz mit Kf. Friedrich von Sachsen im Erfurter Streitfall.

Nürnberg, 23. Juni 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 233a-234a, Kop.

Teildruck bzw. Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 208.

[1.] Lb. freund, als wir euch nechstvergangens suntags [20.6.12] bey unserm poten, dem Leyßmüllner, geschriben1 und angezaigt, das uns von unserm gn. H. von Bamberg copien deß, so sein Gn. bey ksl. Mt., auch irer Mt. anwälden und den reichsstenden bisher gehandelt, aus Trier zugesandt etc., mit bevelh, dweil sich solhs alles den maisten tail unser gegeben fertigung vergleich, euch derselben gemeß ze halten. Mitler zeyt haben wir aber solhen sachen mit vleiß nachgedacht und befunden, das der grund aller handlung, dise sachen belangend, zum hochsten sten wirdet in fruchtparlicher, austreglicher hilf ksl. Mt. als des obersten haupts, dann on seiner Mt. beystand mag unsers bedunkens alle unser beder handlung kain nutzpar endschaft oder execution erlangen. Wiewol nu unser gn. H. von Bamberg seiner Gn. handlung ernstlich und schicklich furgenomen hat, ist doch unsers bedunkens not, solhs alles mit weyter notdurftiger underrichtung ze arbayten und zu besliessen. Demnach schicken wir euch hiebey ein instruction [liegt nicht vor], welher gestalt unsers verstands bey Bamberg und furter bey ksl. Mt. anwälden und den reichsstenden (den, wie wir vermerken, ir Mt. in solhen sachen ze handeln bevelh geben hat) getailt mag und soll gearbayt werden. Dem wißt ir euch unsers unzweivenlichen versehens gemeß und wol schicklich ze halten.

[2.] Daneben ist unser bevelh, nachdem uns an dem indult, so ir in verzaichnus hapt [liegt nicht vor], bey ksl. Mt. zu erlangen, vil und merklichs gelegen und dann noch ungewiß ist, ob die ksl. Mt. in kurz widerumb gein Trier raichen werd, das du, Lenhart Groland, deinen weg furderlich zu ksl. Mt. nempst und statlich arbaitest, solich indult mit hilf des brobsts Sebaldi [Melchior Pfinzing] zu erlangen, in hoffnung, das es geringen widerstand leiden werd, und euch alle sunst in unsern sachen erzaigen, wie uns nicht zweivelt und wir vertrauen tragen, mit freuntschaft gegen euch zu bedenken.

[3.] Item so hat uns glauplich angelangt, das Sixt von Seckendorff geledigt und umb 800 fl. geschatzt sein soll. Das ist uns von ainer person, die ine zu Onolzbach [= Ansbach] und Zenn [= Langenzenn] offenlich gesehen, eroffent. Geben wir euch auch guter maynung zu erkennen, ob ir desselben Seckendorffers sachen halb reden hören würden, darnach wissen ze richten. Datum under Jeronimus Holzschuhers, Bm., petschir [= Siegel] am mitwoch St. Johansabend baptiste Ao. etc. 12.

[4.] Zedula interclusa: Auch, lb. freund, uns ist auch angezaigt, das auf disem reichstag in den geprechen zwischen unsern gnst. Hh., dem EB zu Menz und Hg. Friderich zu Sachsen etc., die stat Erfurt berurend, handlung vor augen oder in kurz geschechen soll. Dweil ir aber wißt, das den unsern, gaistlichen und weltlichen, von derselben stat vil verfallens ewigsgelts [= ewige Rente] unbezalt, ist unser beger, wollet darinnen euer vleissig aufsehen haben, auch an orten, da es euch fur nutz oder notdurftig bedunken wirdet, furdern und anhalten, so die sachen zu ainem vertrag oder bericht sollt gelangen, das dann die unsern darinnen auch solhermassen bedacht, damit inen ires ausstands on lengern verzug bezalung verschafft werd.2 Daran erzaigt ir uns sonder annem gefallen. Datum ut in litteris.3

Anmerkungen

1
 Wohl Nr. 1747, auch wenn dieses Schreiben auf den 19. Juni datiert ist.
2
 Dazu der Eintrag in den Ratsverlässen unter dem Datum tercia Xm martirum [22.6.12]: Den gesandten gein Trier schreiben, ir aufsehen ze haben, ob Erfurt halben iez gehandelt, das die unsern, geistlich und werntlich, den sy schuldig sein, auch bedacht werden. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 545, fol. 10a.
3
 Mit Schreiben vom 23. Juni 1512 (mitwoch vigilia Johannis baptiste) teilte Nürnberg Rothenburg ob der Tauber mit, am 19. Juni (mitwoch vigilia Johannis baptiste) habe ein Stadtbote ein Schriftstück Rothenburgs an Dr. Ulrich Nadler überbracht. Da dieser jedoch zusammen mit anderen Abgesandten zum Reichstag nach Trier verordnet sei, zudem der Bote krankheitsbedingt nicht nach Hause zurücklaufen könne, habe die Stadt das Schreiben zur Beschleunigung der Angelegenheit selbst an Dr. Nadler weiterbefördert. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 233a, Kop.