Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung der neuen Reichsordnung und des Reichsabschieds; [2.] Neue Ordnung für das Reichskammergericht; [3.] Aufforderung zur Teilnahme am nächsten Reichstag in Worms, zur Bekanntmachung der neuen Reichsordnung und des Reichsabschieds sowie zur Einhebung des Gemeinen Pfennigs; [4.] Befehl zur Zahlung der Eilenden Hilfe in Augsburg oder Frankfurt.

Köln, 1. Oktober 1512

Orig. Druck m. S. (die Anrede, die Zahlen der zu stellenden Berittenen und Fußsoldaten sowie der alternativ zu entrichtende Geldbetrag sind jeweils handschriftlich in freigelassene Lücken eingetragen; p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Hannover, HStA, Celle Br. 15 Nr. 46, o. Fol. (Präs.vermerk: Receptum von Steffen Robbeken, röm. ksl. Mt. gesworen boden, am 16. dage Decembris Ao. domini 1512); Magdeburg, LHA, A 20, I Nr. 1, fol. 1 (an die Äbtissin von Quedlinburg; 7 ½ Berittene bzw. 120 rh. fl.); Colmar, AM, AA 73 Nr. 44 (an Colmar; 16 Fußsoldaten bzw. 256 rh. fl.); Duisburg, LandesA, Werden XIa Nr. 43, fol. 36 (an Abt N. [= Antonius Grimholt] von Werden in Westfalen; 2 Fußsoldaten bzw. 32 rh. fl.); Esslingen, StadtA, Reichsstadt, Fasz. 283 RTA 1512 (an Esslingen; 25 Fußsoldaten bzw. 560 rh. fl.); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 67 (an Frankfurt; 15 Berittene und 36 Fußsoldaten bzw. 1176 rh. fol.)1; Ebd., RTA Bd. 30, fol. 82 (an Memmingen; 1 Berittener und 26 Fußsoldaten bzw. 456 rh. fl.); Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 1, fol. 48 (an Straßburg; 24 Berittene und 40 Fußsoldaten bzw. 1600 rh. fl.).

Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 205, fol. 69 (an Hg. Johann III. von Kleve; 27 Berittene und 26 Fußsoldaten bzw. 1496 rh. fl.).

Kop.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Okt., fol. 7a-8b (an Hg. Johann III. von Kleve, Anschlag wie in der Ausfertigung).

Druck: François/Tabouillet, Histoire de Metz, S. 591-593 (an Metz; 15 Berittene und 40 Fußsoldaten bzw. 1240 rh. fl.; frz.).

Teildruck: Gersdorf, UB, Nr. 1347 (an den Bf. von Meißen; fehlerhaft).

Regest: Baumann/Tumbült, Mitteilungen, Nr. 41 (an Gf. Wilhelm von Fürstenberg; 10 Berittene bzw. 160 rh. fl.); Rüthning, UB, Nr. 223 (an den Gf. von Oldenburg; 24 Fußsoldaten bzw. 64 rh. fl.); Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1102 (an Frankfurt); Rosenthal, Einblattdrucke, Nr. 110 (Adressat unkenntlich gemacht; 14 Fußsoldaten bzw. 192 rh. fl.).

[1.] Wir, Maximilian etc., embieten dem hochgebornen Hainrichen, Hg. zu Braunsweig und Lunenburg dem jungern, unserm lblibra (Pfund) . oheim und F., unser gnad und alles gut. Hochgeborner, lb. oheim und F., uns zweifelt nit, ir seyet noch in guter gedechtnuß, das wir hievor aus treffenlichen, merkligen und beweglichen ursachen, so uns und dem hl. Reiche und teutscher nation obligen, einen reichstag in unser und des hl. Reichs stat Tryer angesetzt und ausgeschriben und denselben tag nachmals aus etlichen zugefallen sachen mit willen und wissen unser und des hl. Reichs Kff., Ff. hieher in unser und des hl. Reychs statt Cöllen verändert und gelegt. Da wir dan mit treffenlichem und zeitigem rate gemeyner stende des hl. Reichs und teutscher nation obligen und beswerung und sonderlich zu behaltung des Reichs bey teutscher nation und zu widerstand desselben anfechtern und widerwertigen notdurftiglichen und mit hohem vleyß erwegen und betracht, auch zu hanthabung frydens und rechtens, damit aufruer, krieg und empörung im hl. Reiche und zwischen den gelydern und verwanten desselben verhuet, eyn ordenung [Nr. 1011] und dabey ein abschaid [Nr. 1592] furgenommen, gemacht und beschlossen, die wir dir hiemit zuschicken.

[2.] Daneben haben wir unser ksl. camergericht, daran etlich mengel und gebrechen gewesen, widerumb aufgericht und gesetzt und die mengel und gebrechen desselben abgetan, das auch sechs jar lang die nechsten erstreckt und dermassen geordent und mit treffenlichen, geschikten personen besetzt [Nr. 1561], damit das recht und desselben vollziehung und execution dest fürderlicher und statlicher underhalten und gehandhabt werde.

[3.] Und dieweil zu vester hanthabung und ganzer volziehung solher aufgerichter ordnung und abschaid die notturft erfordert, alle jar, dieweil diese ordnunge sein wirdet, einen reichstag zu halten, den wir dan mit deiner lieb und der andern stende wissen und willen auf der hl. drey Kgg. tag schirstkünftich [6.1.13] in unser und des hl. Reichs stat Wurms als für den ersten reichstag zu halten und daselbst der obberurten volziehung, auch anderer mengel und gebrechen halb, so uns und dem hl. Reiche obligen und teglichen zufallen, weyter nach laut der berurten ordnung und abschieds zu handlen, furgenomen haben. Und entphelhen deiner lieb demnach bey den pflichten, damit du uns und dem hl. Reich verwandt bist, von röm. ksl. macht ernstlich gebietend, und wellen, das du auf den obbestimbten tag daselbst zu Wurms bey uns und den andern stenden des Reichs in aigener person, wie die bestimbt ordnung und abschaid vermag, erscheinest und in des hl. Reichs sachen und obligen der notturft nach ferrer zu handeln und zu ratschlagen verhelfest, auch mitler zeit dieselben ordnung und abschaid in allen iren inhaltongen und artikeln volziehest, den lebest und nachkumest, auch allen deinen undertanen, in was stands ader wesens die sein, in deinen Ftt., landen, schlossen, stetten, Hftt. und gebieten solich ordnung und abschaid, sovil sie die berürt, mit högstem vlyß furhaltest und anzeigest und darauf mit allem ernst verfügest, darob und daran seyest, damit sie sich mit bezalung und einpringung des gemeynen anslagspfennig und auch sonst in allen andern artikeln nach laut der obberurten ordnong und abschaid nach irem inhalt gehorsamlich halten, solhes volziehen, derselben gestracks geleben und nachkomen, damit daryn keyn mangel oder abgang bey inen erfunden werde, dardurch uns und dem hl. Reiche nit weiter unrat, nachteyl und schaden daraus erwachse.

[4.] Und als uns durch alle stende vorgemelt in dem abschaid des gehalten reichstag[s] hie auf unser gn. begern ein hilf auf ein jar lang nach laut des anschlags, so uns die stende uberantwurt [Nr. 1005], verwilligt und zugesagt, dieselben hilf auf vier monet mit parem gelt zu bezalen, und also auf die stende des Reichs angeschlagen, doryn dir 14 zu roß und 18 zu fus aufgelegt ist, das sich zu gelt angeschlagen die obbestimbten vier monet 848 fl. rh. laufet [= beläuft], [befehlen wir dir, daß du] dieselben summa hinder Bm. und rate der stett Augspurg oder Frankfurt, wie der oberurt unser abschayd vermag, von stund und on alles verziehen erlegest und damit nit verziehest oder auch mit volziehung obgemelter ordnung und abschayd nit seumig oder ungehorsam erscheinest, in massen du zu tun schuldig bist, dadurch wir an unserm furnemen nit verhindert und, gegen euch als den ungehorsamen mit ungnad und straif furzunemen und zu handlen, geursacht werden. Doran tut dein lieb unser ernstliche maynung. Geben in unser und des hl. Reichs stat Collen am ersten tag des monets Octobris nach Cristi gepurt 1512, unserer reiche des röm. im 27. und des hungerischen im 23. jaren.

Anmerkungen

1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum Dornstag nach Andree apostoli [2.12.12]: Als ksl. Mt. ein reichstag uf trium regium [6.1.13] geyn Wormbs usschribet mit uberschickung des Reichs ordenung, zu Coln beslossen, verlesen ist, uf ime selbst beruhen lassen. Frankfurt, IfStG, Bürgermeisterbücher 1512, fol. 92b.