Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bedenken gegen eine eventuelle Absage des Reichskammergerichtsverfahrens gegen die Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim aufgrund der geplanten ksl. Vermittlungsaktion; [2.] Bitte um Durchführung des bereits angekündigten Gerichtsverfahrens.

Nürnberg, 21. Oktober 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 181a-183a, Kop.

[1.] Hat zwei Schreiben des Ks. erhalten. Im ersten (Nr. 1896) teilt dieser mit, daß er die fränkische Ritterschaft zum 11. November ( St. Martinstag) nach Schweinfurt einberufen hat und zugleich Nürnberg auffordert, eine Gesandtschaft nach Zeil zu schicken. Der andern schriften [liegt nicht vor] inhalt zaigt, das euer ksl. Mt. den gedachten unsern gn. Hh. von Wurzburg und Brandenburg geschriben hab, bey unsern veynden zu handeln, das sy mittler zeyt der handlung, die euer ksl. Mt. zwischen unser und denselben unsern veynden durch ir potschaft zu geprauchen vorhab, stillsteen und mit der tat nichtzit handeln sollen, mit dem gn. anhang, dieselben schriften, sover uns solche handlung nit angeneme wer, zu verhalten, und das nichtzitdestermynder mit der commission und gerichtlichen proceß an euer ksl. Mt. cammergericht furgefarn werden solle etc. Dankt ihm für diesen Lösungsvorschlag, zweifelt aber gleichzeitig nicht daran, euer ksl. Mt. sey unverporgen, mit was hoher, zeitiger vorbetrachtung euer ksl. Mt. und der stende des hl. Reichs die angezaigt commission und nachvolgend handlung uf ytzo gehaltem reichstag zu Coln entlich verfaßt und beschlossen. Die nun dahin gelangt ist, das sy uf montag nach Martini schirist [15.11.12] ir gepurlich, billich volstreckung und wurkung soll erraichen, auch welcher gestalt sich ain yeder daselbst zu Coln angezaigter handlung halben, daran doch euer ksl. Mt. und dem hl. Reich von wegen der fridbrecher und des Reichs ungehorsamen sovil gelegen, hat gehalten. Sollte nun uber das unsere veynd und widerwertigen, die in solcher ausgangen commission bestimpt und irs verdachts halben an euer ksl. Mt. camergericht, wie oblaut, zur purgacion gevordert sein, durch unsere gn. Hh. von Wurzburg und Brandenburg uf Martini gein Schweinfurt zu gutlicher handlung beschaiden und dieselb handlung in der güte durch gedachte zwen Ff. und euer ksl. Mt. rate furgenomen werden in beysein der ritterschaft des lands zu Franken, mit denen unsere widerwertige manigfaltig und hoch gefreundt sein, stellen wir zu euer ksl. Mt. als des hochverstendigen ermessen, was uns und den unsern, so beschedigt sein, hieryn zu nachtayl und schaden mocht gearbait werden, auch nit allain uns und den unsern, sonder zuvorderst auch euer ksl. Mt. und in gemain allen stenden des hl. Reichs durch verhinderung und zuruckstellung des beschlus zu Coln damit zu verachtung, schimpf und schaden volgen. Es wurde auch furnemlich daraus sovil vermerkt und onzweifenlich verstanden, als ob euer ksl. Mt. aus aigner bewegnus oder aber unser oder ander von unsern wegen anregen genaigt, von beschlossner handlung zu Coln abzusteen oder dieselben sachen in rue ze stellen. Welches doch, wie wir in sorgen steen, die beschediger und verwurker in irem furnemen sterken und damit scheinlich ursachen schopfen wurden, nach inhalt euer ksl. Mt. ausgangen commission und furhaischung am camergericht uf den bestimpten termin nit zu erscheinen. Aus dem dann volgen, so die angezaigt handlung und acht angestellt wurd, das wir uns des Reichs verordenten und erkannten hilflichen zusatz nit hetten oder mochten geprauchen. Das den tetern nit zu klainem trost, in irem vorhaben zu beharren, dienlich, aber uns, auch unserm gn. H. von Bamberg zu dem, so uns durch die reichsstende erkundt und wir vermitelst gotlicher hilf darauf zu handeln gedenken, ganz verhinderlich, nachtaylig und beswerlich wer. Haben demnach aus erzelten bewegnussen und dweyl euer ksl. Mt. die uberantwortung der beder wurzburgischen und brandenburgischen briefe aus gn. naigung zu unserm willen gestellt, dieselben briefe zu uberantworten, verhalten, der undertenigen zuversicht, das solchs euer ksl. Mt. zu ainichen ungnaden nit raichen werde.

[2.] Und so dann euer ksl. Mt., wie uns dieselb ytzo durch ir schrift entdeckt, on das des gemuts ist, bey der frenkischen ritterschaft etlicher des Reichs sachen halben uf Martini [11.11.12] zu Schweinfurt zu handeln, ist onzweyfenlich, das etliche aus derselben ritterschaft kainswegs underlassen werden, on einiche ervorderung und betagung fur sich selbst solicher sachen halben bey euer ksl. Mt. raten handlung und anregen furzuwenden, der meynung, gemelt furnemen gegen den tatern abzustellen. Mogen euer ksl. Mt. rate daraus sovil ursachen und bewegnus nemen, mit der freuntschaft der beschediger underhandlung einzuhaben, damit euer ksl. Mt. irs begerns gesettiget und furnemlich und zuvorderst unsere beschedigte burger irs gefugten schadens nach billichem anschlag erstattet und vergnugt werden. Darynnen wir uns alsdann solcher gestalt erzaigen wollen, das euer ksl. Mt. des nit ungnad oder mißfallen empfahen soll. Wir wollen auch uf Martini schirist unser potschaft gein Zeyl zu unserm gn. H. von Bamberg verordnen, solcher handlung, ob die euer ksl. Mt. raten dergestalt begegnen und an uns gepracht wurd, zu gewarten und unser, auch des gemelten unsers gn. H. von Bambergs notdurft dagegen auch zu vernemen. Bitten und ersuchen doch euer ksl. Mt. in aller undertenigkeit, die geruchen, die ausgangen euer ksl. Mt. commission und ladung und was sich nachvolgend darauf, an euer ksl. Mt. camergericht zu handeln, aus billichait gepurn wirdet, welche handlung ainem leidlichen, zimlichen vertrag sonders zweifels am dienlichsten sein wirdet, nit zu verhindern, das auch stracks zu volziehen, bey euer Mt. verordenten räten und sonst ernstlich verfugen und bestellen. Nichtzitdestermynder mag ungeachtet, was am camergericht erlangt ist, wo solcher zymlicher vertrag mit aller tayle willen gefunden wurdet, dieselb rechtlich erlangung widerumb abgestellt oder, wo der vertrag in endschaft nit gezogen, mit notdurftiger volziehung rechtlichs proceß am camergericht unseumlich furgefarn [werden]. Darauf die teter nit klaine sorg tragen mussen und sich, wo ine die ernstlich handlung vor augen stet, dester genaigter der billichait zu vertrage der sachen weisen lassen werden. Dann unser gn. H. von Bamberg und wir in emsigem rüstung und furnemen steen, dise tater mit hilf des Allmechtigen und euer ksl. Mt. in derselben gehorsam und dem, das billich ist, zu bringen. Vertraut darauf, daß der Ks. sich in dieser für Nürnberg und alle anderen Städte wichtigen Angelegenheit gnädig erweisen wird. Datum donerstag nach Luce 1512.