Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vorgespräch mit dem Deutschordenshochmeister; [2.] Vermittlung oder rechtlicher Austrag zwischen den Konfliktparteien auf dem Tag in Posen; [3.] Entschlossenheit des Reiches zur Unterstützung des Deutschen Ordens; [4.] Engagiertes Vorgehen der Gesandten auch bei Abwesenheit der Gesandtschaften des Papstes und Kg. Wladislaws von Ungarn und Böhmen.

Augsburg, 17. Mai 1510

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; auf dem Deckblatt: Instructio ksl. Mt. auf den tag kein Posen): Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19276.

Kop.: Wien, DOZA, Preu 394/1, fol. 128-130.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta 2, Nr. 19276.

Inhaltsangabe: Voigt, Geschichte, S. 382f.

Instruction, was der erwirdig unser und des Reichs F. und lblibra (Pfund) . andechtiger Hartman, administrator des gotzhaus Fuld, unser lb. gemahel, der röm. Kg.in, canzler,1 und die edel, ersam unser und des Reichs lb. getreuen Ernst, Gf. zu Mansfeld, und Dieterich von Witzleuben, lerer der recht, unser oratores und botschaften, von unser, auch Kff., Ff. und stende des hl. Reichs wegen in den irrungen zwischen dem erwirdigen Friderichen, Hg. zu Sachsen, Landgf. in Doringen und Mgf. zu Meissen, hochmaister teutschs ordens, unserm lblibra (Pfund) . oheim und F., und gemainem orden und dem durchleuchtigen F., H. Sigmunden, Kg. zu Polan, unserm lb. oheim und bruder, handlen sollen.2

[1.] Nachdem wir durch unser, Kff., Ff. und stende des hl. Reichs botschaften bey obgemeltem Kg. von Polan angezaigter gebrechen halben handels zu gestaten gehabt, des uns und gemelten Kff., Ff. und stenden gutwillig vorstat und ainen tag auf Johanns zu sonnenwenden gen Posenau schierstkunftig [24.6.10] angesetzt, darauf sollen sich die vorgenannten unser oratores und botschaften zu dem vorgemelten hochmaister gen Leiptzk fuegen, damit sy auf den 13. tag des moneds Junii schierstkunftig daselbst seyen und von im aigentlichen und grundlichen underreden emphahen, was vormals in den berürten irrungen furgenomen und gehandelt worden, desgleichen was ferrer in solhem der notdurft nach auf solhem angesetztem tag zu Bosenau zu handln sey.

[2.] Und wann solhs beschehen ist, alsdann sollen die berurten unser oratores und botschaften gen Bosenau auf den angesetzten tag ziehen, damit sy auf St. Johannstag zu sonnewenden gewislichen da seyen. Daselbs sy unsers Hl. Vater, des Babsts, darzu unsers lb. brueders, oheim und F. Kg. Wladislawen zu Hungern und Beheim rete und botschaften auch finden werden. Und mit denselben sollen sy aintrechtiglichen und samentlich die parteyen zu baiden tailen, wie sich in kraft der obbestimbten abred, auf dem nechstgehalten tag beslossen, gebürt, notdurftiglichen und aigentlichen verhören und alsdann mit allem, ganzem vleis und ernst versuchen, dieselbigen irrungen und spenne durch zimlich maß und mittel guetlichen hinzulegen und sy deshalben entlichen miteinander verainen und zu vertragen, damit weiter aufrur und empörung, so daraus entsteen möcht, verhuet werde, und in solhem nach gelegenhait und gestalt der sachen, so inen ye zu zeiten furfallen und furgehalten wirdet, irem hochstem und besten versteen und rat, auch des obgenannten unsers hochmaisters anzaigen nach das nutzist und best furnemet und tuet. Wo aber die gutigkait, des wir uns doch nit versehen, ye nit stat haben möcht, alsdann sollen die obbestimbten unser oratores und botschaften abermals nach rat und anzaigung des genannten hochmaisters aines entlichen, rechtlichen austrags halben handlen und reden, damit die parteyen abermals vor aufrur und unwillen verhuet werden.

[3.] Wo aber solhs auch nit erlangt werden möcht, alsdann sollen die obberürten unser oratores und botschaften des Kg. von Polen botschaften und gesandten fürhalten und anzaigen, nachdem der teutsch orden teutscher nation und gemainer cristenhait zu aufenthaltung, nutz und gutem gestift und durch die Bäbstlich Hlkt. zugelassen und bestetigt, auch mit sondern gnaden und privilegien fursehen und also loblichen herkomen ist, das uns als röm. Ks., auch Kff., Ff. und gemainden stenden des hl. Reichs in betrachtung desselben, auch das sy sich bisher gegen den unglaubigen in manigfaltig weis dermassen redlichen und wol gehalten und bewisen haben, dardurch gemainer cristenhait merklich nutz und aufnemen entstanden ist, sy zu irem rechten und billikait zu handhaben und nit dermassen dringen zu lassen gebüret und genzlichen gemaint ist.

[4.] Ob auch unsers Hl. Vater Babsts oder unsers lb. oheimen, brueder und Kf. botschaften auf den berürten tag zu Bosenau nit erscheinen würden, alsdann sollen die vorbestimbten unser oratores und botschaften die obgemelten artikel und maynung nichtdestermynder von unsern wegen fürnemen und handlen und in solhem allem daz best und nutzist tun, so euch nach gelegenhait der sachen gut sein bedunkt und die notdurft erfordern wirdet. Was inen auch in solhem begegnet, das sollen sy uns allzeit berichten. Daran tun die gemelten unser oratores und botschaften unser ernstliche maynung und gut gefallen. Geben in unser und des hl. Reichs stat Augspurg am 17. tag des moneds May Ao. etc. im 10., unser reiche des röm. im 25. und des hungerischen im 21. jaren.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben aus Augsburg vom 4. Mai 1510 wies Ks. Maximilian Hartmann von Kirchberg an, sich mit anderen ksl. Räten zum Tag nach Posen zu begeben und dort gemäß Instruktion in den Differenzen zwischen dem Kg. von Polen und dem Deutschordenshochmeister zu handeln. Dafür werde er ihm nach seiner Rückkehr 400 rh. fl. zahlen. Falls seine Zehrungskosten höher sein sollten, werde ihm der Hochmeister den Rest erstatten. Wien, Hofkammerarchiv, Gedenkbuch 17, fol. 416, Kop.
2
 Das an Kg. Sigismund von Polen gerichtete ksl. Kredenzschreiben für die drei Gesandten, ausgestellt in Augsburg am 20. Mai 1510, in Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19277, Kop.; Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta 2, Nr. 19277, das am 21. Mai 1510 in Augsburg ausgestellte Kredenzschreiben der Reichsstände in Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA, Nr. 19279, Kop.; Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 6, fol. 173, Kop.; Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta 2, Nr. 19279.