Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ablehnung der von der Gegenpartei erhobenen Geldforderung; [2.] Legitimer Anspruch auf das Rentmeisteramt; [3.] Vorschlag für eine Entscheidung der Schiedsrichter zum Punkt Geldzahlungen; [4.] Verständigungsbereitschaft in allen anderen strittigen Punkten.

[Augsburg, Mitte März 1510]

München, HStA, KÄA 1243, fol. 77a-80a, Kop.

Guetlicher gegenfurschlag der räte und anwelde Hg. Wilhelms
in Bairn etc. regiments

[1.] Edel und gestreng, günstig, lb. Hh. und freunt, gütlich erkiest entscheider und in nachvolgenden spennen yetz untertädiger etc., ir sollet von uns reten und anwelden, hievor benennet, gueter meynung vernemen: Als die rät und anwäld unsers gn. H. Hg. Fridrichs, auch in Bairn etc., jüngst vor euch ein mittel, wie sich sein ftl. Gn. von unsers gn. H. Hg. Wilhelms regiments wegen, nemlich ime under 7000 fl. rh. ze sprechen entrichten lassen wollt, furgeslagen haben [liegt nicht vor] auf meynung, anders sey seinen Gn. nit leidlich, es werde dann durch euch erkannt etc., dawider geben wir, rät und anwelde vorgemelts regiments, euch hiemit zu erkennen, das yetzgemelts regiments meynung anders nit stet, sy auch ungezwe[i]felt dafür halten, das die anvordrung oder gegenspruch, so des gemelten regiments rät und anwäld getan haben und noch heut tun, vil höher laufen und merglicher seien dann die vordrung, so von wegen gemelts unsers gn. H. Hg. Fridrichs als gegenteils dargetan sind. Auf das inen solch des gegenteils furgeslagen mittel keinswegs leidlich sein welle und tragen ganz kein fürsorg, wir werden des gegenteils vermeint anvordrung der 10 000 fl. irs vermeinten versessens der 24 000 fl. nutz und gelts halben mit gegründten ursachen leichtlich und genugsamlich auf euren entlichen und pillichen spruch ablaynen [...], nachdem der taxacion halben und das die bis auf den ingolstetischen vertrag1 nit volendt worden ist, unserm teil kain unpillicher verzug noch mangel zugemessen werden mag. So seien wir dem gegenteil keinen abgang, ausstand oder verseß der 24 000 fl. nutz und gelts noch auch ainich interesse derhalb zu erstatten schuldig, zusambt dem, das auch nach vermög der kgl. declaration, zu Costenz ausgangen, in craft ains kurzen artikels, darin begriffen, also anhebend „Dieselben comissari etc.“,2 unser gn. H. Hg. Fridrich als gegenteil von dem neuen underpfand nach abtretung des ersten kein nutzung mer haben, sonder die comissari sollen die bey iren handen behalten bis zu ende der taxacion, als auch geschehen. Und nach ausgang desselben ingolstetischen vertrags, dadurch dann die taxacion ir ende empfangen hat, [ist] dieselb nutzung des neuen unterpfands mitsambt demselben unterpfande unserm gn. H. Hg. Wilhelm gevolgt und die baide seinen Gn. in craft solichs vertrags, von röm. ksl. Mt. nu bestetigt, wider haim und ze handen gangen. Wie könnt dann yemant mit grund sagen, das für zway jar versessner nutzung an den 24 000 fl. die 10 000 fl. unserm gn. H. Hg. Fridrichen pillich zuesteen sollten, dieweil doch sein Gn. nach abtretung des ersten unterpfands bis zu ende der taxacion und vor vergnuegung der 24 000 fl. nutz und gelts von dem andern underpfand laut vorgemelter kgl. declaracion nichts haben noch gewarten hat sollen, sonder solich unterpfand ist allain für ein vergwissung der mergedachten 24 000 fl. bis zu endung der taxacion, so nu, wie obstet, geschehen ist, und an empfahung des gegenteils, davon ainichs nutz den comissarien allein und nit unserm gn. H. Hg. Fridrichen zu handen gestellt. So nu sein ftl. Gn. von solchem underpfand nichts hat haben sollen, so mag sy auch dazwischen ainichs verseß halben kein vergleichung noch interesse pillich suechen, vordern noch haben. Und tut dawider nichts, das in dem ingolstetischen vertrag ine deshalb vordrung ze geschehen zuegelassen oder nit verboten ist, dann uns dagegen gegrundt widerred auch nit abgesprochen, sonder erlaubt sind, als wir auch die hiemit tun. Wiewol uns dannoch bei dem gegenteil, als er vermeint, nit furtragen wil, das wir mergemelts rentmeisterambt zu Wasserburg in gemeltem vertrag auch nit begeben, sonder ausgedruckt uns vorbehalten haben und wir nach aller pillichait uns mit allem ein- und zuegehören zuestendig ze sein auszefueren wissen. Das ermesse gegentail bey im selb, ainem teil als dem andern, wie die pillicheit ervordert. Und beslieslich mag gegenteil aus dem allen weder fueg noch recht haben, die 10 000 fl. an unsern teil ze fordern.

[2.] Als aber weiter die anwelde des gegenteils vorhaben [= behaupten], ir anvordrung des getreids, zu Burkhausen gelassen etc., sey unlaugenber und bekenntlich, bedürf keiner disputacion, mog auch durch unbekäntlichs nit verhindert noch vergleicht werden etc., darzue unser antbort, das rentmeisterambt sey geleich sowol bekänntlich auch pillich so unwidersprechlich ze achten als das vorgemelt getreid, dann das durch den kgl. cölnischen spruch weilent unserm gn. H. Hg. Albrechten und also durch kgl. brief und sigel, dawider kain nain stat hat, an mittel und erblich zuegehörig. 3 Welhs rentmeisterambt in seinen gülten und zueständen, nachdem nichts davon in kölnischem spruch besondert ist, vil mer tut, dann angeregts getreid. So würke auch die declaracion, zu Enns ausgangen, 4 dawider nichts, dann die von dem underpfand, darin das rentmeisterambt ausgenomen ist, in der gemein sagt und solich rentmeisterambt sonderlich nit einzeucht, sonder ausgeschlossen läßt. So bleibt uns auch das pillich mit allem, so jerlich, es sey in oder ausser Wasserburg, darein gefellt, sonst wär das ausnemen desselben ambts an nutz und frucht und also vergebens geschehen. Das nit ze gedenken noch der kgl. und nu ksl. Mt. also schimpflich zuzemessen ist und an allen zweifel irer Mt. meynung nit anders nach rechtem verstand hat sein mögen, dann dasselb ambt mit allem ein- und zuegehören, dieweil kein besonderung noch specificacion des zuegehörens gescheen ist, im underpfand genzlich auszesliessen, in achtung, der gegenteil hab an das in demselben underpfand vergwissung und nutzung mer dann genug, als er auch statlich gehabt, wie sich dann in rechnung seins eynemens, wo die geschähe, wol erfund. Dawider tut auch nichts, das solich rentmeisterambt nit ervordert, als gegenteil vermeint, sein sol, wiewol es dannoch unervordert nit beliben, dann der rentmeister mer dann ainest in die rechnung ervordert, aber der nit nachkomen ist, sonder auf unsern gn. H. Hg. Fridrichen als seinen herrn, wiewol in disem fall unpillich, unsern tail gewisen hat. Darauf dann der handel bis auf weiter freuntlich handlung, so ytz geschicht, stillgestanden ist. Uns ist aber durch solichen stillstand unser gerechtigkait zu solichem ambt in so kurzer zeit rechtlich nit benomen, und gesteen gar nit, das dardurch ainich widerwärtigkeit in dem chölnischen spruch, als gegenteil dartut, erschin. Darzue seien auch die frucht, gült und zuestend, unserm gn. H. Hg. Wilhelmen zuegehörig, so gegenteil wider angeregten chölnischen spruch und nachvolgend declaracion, zu Enns ausgangen, eingenomen hat, vil mer und höherschätzig, dann die frucht, gült und zueständ, dem gegenteil zuegehörig, so von unsers tails wegen eingenomen sind. Und mag das underhalten der sloß und flecken davon nit ziehen, als gegenteil vermeint, dann solich underhaltung vil zu gros und unnotturftig wider gemeinen brauch geschehen angezogen werden möchten, bevorab nach dem kgl. spruch und vertrag des kriegs. Dann dazemal keiner starken inhaltung der schlos und flecken mer not gewesen ist und weilent Hg. Albrecht all sein kriegsvolk zur selben zeit ab ime schob, als auch gegenteil getan haben sollt. Ist es aber nit geschehen, des sol unser gn. H. Hg. Wilhelm pillich nu nit entgelten. Was aber zimlicher underhaltung halben abzuziehen not und pillich ist, das wollen wir ze geschehen nit waigern.

[3.] Dem allen nach ist gegenteils furslag, nemlich euch, lb. Hh. und freunten, dergestalt geschehen, das ir under 7000 fl. ime ze sprechen macht haben sollet. Darin ir aber 6000 und etwovil hundert auch sprechen möcht, [ist] der pillicheit ganz ungemäß, und hat aus angezeigten ursachen vil mer pillichs ansehens, unserm teil nach grösse seiner gegründten anvordrungen ain vil merer summ vom gegenteil ze sprechen oder gütlich zu betedingen. Und wiewol wir von 10 000 fl. rh. nach gestalt der sachen wol sagen möchten, so wellen wir doch zu behaltung angefangner gueter, vetterlicher lieb und fruntschaft uns auch benuegen lassen, uns deshalb angeregts regiments anmechtigen und uch macht geben, das ir auch unserm tail zwischen 6[000] und 7000 fl. rh. guetlich ze sprechen macht haben sollet oder, wo nit, laut des ingolstetischen vertrags furfaren mögt. In welicher furfarung wir ungezweifelt dartun wollen, das ir unserm gn. H. Hg. Wilhelmen aus erayschung aller pillicheit vil ein merers, dann wir hiemit guetlich und freuntlich furschlahen, aus eurer wilkürten macht erkennen sollet und werdet.

[4.] Und soverr dise hievorgemelt spenn guetlich hingelegt würden, wollten wir uns in den und andern und myndern irrungen aller pillicher mittel befleissen und unsernhalben in keinen weg ursach geben, das über vor aufgerichten vetterlichen vertrag bed unser gn. Hh. in neuen unwillen oder unlust gegenburtiger spenn halben wachsen, sovil wir das indert leidlich verhueten sollten und möchten.

Anmerkungen

1
 Vom 13. August 1509. Vgl. Nr. 235 Anm. 1.
2
 Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 410 [2.].
3
Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 476 [12.].
4
 Abschied Kg. Maximilians vom 18. Januar 1506. Druck: Krenner, Landtagshandlungen 15, S. 215-231.