Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Akuter Geldmangel, Stillstand bei allen Ausgaben; [2.] Dringendes Ersuchen um Abhilfe; [3.] Bitte um Befreiung aus ihrer unangenehmen Situation.

Augsburg, 17. Juli 1510

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VI, fol. 104, Orig. Pap. m. S.

[1.] Allergnst. Ks., wir sein ungezweifelt, eur ksl. Mt. hab numals von eur Mt. canzler, H. Ziprian von Serntein, unserer handlung lauter und gnugsamen bericht, sunderlich das die von Augspurg sich bewilligt haben, 5000 fl. abzusprechen und 2000 fl. irem gevallen nach auszutailen auf ir bürger und schuldner. Und dieweil wir aber auf der camer ganz kain pargelt gehabt und deshalben in allen händeln stilsten muessen, dasselbig zu ferkumen haben wir sovil bey inen gehandlt, das sy uns in abslag der 2000 fl. yetzo 500 fl. gegeben haben. Damit haben wir etlich genötig barteyen, so mit dem wenigisten gelt ausgelost haben mugen werden, geledigt und bey den 4000 fl. abgesprochen. So aber nun die bemelten 500 fl. ausgeben und kain bargelt überbliben ist, muessen wir nun stilsten, so lang, bis uns eur ksl. Mt. das ulmisch, nürmbergisch oder ander gelt bis in die 4000 fl. richtig macht und und verordnet.

[2.] Verrer, allergnst. Ks., so kumen uns teglich vil gescheft von eur ksl. Mt. zue, desgleichen erscheinen vil neu über [= Aufträge ausführende Personen], der kainer im stat begriffen ist [= dem ksl. Hof angehört] und doch eur ksl. Mt. bevelh und gescheften nach gelödigt und ausgelöst werden sollen, und werden durch den verzug des gelts ains yetlichen schuld ye lenger ye groser. Deshalben sy mit der angemueter suma absprechens und bargelts nit wol erhebt werden mugen. Ist darauf an eur ksl. Mt. unser unterdenigist bit, eur Mt. welle den handl mit dem angezaigtn barn gelt furdern und eilen. So wellen wir allen muglichen fleis ankern, eur Mt. des uncosten, sovil muglich ist, zu entledigen, dan dieweil das nit geschicht, muessen wir mit aller handlung, wie ob angezaigt ist, stilsten.

[3.] Allergnst. H., uns hat der phennigmaister [Nikasius Hackenay] zu erkennen geben, das er gern zu eur ksl. Mt. und H. Paulsen von Liechtenstain reiten wolte. Des haben wir aber ime nit bewilligen haben wellen aus ursach, das die commissari oder einnemer des gelts auf unser ansuechen und quittung nicht herausgeben mochten. Auch so wurden die parteyen und schuldner schreyen und darfür achten, sy all hie stecken zu lassen etc. Würde uns auch nit gelegen, allein in solhem unlust und unfruchtbarlich hie zu beleiben. Das wolle eur ksl. Mt. genediglich bedenken und uns auf obangezaigt artikl mer gelt richtig machen, auch die brief den von Augspurg des absprechens halb forderlich herschicken und uns erledigen. Wellen wir solichs mit hö[ch]sten treuen fleis handlen und underteniglich verdienen. Geben zu Augspurg am 17. tag July Ao. etc. decimo.1

Anmerkungen

1
 Gleichfalls am 27. Juli 1510 lieh Jakob Fugger Ks. Maximilian 31 000 fl. gegen Zahlung von 5 % Zinsen. Böhm, Augsburg, S. 73 Anm. 303. Zu weiteren finanziellen Abmachungen des Ks. mit den Fuggern während des Augsburger Reichstags vgl. Pölnitz, Jakob Fugger, S. 236f.