Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Augsburg, 20. Mai 1510

Frankfurt, IfStG, Juden Akten 940, fol. 1, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Müller).

Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3674.

Ks. Maximilian bekundet, die Reichsstände hätten auf dem Reichstag in Augsburg eine Hilfe gegen die Venezianer bewilligt. Deshalben euch gepurt, in solichem auch mitliden zu tragen und uns glicherweis ein hilf zu tun. Hat demgemäß der Judenschaft in Frankfurt und im Reich einen Anschlag auferlegt der gestalt, das uns ein yede mans- und frauenpersone, so dryzehen jar und daruber alt ist, zwen fl. rh. geben und bezalen soll. Das Geld ist den beiden dazu verordneten Kommissaren, dem ksl. Waldvogt Michael Reuter und dem ksl. Diener Hans Rümelin, zu übergeben. Gebietet unter Androhung schwerer Ungnade und Strafe sowie des Verlusts aller Privilegien, Freiheiten und des ksl. Schutzes und Schirms, das ir von stund an solichen obberurten anslag und hilf under euch anleget und dermassen, das dannocht der rich dem armen darinne zu statten und hilf kome. Der Anschlag soll den beiden genannten Kommissaren ausgehändigt werden. Dann wo ir herinne ungehorsamlich erschinen, wurden wir nit allein geursacht, mit den obgemelten strafen und penen gegen euch zu handelen, sunder empfelen euch von obberurter unser ksl. macht mit allem ernst, das ir von stund an aus unsern und des hl. Richs und andern stetten und flecken, darin ir sitzet, ziehet und ferrer in denselben noch im hl. Rich keinswegs wonet noch beleibet.1

Anmerkungen

1
 Am 14. und 19. September 1510 beriet der Frankfurter Rat über das durch Michael Reuter und Hans Rommel (= Rümelin) überbrachte ksl. Mandat und beschloß, den beiden ksl. Kommissaren die entsprechenden Privilegien der Stadt vorlesen und es im übrigen auf einen Prozeß vor dem Reichskammergericht ankommen zu lassen. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3696. – Nachdem das gleiche ksl. Mandat wie an die Juden zu Worms (Nr. 687) auch an die Judenschaft in Frankfurt ergangen war, beschloß der dortige Rat, den Prozeß gegen die Judenschaft selbst in die Hand zu nehmen und (den Syndikus) Dr. Adam Schönwetter mit dessen Führung zu beauftragen. Man erwog auch die Anfertigung einer Abschrift des jüngsten Privilegs vom 22. August 1498 (Regest: Ebd., Nr. 3006), in dem Kg. Maximilian bestätigte, daß die Frankfurter Juden aufgrund der Verpfändung durch Ks. Karl IV. ausschließlich der Stadt steuerpflichtig seien. Regest: Ebd., Nr. 3707. Besagter Prozeß vor dem Reichskammergericht begann am 13. Oktober 1510 und endete am 22. Oktober 1511 mit dem Urteil, daß die Frankfurter Juden von der Zahlung der Sonderabgabe für den Krieg gegen Venedig befreit sein sollten. Regest: Ebd., Nr. 3710, 3745.