Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beilegung des Konflikts in Konstanz, Einzelheiten der entsprechenden Regelung; [2.] Ksl. Erlaubnis für die Stände zur Heimreise; [3.] Geleit für die Gesandtschaft Kg. Wladislaws von Ungarn und Böhmen, Vorbereitungen für ihren Empfang in Ulm und Augsburg; [4.] Stand des Verfahrens gegen Heinrich von Guttenstein.

Konstanz, 12./13. Oktober 1510

Augsburg, StadtA, Literalien 1510, o. Fol., Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. [...] Auch gib ich euch zu erkennen, als gemain stend des Reichs, sovil der zu Uberlingen versamelt gewest, an dornstag nachmitags [10.10.10] alher gen Costenz widerumb komen send, hat ksl. Mt. die erfordert und in gegenwirt unser aller die 23, so von dem rat und aus den zünften verordnet, seiner Mt. schweren lassen [vgl. Nr. 717]. Und ist die sachen zwischen ksl. Mt. und der von Costnitz dermaß gestelt, das ich verhoff, es soll hinfuro kain not haben, wie dann eur weißhait von mir, so ich anhaims kum, vernemen werden.

Die obangezaigten 23 personen sind darzu verordnet, daß sy, wo ichtz furgenomen würd durch die von Costnitz, das wider ksl. Mt. sein mocht, mit allem vleiß darvor sein sollen. Inen ist auch noch 100 zugeben, mit denen sy die tor und wo es not ist, besetzen sollen, und werden die obgemelten 23 und 100 personen durch ksl. Mt. jerlich versolt, wie ich eur weißhait aigentlicher anzaigen will.

[2.] Röm. ksl. Mt. hat an heut [12.10.10] vormitags in aigner person und durch den von Zorn den stenden, sovil der bei seiner Mt. zu Costenz gewest sind, gnediglich wider haimzureiten erlaubt und dabey den stenden gn. danksagung getun, das sy irer Mt. zu gefallen worden seien, und sein Mt. wolle das in gnaden erkennen etc.

[3.] Aber es ist dem haubtmann von Ulm [Dr. Matthäus Neithart] und mir ains daran gehenkt, das wir baid mit der hungrischen botschaft reiten und die zu Bibrach annemen sollen, dan ir Mt. wol die bis dohin versehen lassen, kunden aber nit wissen, wan die auf sein werden. Etlich vermainen auf morgen, suntags [13.10.10], die andern uber etlich tag. Demnach bin ich willens, mich auf morgen zu erheben und gein Bibrach zu ziehen, doselbst irer zu warten, und so ich mit inen gen Ulm kum, wil ich eur weißhait zeitlich gnug schreiben, damit die eurn, ain zehen geraisig, bis gen Uttingen komen und man sich mit dem entgegenreiten auch dester statlicher rüsten mug. Sich hat auch der haubtman merken lassen, das er bei den von Ulm wol daran sein, daß sy, sovil man aufbringen mug, wol erstrichen der botschaft entgegenreiten. Ist mein gutbedunken, das solichs bei uns zu Augspurg auch beschech, damit wir andern gleichen und bey ksl. Mt., auch der botschaft er erlangen, dan ich kann vermerken, daß ksl. Mt. damit gedint ist. Man bedarf die botschaft nit enpfahen, die auch bis auf ain meil entgegenreiten, bedurfen nit harnasch furen. Datum sambstag vor Galli Ao. etc. im zehenden.

[4.] [...] Des [Heinrich] vom Guttenstein halb haben wir gesanten von den erbern stetten bey ksl. Mt. sovil angehalten, das maister Hansen Renner verschafft ist worden, brief an meinen gn. H. Hg. Wilhalm [von Bayern] zu machen, damit sein Gn. verrer in der sachen laut des compromiß [liegt nicht vor] handeln soll [vgl. Nr. 703]. Und als wir verhofft haben, denselben brief an heut [13.10.10] morgen bei dem Renner zu nemen, ist uns durch in anzaigt, das der vom Gutenstain sovil angericht, das ksl. Mt. im befolhen hab, yetztmals mit solichen brief in rue zu sten. Doch so ist der haubtman und ich durch gedachten Renner vertrost, das die sachen gar kurzlich sol ausgericht werden. Dan der vom Gutenstain hab begert, an heut ksl. Mt. zu berichten. Des wil ir ksl. Mt. vor horen, und nachfolgend wer[d] sein Mt. den vom Gutenstain nit weiter beschirmen, dan so sein Mt. in der güt nichtz erlangen mag, werd er dem vom Gutenstain sagen lassen, dem compromiß und seiner verschreibung nachzukomen. [...] Datum Costnitz an suntag zu der ailften stund zu mitag Ao. etc. im zeheden.