Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 726 Kaspar Nützel (Nürnberger Bm.) an Nürnberg
[1.] Seine Ankunft in Ravensburg, Verlegung des geplanten dortigen ksl. Tages nach Überlingen bzw. Konstanz, persönliche Begegnung mit dem Ks.; [2.] Werbung einer Abordnung der Rst. Konstanz beim Ks. in Sachen Konflikt mit dem Bf. von Konstanz; [3.] Einzug des Ks. in Konstanz, Flucht einiger Ratsmitglieder aus der Stadt; [4.] Rückkehr der Konstanzer Vertreter von der eidgenössischen Tagsatzung in Zürich, dortige Ankunft einer Gesandtschaft des Kg. von Frankreich, Verhandlungen ksl. Räte mit den Eidgenossen über eine Einung.
Konstanz, 24. September 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 141b-143a, Konz.
Geht davon aus, daß sein Schreiben vom 15. September (Nr. 705) in Nürnberg eingetroffen ist.
[1.] Hat sich nach Ravensburg begeben, wo er von der Mitteilung des Ks. an den dortigen Rat erfahren hat, das ir Mt. den tag hab verendert aus ursachen, das die Schweizer wider seyent ab- und anheimsgezogen und auch, das sich etlich neuerung in der stat Kostniz hab erhebt etc. Deshalb hat der Ks. befohlen, alle, die nach Ravensburg kommen, entweder nach Konstanz oder nach Überlingen umzudirigieren. Er (Nützel) ist deshalb zunächst nach Konstanz geritten und hat dort erfahren, daß der Tag in Überlingen stattfinden wird. Eine halbe Meile von Konstanz entfernt ist mir ksl. Mt. perschonlich wegegent mit wenig pferden, der merer teil Ungern, die vast costlich gekleit mit gulden stuken und andern gezirden. Sind in botschaft pey ir Mt. Darneben het ir Mt. pey 200 wolgeruster fusknecht und rit den nachsten auf Costniz zu.
[2.] Am Abend ist der Ks., von Konstanz kommend, in Überlingen eingetroffen. Zuvor hat er von Konstanz verlangt, drei Ratsmitglieder und vier von der Gemeinde zu ihm zu schicken. Deren Werbung bestand dem Vernehmen nach darin, wa die ksl. Mt. allein das furnemen mit der Reichenau, nemlich das der Bf. von Costniz zu der abtey daselbst nit kum, abstell und darneben in den andern gebrechen, so sich zwischen dem Bf., auch capitel und gemeiner ir stat halt, gütlicher handlung woll verfahen, das alsdann die von Costniz, ir Hh. und freunt, nit anders gedenken oder willens seyen, dann sich an dem hl. Reich, wie sie und ir vorfarn bisher gehorschamlich getan, zu halten.
[3.] Der Ks. begab sich daraufhin wieder nach Konstanz, zog am 22. September (suntag) in die Stadt ein und wurde feierlich empfangen. Es sind aber geleichwol, als ir Mt. hie einkumen ist, unter acht oder zehen treffenlichen perschonen des rats und ander von hin aus der stat nit gewichen. Was sich aber die schuldig wissen, haben euer weisheit dem furnemen nach, so mit den Eidgenossen vor augen gewest, nit schwer zu wedenken. [...]
[4.] Weiter als euer weisheit ein wissen zu haben wegern, welcher gestalt sich der tag zu Zurch anlas etc.: Von demselben tag sind nechten abents der von Costniz potschaft wider hieher gelangt. Dye lassen sich vernemen, das sie der stat Costniz halb an ends und mit gutem willen abgeschiden seyend, also das ich acht, auf dismal der stat Costniz halb nit not haben werd, verhut aber allein der ksl. Mt. gegenwertikeit und auch ir gn. und trostlich zusagen, so ir Mt. in vil weg inen hat getan und noch teglich tut. Dapey sagen sie, das des Kg. von Frankreich botschaft mit 40 pferden in Zurch sey erschinen und in stifel und schporn von stund fur gemein Eidgenossen eingelassen, hab aber vor nachts wider von dann heimwarts gemüst, also das sie achten, seinerhalb die sach nit recht stee, wissen aber keinen grund zu sagen. So ist ksl. Mt. potschaft, nemlich H. Ulrich von Sachs [= Hohensax], Fh., H. Hans von Kinsek [= Königsegg] und H. Hans von Landau auch auf solchem tag. Die wegern, als die sag ist, ein einigung mit ksl. Mt. und inen zu machen, sind aber noch nit verhort. [...] Datum Costnitz am eritag nach St. Matheustag Ao. decimo.
Nr. 727 Kaspar Nützel an Nürnberg
[1.] Rüstungen der Eidgenossen und der Konflikt zwischen dem Bf. von Konstanz und der Rst. Konstanz als Gründe für die Einberufung des ksl. Tages, Ersuchen des Ks. um Ratschläge der Reichsstände; [2.] Pläne des Ks. für die Beilegung des Konstanzer Konflikts, seine Bereitschaft, als Schiedsobmann zu fungieren; [3.] Ratschlag der Stände zum Streit um das Kloster Reichenau; [4.] Abschluß eines Bündnisses zwischen dem Ks. und Kg. Wladislaw von Ungarn und Böhmen gegen Venedig; [6.] Verzögerte Rückkehr der ksl. Gesandtschaft zu den Eidgenossen, Ersuchen des Ks. an die Stände um Verbleib auf dem ksl. Tag; [7.] Verzögerung bei der Beratung der Guttenstein-Sache.
Konstanz, 3. Oktober 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 143b-144b, 145b-146b, Konz.
Geht davon aus, daß sein Schreiben vom 24. September (Nr. 726) in Nürnberg eingetroffen ist.
[1.] Nachfolgend am freitag [27.9.10] hat die ksl. Mt., unser allergnst. H., die stend des Reichs, die geleichwol in kleiner anzal vor augen gewest, lassen erfordern. Den ist zu erkennen geben zwu ursachen, die ksl. Mt., disen tag alhie zu Costniz zu volpringen, verursacht, nemlich fur die erst der anzug der Schweizer, so vor augen gewest, zum andern das furnemen mit der stat Costniz etc., und dapey gemelt, wiewol nun die erst ursach, als der Schweizer halb, durch ir abzihen wider geendert, so sey doch der widerwill mit dem Bf., auch capitel und der stat Costniz noch vor augen. Derhalb ir Mt. in ubung stee, von beden parteien solch geprechen schriftlich verzeichent zu irn handen zu nemen und der gepur nach darin zu handeln. Darneben so sey ir ksl. Mt. gutlich weger an die stend, sich sambstags [28.9.10] nach mitags widerumb zu versameln und zu ratschlagen, ob sich hinfür uber kurz oder lang durch die Schweizer abermals enporung, wie ytz geschen, wurden wegeben, welcher gestalt alsdan dargegen zu handeln und der sachen zu wegegen wer etc.
[2.] Und als wir sambstags wider versamelt gewest, hat die ksl. Mt. zu uns verordent, nemlich Gf. Eitelfriderich von Zorn, Gf. Ulrich von Muntfurt, Gf. Sigmont von Lupfen, Gf. Wilhelm von Furstenberg, H. Albrecht vom Wolfstein, riter, und Gabriel Vogt. Die haben ein lange red durch den von Zorn geton und doch der Schweyzer halb angezeigt, das die ksl. Mt. die sachen irn halb diser zeit auf im selbs wollen westeen lassen. Aber des Bf. und der stat Costniz halb, daran sey ir Mt., auch dem hl. Reich und sunderlich den umbsitzenden nachpaurn vil und gros gelegen. Deshalb sey ir Mt. ernstlich weger, zu ratschlahen, welcher gestalt in solch geprechen und irung sey zu sehen und zu handeln. Dann ir Mt. sey entschlossen, von solcher sachen sich in eigner perschon nit zu tun, so lang und vil, pis solch geprechen gericht und verfast seien. Ir Mt. mus auch in sorgen steen und wefind auch sovil, wa die sachen nit vertragen oder verfast wurden, das vileicht die stat Costniz nachmals dem hl. Reich entzogen und zu den Eidgenossen vallen mocht. Haben uns alsbald die geprechen, so die parteien hievor ksl. Mt. heten uberantwort, in schriften peyhendig gemacht und darneben zu erkennen geben, das ir Mt. die sachen, welcher gestalt die anzugriefen seien, fur sich selb genediglich wedacht und bisher kein pessern weg kunen oder mugen erfinden, dann, nachdem ein alter vertrag vor langen jarn zwischen dem Bf. und der stat Costniz vor augen sey, der unter anderm in sich halt, wa sich hinfur irtumb zwischen dem Bf. und der statt wurden erheben, das dann die parteien zu keiner aufrur kumen, sunder yder teil drey perschon zu ernennen haben, die auf verhor gutlich oder, wa das nit verfenklich, rechtlich zu entscheiden, mit dem anhang, wa sich dieselben sechs perschon nit vereinigen mochten, das sie dann, ein obman zu erwelen, macht haben solten haben. Nun wefünd ir Mt., das es sich pisher allein ob dem obman, des sie sich nie heten mugen vergleichen, zerstossen. Darumb laß sich ir Mt. nochmals wedunken, das nit pesser sey, dann die sach nochmals pey gemeltem vertrag weleiben zu lassen. Und dieweil es sich bisher am obman geschpert, sey ir Mt. urputig, in eigner perschon selbs ein obman zu sein. Solchen ir Mt. furschlag und rat haben die stend ine nach gehabtem wedacht auch gefallen lassen, und die von Costniz haben ir Mt. alsbald zu einem obman angenomen und wewilligt. Darauf hat ir Mt. dem Bf. solchs zugeschriben und antwort entpfangen, das sein Gn. solchs auch annemen woll.
[3.] Nachfolgend hat die ksl. Mt. die stend am mitwoch [2.10.10] fru wider erfordern und an die fünf stend, als nemlich irer Mt. rat, die Kff. und Ff., dy Gff. und prelaten, die Rstt. und die von ir Mt. erblanden, wegern lassen, des Ft. Reichenau halb ir Mt. zu raten, wie sich dieselbig darin soll halten, damit die aufrur, so deshalb vor augen und künftiglich erwachsen mocht, vorkumen werd. Und hat auch wollen haben, das ein yder obgemelter stand in abwesen des andern und doch von stund an in einer stuben pey ir Mt. entschließen, und so ein yder stand also des rats vereinigt, das dann ein yeder in sunders, was sie fur guet ansehen, ir Mt. eroffen etc. Solchs ist also geschehen und von allen funf stenden geraten, nachdem sich in der handlung wefunden, das gotzhaus als ein Ft. pis in 800 jar pey dem hl. Reich sey herkumen, das dann ir Mt. die gemelt Reichenau als röm. Ks., dem solchs zu tun gepur, und auch als Ehg. zu Osterreich, in des schutz und schirm das gemelt gotzhaus sey, bede regement, der geistlikeit und auch der weltlikeit halb, zu irn handen nem und genediglich darob sey, damit das ordenlich und wie sich gepur zwischen hier und des nachsten reichstags, der dann kurzlich zu Straßpurg gehalten soll werden, fursehen werd. Alsdan mug ir Mt. solch sachen im peysein der Kff., Ff. und ander stend des Reichs weiter wedenken und sich mitsambt denselben verner, was deshalb zu handeln sey, vereinigen etc. Solchen einhelligen ratschlag hat ir Mt. angenomen und dem volg zu tun zugesagt etc.
[4.] Darnach desselben mitwochs [2.10.10] nach mitag hat die ksl. Mt. den stenden des Reichs durch den von Zorn abermals lassen anzeigen, das ir Mt. des andern tags, als am eritag darfor [1.10.10], mit der ungrischen botschaft, so ytz hie vor augen, ein vertrag und einigung hab weschlossen. Und nemlich so hetten die Venediger pisher das Kgr. Dalmatien on einichen rechtmessigen titel etwan lange jar ingehalten, das sie auch noch inhetten. Das wurde gedachter Kg. von Ungern als unter dasselb reich gehorig von den Venedigern erfordern. Und sovern sie im des nit, wie dann zu vermuten wer, wolten absteen, so het gedachter Kg. sich mit dem ganzen Kgr. auf einem raküsch [= ungarischer Reichstag], das wer in peysein und mit verwilligung aller seiner untertanen, das weschlossen, mit aller macht aufzusein und wider die gedachten Venediger zu zihen und nit von inen lassen, so lang und vil, pis gedachtem Kg., auch der ksl. Mt., den Kgg. zu Frankreich und Aragon sambt den andern buntsverwanten alles das, so inen zustendig und die mergemelten Venediger inen hetten, wider zu irn handen gestelt wurde etc. Darum auch ir Mt., ein lobambt zu singen des andern tags, als am pfinztag [3.10.10], het westelt, damit Got dem almechtigen lob und dank gesagt wurd diser loblichen einigung wider die Venediger als die rechten verachter des hl. Reichs. Solchs ist alles mit etwan vil lengern worten und ursachen, dann ich schreiben kan, durch den von Zorn vast hoch aufgemutzt und erzelt.
[5.] Zum andern hat er weiter gemelt, das die ksl. Mt. sich het vermut, das ir botschaft, so auf dem tag zu Zurch pey den Eidgenossen wer gewest, vorlangst wider hieherkumen sein solt. Was aber das verhindert, wer ir Mt. noch verporgen. Setzet doch in keinen zweifel, wa die in zweien tagen nit wurden kumen, das ir Mt. auf das wenigst potschaft von in würd zugeschikt. Und nachdem dieselb handlung furnemlich der ursachen eine wer gewest, darumb diser reichstag wer ausgeschriben, so wer ir Mt. weger, das keiner von den stenden des Reichs wolt verruken oder abscheiden, sunder das sie alle sich als auf heut [3.10.10] wolten erheben und uber den see gen Uberling varn, daselbst verners wescheids zu erwarten. Alsdann gedecht ir Mt. perschonlich oder auf das wenigst durch ir dreffenlich botschaft zu erscheinen und verner, wie wir vernemen wurden, mit uns zu handeln etc.
[6.] Nun hab ich geleichwol darnebens wissen entpfangen, das die gemelt ksl. botschaft zu Zurch, davon ich in einem jungsten schreiben [Nr. 726 [4.]] auch meldung getun, wenig oder gar nichtz haben ausgericht, sunder ine ist zu wescheid von gemeinen Eidgenossen worden, das sie ine raten, das sie ir werbung pey einem yeden ort sunderlich anpringen und nachfolgend sich wider gen Lucern, alda auf heutigen tag [3.10.10] die Eidgenossen wider peyeinander versamelt seien, fugen und verners wescheids gewarten. Das haben auch die gemelte botschaft getan und sind also auf disen tag zu Lucern. Was sie daselbst werden ausrichten oder erlangen, das müssen wir also ksl. Mt. wescheid nach erwarten.
[7.] So vermut ich mich, das die stend des Reichs auf obgemelten weschid sich des mererteils werden erheben und gen Uberling fuegen. Wir sind aber als die geschikten der stet des bunts entschlossen, von ksl. Mt. nit zu verruken, so lang und vil, pis wir in der Gutensteinschen sachen verhort. Das noch pisher vor der ungerischen, auch walachischen potschaft und anderer merklichen gescheft halb nit hat mugen sein. [...] Datum Costniz am pfintztag fru nach Michahelis Ao. etc. decimo.
Nr. 728 Kaspar Nützel an Nürnberg
Überlingen, 6. Oktober 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 147a-150b, Konz.
[...] Der Ks. hält sich auf der Insel Mainau auf. Seit etlichen Tagen ist niemand zu ihm vorgelassen worden. Darauf uns dann der wescheid ist worden, das wir uns perschonlich zu ir Mt. sollen verfugen, dann ir Mt. woll mit uns in eigner perschon allein handeln. Demselben nach haben wir uns auf ernstlichs erfordern der ksl. Mt. wider gen Uberling erhebt. Alda die stend des Reichs, sovil der vor augen, all versamelt. Und ist einem yden gesagt, zu verhütung eines yeden herschaft und auch eines yden selb perschon ungnad daselbst zu verharn, dann ir Mt. woll fuderlich ir treffenlich rat zu uns verordnen und in einem merklichen anligen rats pflegen. Und, wie ich vernim, so sollen die Schweizer in furnemen sein, sterker, dann vor nie geschehen, auf dem land wider Frankreich dem Pabst zuzuzihen. Solchs acht ich vileicht zu disem furnemen ursach geben müg. [...] Suntag nach Frantzisii Ao. etc. decimo.
Nr. 729 Kaspar Nützel an die Älteren Herren von Nürnberg
Überlingen, 6. Oktober 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 151a-152a, Konz.
Hat am 4. Oktober (freitags zu nacht vor dato) durch den Boten Erhard Goler ihr (nicht vorliegendes) Schreiben vom 28. September (sambstag St. Michelsabent) mit der beigefügten Instruktion (Nr. 734) erhalten und daraus entnommen, was er unverzüglich und ungeachtet des gegenwärtigen Reichstags bei Hg. Ulrich von Württemberg handeln soll. Wäre bereit gewesen, dem Auftrag Folge zu leisten, hat jedoch am 5. Oktober (sambstags fru), wie andere auch, eine ksl. Weisung erhalten, sich bei vermeidung eines yeden herschaft und auch unser ydes perschon ungnad unverzüglich nach Überlingen zu begeben. Dorthin wollte der Ks. seine trefflichen Räte schicken, und obgeleich die stend von irn Hftt., in dem furgefallen handel zu raten, nit wefelch oder gefertigt wern, so wolt er doch als unser rechter und naturlicher H. von einem yden in sunders rat haben. Es hat ihm (Nützel) nicht geziemt, dies abzuschlagen, zumal alle anderen, obwohl es ihnen ungelegen gekommen ist, ebenfalls gehorcht haben. Wenn die hiesigen Verhandlungen, wie zu erwarten ist, bald beendet sein werden, wird er sich unverzüglich weisungsgemäß nach Stuttgart begeben.
Nr. 730 Kaspar Nützel an Nürnberg
[1.] Verhandlungen der Reichsstände mit Gabriel Vogt; [2.] Übergabe eines ständischen Ratschlags an den Ks.; [3.] Beratungen der Stände mit dem Ks. in Sachen Konstanz, Erstellung eines ständischen Ratschlags; [4.] Abreise Nützels.
Stuttgart, 15. Oktober 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 152b-153b, Konz.
Geht davon aus, daß sein durch den Ratsboten Peter Leupold übermitteltes Schreiben vom 6. Oktober (Nr. 728) in Nürnberg eingetroffen ist.
[1.] Nachfolgend hat die ksl. Mt., unser allergnst H., Gabriel Vokt aus der Meyenau, alda sich dann ir Mt. zu derselben zeit enthalten, gen Uberlingen zu den reichsstenden verordent. Der hat auf ir Mt. wefelch geworben, und ist im darauf von den geschikten der Frey- und Rstt., nachdem ein yder stand insunders antwort hat müssen geben, müntlich zu antwort gefallen. Demselben gemes auch die andern stend im grunt nit wider gewesen sind, wie dann euer weisheit ab der abschrift, hierin verwart [Nr. 712], solchs alles zu vernemen haben.
[2.] Darnach hat die ksl. Mt. am montag [7.10.10] abents widerum ir botschaft zu den stenden verordent, nemlich H. Hansen von Landau und H. Hansen von Kinsek [= Königsegg]. Die haben gemeinen stenden ir handlung, so sie pey den Eidgenossen vergangner tag auf wefelch röm. ksl. Mt. getan, entekt und darauf wegert, irer ksl. Mt. zu raten, welcher gestalt sich dieselbig hinfur weiter in handel schiken soll, mit dem anhang, so man des ratschlags verfast sey, das man alsdann ein botschaft zu ir ksl. Mt. von aller stend wegen woll verordnen und den ratschlag zu erkennen geben lassen. Auf solchs und nach verfassung gemelts ratschlags sind mein gn. H. von Pern [= Johann von der Leiter] und ich zu ir Mt. verordent, mit wefelch, gemelten der stend ratschlag ksl. Mt. zu eroffen. Der ist dahin gestelt, wie euer weisheit des und der handlung, pey den Eidgenossen ergangen, auch copien hieneben vinden werden [Nr. 714]. Und als mein H. von Bern und ich in der Meinau unsern wefelch volbracht und darauf, den stenden genediglich anheims zu reiten zu vergünstigen, unterdeniglich gepeten, ist uns zu antwort gefalln, das ir Mt. des andern tags, als am mitwoch [9.10.10], ir ret widerumb zu den stenden gen Uberlingen woll verordnen und denselben verners handlung, darin ir Mt. mit den von Kostniz stee, zu versteen lassen geben. Woll auch inen alsdan genediglich erlauben.
[3.] Demselben weschid nach sind pfintztags [10.10.10] fru zu Uberlingen von ir Mt. wegen erschinen die zwen vorgemelten von Landau und Kinsek mitsambt meister Hansen Renner. Die haben wegert, das wir alle uns von stund an widerumb gen Costniz solten erheben. Alda die ksl. Mt. perschonlich zu uns wurd kumen, und der end wolt ir Mt. mit den von Kostniz in unserm beysein, wie hinfur das regement aldo solt westeen, weschliessen. Auf solchs haben wir uns all von stund an dahin verfugt. Dahin auch ir Mt. desselben abents kumen und hat mit den stenden vom Reich perschonlich vil und mancherley red pis auf ein stund vor miternacht gehalten und doch im weschlus des regements halb, so hinfur zu Costniz soll gehalten werden, rats wegert. Darauf dann ir Mt. geraten ist, wie euer weisheit hieneben in schriften [Nr. 719] werden wefinden.
[4.] Nachfolgend bin ich zu Costniz abgeschiden, derohalb ich nit wissen kan, was weiter gehandelt worden ist, hab aber verlassen, das mir, was noch ist, als nachgeschikt werden soll. [...] Datum zu Stuggarten am eritag zu mitag St. Gallnabent Ao. etc. decimo.