Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Linz, 4. Januar 1512
Druck: Verbic, Deželnozborsk Spisi Kranjskih, Nr. 50.
Sollen darlegen, mit welch großem Einsatz der Ks. sich sei langem um die Verteidigung seiner Länder und Städte gegen die Venezianer bemüht. Nunmehr versucht er, mit seinem neu angeworbenen Kriegsvolk Friaul zurückzuerobern. Der Grund für dieses Engagement besteht nicht nur im Reichtum Friauls, sondern auch in der Schutzfunktion des Landes vor Einfällen der Ungläubigen. Plant, dort auf eigene Kosten 1000 Berittene und 8000 Fußsoldaten zu unterhalten, die sowohl auf Attacken der Türken gegen die Erbländer als auch auf einen eventuellen Anfall des Landes an die Venezianer achten sollen. Ist hierher in seine Erbländer gekommen, um seinen dortigen Untertanen diese Erfordernisse darzulegen, mit ihnen darüber zu beraten und dann wieder abzureisen, dan uns in kurz not werdet, zu dem reychstag gen Augspurg zu ziehn, des willen, so der sein end nymbt, unser niderburgundische erbland und leut, die auch in anfechtung und notturften steen, haimzusuchn und furt unser rays und kirchfart, die sich auf etlich jar stregkn mocht, so wir uns zu ern des hl. ritters St. Jorgn lang furgesetzt, dieweyl wir seiner furdrung und hilf gegen dem Almachtign von unsern jungn tagn bis auf dise zeit oft scheynparlich entphünden und genossen habn, furzunemen und auszerichten. Darzu wir dan ain merkliche und erschiesliche hilf von dem Reych und der kristenhayt zu erwerben und dardurch die kristenhayt und sonderlich unser erbliche land und leut, so an dy unglaubign grenitzn, zu erretten und in ewig rue und frid zu setzen verhoffen.
Obwohl er zu einem Friedensschluß mit den Venezianern geneigt ist, für den der Papst und der Kg. von Aragón schon so viel getan haben, daß mit seinem Zustandekommen zu rechnen ist und er verkündet wird, so mugen wir doch auf die Venediger nit glaubn setzen, sonder mussen stats gewarnet sein und uns fursehen, wan sy des widerumb stat erlangtn, das sy sich understeen werden ze rechnen. Falls daher die Venezianer über kurz oder lang etwas gegen den Friedensvertrag unternehmen, möchte er die für die Türkenabwehr vorgesehene Streitmacht sambt der hilf vom Reych mit uns nemen und unsern zug auf die Venediger wenden, gar fur Venedig rugkn und sy mit gewalt darzu bringen, dem berurten tractat und friden volzug und genugn zu tuen. Hofft zudem, nach Abschluß des Krieges zwischen dem Papst und dem Kg. von Frankreich auch von letzterem oder vom Kg. von Aragón Hilfe zu bekommen, um Venedig zur Einhaltung des Friedens zu veranlassen.
All dies sollen die Landstände bedenken, einen Ausschuß bilden, diesen zum 2. Februar (unser lb. Fraun liechtmesstag) nach Graz schicken, wohin er selbst persönlich kommen wird, und mit ihm darüber beraten, wie Friaul als Schutzschirm gegen die Türken und Venezianer zurückerobert und bewahrt werden kann. Sie mögen sich dabei ein Beispiel daran nehmen, wie die Venediger irm Hg.,1 den sy doch von ort ainen freyer vischer oder kaufman wissen und erkennen, so mit grossem ernst und darstregkn irer leyb und gueter beysteen, wiewol inen in der herschaft gar nichts zusteet. Noch dann raychn und dienen sy im zu behaltung der land, die sy wider Got, er und recht besitzen, zehenmal mer weder [= als] alle unser niderösterreichische land uns als von Got, irm geordntn, naturlichn H., zu pillicher und gotlicher eroberung der gedachten land zu unserm loblichn haus Osterreich. Erwartet demgemäß, daß sie gehorsam und gutwillig nach Graz kommen.