Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Empfang von Schreiben zur Reise verschiedener ksl. Räte nach Augsburg; [2.] Weigerung des Ks., nach Augsburg zu gehen, seine Aufträge an Bf. Matthäus von Gurk und Paul von Liechtenstein, Empfehlung zur Reise Sernteins an den ksl. Hof; [3.] Plan des Ks. zu Beratungen mit den rheinischen Kff. über den Reichstag; [4.] Treffen des Ks. mit Kf. Friedrich von Sachsen, dessen Zusage zur Reichstagsteilnahme.

Würzburg, 24. Februar 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Febr., fol. 92-93, Orig. Pap. m. S. (mit einzelnen kleineren Korrekturen).

[1.] Gruß. Ich hab euer zway schreiben, das ain am 14. tag und das ander am 15. dits monets ausgangen [liegen nicht vor], so ir mir getan und zugesandt habt, emphangen und nach aller leng gelesen und darinnen under anderm vermerkt, das mein H. von Gurk widerumb gen Augspurg ziehe, desgleichen H. Pauls von Lichtenstain, Fh. zu Castelkorn etc., und ir auch daselbsthin ziehen werden, mit verrer anzeigung, das ich meinsteils helfen und raten soll, das die bemelt ksl. Mt. eylends auf Augspurg gezogen were, damit in allen sachen, so yetzo des frids oder bestands halben vor augen sein, treffenlich geratslagt und guter maß gegeben und furgenommen werden möcht.

[2.] Ich hab auch daneben alle schriften und brief, so der ksl. Mt. und dem Jacoben Banissis, in eurm schreiben angezaigt, zuegeschickt worden sein, nach aller leng gelesen und verstanden. Und wiewol ich mitsambt maister Hansen Renner, maister Vincenzen [Rogkner] und Jacoben de Banisis obangezaigtem eurm schreiben nach mit ksl. Mt. gehandelt habe, das ir Mt. eylends auf Augspurg gezogen were aus obberurten ursachen, so hat doch ir Mt. solhs dhainswegs ditsmals tun wellen, wie ir dann aus derselben ksl. Mt. schreiben, so ir Mt. meinem H. von Gurk, H. Paulsen und euch hieneben samentlich tuet [liegt nicht vor], klerlich vernemen werdet. In welhem ksl. Mt. schreiben under anderm angezaigt wirdet, das sich mein H. von Gurk, sover es anders von noten seye, mit ainer klainen anzal pherd zu ksl. Mt. fuegen solle, irer Mt. alle italischen sachen anzuzaigen, doch das sich sein Gn. mit allem wesen darnach richten solle, damit sich sein Gn. auf den zug gen Rom furdern mug. So soll dan H. Pauls zu seiner zuekunft gen Augspurg daselbst beleiben und dem pundstag, so auf den sonntag reminiscere schirst [7.3.12] zu Augspurg zu halten ausgeschriben ist [vgl. Nr. 1424], auswarten, und ir sollet euch aufs paldist zu irer Mt. gen hof fuegen. Darauf gedeucht mich geraten und guet sein, das ir euch also gen hof zu ksl. Mt. gefurdert hettet, dan so ir an dem hof zu ksl. Mt. kummet, so mugen dannoch alle sachen in abwesen berurter zwayer Hh., des von Gurk und H. Paulsen, dest fruchtberlicher gehandelt werden. Ir habt selbst zu ermessen, das mir gelegen were, gen Augspurg zu ziehen. Es hat aber ye ditsmals ksl. Mt. halben uber angekerten vleiß, so maister Hans Renner, Jacobus Banissis, maister Vinzenz und ich, wie obsteet, gehabt haben, nit sein wellen.

[3.] Und laßt sich doch ir Mt. nit merken, hinab in das Niderland zu ziehen, sonder ir Mt. zaigt an, sich an den Rein zu fuegen. Daselbsthin dan ir Mt. die reinischen Kff. zu seiner Mt. fordern welle, dan ir Mt. maint, dieselben reinischen Kff. am fueglichisten und peldisten zu seiner Mt. zu bringen seyen. Mit den welle ir Mt. under anderm des reichstags halben handlen.

[4.] So ist dan Hg. Fridrich von Sachsen, Kf. etc., yetzo bey ksl. Mt. gewesen. Der hat ksl. Mt. zuegesagt, das sein ftl. Gn. auf den reichstag, wohin dan der gelegt und zu halten furgenomen werde, doch an ain ort, da es nit sterb, komen und gehorsamlich erscheinen welle. Das hab ich euch auf berurte euer zwey schreiben nit wellen verhalten und ich will euch bey negster post meer schreiben. Damit will ich mich euch hiemit bevolhen haben. Datum Wierzburg am 24. tag February Ao. etc. 12.