Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verlangen des Ks. nach einer Anleihe des hessischen Regiments; [2.] Geplante Beratungen auf dem Reichstag mit Vertretern des hessischen Regiments über Landgf. Wilhelm d. Ä. von Hessen; [3.] Keine Verhandlungen zwischen dem Mgf. von Ansbach-Kulmbach und Nürnberg wegen Erkrankung des Mgf.; [4.] Irrtum bei der Adressierung eines ksl. Schreibens; [5.] Drängen auf das Kommen Kf. Friedrichs ungeachtet der Erfurter Streitsache; [6.] Zufriedenstellende Situation in den Niederlanden, Machenschaften Karls von Egmont; [7.] Empfehlung Jakob Villingers zur Teilnahme Kf. Friedrichs am Reichstag; [8.] Genugtuung über eine Niederlage der Venezianer.

Trier, 12. März 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 5-6, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In seiner ftl. Gn. hand).

[1.] Gruß. Ich hab etliche schreiben von eur ftl. Gn. [Nr. 1070, 1073] nachainander empfangen. Und erstlich berürnd Hessen hat ksl. Mt. ire ret zu dem regiment geschickt und lat das anlehen begern, wie eur Gn. waist.

[2.] Dann von wegen des alten Landgf. hat ksl. Mt. etlich aus dem regiment auf den reichstag ervordert und will mitsampt eur ftl. Gn. alsdan darin handlen. Sein Mt. hat gnediclich darob gehalten und will ye wider den abschid darin nichtz tun, wiewol der alt Landgf. vast [= sehr] ir Mt. deshalben hat durch die seinen anlangen lassen.

[3.] Zwischen Brandemburg und Nürmberg ist nichtz gehandlt, dann der alt Mgf. [Friedrich von Ansbach-Kulmbach] ist in swer krankhait underwegen gefallen, das er hat wider hinder sich muessen reyten, und ist also kain partey zu hof. Aber wir warten der, und wann sy kommen, wirdet man darin handlen.

[4.] Von wegen der entschuldigung, das eur ftl. Gn. nit gen Gailhausen kommen ist, hab ich eur ftl. Gn. vormals geschriben [Schreiben liegt nicht vor], das in solhem geirrt sey, und solte die uberschrift an Hg. Fridrichen von Bayrn gestanden sein.

[5.] Ksl. Mt. schreibt eur ftl. Gn. auch davon und begert dabey, das eur ftl. Gn. von stund zu ir Mt. auf den reichstag komm [Nr. 944], wie eur ftl. Gn. sehen wirdet. Nu hab ich eur ftl. Gn. vormals mein torhait gutbedunken darin angezaigt und verste es noch nit besser, dan das sich eur ftl. Gn. von stund herfuegte und nit lang verzug, dan die Clevischen werden in kurzem hie sein, und wo eur ftl. Gn. lang ausblib, so möchte ksl. Mt. mitsampt Kff. und Ff. darab ain unlust nemen. Darzu mochten dieselben Clevischen bey ksl. Mt. und Kff. und Ff. practicieren, das etwas mochte gehandlt werden, das dem haus zu Sachsen zu nachtail raichte, wie dann solhs alles eur ftl. Gn. bas, dann ich davon schreiben kan, ermessen mag. Und ich rat noch underteniger, getreuer maynung, eur Gn. schreib ksl. Mt. zu ir zukunft und laß sein Mt. nit warten, sonder furder sich. Eur ftl. Gn. laß sich auch die erdfurdisch sachen daran nit verhindern, dieweil Menz sich bewilligt, das dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkommen und volziehung beschehen solle. Und ob eur ftl. Gn. wolte vermainen, das nit allain dem abschid, sonder auch den ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] nachkommen und all sachen gestelt werden solten, als die zu zeiten des abschids gestanden sein, darauf zaig ich eur ftl. Gn. an, das sich Menz und Erfurt vil mer dan eur Gn. beclagen, das inen uber den gegeben abschid vil merglicher grosser beswerungen zugefuegt, inen auch ain sloß durch mein gn. H. Hg. Jorgen [von Sachsen] entwert worden sey. Wo nu von disen sachen disputiert wurde, so mueste es gleich zugen und von baiden tailen in den ersten stand gestelt sein. Dardurch solh sachen nimmer zu end kommen möchten. Darumb rat ich wie vor, das sich eur ftl. Gn. die erdfurdisch sachen, die nichtz auf ir tregt, nichtz hindern laß, sonder warte demjenen aus, daran eur ftl. Gn. und dem haus von Sachsen er, glück und wolfart stet. Und will eur Gn. selbs, so mag eur ftl. Gn. dismals wol und mit guten fugen von der erdfurdischen sach kommen und dem guilchischen handl ain end machen.

[6.] Wir haben in Braband kain slacht verlorn, dan allain das, so ksl. Mt. eur ftl. Gn. zu Nurmberg montlich anzaigt, und stet von den gnaden Gots wol im Niderland. Der von Geldern [= Karl von Egmont] hat wellen zwo stett einnemen in Holand, aber es hat im gefelt, und er hat vor der ainen statt, genant Heucklem [= Heukelum], vil leut verlorn und muessen mit schanden abziehen.

Und als er sich schreibt Hg. von Geldern und zu Guilch, das hat er alweg getan und auch bey zeiten Hg. Wilhelms von Guilch.

Aber das er bey eur ftl. Gn. handlen last, glaub ich warlich, das es eur Gn. nit zu gut beschehe, sonder allain, das er den alten Hg. von Cleve damit dringen, das er im sein tochter [Anna] geb. Darumb er dann fur und fur bitt; der mentsch ist lustig. Er sol wol das geschray ausgeen lassen, als ob er mit eur Gn. ains sey, damit er Cleve zu seinem willen bringe. Aber ich halt es darfür, das er eur ftl. Gn. und das haus von Sachsen minder leiden möcht dann Cleve, doch waist eur ftl. Gn. irer hohen vernunft nach sich in die sach wol zu schicken.

[7.] Der Villinger rat eur ftl. Gn. auch underteniglich, das sich eur Gn. nichtz irren laß und komm von der guilchischen sach wegen auf den reichstag. Und er bevilcht sich eur ftl. Gn. ganz underteniglich. Er maint eur Gn. sachen getreulich.

[8.] Ich schick eur ftl. Gn. hiemit zu neue mer, so uns zukommen sein. Und lauten warlich all kuntschaften darauf, das die Venediger zu Preß [= Brescia] vil leut und all ir macht verlorn haben. Aber das verspotten, das sy vor solher verlust aus [= mit] ksl. Mt. und dem Kg. von Frankreich getriben haben, es sey, welher zedl es wol war, bedunkt mich, es sey inen vast schimpflich gewesen, und ich glaub, das sy Got darob geplagt hab. Hiemit bevilh ich mich eur ftl. Gn. als meinen gnst. H. ganz underteniglich. Geben zu Trier am freitag nach reminiscere Ao. domini etc. 12.