Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vertreibung der Franzosen aus Italien, Eroberung des Hgt. Mailand durch die Eidgenossen, Wunsch der Mailänder nach Übertragung des Hgt. auf Hg. Massimiliano Sforza; [2.] Empfehlung, diesen nach Mailand zu schicken; [3.] Rechtfertigung dieses Vorgehens mit der mangelnden Unterstützung des frz. Kg. für den Ks. in der Zeit ihres Bündnisses und seinen Ambitionen auf den Gewinn Gelderns; [4.] Empfehlung, Hg. Massimiliano als von Ks. und Reich beauftragten Gubernator in Mailand einzusetzen; [5.] Ersuchen des Ks. um Stellungnahme der Stände hierzu.

Köln, 19. Juli 1512

Kop.: A) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 9, fol. 169a-172b (Überschrift: Actum Colen montag nach divisionis apostolorum Ao. etc. XIImo[19.7.12]); B) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 51b-53b; C) Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 56a-58a (Überschrift: Das erst vurgieven und anschlag zu Coellen etc. maintags nach Margarethe Ao. etc. duodecimo [19.7.12]); Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 40, fol. 56a-59a (Überschrift wie in C); Straßburg, AM, AA 336, fol. 43b-45a; Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 93a-94b; Würzburg, StA, Würzburger RTA 6, fol. 63a-65a (Überschrift: Montag nach Margarethe).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1085.

[1.] Der röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., rete haben erwegen di kriegsfurnemen der Bebstlichen Hlkt., auch des Kg. von Aragon mit hielf und beystand der Venediger und Eydgenossen wider den Kg. zu Frankreyche, so jüngst bescheen und noch in übung sein, dadurch derselbig Kg. von Frankreyche mit seiner macht aus Ytalien und sunderlich auch aus dem Hgt. Meyland getrungen ist. Dieselben ksl. rete ermessen dabei, wi das genant Hgt. in solcher kriegsubung durch die Eydgenossen in des Babsts und Kg. von Aragon namen und dinst erobert und nyman grundlich globt und verpflicht ist, dan das di Meylender nach irer vorigen Hft. Sforcia und nemlich nach Hg. Maximiliano geschrien, denselben begert, zu des handen auch di Eydegenossen das Hgt. eingenommen haben. Dadurch also solch Hgt. dem Reych noch nit gewyss bestellt, sunder in geferlichkeit und verlassen steet.

[2.] Wiewol nuhe di ksl. Mt. dasselb Hgt. als des hl. Reychs eygentumb dem Kg. zu Frankreych hievor, als er sich zu irer ksl. Mt. und des hl. Reychs willen verbunden, sich auch des ein zeyt merken lassen, geliehen hat,1 so bedenken doch ir ksl. Mt. rete, treffelich note und gut sei, sich umb das Hgt. Meyland anzunehmen und Hg. Maximilianum Sforcia hyneinzufertigen, in ansehung, das di Meylender ir schreyen, begir und neygung zu ime tragen, domit sye, so inen solcher irer willen und begir nit verfolgt, nit in ander wege dem hl. Reyche zu nachteyle bewegt werden.2

[3.] Die ksl. Mt. a bedenken darbey, solchs furnemens Meylands halben wolgegründ, treffenlich ursachen und bewegnus gegen Frankreyche zu haben, wie ir ksl. Mt. den stenden des Reychs hievore anzeygen lassen hat und inen di ksl. rete zu merer erkenntnus hiemit weyter einbilden wollen, als hernach volgt: Nemlich zusampt des Kg. zu Frankreychs beswerung und anfechtung, so er gegen dem babstumb geubt und darin hart und strenge fur sich gefaren, hat er das Hgt. Geldern, ksl. Mt. und dem hl. Reych vorzuhalten, heymlich und offenlich on unterlas gesterkt und ksl. Mt. di zeyt der buntnus, dorin er mit irer Mt. gestanden ist, [das Folgende bis auf geringfügige Abweichungen wörtlich wie in Nr. 990 [6.], [7.] von wiewol mit einem dapfern ansehen bis noch irer Mt. erblehen].

[4.] Dem allen nach wer ksl. Mt. rete gutbedunken, Hg. Maximilian von Meyland nit als Hg., sunder als gubernatoren, ksl. Mt. und dem hl. Reyche zu vorteyl und gutem, hyneinzufertigen und darbei genugsam verschreibung und versicherung von ime zu nemen, das Hgt. zu ksl. Mt. und des Reychs handen und willen inzuhaben und ausserhalb irer ksl. Mt. und des Reychs willen und weitern bevelch nichts damit zu handeln.

[5.] Solch obgeschrieben ksl. Mt. rete erwegen und gutbedunken gibt di ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden des Reychs hiemit zu erkennen. Und begert dorauf ir ksl. Mt. an dieselben Kff., Ff. und stende ihres getreuen rats, ob und wie ir Mt. di abfertigung des Hg. von Meylands tun, wie auch Hg. Maximilian ir ksl. Mt. und das Reyche versichern solle, damit das Hgt. Meyland zu irer Mt. und des Reychs willen und vorteyl eingenommen und behalten werde.

Anmerkungen

1
 Belehnung Kg. Ludwigs XII. von Frankreich mit dem Hgt. Mailand, Hagenau, 7. April 1505. Regest: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 86.
2
 Zum Plan der Einsetzung Massimiliano Sforzas als Hg. von Mailand im Jahr 1512 vgl. Kohler, Les Suisses, S. 451-487; Büchi, Matthäus Schiner, S. 307-315; Dierauer, Geschichte, S. 501-505.
a
 B, C: rete.