Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Kop.).

B  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 97r–99r (Kop.); AS fol. 97r: Ersuchung der lehenempfengknuß mit Guylich, Gelre, Cleve, auch erinnerung der voriger beschehener entschuldigung meins gnedigen herrn personlichen außpleibens, Pfgf. Frederichen am 10. Maij 1541 uberantwort.

Von wegen des durchleuchtigen, hochgeborn fursten und herrn, H. Wilhelms, Hg. zu Guylich etc., unsers gnedigen herrn, haben wir irer fstl. Gn. personlichen ußpleibens und, das wir, irer fstl. Gn. rethe und diener und von den landtschaften Geldern und Zutphen verordente, nit zeitlicher ankommen, entschuldigung undertheniglichen angetzeigt, nemlich dieser gestalt, wie ire fstl. Gn. uff ksl. Mt., unsers allergnedigsten herren, ußschreiben zum reichstag alhie zu Regenspurg [Nr. 222], deßgleichen, der lande Geldern und Zutphen halber der röm. ksl. Mt. anbringen anzuhoeren und irer fstl. Gn. notturftigen gegenbericht daruff zu thun, zum hoichsten begirich, personlich uff das underthenigst zu erscheinen. Es weren aber irer fstl. Gn. solich ksl. Mt. ußschreiben sped zukommen und verkundigt, derhalber irer fstl. Gn. unmuglichen gewesen, in der eyle zu solicher weither reysen sich zu begeben, sunderlich nachdem ire fstl. Gn. am weittesten gesessen und irer fstl. Gn. underthanen gar undertheniglichen darfur gebetten und sich des zum hoichsten beschwert, das ire fstl. Gn. in diesen geferlichen und geswinden zeiten solichen weg reysen, so den landen nit geringe beschwernuß und allerhand geferlicheit darab mochten entstehen. Warbey aber bey irer fstl. Gn. noch den landtschaften Geldern und Zutphen beyder ußschreiben halber kain ungehorsam oder mangel mochten gespurt werden, so hette ire fstl. Gn., uns, ire rethe und diener, deßgleichen die von den landtschaften Geldern und Zutphen, ire geschickten und verordente uff obgemelter ksl. Mt. beyde ußschreiben als eyn undertheniger furst und des hl. röm. reichs gehorsamer mit bevelh und instruction [Nr. 45] abzufertigen, nit underlassen, wie wir und sie dan auch vorlangest hieher erschienen sein und uff die handlung gewartet haben.

Das wir und sie nit zeitlicher ankommen, ist zum theil weithe des wegs eyn ursach, darzu unwetter, sne und ander verhinderung der personen, so fast alt und swach, auch zu schyff und wagen irer gelegenheit nach hieher mussen faren, zudem, das die landtschaften Geldern und Zutphen, umb ire geschickten zu verordnen, zuvor uff eynen gemeynen landtag (welchs also in der eyle nit hat konnen beschehen) haben mussen beschrieben werden.

Und darneben euer fstl. Gn. als denjhenigen, so furnemlich durch ksl. Mt. in des reichs sachen verordent, undertheniglichen gebetten, soliche unsers gnedigen fursten und herrn und dero landtschaften anligen, entschuldigung und gelegenheit ksl. Mt. uff das allerunderthenigst anzuzeigen, umb solichs nit anders dan uß erhebliche und unvermeidtliche notturft gnediglichen uffzunemen. Wir zweyveln auch nit, euer fstl. Gn. haben soliche unsers gnädigen fursten und herrn und der landtschaften entschuldigung uff das best anbracht und, dweil wir daruff noch kein antwort empfangen, ir ksl. Mt. haben des eyn gnedigst benugen und irer fstl. Gn. personlichen ußpleibens und sunst unser und der landtschaften speder ankunften fur gnoichsam entschuldiget.

Zum andern als die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster herr, eyn fast scharpfe und heftige schrift uß angeben und miltem bericht unsers gnedigen fursten und herren mißgunner durch eynen heralten irer fstl. Gn. thun, presentieren und uberantworten, darzu ire fstl. Gn. nye kein ursach gegeben, auch ungern geben solte, so haben wir irer fstl. Gn. hoichster noitturft nach eyn verantwortung uff das allerglimpflichst und underthenigst in schriften verfast [Nr. 224] und eurer fstl. Gn. undertheniglichen ubergeben und gebetten1, soliche irer fstl. Gn. noitturftige und wairhaftige verantwortung der röm. ksl. Mt. uff das allerunderthenigst anzuzeigen, damit ire Mt. der sachen warhaftigen bericht mochten empfangen und zu keiner ungnaden sich bewegen lassen, daneben auch angetzeigt, das ir fstl. Gn. sich zu allen eherlichen, leidlichen wegen und mittelen in der gute fur und fur erbotten und nochmals gutlichs oder rechtlichs verhörs erpieten thut, mit bitt, ire fstl. Gn. mit den landen Geldern und Zutphen in betrachtung ires guten rechtens, auch das sie solichs zu viel malen uff das underthenigst lassen begern und zu Gendt selbst personlich begert, gnediglichen oder zum wenigsten zu irem rechten zu belehenen. Und wiewoll wir auch vorlangest soliche werbung und bitt uß unsers gnedigen herrn bevelh schriftlich und muntlich gethan und nit zweyveln, euer fstl. Gn. haben solichs an die röm. ksl. Mt. unserm gnedigen fursten und herrn und den sachen zum besten gebracht, so haben wir doch byßher kein entliche antwort von irer Mt. daruff erlangt.

Damit dan unser gnediger furst und herr oder wir an irer fstl. Gn. stat bei keiner ungehorsam noch unfleyß werden befunden, so erfordert unsers gnädigen herrn hochste noitturft, solichs alles euer fstl. Gn. widerumb durch uns undertheniglichen zu erinneren, mit undertheniger bitt, euer fstl. Gn. wellen gnediglichen bey die röm. ksl. Mt. (wen es stat gibt und gefuglich ist) von unsertwegen uff das allerunderthenigst anhalten, damit wir eyne gnedigst antwort von irer ksl. Mt. mochten erlangen, der unserm gnedigen herrn undertheniglichen haben zu berichten.

Weither, wiewoll hochgemelter unser gnediger furst und herr der furstenthumb Guylich, Cleve, Berg und graffschaften Marck und Ravenßburg halber, umb damit belehent zu werden, so irer fstl. Gn. durch absterben weilant des hoichgeborn fursten, H. Johannß, Hg. zu Cleve etc., loblicher gedechtnuß, irer fstl. Gn. herrn vatters, angeerbt und gefallen, bey die röm. ksl. und kgl. Mt. zu viel malen uff das underthenigst lassen ansuchen, so haben doch ir fstl. Gn. noch uff heutigen tag (wiewoll derwegen kein streit ist und dieselbige on alle zweyvel und disputation irer fstl. Gn. zustendig) kein antwort noch belehenung kunnen erlangen, und derhalber uns gnediglich bevolhen, bey eurer fstl. Gn. freuntlichen, unserthalb undertheniglichen anzusuchen, umb nochmals ire ksl. Mt. uff das allerunderthenigst zu bitten, ire fstl. Gn. oder uns, so derhalb gewalt haben, gnediglichen mit obbemelten irer fstl. Gn. furstenthumben und graffschaften zu belehenen. Bitte um Antwort des Kaisers.

Anmerkungen

1
 Die Reichstagsgesandten Jülichs übergaben Pfgf. Friedrich am 29. März 1541 auch eine ausführliche Darstellung der Rechts- und Erbansprüche Hg. Wilhelms von Jülich an Geldern und Zutphen, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 83r–89v (Kop.), AV fol. 83r: Pfgf. Frederichn uberantwort am 29. Martij 1541.