Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

München HStA Kasten blau 271/1 fol. 345r–348r (Druck).

Im jar nach Christi geburt 1541 am Dinstag nach Visitationis Marie, welchs war der funfte tag des monats Julij in der kaiserlichen statt Regenspurg hat der durchleüchtig hochgeboren fürst und herre, H. Philips Hg. zuo Stettin, Pomern, der Cassuben und Whenden, F. zuo Rugen und Gf. zuo Gutzkaw, mein gnediger herr, seiner fstl. Gn. regalien und lehen von röm. ksl. Mt., H. Carolo dem fünften, unserm allergnedigsten herren, offentlich under dem himel mit dem fanen gewonlicher herrlichait und ziere empfangen. Und ist solche beleihunge wie folgt zuogegangen: Nemlich, das auß befelch röm. ksl. Mt. von einem erbarn rat obgemelter stat Regenspurg auf dem kornmarckt ein gewaltiger stuol erbauet und so weit von dem alten bayerischen hause aufgericht worden, daß man in der ordnung ringest darum rennen kunde und seyn Mt. auch von yetz beruertem hause (darinne sich sein Mt. in irn gewonlichen zier und kaiserklaid angelegt) uber einen dazuo gemachten ganck bequemlich auf den stuol hat kommen mügen. Und ist derselbige stuol gantz prechtigklich mit gulden stuck geschmuckt gewesen. Aber der keiserliche stuol, der etwas uber dem vorgedachten understuol, darauf chur- und fürsten in der verleihung gesessen, erhaben, war vil herrlicher mit einem himel von kostlichem und teurbarem gulden tuoch, daran ein grosser schoener adler angeschlagen, bedeckt und behangen.

Und als es fast an der zeit gewest, das die lehensempfahunge geschehen solte, haben erstlich biß in die tausent mann alle burger in guottem, knechtischem harnisch mit hellenbarten den beschrenckten blatz umb den stuol weit umbringet, damit das volck nit auf den stuol dringen und man den stuol ungeirret berennen moechte. Folgend umb drey urn haben sich hochgedachts meins gnedigen herrn, Hg. Philipsen zuo Stettin, Pomern etc., eigen hoffgesinde biß in die 80 pferde, alle in der gruenen engelischen hoffarbe und noch biß in die 120 pferde, so zum theyl seiner fstl. Gn. gehoeret und zum theil auch von seiner fstl. Gn. herren und freünden zuo den eheren und dienste gelihen und zuogeordnet worden, auf dem platze bey der schoenen Maria gesamlet. Da ist dye ordnunge des zuges gemachet, und seind geritten erstlich zwen trommeter, darnach drey gelid meines genedigen herrn hoffjunckern. In dem vierdten glid ist der hoffmarschalck Otto von Wedel mit einem grossen, rothen fanen, von seydin taft gemacht, darin gar kain wapen, der bluotfan genannt, geritten. Dem seind die uberigen meins gnedigen herrn hoffgesind gefolget, haben also den ersten hauffen gemacht und ein jegklicher ein klain blaues fendle, darin ein rotter greif, das stettinische wapen, gemalet, den pferden an dem kopfe oder auf den huetten gefueret. Folgendt sein die neüwen landtfanen von zcindel, jegklicher der farbe als das feldt im schildte, darin eins yeden lands wapen gemalet, alle mal dry in einem glyde gezogen und diese fanen seind durch des hertzogen raethe gefuert worden, nemlich Jobst Moltzan, des lands Stetten erbmarschalck hat gefueret den fanen, darin das wappen von dem lande Stettin, H. Joerg juncker zu Putbutsch den pomerischen, Clawes Putkummer, hauptmann zuo Alten Stettin, den cassubischen, Wolf von Wedel, hauptman zuo Eldena, den wendischen, Ulrich Schwerin, deß landes Stettin erbkuchenmeyster, den bartischen, Wedige von der Osten den ruganischen, Daniel Boeck den wolgastischen, Tamiges Massaw den suedonischen und Joachim Zitzenitz den gutzkowischen fanen gefuert. Disen seind gevolget der fürsten cammerjuncker und fort bald darnach ist gedachter mein gnediger herr, Hg. Philips, alleyn geritten in seiner fstl. Gn. hertzogklayde, nemlich in eynem langen, rotten, carmasyn atlassin rocke biß auf den fuoß, dergleichen rote ermele und der rock ist am halse, dergleichen forne und undten mit weissen lasken, daran die schwaentze gelassen, ein guotte hand brayt allenthalben verpraemet. Auf dem kopf hat sein fstl. Gn. gehabt einen rotten hut von carmasyn atlas, der umbschlage auch mit laßken verbrämet.

Nach meinem genedigen herren seindt geritten die durchleuchtigen, hochgepornen fürsten und herrn, H. Wilhelm Hg. zuo Braunschwig und Lunennburg, H. Wolfgang F. zuo Anhalt, Gf. zuo Ascanien und H. zuo Berneburg etc., auch die wolgepornen und edlen, H. Heinrich des hl. röm. reichs Bgf. zuo Meichßenn und H. zuo Plawe, H. Wilhalm Gf. zuo Nassaw, Catzenelenbogen, Vianden und Dietz und H. Heinrich Gf. zuo Schwartzburg, darnach die andern raisigen und ist also mein genediger herre in der ordnung, wie vor gemeldt, gezogen nach dem platze, so die Hayde genannt wirdt, da die röm. ksl. und kgl. Mt. gelegen und ferner uber den platz biß in ein gassen für den kornmarckte, da der stuol aufgericht, geritten und vor den schrancken haltend beliben, biß so lang die röm. ksl. Mt. sampt den anderen churfürsten und fürsten etc. ankommen.

Und als sich ksl. Mt. sampt den Kff. zuo Meintz und Brandenburg, so personlich zur seitten geweßt, in gewonlicher kleydunge, auch der abwesenden churfürsten gesandten und die fürsten, so personlich erschinen, in ire session gestellet und nidergesessen, da hat der erst hauf meins genedigen herren hoffgesinde mit dem bluotfanen den keyserlichen stuol zweymal berandt und seind an einer seitten oder ordt neben dem stuol haltend beliben. In mittler weyl seind von dem anderen hauffen, darin die neuen landtfanen, zween fürsten, nemlich Hg. Wilhelm von Braunschwig etc. und F. Wolff von Anhalt und sampt ihnen zween meines genedigen herren fürnemeste raeth Jobst von Dewitz, deß lands zuo Pommern erbschenck, hauptman zuo Wolgast, Baltassar vom Walde, der rechte doctor und cantzler für den stuol gezogen und von iren pferden abgestanden, nach dem stuole geeylet und, als ihnen audientz gestattet, haben die gesandten fürsten sampt den vorgenanten raedten, inen zuogeordent, mit gepürlicher reverentz sich gegen ksl. Mt. erzeyget und dreymal an der staffel deß stuols niderkniegt, nemlich an anfang, in der mitte und darnach zum dritten mal vor ksl. Mt. auf den knien durch obgenanten meines gnedigen herrn radt Jobst von Dewitz mit einer wolgeschickten, zierlichen rede in namen gemelter gesandter fürsten, die verleihunge zuo thuon, underthenigklich gebetten, darauf sich ksl. Mt. underredet und durch den Bf. von Eychstett antwort geben lassen, das sein ksl. Mt. geneigt, solche belehunge ze thuond, deß sich die gesandten fürsten durch bemelten Jobst von Dewitz zum underthenigsten bedancket und sich erbotten, iren freuntlichen, lieben oheim und schwager, Hg. Philipsen, in aigener person für sein ksl. Mt. zuo bringen.

Und als gemelte baide gesandte fürsten sampt den zuogeordenten raeten vom stuol gangen, sich widerumb auf ihre pferd gesetzet und meinem gnedigen herrn, Hg. Philipsen, die botschaft und ksl. Mt. gnedigst antwort der belehunge halben anbracht, ist in mittler weyl der stuol zum dritten durch den hauffen meins gnedigen herrn hoffgesind, darunder der bluotfan, wie vorgmelt, geordnet, berennt, also das der andere hauf mit den neuen fanen, darin mein gnediger herr, dem andern hauffen, darunter der bluotfane, gerade vor dem stuol begegnet und angetroffen. Da seind alle die, so die fhanen gefueret, dergleichen mein gnediger herr zuosampt den zwayen fürsten, dreyen graffen und zwen hoffraethen, so auf meinen gnedigen herren gewartet, von iren pfaerden abgestanden und seind erstlich die bluotfanen, darnach die andern neuen landtfanen vor meinem gnedigen herren und nach meinem gnedigen herren die vorgenannten fürsten, graffen und raethe nach dem stuol gangen, sich vor dem stuol in der mitte und zum driten vor ksl. Mt. niderknueet, ist zum andern mal, die belehunge zuo thuond, voriger vertroestunge nach durch mehrbemelten Jobst von Dewitz gebetten worden, darzuo sich ksl. Mt. gnedig erbotten, durch Pfgf. Friderichen mit einer geschickten antwort gnedig erbotten, und nach geschehener dancksagunge ist meinem gnedigen herrn der aid auß befelh ksl. Mt. durch Dr. Nauis fürgelesen und durch mein gnedigen herrn geschworen worden etc. und darnach erstlich den bluotfanen und folgent einem jegklichen fanen in sonderhait nacheinander verlihen. Und hat all mal der Kf. zuo Brandenburg vermügte der vertrege, so zwischen dem hauße Brandenburg und Pommern aufgericht, mit a an die–a fanen gegriffen. Und wann also ain fane angegriffen und verlihen worden, hat man erstlich den bluotfanen, darnach einem yegklichen fanen von den landen nacheinander von dem stuol under das volck geworfen, da dieselben zerrissen. Zuoletst hat ksl. Mt. das schwerdt von des reichs undermarschalck, dem von Pappenhaim, angenommen und den knopf meinem gnedigen herrn mit baiden henden angreiffen und küssen lassen.

Nach solcher belehunge und geschehner dancksagung ist mein gnediger herr zuosampt den andern fürsten, grafen, herrn, raethen und dienern von dem stuol gangen, haben sich auf ihre pfaerd gesetzt, seind in der ordnung für meins gnedigen herrn herberge gezogen, da mein herr das hertzogkliche gewandt abgezogen. Und als sein fstl. Gn. andere klaider angethon, ist sein fstl. Gn. auf ein andern hengst gesessen und hat weitter auf ksl. Mt. gewartet und sein Mt. sampt andern churfürsten und fürsten biß in die herberge geglaitet. So hat auch sein fstl. Gn. den hengst, darauf sein fstl. Gn. in suchunge und empfahunge der lehne gesessen mit sattel zaum und aller rüstunge nach hergebrachtem gebrauch des reychs undtermarschalck von Pappenhaim geschenckt und folgen lassen.

Anmerkungen

a
–a In der Vorlage irrtümlich: andre.