Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 30, Nr. 6, fol. 4r–5v (Kop.).

Euer L. und ksl. Mt. zaigen wir hiemit bruederlicher und freuntlicher mainung an, das euerer L. und unsere vorfarn am hauß Osterreich loblich gefreyt sein, so gemaine reichstäg oder andere reichsversamblungen gehalten werden, das albeg die Ehgg. zu Osterreich die negst session und stand nach den geistlichen churfursten haben und sich deren gebrauchen sollen und mögen. Aber die Ebff. zu Salzburg haben dasselb ain zeit here widerfochten, deshalb wir mit dem jungst gewesnen Ebf. zu Salzburg ainer vergleichung auf sein leben lang eingangen sein, wie e. L. und ksl. Mt. solches aus eingethaner copei vernemen wirdet1. Zuvor und ehe aber solhe vergleichung gemacht worden, haben wir uns mit bemeltem ertzbischoven zu etlichen gehalten reichstägen dahin veraint, das solher vorstand und session ainen tag umb den andern umbgeen solle; also welhen tag wir den vorstandt und session gehabt, das den negsten tag darnach der Ebf. zu Salzburg sich solhes vorstands und session gebrauchen mogen, doch daß wir albeg den ersten tag, daran die handlungen angangen sein, den vorstandt und session haben.

Dieweil wir dann dem erwirdigen unserm fursten und lieben andechtigen Cristoffen, Bf. zu Brichssen, gewalt und bevelch gegeben, den platz und session in jetzigem reichstag biß auf unser persondliche ankhunft zu vertretten2, haben wir fur nottwendig geachtet, hierin einsehung zu thun, damit biß auf unser persondliche ankhonft berurter session halben kain zerruttung oder verhinderung furfalle, und ersuechen demnach euere L. und ksl. Mt. bruederlich und freuntlich bittend, die wollen zu erhaltung euer L. und unserer vorfarn, Ehgg. zu Osterreich, freihait, hochhait und repputation mit dem jetzigen Ebf. zu Salzburg erstlich mit allem vleiß und ernst dahin handlen, das sich sein L. dem ertzstift Salzburg zu merer richtigkait und abstellung kunftigs stritts und irrthumbs, auch in bedenckhung der gnedigen und freuntlichen furderung, so wir seiner L. in erlangung des ertzstifts Salzburg mitgetailt, in ain solhe vergleichung, wie seiner L. negster vorfar allain auf sein leben lang gethan, auf ewig einlassen wollte; wa das aber auf ewig je nit erlangt, das doch solhe vergleichung auf seiner L. leben lang gestellt oder, wo das auch nit erlangt, daß es doch disen reichstag vorberurter vergleichung gemaß gehalten werde; und sover dasselb auch nit erlangt werden konnte, das wir uns doch zu seiner L. kainswegs versehen wollen, das dann euere L. und ksl. Mt., doch unsers haus Osterreichs freihait und hergebrachten hochhait unvergriffenlich, auf den vierten weg ze handlen, gnediglich geruechen wolle, also das der vorstand und session ainen tag umb den andern gehalten werde, doch daß wir in albeg den ersten tag der session und vorstandt haben. Wo aber der Ebf. zu Salzburg diser mittl kains annemen oder willigen wollte, des wir uns doch, als obsteet, gar nit versehen, so wollen wir euere L. und ksl. Mt. bruederlich und freuntlich vermant haben, gnedigclich bedacht ze sein, sich selbs und uns als Ehg. zu Osterreich bei solher freihait, repputacion und hochhait hantzehaben; dann wir haben bemelten Bf. zu Brichssen aufgelegt und bevolhen, das sein A. dise handlung bei euerer L. und ksl. Mt. sollicitiern und sich hierin derselben bevelch und beschaids gemäß halten und unserer repputacion und hochhait hierin nichts begeben solle3, und thun uns damit euerer L. und ksl. Mt. bruederlich und freuntlich bevelhen. Datum Wienn, den 4. Marci anno etc. im 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. den Vertrag zwischen Kg. Ferdinand als Ehg. von Österreich und Ebf. Matthäus von Salzburg, Wien, 1535 Oktober 25, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 30, Nr. 6, fol. 6r–9v (Kop.): [...]. Demnach haben wir Kg. Ferdinand uns fur uns selbst, unser erben und nachkhumendn Ehgg. zu Osterreich, auch anstat und in namen der röm. ksl. Mt., unsers lieben hern und bruedern, als eltisten Ehg. zu Osterreich, deren wir uns hierinnen volmachtigt und angenomen, von welcher seiner ksl. Mt. wir auch uber hernachvolgendt unser vergleichung als unserm lieben hern bruoder und dem eltisten Ehg. zu Osterreich consenß und ratification erlangen wellen, mit uns Matheusen Kard. und Ebf. zu Saltzburg fur uns und unser nachkhomendt am stift Saltzburg hiemit in craft ditz briefs auf ein ewigs stads endt freundlichen und wilkhurlich miteinander vergleicht und vertragen, nemblichen also, das hinfuro in ewig zeit und albeg an ainich disputation noch einredt vermug und inhalt unsers, Kg. Ferdinanden, und unsers hauß Osterreich habenden und lang hergebrachten freyhaiten und gerechtigkhaiten wir, unser erben und nachkhomen, Ff. von Osterreich, miteinander selbst yederzeit entsliessen und vergleichen mugen, durch selbst oder sein potschaft in allen reichswierden und -versamblungen den ersten stand, gang, sitz, zu- und vorrit haben, behalten, steen, geen, sitzen und reiten an der gerechten seiten nach den churfursten vor allen andern fursten unverkhert beleiben. Wo sich aber zuetrueg, das von unserm hauß Osterreich mer als ain furst aigner person, so also, wie obvermelt, on widerrednuß den vorstand, gang und sitz, auch alle wierde in reichsversamblungen durch sich selbst oder sein potschaft haben soll, und auch wir, yetz regierender oder nach nachkhomendt Ebf. zue Saltzburg, aigner person auf den reichsversamblungen erschinen, so sollen den ersten tag die Ff. von Osterreich in aignen personnen all vor ainem Ebf. zu Saltzburg in aigner person, vor allen Ff. von Osterreich ausserhalb des ersten und ainigen oder desselben potschaft, so albeg im vorstand beleiben und under demselben ersten seinen vorstand, gang und sitz, wie mit den von Osterreich den ersten tag gehalten, auch haben und also volgends, als lang und wie oft sich, in was weg das sey, die reichstag oder derselben versamblungen zuotragen und weren, albeg die Ff. von Osterreich und der Ebf. zu Saltzburg ausserhalb des hauß Osterreich ainigen vorstands miteinander ain tag umb den andern im vorgang, stand und sitz in allen reichswierden und versamblungen umbwechsln; obvermelter gestalt solle es auch, wo allain potschaften und dhain furst solbst aigner person von dem hauß Osterreich und dem ertzstift Saltzburg erschinen, in der abwechslung, vorstand, gang und sitz und andern des hl. reichs wierden in denselben versamblungen gehalten werden. Wo sich aber begab, das uber des ersten F. von Osterreich aigner person oder potschaft standt allain von dem stift Saltzburg ein potschaft und von dem hauß Osterreich daruber ainer oder mer fursten ankhamen, so sollen dieselben Ff. von Osterreich all in aignen personnen unverandert den vorsitz, stand und gang vor des von Saltzburg potschaft haben, gleicherweiß, so ein Ebf. zu Saltzburg in aigner person auf des hl. reichs zusamenkhunften ist und die hertzogen allain potschaften da haben, den vorsitz vor denselben potschaften ausserhalb des ersten auch unverandert behalten; und die potschaften der Erzhgg. zu Osterreich und Ebff. zu Saltzburg, wo die mit oder an der fursten personnen erscheinen, sollen sich im vorstandt und gang gegeneinander in allen reichsversamblungen der obvermelten ordnung und maß gleich halten und erzaigen, doch in albeg, wie mer hierober angezaigt, unvergriffen des hauß Osterreichs unvernainten und gewissen ainigen person oder potschaft preeminents und verstands in allen reichswierden und versamblungen, darinnen dhain veranderung oder verwechslung stathaben, sonder stattigs fur und fur in seinem vorstandt, gang, sitz und allen andern wierden an einredt beleiben solle treulich und ungeverlich.Besiegelungs- und Corroborationsformel, einschließlich Zustimmungserklärung des Salzburger Domkapitels. Der Passus all vor ainem Ebf. zu Saltzburg in aigner person, vor allen Ff. von Osterreich ausserhalb des ersten ist offenbar lückenhaft.
2
 Vgl. Kg. Ferdinand an Bf. Christoph von Brixen, Neustadt, 1541 Februar 18, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Kop.): Hat zur Kenntnis genommen, dass der Bf. von Brixen zum Reichstag in Regensburg geladen ist und diesen persönlich besuchen will. Beurlaubt ihn für den Besuch des Reichstages. Da ihn anderweitige Geschäfte vorläufig noch von der Reise nach Regensburg abhalten, ernennt er den Bf. von Brixen zu seinem Vertreter auf dem Reichstag. Schickt beiliegend die nötige Vollmacht. Soll bis zu seiner Ankunft an seiner Stelle an den Beratungen der Stände teilnehmen. Da der Kaiser mittlerweile in Regensburg angekommen sein dürfte, fordert er ihn auf, umgehend nach Regensburg abzureisen. Datum Newstat, den 18. Februarij anno etc. im 41. Vgl. auch die Vollmacht Kg. Ferdinands für Bf. Christoph von Brixen, Neustadt, 1541 Februar 18, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Kop.) und die Zusammenfassung der Instruktion Kg. Ferdinands für den Bf. von Brixen zum Regensburger RT, Neustadt, 1541 März 18, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Regest des 18. Jhdt.): Credentiale und instruction für den Bf. von Brixen alß röm. kgl. botschafter zu dem Regensburger reichstag, wobey demselben aufgetragen wird, mit ksl. Mt. vorläufig in betreff der ausgleichung deren strittig religionspuncten, so dann wegen überkomung einer ergiebigen hulfe gegen den Turken zu berathschlagen; demnach aber dahin anzutragen, damit [primo] denen reichsunterthanen ausdrucklichen verbothen werde, sich gegen das reich in französischen kriegsdienste zu begeben; [secundo] um vorsehung zu machen, auf daß die bishero ksl. Mt. allein obgelegene erhaltung des camergerichts auf die stände geschoben werde; [tertio] um darob zu seyn, damit denen dem landtsfrieden zuwider einreissenden befehdungen hinlänglichen gesteuert, und endlichen [quarto] ein geschärftes einsehen gegen jene gemacht werde, welche sich, ehrenruhrischer schriften zum offenen druck zu befördern, erfrechen.
3
 Vgl. Kg. Ferdinand an Bf. Christoph von Brixen, Wien, 1541 März 4, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 30, Nr. 6, fol. 3r–3v und 10r–10v (Ausf.); DV v. a. Hd.: presentata Regenspurg, 12. Marcy 1541: Kann aus den beiliegenden Kopien seines Schreibens an den Kaiser und seiner Vereinbarung mit dem letzten Ebf. von Salzburg entnehmen, worüber der Kaiser mit dem jetzigen Ebf. von Salzburg verhandeln soll. Soll diese Angelegenheit beim Kaiser nachdrücklich betreiben, damit der Streit, wie von ihm in seinem Schreiben vorgeschlagen, beigelegt werden kann und seiner Freiheit, Hoheit und Reputation kein Eintrag geschieht. Doch solle daneben dein A. bedacht sein, derhalben das zu verhueten, daraus etwa zerruttung oder verzuglichait der handlungen volgen mochte, sonder hierin mit rat und vorwissen der ksl. Mt. ze handlen. Und dieweil dein A. des gebrauchs und uebung in solchen reichsversamblungen nit aigentlichen bericht oder wissen haben mochte, wellen wir deiner A. zu erinnerung desselben anzaigen, das gebreuchlich, so nun der furtrag gemainen reichsstenden beschicht, das sich dann die churfursten von den andern fursten und stenden söndern oder tailen und auf beschehen furtrag sich underschidlich underreden, söllen dein A. bedacht sein, wann dasselb beschicht, das die erst anfrag den tag, daran wir die session und vorstand haben, under den fursten und andern stenden ausserhalb der churfursten uns zuesteet, das deiner A. dieselb anfrag nit benomben oder entzogen, das auch gleicherweise durch dein A. die antwurt auf den furtrag, so man sich deren auf den tag unsers vorstandts und session vergleichen wurde, von der andern fursten und stend wegen gegeben werde und furnemblich so solle dein A. jederzeit auf die artigl und puncten, so zu beratschlagen furbracht werden, zimblich und notturftig bedenckhen nemben, darumb, das dein A. die sachen mitlerzeit unsers abwesens an die röm. ksl. Mt. gelangen lassen und daruber von derselben ires genedigisten gemuets und willens bericht empfahen moge und also in solchem allem mit vleiß und gewarsamblich handlen, auf das unsers haus Österreichs exempcion und freyhaiten khain nachthailiger einpruch beschehe, wie wir nit zweiffeln, vil aus den reichsstenden solches nit ungenaigt sein mochten. Hat erfahren, dass der Gf. von Liechtenstein und Frh. Hans von Wolkenstein den Reichstag besuchen wollen. Soll ihnen bei Strafe gebietten, das sy in khain reichsversamblung khomben, sonder sich desselben gentzlich enthalten, dieweil wir als der land und ir natürlicher herr und landsfurst fur sy erscheinen und sy gegen dem reich entheben und verantwurten neben dem, das inen solches uber ire revers, so sy uns als irem erblichen herrn und landsfursten gegeben, khainsweegs geburt noch zusteet. Geben in unser stat Wienn, den vierdten Martii anno etc. im 41. Vgl. außerdem Karl V. an Bf. Christoph von Brixen, Regensburg, 1541 März 1, Brixen Diözesanarchiv, HA Nr. 24718, unfol. (Kop.): Verweis auf seine Ladungsschreiben zum Reichstag vom September 1540 und aus Speyer. Dieweil wir dann mit verleichung des almechtigen, wiewol daß wir mit eehafter leibßschwachait beladen, aber solicher und aller anderer verhinderung unangesehen, uns alher verfuegt und ankomen der genedigen zuversicht, dein A. wurde numals auch erschinen sein oder ire gsandten alher verordnent haben, so befinden wir doch, das soliches bisher nit beschehen, weliches nit allein uns, sonder allen stenden, so vor diser zeit ankomen sein und mit schwerem verdrieß, uncosten und unnutzlicher verzerung der zeit alhie warten mueßen, gantz beschwerlich. Und ist demnach abermals unser gnedig, vleissig sinnen und begern an dein A. hiemit ernstlich bevelhendt, dein A. welle in betrachtung der hohen, unvermeidenlichen noturft und wichtigkait der sachen, darumb solicher reichstag furgenomen und daran allen stenden des hl. reichs, auch gantzer teutscher nacion und gemainer kristenhait so mercklich gelegen ist, auch unangesehen, ob unser vorige beschreibung deiner A. zu rechter zeit oder noch nit uberantwort und zuekomen weren, umgehend zum Reichstag aufbrechen oder im Fall schwerer Krankheit Gesandte one hintersichbringen abfertigen, damit an deiner A. kain ungehorsam oder saumnuß erfunden, auch wir sambt churfursten, fursten und reichsstenden obberuerter maßen und der gantzen handlung zu verweilung und mercklichem nachtail mit wardten lenger nit aufgehalten werden. [...]. Geben in unser und des reichs stat Regenspurgg am ersten tag des monats Marcj anno etc. im 41. [...]. Zum Aufenthalt Bf. Christophs in Regensburg vgl. auch seine Kostenrechnung (Gesamtsumme 1.208 fl. 21 kr. 3 sch.), Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cod. 53 (früher: Cassa 32, Nr. 41B), fol. 1r–76v und das Verzeichnis der Kosten für den Empfang der Regalien (485 fl. 40 kr.), Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 31, Nr. 32.