Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 227r–231v (Reinkonz.).
Wir haben eur jetzt an uns gethanes schreiben [Nr. 509], am datum haltende zu Regenßburg, den Sonnabend noch Invocavit [1541 März 12] heut dato zu Torgau empfangen und alles inhalts vernomen. Und dieweil wir, euch dorauf, sunderlich aber uff alle artickel zuvorderst in der eyl zu beantworten, von unnöten achten, so wollen wir euch allein uff den punct, was di von Braunsweigk und Goßlar betrifft, antwort geben. Und nemlich, so haben wir vorstanden, was ir neben den hessischen rethen uff ir anhalten durch den Granuelh an ksl. Mt. berurter der von Braunsweigk und Goßlar beschwerung halben und, das von Hg. Heinrich von Braunschweigk und den seinen der keyserlichen suspension und vorschaffunge wircklich nit nochgegangen wurde, habt lassen gelangen und was euch dorauf zu antwort worden. Nun magk wol sein, das ksl. Mt. dem von Braunschweigk die suspension personlich habe ankundigen lassen, dorauf er sich auch gegen irer Mt., derselben treulich nachtzukomen, vorpflichtet und vorschrieben, so ist doch unwidersprechlich undt unvormeindlich whar, das beide, die von Braunschweigk und Goßlar, berurter keyserlichen suspension biß uff dato des von Braunschweigk und der seinen halben wirgklich nit genießlich gemacht, dann den von Braunsweigk werden ire zinß, renthe noch fur und fur uffgehalten, so haben sie und di iren zu reißen und zu webern keinen sichern paß1. Und denen von Goßlar wirdet kain zu- noch abfuren, auch sicherer paß gestadtet, sundern diejhenigen, so inen wollen zu- ader abfuren, werden durch des von Braunsweigs leute uffgehalten, umbgetrieben, auch das ire genomen. Und stecken also die von Goßlar eben noch in der sorge, vhar und beschwerunge des von Braunsweigk halben, dorin sie fur der suspension gewest. Das alles kan wahr gemacht und nochpracht werden. Das aber der von Braunschweigk ksl. Mt. darthun und schrieftlich berichten will, das die von Braunschweigk und Goßlar und nit ehr wider ksl. Mt. handelten, solichs muß man gescheen lassen, wirdet aber ane grundt sein, dan die warhait ist offentlich dorwider.
Dieweil wir aber vormerken, das ksl. Mt. die sachen in disputation fhuren, auch dohin richten will, das dieselbige zu Regenßburg sol verhort werden und wir euch negst von Eylenburgk auß geschrieben [Nr. 508] und der von Braunschweigk und Goßlar beschwerung in gleichnus zu erkennen gegeben mit begere, nachdem denen von Braunsweigk uff negstem tage zur Naumburgk ain hulf gewilliget, di sie, wiewol mit beschwerung, ain monat lang antzustellen a –haben gescheen lassen–a, doch sovern inen mitlerweil ire beschwerungen wirklich mochten abgewant werden, das ir neben den hessischen rethen nochmals umb entliche und wirckliche abeschaffung ansuchen soldtet, dan sunst wurden wir, noch ausgangk des monats denen von Braunswigk die gewilligte hulf zu leisten, nit umbgehen mugen, welich unser schreiben euch unsers vorsehens nuhmer wirdet zukomen sein und ir neben den hessischen rethen soliche suchung gethon haben.
Und wir uns vorsehen wollen unser vedter und bruder, der Lgf. zu Hessen etc., werde nuhemer zu Regenßburgk ankomen sein b –ader in wenigen tagen ainkomen–b, so ist unser begern, ir wollet seiner L. von voriger und dieser unser schrieft bericht thun und seine L. von unsernwegen bieten, das seine L. etzliche ire rethe c –neben euch–c zu ksl. Mt. verordenen wolte, damit irer Mt. gestalt und gelegenhait der von Braunschweigk und Goßlar beschwerunge mocht angetzeigt werden, welichs dan aus voriger und dieser unserer schrieft leichtlich will zu nhemen sein, und das der beschluß und biet dohin gericht, dieweil aus ksl. Mt. gegebenem bescheidt zu vormerken, das die sache zu Regenßburgk verhort solt werden, so wolt denen von Braunsweigk und Goßlar zum hochsten beschwerlich sein, mitlerzeit fur und fur des von Braunschweigk und der seinen hochsten bedrangknus und beschwerunge zuwider ksl. Mt. genedigster suspension d –und seiner bey treuen ksl. Mt. gethanen zusage–d zu gewarten. Aber ire Mt. solt daneben in undterthenigkait bericht werden, welichermoß denen von Braunschweigk, doch allein rettung und defensionweiß, wider des von Braunschweigs und der seinen thetlichen gewaldts und furnehmens ain hulf von den standen dieses teilß were bewilligt worden, die man aber ksl. Mt. zu undterthenigkait und, das man nit het wollen vormargkt werden, zuwider ksl. Mt. suspension und schaffunge zu handeln, ein monat langk, welichs nu vhast umb were, uffzuhalten, der hoffnung, der von Braunsweigk und die seinen solten ksl. Mt. suspension wie billich gehorsamet haben. Weil es aber nit sein wolt, sundern den von Braunschweig und Goßlar legen dye beschwerungen fur und fur uff dem halß, so solt ksl. Mt. zum undterthenigsten zu bieten sein, die abeschaffung bey dem von Braunsweigk und den seinen nochmals furderlich, genedigst und ernstlich zu thun. Wa nu solichs wircklich beschee, so wurden di von Braunsweig und Goßlar ungescheuet sein, fur ksl. Mt. zu verhore der sachen undterthenigst furzukomen. Solt aber hiruber der von Braunschweig und di seinen ksl. Mt. nit gehorsamen und sein beschwerlich furnhemen wirklich abeschaffen wolln, so solt ksl. Mt. weiter undtertheniglich angezeigt werden, das man uff diesem teil nit wurde umbgehen konnen, noch ausgangk des monats denen von Braunschweigk di gewilligte hulf, doch allein rettung und defensionweiß, zu thun, wiewol man es ksl. Mt. zu undterthenigkait lieber undterließe, do der von Braunschweigk und di seinen irer Mt. suspension und gescheften gehorsamen theten, mit biet, das ire Mt. solichs nit anderß, sundern zu hochster, unvormeidelicher nodturft durch des von Braunsweig und der seinen unbillich und thetlich furnhemen, auch ksl. Mt. nit-gehorsamen vorursacht, vormerken. e –So wurden auch die von Braunsweig und Goßlar uf solchen vhalh nit weniger ungescheuet sein, fur ksl. Mt. zu verhore underthenigst furzukomen etc.–e, der zuvorsicht, der landgraff werde dißer meynung myt uns ainigk sein und ime nit misfallen lassen. Dan darauf wirdet mussen beschaidt gefallen, ob der von Braunschweigk sein und der seinen unrechtmessigk furnhemen wircklich abstellen und ob es mit ime geschafft werden will ader nit2.
Was nu soliche antwort und beschaidt sein wirdet, das wollet uns uff der post uffs eylendest und unvorzuglich durch eur schreiben berichten, domit wir uns der von Braunsweigk hulf halben dornach mugen haben zu richten, dan der monat indes vorlauffen wirdet. [...]. Datum Torgau, Mitwoch nach Reminiscere 1541.
Zeddel: Wurde sich auch villeicht des landgrafen ankunft gein Regenßburgk vorziehen wollen und dan diese sache keinen vorzugk leiden kan, so wollet uff den vhalh seinen rethen diese anzaige thun und die dinge an ksl. Mt. bringen und außrichten nach vormuge voriges und dieses unsern schreibens. Datum ut supra.