Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: R[eceptum] den 2. Aprillis anno etc. 41.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. I (ARG 2), Nr. 26 , S. 300–302.

Eurer Ft. schreiben des datum 26. Marcij hab ich uff 28. ditz monats empfangen und feig [sic!] eurer Ft. uff dasselb zu vernemen, das der Kf. Mentz morgen herkomen soll und der Kf. von Brandenburg Sontag vergangen [1541 März 27]  erst zu Wittemberg ankumen was1. Was sonst uff meins genedigen herren, des landtgraffen, ankunft gehandlet, vernemen ir uss beygelegtem schreiben.

Eure Ft. schreiben recht, das dieselben sorg tragen, es mecht sich leichtlich ein großer unrat zutragen. Es sorgts warlich yederman, der der sachen nachdenckt. Dr. Hellt richt gewiß nichts guts an, aber noch bey ksl. Mt. in keinem ansechen2. Der Bf. von Lunda soll gewiß herkomen, dann die ksl. Mt. nach seinen genaden geschriben, er werd dann durch leibsnott verhindert. Uff die nechst wochen, vernim ich, werd man die handlung anfachen. Die ksl. Mt. erbeut sich gnedigist, aber man kan aigentlich nichts darvon sagen, bis man das werckh findet. Ich hoff, die ksl. Mt. sey mir nit ungnedig, als sich ir Mt. heren hat lassen; dann ich hab ir ksl. Mt. ain buch geschenckt, des ir Mt. an mich begert, dardurch ich, wie mir alle räth sagen, große gnad erlangt und lieber als 2.000 cronen gnedigist angenomen. Hat auch meines namen begert und mir personlich zu dancken gesagt. Wolt aber nit, das eure Ft. vil darvon sagt, dann man wol leut findet, die mir solche gnad nit gunten und das gemainer statt wolfart zuwider. Ich hab sonst ain freyen auß- und eingang zum H. Granuela und andere herren. Ich kenn den H. von Granuella aigentlich nit, die zeit wirts aber geben.

Der Bf. von Augspurg helt sich auch noch gnedigclich und wol gegen Augspurg; das beharrn geb Gott. Bin gestern den gantzen vormittag bey meinem genedigen herrn, dem Lgf. zu Hessen, allain gewest, mit seinen fstl. Gn. zu morgen gessen, vor und nach dem essen von allerlay sachen gnedigclich und gar vertreulich mit mir geredt. Ich acht, was er gemainer statt Augspurg fur sondern, genedigen willen werd mögen ertzaygen, das ers gwislich thon werde.

Was sich sonst fur allen praticken zutragen, zaig ich eurer Ft. muntlich an, dann es last sich nit schreiben; sollt ein solcher brief davon geoffenbart werden, man wurd groß sachen daraus machen und gemainer statt zu nachtail raichen. Fellt aber etwas fur, das mir [= wir] den gehaimen räthen nit schriben und eurer Ft. gut zu wissen were, will ichs nit underlassen. Damit mich eurer Ft. zum dienstlichsten thon befelchen. Ich kan noch nit sahen, wa oder wie die vergleichung seinen [sic!] furgang gewinnen welle, find auch, das die sexischen nit so gar genaigt dartzu send. Mugen eure Ft. die ursach gedencken; so feyrt der Frantzoß auch hie nit. Got bewar uns alle. Euer ersamen, lieben hausfrauen bitt ich, mein gepirlich dienst zu sagen. Datum den 30. Marcij anno 413.

Anmerkungen

1
 Vgl. Dr. Martin Luther an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, [Wittenberg], 1541 März 31, Weimar HStA, EGA, Reg. E 143, fol. 2r–2v (Ausf., eighd.): Ich hab heut frue mussen (wie ungeschickt ich gewest) zum Kf. zu Brandenburg komen. Unter andern sachen, so den reichstag belangend, ist auch das furgefallen, wie es gut were, das die kurfursten eins gemüts und freundlichs willens gegenander weren, und der von Anhalt, F. George thumprobst, hernach yn sonderheit mich bat, das ich eueren kfl. Gn. wolte schreiben und bitten, das euere kfl. Gn. Dr. Melchiorn erleuben wolten, mit dem marggraven gen Regenspurg zu reisen, angesehen (das waren seine worte), das eueren kfl. Gn. loblich sey, so einer von Wittemberg bey dem marggraven were, und diente dazu, das guter wille gefordert würde zwischen eueren kfl. Gn. beiden. Solchs hab ich nicht wissen abzuschlahen. Ich hette wol gern angeregt, was ursachen auf jhener seiten gegeben wurden zu unwillen. Aber damit ichs nicht erger machte, hielt ich ynne als ein theologus, der zum frieden raten sol und leren, auch alle anstosse und verdrus zu vergeben. Euere kfl. Gn. werden sich hierin wol wissen furstlich und christlich zu erzeigen. Hiermit Gott befolhen. Amen. Dornstags nach Letare 1541. Druck: D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3590, S. 353–355. Zu dem Plan Kf. Joachims von Brandenburg, Dr. Melchior Kling, der selbst gern mitgereist wäre, dem Kf. Johann Friedrich aber die Beurlaubung verweigerte, mit auf den Reichstag zu nehmen, vgl. Kf. Joachim von Brandenburg an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Cölln an der Spree, 1541 Februar 9, Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 160r–160v (Ausf.): [...]. Weil dan die sache, unser wahre religion betreffend, des orths in sonderheit soll vorgenommen werden und wir deßhalb die von gelarten, so zu Wittenberg sein, vornhemlich bey uns zu haben begern, bitten wir freuntlich, euere L. wollen gedachtem Dr. Melchior uns zu freuntlichem gefallen, mit uns zu zihen, vorleuben, wie wir uns dan vertrosten. [...]. Datum Coln an der Sprew, Mitwochs nach Dorotheae anno etc. im 41.Vgl. außerdem Dr. Melchior Kling an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 März 5, ebd. fol. 206r–208v (Ausf.), Kf. Johann Friedrich an Dr. Melchior Kling, Torgau, 1541 März 9, ebd. fol. 215r–216v (Ausf.) und ders. an Kf. Joachim von Brandenburg, Torgau, 1541 März 26, ebd. fol. 255r–255v (Reinkonz.).
2
 Vgl. dazu Sebald Haller an die Älteren von Nürnberg, 1541 April 23, Nürnberg StA, E-Akten 126, unfol. (Ausf.): War heute beim Ebf. von Lund zu Gast, der um Auszahlung seines Anteils an der Nürnberger Stadtsteuer für die Jahre 1540 und 1541 und um ein Darlehen von 500 fl. bittet, um Güter des Klosters Waldsassen auslösen zu können. Ich hab von einer person vernomen, als Dr. Mathias Held dise tag bei der ksl. Mt. gewest und sich bei irer Mt. als ir dhiener angetzeigt, hette ime ir Mt. geantwurt, er were nit mer ir diener, sonder er hette vor der zeit urlaub begert. Das hette ime ir Mt. gegeben, darbei ließ sie es noch pleiben. Wie aber Dr. Mathias irer Mt. widerumb geantwurt, er were doch der underthenigsten zuversicht, so er sich zu andern in dinste begebe, es wurde irer Mt. nit entgegen sein, hette ime ir Mt. widerumb darauf geantwurt, sy mochte wol leiden, das er sich zu andern in dinste begebe, doch an solche ort und dergestalt, das er irer Mt. zuentgegen nichts handelte oder practicieret, dardurch fride und ainigkeit im hl. reiche teutscher nation verhindert wurde, dann ir Mt. gedechte, entlich fride und ainigkeit im reiche aufzurichten und den darynnen ze haben. Das wolte er ime darneben auch angesagt haben. Warauf nun die ksl. Mt., wo dem also, wie ich schier glauben will, gedeutet, wirdet H. Clement Volkhamer als der hievor Dr. Mathias halben, wohin er trachtet, allerlei vernomen, euerer W. wol guten bericht thun konnen. Sambstags, 23. Aprillis anno etc. 41 zwo stunde vor nachts. Zum Anliegen des Ebf. von Lund vgl. die Älteren von Nürnberg an Sebald Haller, [Nürnberg], 1541 April 25, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 7v–8r (Kop.).
3
 Vgl. auch Dr. Konrad Hel an Georg Herwart, Regensburg, 1541 März 30, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): [...]. Yetz ist auch nichts verhanden dan alein, das ich gewiß acht, der Franzos werde ein zug uff Italia thon etc. So verhoffe ich uß allen gelegenhaiten, der landtgraff, mein g[nediger] her, werde mit ksl. Mt. zu gutem verstandt kumen etc. Die ksl. Mt. ist in ernstliche handlung, ire fstl. Gn. mit Hg. Hainrichen von Prunswick zu vertragen, aber es sindt weitlefig weg verhanden. Datum 30. Marcij anno 41. [PS:] Auch, gunstiger, lieber her, uß sonderm, freuntlichen, dienstlichen vertrauen zeyg ich euch an, das ier, mein her, etwas ungunsts bey etlichen rhatgebern dardurch erwecken mechten, das ier an tagen, [do man] predigt, zu [fruwe] und, ehe etwa die predig uß ist, bevelchen sollt zu leithen. Derohalben hab ich euch, mein gunstigen herrn, treulich warnen wellen, desgleichen mit dem wein schenken fremden herren, wolt ich nit zu eim [zeugen?] sein. Das pitte ich nit anders dann getreulicher maynung, wie ichs gegen euch, meinen herrn, mayne, zu versten. Dan dieweil ich wayß, das ier in alweg gemainer statt treulich und nutzlich dienet, wolt ich geren, das ier, mein herr, bey meniklich auch also erkenth wurden. Weren dann etlich unartig leuth etc., dern muß man sich erbarmen und in ierem losen geschwetz nit achten etc. Datum ut in literis.