Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Druck: Renner, Chronica, T. 2, S. 154–1571.

Nachdem juwe ksl. Mt. up des hochwerdigesten, dorchluchtigen, hochgebornen fursten und hern, H. Christoffers Ebf. to Bremen etc. gedane anregen und erfordern an dat domcapittel alhir to Bremen eine schrift gnedichlick gelangen laten, welcke dan tom dele uns, den rath darsulvest, beroeret und belanget, nomlick, als scholden wy uns einer nien secten deilhaftich gemaket, dersulven mit buntgenoten geworden, de ceremonien der domkercken neddergelecht, ock etliche gadeshuise und closter dal gereten hebben etc., wo dan in dersulvigen juwer ksl. Mt. schriven mit mehrern und lengerm vormeldet und angetagen worden, hebben wy datsulvige juwer ksl. Mt. schriven, mit geboerlicker reverentz entfangen und na vorlesung alles inholdes underdeniglichst vornamen, juwe ksl. Mt. darup underdenichlichst to weten fuegende, dat wy uns kheiner nien secten edder jeniger maten anders anhengich und deilhaftich gemaket hebben, sonder allein sovele dat ewige gotlicke wort, dardorch ein ider to rechter und warer, christlicher erkenntnis gefoeret, etliche jar hero by uns recht und warhaftich gelernet und geprediget, daran wy uns jegen idermennichlicken (unsers vertrostens) nicht anders ertoegen und geholden, dann alse wy datsulve vor Got dem almechtigen, juwer ksl. Mt. und gemeinen stenden des hilligen rikes mit gudem grunde vorantworden und bestan konnen, derhalven wy ock den gedachten geistlicken, welcke sick alhir by uns entholden, sedder der tidt an personen und guedern nichts beschwerlickes edder nachteiliges togefueget, dann se by dem ohren (vele mehr, den an anderen orden) erholden und gebleven sint, also, dat sick desulvigen derhalven aver uns (unsers vormodens) nicht beklagen mogen.

Wy mogen ock ferners van wegen des closters, vor unser stadt gelegen, mit billichen und warhaftigem grunde nicht betichtiget werden, dann datsulvige nicht uth muthwillen, sonder uth hochwichtigen orsaken und bedrangter noth und forchten (de ock wol to tiden in einen stanthaftigen fallet), ock nicht ane des abtes und gantzen convents friem, sonderlichen fulborde und bewilligung und up dersulven flitich anroegen und erfordern dermaten neddergebraken, vornemlich uth der vororsaking, dat up desulvige tidt ein merckliche antall ruiter und knechte vorhanden und, sick in gedachtes closter tho leggen, willens und bedacht weren, welckes ock, so idt uth vorigen ertelden orsaken nicht vorhindert worden, eigentlick also geschehen und nicht allein uns und dem bremischen stifte, sonder ock sunst mehr andern anstoetenden herschoppen und steden tho mercklickem und unaverwintlichen afbroeke, schaden und nadeil gelanget und kamen were, derhalven ock gemeine lantschop des bremischen stiftes sampt uns van hochgemeltes ertzbischops vorordenten rheden up einem geholdenen lantdage van wegen des vorangetagenen vornemens mit besonderm flite, gude upsehung to hebben, vormanet und gewarnet worden.

Nadem sick ock sine fstl. Gn. der neddergelechten ceremonien fast hochlich beklaget, so wert solckes van dersulven nicht anders dann tho einem schlichten behelpe und schine angemateder ansproeke uth volgender orsake vorgenamen, dann, als de nedderlegging der ceremonien van etlichen unsern uprorischen borgern beschehen und fullenbracht, sint desulvigen disser und anderer mehr oevel und missedath halven uth unser stadt vorwiset und voriaget, welche sine fstl. Gn. ock der landesforste tho erholding einicheit und fredens und tho vorkoming ferners unrades mit geborlicker straffe (als wy gedan) tho punien und straffen, plichtich und schuldich gewesen, so heft averst sine fstl. Gn., solckes unbedacht, de gedachten uprorischen, unangesehen ohrer geoeveder datlichen und muthwilliger handlung, (dem domcapittel und uns tho sunderlicher vorachtung und tojegen und wedder, wo sich doch van billicheit wegen, nicht eiget edder gebort) nicht allein in siner fstl. Gn. scherm und entholdung, sonder vele mehr ock solcke mishandler in siner fstl. Gn. denste, kleidung und broth angenamen, ohnen ock tom dele de regeringe etlicher empter des bremischen stiftes ingegeven und bevalen, wo solckes noch huitiges dages vor ogen und mit grundtlicher, unvorneinlicher warheit bewisen und bygebracht werden kan und mach, daruth juwe röm. ksl. Mt. gnedichlichst aftonehmende hebben, wat van hochgedachtem Ebf. to Bremen mit der vormeintlich vorgewandten clage der neddergelechten ceremonien gemeinet und gesocht werde, sonderlick, dewile ock twischen siner fstl. Gn. und uns vor etlicken vorschenen jaren van wegen des neddergelechten closters, der ceremonien und sust aller andern entholdenen gebreken halven ein loflicher vordrach upgerichtet und bewilliget, dergestalt und mit der nemlich bedingenden condition, dat solcke gebreken in rouwe gestellet, hengestelt sin und bliven schollen, beth so lange, dat derhalven up einem gemeinen, freien generalconcilio edder averst van juwer röm. ksl. Mt. sampt andern gemeinen stenden des hilligen rikes etwas anders einhellichlicken bewilliget, geordenet und beslaten werde, wo solckes mit gedachtem, forstlichen, upgerichteden vordrach und voreinigung to syner tidt und im fall der notorft to erholden und war to maken, derwegen und uth obberorten allem ogenschinlich ervolget, dat sine fstl. Gn. nicht befueget, ock ohrer fstl. Gn. mit gudem gelimpe nicht anstahn und geboren wollen, vor juwer ksl. Mt. uns dermaten anthodragen und tho beklagen.

Und nachdem wy nochmals des hogen und underdenigen erbedens, dat wy uns gelick andern stenden und undersaten des hilligen rikes gehorsamlick und up dat underdenigeste ertoegen und holden wollen, wat up einem christlichen generalconcilio oder van juwer röm. ksl. Mt. sampt gemeinen stenden des hilligen rikes vorigen ansprake halven einhellich ordinert und beslaten, wo wy den ock up dissem itzigen juwer ksl. Mt. angesteltem rikesdage tho geschehen vorhapen. Demnah so wollen wy uns in gantzer underdeniger vortrosting vorsehen und vorhapen, juwe röm. ksl. Mt. als unser allergnedigster her werde sich uth vorgerorder, hochadelicher, angebarner und keiserlicher guede up vorgerorde des ertzbischops vormeinte anclage jegen uns tho ungnaden nicht bewegen laten, welches umb juwer ksl. Mt. wy upt allerunderdenigeste und mit allem vormogenden flite tho vordenen nicht allein gantz willich und erboedich, sonder uns ock dessulven plichtich und schuldich erkennen, juwe ksl. Mt. hirmit dem almechtigen in langwerigem, keiserlichen, herschenden regiment geluckselich to erholden bevelende2. Geschreven under unser stadt secret, am Sonnavende nach Judica anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Die gedruckte Vorlage wurde nach den Regeln der Edition der Reichstagsakten Jüngere Reihe normalisiert.
2
 Zu den sehr erfolgreichen Bemühungen der Stadt Bremen um die Bestätigung und Erweiterung ihrer Privilegien auf dem Regensburger Reichstag 1541, wo sie durch ihren Bürgermeister Dietrich Vasmer und den Ratsherrn Johann Havemann vertreten war, vgl. Lucke, Bremen im Schmalkaldischen Bund, S. 19–21.