Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.).

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. II (ARG 3), Nr. 42 , S. 29–31.

Wir haben eur schreiben am datum 12. dits [Nr. 566] gestern abend spat bei Steffan Stocklin empfangen, dern inhalt vernumen und fiegen euch zu vernemen, das ytzt, Afftermontag vergangen [1541 April 12], der letst rat gehalten worden, also das eure schreiben, an ainen erbern rat gestellt, nit angehort konnen werden bis uff kunftigen Afftermontag [1541 April 19]. Alsdann wollen wir die bei aim erbern rat verlesen lassen und, wes sich ain erber rat in antwurt doruff entschleust, euch mit erstem zu wissen thun. Unsers tails achten wir, das ain erber rat baß leiden het mogen, das ain offenlich gesprech, wie dann zu Wormbs angefangen, auch ytzt zu Regenspurg seinen furgang gehapt, dann das also uff wenig personen di sach bewilligt worden ist. a Der ursachen hapt ir euch selbs zu erinnern, wie dann diselben zu vorigen tagen durch unsere herren und ander hoch erwegen sind–a. Wer nun zu sollichem engen gesprech von der ksl. Mt. verordent oder benent wurdt werden, gewarten wir taglich zu vernemen. Gott wolle sein gotliche gnad darzu verleihen, das di warhait nit underdruckt werde, sonder bas an tag kumme, und gnediglich verhuten, das wir nit aus dem hellen liecht, so uns Gott der herr auß sondern gnaden verlihen hat, durch weldtliche lessikeit widerumb in di finsternus gefurt und also der lest irrthumb ärger dann der erst werde. Wir konnen wol gedencken, was durch gemainauß bei unser christlich verstentnus fur gut angesehen und gehandlet würdt, das wir dasselbig allain nit wol waigern konnen. Ob es aber allenthalb so ringlich in das werckh ze bringen sein mag, ist etwos zweiffelich.

Und als ir uns erinneret zu befelhen, das uff den cantzlen vleissige und treiliche ermanung umb gnad des almechtigen zu diser furgenumener religionshandlungen durch das gemain christlich volckh zu bitten beschehe, das haben wir hievor befolhen, ist auch bishere beschehen. Wa wir aber saumsal befinden werden, wollten wir di predicanten widerumb ermanen lassen.

Unsers gn[ädigen] herrn landtgrafen anlehens halb ist bei uns kain verhinderung. So vernemen wir, das Hans Rot und Herbrod, sobald ine die jungst ubersendt obligation verfertigt wider zukume, das sie das geldt erlegen werden1. [...].

Wir vernemen, das ir ains ersamen rats schreiben an di kgl. Mt. irer Mt. zugeschickt hapt, dann ir Mt. erst nach Ostern herauf gen Regenspurg kumen soll2. Lassen wir uns wol gefallen, vermercken aber gleichwol in eurm schreiben nit, wie euch ains ersamen rats antwurt gefallen und ob ir ander mehr weg, di zu ablainung irer Mt. begern und zu erhaltung gnad, bei euch bedacht habend. Möchten in sollichem noch eur gutbeduncken gern vernemen. Wir achten, ir werden seither die bewilligten zwien buxenmaister auch zu irer Mt. hienab gen Wien beschiden haben3.

Verrer fuegen wir euch zu wissen, das der H. Meusli uns ain brifli bei Stöckli geschriben und zum hochsten gebetten, bei ainem ersamen rat dohin zu befurdern, dhweil kain offenlich gesprech furgenumen woll werden, also daß er vergebens zu Regenspurg verlige, ine her haim zu der kirchen gunstiglichen zu erlauben4. Dhweil nun, wie vorgemeldt, vor Afftermontag kunftig [1541 April 19] nit rat gehalten wurdt und wir aber wol erachten, wa er, Meußlin, in Regenspurg nichts zu versaumen, ain erber rat ine am liebsten hie bei der kirchen sehen möcht, wollen wir die sach in eur gutbedencken, ine heruffreitten ze lassen oder lenger daniden zu behalten, stellen.

Neue zeittung wissen wir nit; sind alle ding still. Datum 14. Aprilis 1541.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 April 12, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): [...]. Ferrer, dieweil unserm gnedigen herrn landtgraven das anlehen bewilligt etc., so were gut, das die bezalung laut seiner fstl. Gn. begern beschehe und also in dem khain ungnad erweckht wurde, do man durch solch anlehen gnade zu erhalten begert, derhalben mocht nit schade sein, hierinnen fursehung zu thun. [...]. Datum Regenspurg, den 12. Aprilis anno etc. 41.
2
 Vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 April 12, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.).
3
 Vgl. die Geheimen von Augsburg an die Augsburger Reichstagsgesandten in Regensburg, Augsburg, 1541 April 9, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.):  Was die röm. kgl. Mt., unser allergenedigster herre, annemung halb 1.000 knecht, auch 200 centner pulfers halb an uns in schriften, die uns H. Johann Zott zubracht, begern lassen und wir doruff widerumb zu antwurt gegeben, senden wir euch ab inligenden copien zu vernemen. Hetten gern di sachen in bedacht genumen und eur bedencken vorhin darin angehort, so hat es die zeit nit leiden wollen. Ist gleichwol im thon und lassen viel bedenckens gewesen, aber, wie ir sehend, haben wir das begern so glimpflich als sein mogen abgeschlagen, wiewol die ursachen darin nit woll ferbens leiden wollen. Werdt ir dann deshalb angesprochen, so suchet nach eurem verstand noch bessere verantwurtung und glimpf. Das wöllen wir euch nit bergen, ob man gleich die begerten knecht zu rettung der stat Pest prauchen wollt, das es doch vermutlich gantz on frucht und zu besorgen mit ferlichait der leut geschehe, dann uns langt glaublich an, das zu Krichisch Weissenburg noch ob 40.000 Turck ligen und in wenig tagen vor Pest verrucken mogen, also das ain claines volckh gegen ainer solchen macht schwerdlich erclegten wurdt. Zudem, das wir besorgen, wa wir der kgl. Mt. haeten willfart, das es fur ain perticular handlung geacht und deren hauptsachen des reichstags verhinderung gebern, auch bei unser verstentnus unwillen gebern mocht. Uber das bedencken wir, das sich die knecht, so unsere hauptleut annemen wurden, anders nit dann in unser besoldung begeben oder zum wenigsten das gwartgeldt von uns hobben wollten. Darumb wir aber ainiche versicherung nit wissen noch haben. Daruß ir unser motiva und bewegnus zu nemen und bei euch zu behalten hapt. Das wir aber dises begern abgeschlagen, haben wir denen von Ulme auch furderlich zugeschriben. Achten dofur, sie werdens gleichergestalt weigern. Wir ubersenden euch auch hiemit das schreiben an die kgl. Mt. Das wollend irer Mt., ob di ankumen were, zustellen oder sunst uffs gewesist zusenden lassen. Schreiben an den Kg. von Frankreich wegen des neuen französischen Zolls. Rechnungslegung Hans Schoners.Datum, 9. Aprilis 1541. – Vgl. außerdem Bgm. und Rat von Augsburg an Kg. Ferdinand, Augsburg, 1541 April 9, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.); die Geheimen von Augsburg an die Geheimen von Ulm, Augsburg, 1541 April 9, ebd. (Reinkonz.); dies. an die Augsburger Reichstagsgesandten in Regensburg, Augsburg, 1541 April 13, ebd. (Reinkonz.) und Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 April 5, ebd. (Ausf.):Wir ubersenden hiemit ein schreiben, von der röm. kgl. Mt. etc. an eure fursichtige, ersame W. gestellt, darinnen ir kgl. Mt. etlicher puchsenmaister begert zu schickhen. Nun gedenckhen wir, eure fursichtige, ersame W. möchten an solchen khainen vorrath haben, dieweil dann drey puchsenmaister in ir kgl. Mt. dienst gestorben oder ußbeliben und des khunftigen thurckhenzugs, auch sonst der leuf halben sich an selben nit gar zu emplössen sein solte. So möcht eur fursichtige W. sich gegen irer kgl. Mt. derhalben underthenigist entschuldigen mit vermeldung, das derselben drey puchsenmaister in irer Mt. diensten gestorben, auch dem erpieten, das eur fursichtige W. gern wellen mit vleiß nachtrachten, an andern orten die zu bekhumen etc., dieweil eur fursichtige W. jetzt mit puchsenmaistern nit versehen weren, wie dann derhalben die feder solhe entschuldigung und das erbieten mit sich bringen wirt etc. Die kgl. Mt. soll den zehenden diß monats uff der post hiher khumen. [...]. Datum Regenspurg, den 5. Aprillis anno etc. 41. Wegen der Anwerbung von 1.000 Knechten wandte sich Kg. Ferdinand auch an Nürnberg. Vgl. Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, Nürnberg, 1541 April 13, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 186r–187v (Kop.): [...]. Erwarten ihr Gutachten zu der von Kg. Ferdinand gewünschten Anwerbung von 1.000 Knechten und ihren Bericht über die Haltung Augsburgs und Ulms in diesem Punkt. Mitwochs, 13. Aprillis 1541 zum aufsperrn der thor [...].
4
 Vgl. Wolfgang Musculus an Georg Herwart und Mang Seitz, Regensburg, 1541 April 12, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Wie es mich, eh und ich hieher gen Regenspurg von eim ersamen, weisen radt geschickt worden, je und je geahnet hat, alßo findt es sich jetzund im werck, nemlich das man das offenlich gesprech in der h[eiligen], christlichen religion nit werde laßen auf dißem reichstag seinen fürgang haben. Es haben schon unßerer religion stend ksl. Mt. verwilliget, das man wenig personen solle, die seine Mt. dargeben werde, zusamensetzen, doch des ksl. Mt. dieselbigen benenne und sie unserm teil auch onbeschwerlich seyen. Dieweil man nun, es gang, welchen weg es welle, das wurmbisch gesprech hett lassen fallen und understanden, dise wichtige sach in ain enge zu ziehen, kann ich nit erachten, das mein gegenwertigheit allhie weiter möge nutzlich sein. Bitte deßhalben, eure fursichtige W. welle daran sein, das ain erbarer radt mich widerumb zu der kirchen haimberuffe, damit ich nit hie vergeblich zeit und weile verzere, sonder, sovil mir Gott verlühen, der kirchen im wort des herren diene. Denn ich je nit khann mit gutem gewißen auf diße weiß von der kirchen sein, deren ich zur besserung furgestelt bin. Wa es aber über ein zeit darzu kheme, das meyner gegenwertigheit begeret würde, khann ich doch mit der hilf Gottes allwegen zu guter zeit widerumb herabkhummen. Der allmechtig welle eure fursichtige W. in seiner gnaden bestendig zu seynem lob und gemeyner statt wolfart erhalten. Geben zu Regenspurg 1541, 12. Aprilis.