Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 30r–31v (Ausf.).

Gehen davon aus, dass ihr Schreiben vom 14. April [Nr. 572] inzwischen angekommen ist. Schicken Kopie der Antwort der altgläubigen Kurfürsten und Fürsten auf die ksl. Proposition.

Damit aber euer W. wissens haben moechten, weß hiezwischen weythers gehandelt worden, so wollen euerer W. wir im besten nit bergen, daß ksl. Mt. andacht und der papisten superstition uns, die protestirende, etwas in der Charwochen und folgende Osterfeyertag verhindert und uffgehalten haben, doch sint gesterigs tags jungstem receß noch die personen durch ksl. Mt. benent und eroffnet worden, wie euer W. aus beygelegter copey mit E zu vernemen haben etc. Und ist warlich zu verwundern, daß ksl. Mt. dominum Philippum Melanchthonem und Martinum Bucerum (welche personen und derselben bucher doch ire Mt. in irem niderlendischen edict als ketzer und ketzerische leer verdampt) darzu verordnet und ernent hat, die streytigen artickel der religion zu examinirn und zu erwegen, dardurch sie irer Mt. noch (wiewol sie sonst on das aller eheren wert seyn) doch wider gemelt edict bezeugt werden als fridliche personen und guther gewissen, die auch des hl. reychs teutscher nation eher, nutz und wolfart zu furdern genaygt etc. Also kan es unser lieber herrgott schicken (obgleych die sach sonst ir gepurlich endtschaft nit erraychen moecht), daß die widersacher den unsern, so sie vormals verdampt etc., dannocht sollich zeugnus geben mussen etc.

Die andern personen werden euere W. on zweyfel zum thayl wol kennen. H. Julius Phlug ist ain thumher zu Mentz, wolgelert und guthhertzig, wie man sagt, wan er sich vor den pfaffen uben dorft. Dr. Eck ist nur zuviel keck und seynes wesens bekandt in teutschem landt. Dr. Joannes Gropperus ist ain phaff und kolnischer rhat, doch der sachen wolverstendig, zu welchem man auch guth hoffnung hat. Joannes Pistorius ist ain landgrevischer praedicant, sonst Niddanus genant, ist auch zu Hagenawe gewest. H. Orth und euerer W. praedicant, H. Peter Geltner, kennen inen woel etc.

Und obwol nun die personen benent seyn, so die streytigen artikel der religion examinirn sollen, so steet doch zu besorgen, es [werd] zugeen, wie vormals mer beschehen und nit viel ausgericht [werden], dan, wie man sagt, es werden die bischoff on zulassung des bapsts nicht bewilligen wollen. So wirt der bapst (wie wol zu erm[essen] ist) noch lang nit etwas, so ime zu nachthayl geraychen mag, bewilligen. Und derhalben so wirt sichs in 14 tagen wol eraygen, wo die sachen hinaus wollen. Wirt aber die vergleychung in der religion (wie doch billich beschehen solt) nit folgen, so wirt der reychstag balt seyn endtschaft erlangt haben, dan die fursten und stende dieß thayls werden sich alsdan nit lenger uffhalten lassen, und pitten daruff, euere W. wolle uns desto furderlicher aynen irer botten her zu uns abfertigen, damit euerer W. wir bey demselben desto statlicher, weß mitlerzeyt furfelt, berichten moegen, dan wir sonst nit gern aynem yeden botten unsere schr[iften] und handlung zuhanden lassen khommen1.

Aber im fall, wo die vergleychung (wie umb Gott den almechtigen zu pitten ist) in der religion folgen und ain bestendiger fride im hl. reych uffgericht wur det, so kunden euere W. als die verstendigen wol erachten, daß darneben die turckenhilf nit werde außpleyben. Dieweyl wir aber vernemen, daß dieselb in solchem fall nit uff ain jaer oder etlich monat, wie vormals beschehen, sonder uff etlich jaer moecht furgenummen werden etc., so wolten wir dannocht, hiezwischen guther maynung euerer W. gemut darin zu erkundigen, angezaygt haben, ob in solchem fall euere W. leyden moechten, daß solche turckenhilf uff daß vermoegen gesetzt wurde, nemlich von yedem hundert gulden werths ain orth oder ain halb ort eyns gulden, wie man deß zufrieden wurde, zu geben, doch in alle wege, daß durch daß gantz reych niemant, es were gaistlich oder weltlich, hochs oder nidern standts, darin verschonet, sonderlich aber, daß es ain maß hett und mit solcher schatzung klerlich ausgetruckt, das kayn herschaft damit nit weyther dan seyn underthan beschweren solt und daß solchs itzt anders uff diesem reychstag, dan vormals beschehen, versehen wurde etc. Der stat Straspurg gesandten, so itzt alhie, haben sich gegen uns und etlicher mer stet gesandten, so bey inen zu disch geen, vernemen lassen, daß ire instruction, so sie von iren herren entphangen, der turckenhilf halben uff solchen weg gericht sey etc., dan inen beschwerlich, daß sie zu der turckenhilf so viel oder nit viel weniger als ain churfurst haben geben mussen. Do dargegen ain churfurst, wo er zu der turckenhilf 20.000 fl. uffgewent, wol noch zweymall so viel und mer von seynen landen und leuthen erschetzet. Und derhalben, wo euere W. sich heruff ires gemuths gegen uns wolt erclern, were darneben nit unnutz, unß nach der lenge bericht zu schreyben, wie eß euerer W. und derselben burgern vormals der turckenschatzung halben mit dem landtgraven, dem Bf. von Mentz und den wederaweschen graffen ergangen, daßselbig itzt, soviel muglich, desto baß zu vorkhommen etc., deßgleychen, soviel daß cammergericht belangt, weß euerer W. damals solcher turckenschatzung halben am cammergericht begegnet, do es, soviel ich, Johan von Glauburg, wissens hab, euerer W. uff vielfeltig suppliciren und anruffen kayn inhibition gegen dem Bf. von Mentz hat erkennen wollen etc.

Verhandlung in der Angelegenheit Simon Kirchners solchs weyns halben mit Alexander von der Thann, der sie an den hessischen Kanzler verwiesen hat. Haben dies aber aus allerlei Gründen, so itzt unnothig zu erzelen, unterlassen. Statt dessen haben sie dem Landgrafen am 20. April im Beisein Jakob Sturms eine Supplikation in dieser Angelegenheit überreicht laut beiliegender Kopie. Haben daneben auch Kopie aller einschlägigen Schriften, ausgenommen die Supplikation Simon Kirchners an Bürgermeister und Rat von Frankfurt, übergeben, damit der Landgraf keinen Vorwand hat, die Angelegenheit bis zu seiner Heimkehr aufzuschieben. Der Landgraf hat die Supplikation zur Prüfung angenommen. Warten täglich auf Antwort. Falls der Landgraf den Wein ohne entgeltnusnicht herausgeben will und sie diese Sache an die Einungsverwandten gelangen lassen sollen, benötigen sie genaue Informationen über die Straßenführung auf Mainzer und hessischem Territorium, damit sie im Falle weiterer Unterhandlung gründliche Auskunft geben können. [...]. Datum Regenspurg, den 21. Aprilis anno 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. Konrad Zwick an Bgm. und Rat von Konstanz, Regensburg, 1541 April 21, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 65r–66v (Ausf.): Am 19. tag diß monats hab ich euerer W. alles, so biß uff denselben tag gehandlet worden, zugeschriben [Nr. 582], versich mich, ir habent nunme die brief durch Lindow oder Memmingen empfangen. Und diewyl mir aber angestert vergebenliche und gewisse bottschaften von Uberlingen zugestanden, habe ich uch nit verhalten wellen, das die ksl. Mt. uff gesterigen tag den protestierenden stenden durch Pfgf. Friderichen die verordneten personen zu verglichung der religion hat benennen lassen, namlich vom bäpstischen tail Julium Pflug, ain mentzischen thumherren, Dr. Johannem Eccium, Johannem Gropperum, ain cölnischen und uff unserm tail Philippum Melanchthonem, Bucerum und Johannem Pistorium, ain hessischen prediger. Und hat ir Mt. sich vernemmen lassen, das sy ainen fursten zu ainem presidenten ouch verordnen welle, der ist aber noch nit benennt. Hieruff habent disse stend gestert angesehen und beschlossen, das man allen theologen disse mainung anzaigen und die verordneten des vermanen solle. Erstlich, das sy nichts bewilligent, dann das mit Gott und guter gwissne verantwurtlich, ouch von den stenden und oberkaiten unsers thails zuversichtlich angenommen und bewilliget möge werden, das sy ouch nichts verduncklent und die ordnung, wie die in der confession begriffen ist, haltent. Disser bevelch der ordnung halb ist daher geursacht worden, dann die stend ist angelangt, das gegenthail die artickel der religion allgerait in ain ordnung gestellt und erstlich von den sacramenten und meß und zum letsten erst von der rechtfertigung des glubens, welchs doch der erst und furnempst punct ist, uß dem die anderen all fliessent, reden und disputieren wellend. Nun will man achten, die widerpart sehe vilicht daruff, aintweders in jetz bemelten artickeln der sacramenten und meß, diewyl die etwas ungelich by unserm tail gebrucht werdent, trennung anzurichten, oder das sich gegenthail versehe, das in angezaigten baiden puncten kain verglichung möge gefunden werden und derhalben der abschlag und also ouch der unglimpf uff unserm tail sin werde. Es sye nun, welchs do welle, so ist doch die handlung vast gefarlich und Gott der herr jetzo mer dann vorhin je zu bitten, das er uns sinen gaist nit entziehe, sonder by sinem hällen und raynen wort styff und bestendigklich beliben lasse, ongeacht, ob wir der gantzen welt gefhar und ungnad uff uns laden mussent. Das gebe der ewig Gott, dan ich gedenck, diß werde nit ain geringe prob sin, ob man Gottes wort uß rechtem, christenlichem grund angenommen oder andere kommenlichait [sic!] darin gesucht habe. Sunst ist in diesen zwayen tagen nichts nuws furgefallen. Mir ist gestert angezaigt, der Bf. von Lunde sye [schon] hie ankummen. [...]. Datum Regenspurg am 21. Aprilis im 41. jar. Vgl. dazu Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 2, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 69v–70r, hier fol. 69v (Konz.): Antwort auf seine Briefe vom 19. und 21. April. In den andern sachen wissent wir uch wyther nichz zu bevelhen, aber ain gmains gebett habent wir uff moren [= morgen] ze halten angesehen, das der barmherzig Gott hend ob uns halten, uns in sinen wegen laiten und gnad geben well, das wir zu unserm theil nichz farlassigs oder anderst tun als getruwe diener Gottes handlent. Item, in etlichen furgefallnen hendlen hat uch unser statschriber, als er uns bericht, geschriben. In denselbigen wollent by uch selbs und andern erkundigung haben, vorab, wie sich deß ammanampts halb ze halten syge, und uns uffs furderlichst etwas undericht zuschiken. [...]. Datum, 2. May anno 41. Vgl. auch Jean Calvin an Guillaume Farel, Regensburg, 1541 April 24, Herminjard, Correspondance Bd. 7, Nr. 967, S. 87–90.