Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 I, fol. 65r–67v (Ausf., eighd.?).
Euer schreiben sampt beyverwarter schrift an H. Baltassarn Clammern, cantzler, hab ich entphangen und mag euch zu widderantwort nit bergen, daß bißanher alhier in der religionsachen und auch sonst nichts verhandelt worden dan allein, daß uff begern der ksl. Mt. die stende bederseits irer Mt. zugelasen, etzliche wenige personen zu welen, die da von vergleichung der streitigen religion handeln und uff wege der concordien denken sollen. Und hat ire Mt. nehst vergangen Mitwochen [1541 April 20] sollich personen ernent und durch Pfgf. Fridderichen dissen stenden anzeigen lassen, nemlich von unsertwegen a –Philippum, Bucerum und Joannem Pistorum Niddanum, von wegen der papisten–a H. Julium Plugk, Dr. Gropern, scholasticn [sic!] zu Coln zu Sanct Gereon, und Dr. Ecken, den theologen. Darzu wirdet ire Mt. ein presidenten verorden, der ist aber noch nit ernent.
Und stehen also die sachen daruff, daß die verordente zu der vergleichung sich miteinander underreden werden, wie sie die dinge anfangen und in das wergk prengen wollen. Got gebe sein gnade darzu. Die papisten sein starck hier, sonderlich die bischoff. Von dissem teil ist unser gnediger furst und herr und di Ff. von Anhalt und sonst kein furst meher personlich alhier. Di oberlendische stedt sindt gemeinlich alhier, aber von den saxsischen ist nyemants erschenen dan Bremen und Brunswigb. Goßlar sal uff dem weg sein. Es sindt alhier vil abdrucke widder Hg. Heinrichen von Brunswig ausgangen, nemlich unsers gnedigen herrn, des Lutherj expostulatio Sathane und etzliche rithmi. So werden itzo etzlich vil epigrammata gedruckt werden, auch widder den hertzogen1. Des churfursten antwort uff des hertzogen lests ußschreiben wartet man alle stunde. Ich habe gehort vor warheit sagen, er solle sich vast entsatzt haben ob dem, daß der Luther inen in seynem buchlin des mordtprandts halben so heftig angezogen habe. Er sal itzunt in arbeit sein, widder zu schreiben, aber gegen wen weiß man noch nit. Die ksl. Mt. hat lassen ime ansagen, er solle nichts meher schreben. Der cantzler und ich zeigten dem Grandvelle under anderm an, daß Hg. Heinrich, wie uns anlangt, were in arbeit, widder ein außschreiben außzugehen lassen. Sagt der Granduelle: ‚Per deum ille dux scribendo nihil agit quam [quod] se suo gladio iugulat‘. In summa, es bedunckt mich, er habe sein ruff, namen und glauben auch bey den seynen, hoc est papisten verloren. Dan es ist kein mensch, der sich sein mehr dan Hg. Ludwig annimpt.
Der Bf. von Hildeßheim ist alhier und sollicitirt heftig bei dem keiser und stenden umb execution gesprochner urteil.
Uß Ungern schreibt man, daß Pest gegen Ofen uber an 6 orten belagert sein und, wo nit bald hulfe geschee, werde sorg und fhare darbei sein. Der röm. konig ist noch nit ankommen. Man sagt, di von Wien haben inen nit wollen lassen ziehen, er besetze dan die stadt zuvor vor den Turcken. Die ungerisch bottschaft ist stadtliche alhie ankommen.
Was ferner gehandelt wirdet, das wil ich euch zuschreben, doch daß ire [sic!] euch dergleichen auch haltet. Die schrift, an Baltassarn Clammer haltende, wil ich uff sein ankunft ime libbern. Ich hab sonst auch andere brief, ime zustendig. [...].
Mein beste kortzweil alhier ist, daß ich die seniores spangoles sehe den gantzen tag uff und ab schalatzen [sic!] reiten.
Unsers gnedigen herrn sachen stehen wol bei der ksl. Mt., wie wir alle nit anders wisen. Von der einen sach2, wie ire wisset, da sagt kein mentsch alhier von. Ist gar verswiggen. Der usgang wirdet alle dinge anzeigen. Darmit zu dissem mal Gott bevolhen.
Datum ilents Regenspurgk, uff Freitag in osterfeirtagen.
[PS:] Privata. Lgf. Philipp von Hessen hat am letzten Mittwoch [1541 April 20] mit Hg. Ottheinrich gegessen. Dabei waren neben vielen anderen Fürsten auch Hg. Wilhelm und Hg. Ludwig von Bayern anwesend. Darselbst hat unser gnediger herr uber disch mit Hg. Wilhelm vil heimlichs gesprechs gehalten, aber Hg. Ludwig het saur zur sach gesehen3.