Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, Staatenabt. Ungarn 45, Konv. Mai/Juni 1541, fol. 16r–18r (Reinkonz.).

Entnimmt ihren Schreiben vom 17. 1, 21. 2und 26. April 3, dass der Kaiser sie gnädig angehört hat und dass die ihnen aufgetragenen Verhandlungen aufgeschoben werden sollen, bis die Verhandlungen über die Religion begonnen haben. Ist damit einverstanden, dass sie den Vorschlag und den Willen des Kaisers akzeptieren. Zweifelt nicht, dass der Kaiser während des gegenwärtigen Reichstages stets das Königreich Ungarn und das Wohl der Christenheit im Auge behalten wird.

Dass sie ihn ermahnen, Siebenbürgen durch Kriegsvolk und Artillerie zu schützen, nimmt er gnädig zur Kenntnis und wird diesen Teil des Königreiches Ungarn nicht vergessen. Er hat aber – auch mit ihrem Rat – bislang gemeint, den kgl. Sitz Buda in seine Hand bringen zu müssen, weil davon und von der Sicherung der Stadt Pest alles andere abhängt. Wenn das vorrangige Ziel der Einnahme Budas erreicht ist, wird er auch für die Verteidigung Siebenbürgens sorgen. Denn er weiß, wieviel daran liegt, dass Siebenbürgen geschützt und verteidigt wird.

Hat bisher über die Entwicklung seiner Angelegenheiten nicht berichtet, weil sie ja wissen, dass die Dinge konfus und verwirrt waren, und er deshalb glaubte, nicht darüber schreiben zu müssen. Hält jetzt für notwendig, ihnen mitzuteilen, dass der Kg. von Polen vor einigen Tagen Gf. Andreas Górka mit weitreichender Vollmacht zu Verhandlungen gesandt hat, damit er in den Besitz des ganzen Königreiches Ungarn gelangt und Kgn. Isabella und ihr Sohn die Friedensvereinbarungen annehmen. Der Gesandte trat nach polnischer Art prahlerisch auf und versprach, viel zu erreichen. Aber in der Sache selbst handelte er, abgesehen von einigen Generalien, nichts und wurde umgehend zu Kgn. Isabella geschickt. Bei seinem Abschied erhielt er die Erklärung, dass er, Ferdinand, den die Kgn. und die Ihrigen schon so oft getäuscht haben, keine Vorschläge machen wolle, dass er sich aber, wenn Kgn. Isabella ehrenhafte und annehmbare Konditionen vorschlage und den Gesandten zum Vertragsabschluss bevollmächtige, in angemessener Weise verhalten werde. Der Gesandte hatte, als er zu ihm zurückkehrte, seine großen Versprechungen nicht im mindesten wahrmachen können. Er brachte weder eine Verhandlungsvollmacht noch Bedingungen der Kgn. mit, sondern verhandelte mit ihm wie früher von neuem über den Vorschlag von Bedingungen, die die Kgn. zufriedenstellen sollen. Darauf antwortete er kategorisch, eher alle Verhandlungen abzubrechen, als sich zum Vorschlag von Bedingungen herbeizulassen. Denn er will, wie er schon früher gesagt hat, sich von der Kgn. und den Ihren nicht mehr täuschen lassen. Deshalb bemühte sich der Gesandte vergeblich bei ihm. Dieser ist nun zum zweiten Mal zur Kgn. aufgebrochen. Was er erreichen wird und wann er zurückkehrt, wird die Zeit bringen.

Nach der Abreise des polnischen Gesandten nach Buda bat Bruder Georg um ein Gespräch mit Petrus Perényi, der mit einer Anzahl Reiter auf dem Kellenfeld lagerte. Nach diesem Gespräch kamen Bruder Georg und Urbanus Batthyány mit Petrus Perényi, Franciscus Nyári und Georg Warkocz zusammen und konferierten einige Stunden miteinander, wobei die Gegner eine Generalkonferenz anstrebten mit dem Ziel eines Vertragsabschlusses, seine Vertreter aber die Übergabe Budas verlangten. Unverrichteter Dinge ging man wieder auseinander. Unterdessen beantragte der polnische Gesandte beim kgl. Oberkommandierenden einen Waffenstillstand, damit die Kgn. ihre Räte zum Kg. schicken könne. Der General lehnte ab mit der Erklärung, er könne sich nicht auf einen Waffenstillstand einlassen, es werde ihm denn Buda übergeben. Wenn aber Bruder Georg mit hinreichendem Geleit zum König kommen wolle, sei er bereit, für sechs Stunden einen Waffenstillstand einzuräumen. Dies akzeptierte der polnische Gesandte und informierte die Kgn. und ihre Räte darüber. Wieder zum kgl. Oberkommandierenden zurückgekehrt, bat der polnische Gesandte nur um Geleit für die Kgn., die die Stadt Buda verlassen wolle und ganz auf die Gnade und Milde des Königs vertraue. Der General antwortete, er habe dazu keine Vollmacht. Der Gesandte erklärte daraufhin, die Kgn. werde auch ohne Geleit die Stadt verlassen, was er, Ferdinand, keineswegs will. Hat aber für diesen Fall dennoch Weisung gegeben, die Kgn. ehrenvoll zu behandeln und zu beschützen.

Im Übrigen hat er zu Land und zu Wasser militärische Vorkehrungen getroffen, so dass er hofft, dass die Stadt und die Burg Buda noch heute eingeschlossen werden können, so dass niemand gegen den Willen seiner Truppen ein- oder ausgehen kann. Hofft auf einen baldigen Erfolg, ehe die Kräfte der Türken zum Einsatz kommen. Denn er hat Informationen, dass der Türke den Pascha Mehmed in Marsch gesetzt hat und im Grenzgebiet 60.000 bis 70.000 Mann zum Aufbruch zusammenziehen lässt. Will versuchen mit der Einnahme Budas dem Pascha zuvorzukommen. Hält dies für möglich, weil Buda zwar mit Lebensmitteln und Munition gut versorgt ist, aber, wie Überläufer berichten, keine hinreichende Besatzung hat. Valentin Török hat schon einige Male versucht, mit seinem Kriegsvolk in die Stadt zu gelangen, wurde aber jedesmal von den kgl. Truppen abgefangen und daran gehindert, wodurch der Stadt nicht geringe Kräfte entzogen wurden. Seine Truppen versuchen auch von Pest aus, der Stadt Buda die Wasserversorgung abzuschneiden. Wie lästig es für die Einwohner ist, wenn ihnen das Wasser entzogen wird, wissen sie, die Gesandten in Regensburg, am besten. Teilt ihnen weiter mit, dass der Bruder Georg den polnischen Gesandten am St. Georgstag [1541 April 23] von der Burg in die Stadt Buda eingeladen, ihm später aber den Zugang nicht mehr gestattet hat, weil er ihm misstraut, was vielleicht ebenfalls vorteilhaft für die kgl. Sache sein mag 4. Datum Viennae, 11. Maij 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. die ungarischen Gesandten in Regensburg an Kg. Ferdinand, Regensburg, 1541 April 17, Wien HHStA, Staatenabt. Ungarn 45, Konv. März/April 1541, fol. 60r–61v (Ausf.): Ihre Ankunft in Regensburg am 13. und 14. April. Da an den heiligen Tagen der Osterzeit nichts unternommen werden kann, werden sie die Ankunft ihrer Kollegen abwarten. Sind gestern mit Granvelle zusammengetroffen, der in ihrer Anwesenheit einen Agenten Ferdinands angewiesen hat, den König über seine Mitteilungen zu unterrichten, so dass sie darüber nicht schreiben müssen. Sind mit Granvelle übereingekommen, dass sie am 19. April dem Kaiser ihre Aufwartung machen und mit diesem darüber beraten, ob sie, bevor sie öffentlich das Wort ergreifen, die vornehmsten Reichsstände inoffiziell aufsuchen sollen. Entnehmen den Erklärungen Granvelles, dass über die Türkenhilfe erst nach Abschluss der Religionsverhandlungen oder allenfalls nach deren Beginn verhandelt werden soll. Man fürchtet, dass das eine das andere behindert. Sie werden sehen, was der Kaiser rät bzw. ihnen aufträgt. Nádasdy hat die Pest und den polnischen Gesandten betreffenden Weisungen Frankopan mitgeteilt, der Gott für den Erfolg der kgl. Truppen vor Pest dankt. Möge der Allmächtige fügen, dass auch der polnische Gesandte etwas Gutes ausrichtet. Bitten, ihnen die für die Förderung der Angelegenheiten Ungarns notwendigen Informationen zukommen zu lassen und den Postmeister anzuweisen, für die sorgfältige und pünktliche Zustellung der an sie adressierten Post zu sorgen. Denn Ferdinands Schreiben an Frankopan vom 9. April ist erst heute angekommen. Nádasdy ist am 10. April in Wien abgereist und am 14. April hier eingetroffen. Ihre Briefe an Ferdinand werden sie seinem Agenten zur Weiterleitung anvertrauen. Bitten Ferdinand, die Belange Siebenbürgens nicht zu vergessen. Fürchten, dass der Woiwode von Moldawien zusammen mit den Türken und den Transalpinern Siebenbürgen überwältigen wird, wenn Ferdinands Truppen nicht eingreifen. Datum Ratisbonae, 17. Aprilis anno 1541.
2
 Vgl. die ungarischen Gesandten auf dem Regensburger Reichstag, Frankopan und Nádasdy, an Kg. Ferdinand, Regensburg, 1541 April 21, Wien HHStA, Staatenabt. Ungarn 45, Konv. März/April 1541, fol. 69r–70v (Ausf.): Haben dem Kaiser wegen seiner anderen Regierungsgeschäfte und wegen seiner medizinischen Behandlung erst heute ihre Aufwartung machen können. Der Kaiser hat sich für die Grüße Ferdinands, der Kgn. und ihrer Kinder bedankt und sich über die Gesundheit des Kg. gefreut. Der Kaiser hat erklärt, dass er die Angelegenheiten des Königreichs Ungarn nicht vernachlässigt habe und nicht vernachlässigen werde. Aber es scheine ihm die Zeit noch nicht gekommen, sie öffentlich vor allen Reichsständen oder inoffiziell zur Sprache zu bringen. Wenn die Verhandlungen fortgeschritten seien, werde er mitteilen, was zu tun sei. Bitten Ferdinand, über seinen anderen Geschäften Siebenbürgen nicht zu vergessen. Datum Ratisponae, 21. Aprilis 1541.
3
 Vgl. die ungarischen Gesandten in Regensburg, Frankopan und Nádasdy, an Kg. Ferdinand, Regensburg, 1541 April 26, Wien HHStA, Staatenabt. Ungarn 45, Konv. März/April 1541, fol. 77r–78v (Ausf.): Sie sind seit 15 Tagen hier. In dieser Zeit haben sie weder vom König noch von einem seiner Räte ein Schreiben erhalten, außer einem Brief an Frankopan mit Informationen über die Lage in Pest. Was sie beim ersten Zusammentreffen mit Granvelle und dann mit dem Kaiser verhandelt haben, haben sie dem König bereits mitgeteilt. Bitten, sie häufiger über die laufenden Angelegenheiten des Königs und des Königreiches Ungarn zu unterrichten, soweit dies zur Förderung der Interessen des Königs und seiner Reiche notwendig ist. Denn sie werden oft von Männern nicht geringen Ansehens nach den Zuständen und Entwicklungen in den Reichen des Königs gefragt, ohne dass sie Antwort geben können. Da sie wissen, dass der König mit zahllosen Geschäften befasst ist, bitten sie ihn, einen seiner Räte zu beauftragen, sie auf dem Laufenden zu halten und ihre Schreiben zu beantworten. Im Übrigen ist bis heute keiner von denen, die zusammen mit ihnen für die Gesandtschaft nach Regensburg nominiert wurden, hier erschienen. Sie wissen nicht, ob jemand zu erwarten ist. Datum Ratisponae, 26. Aprilis 1541.
4
 Vgl. auch die Kredenz der ungarischen Stände für Franjo Frankopan, Gf. Niklas von Salm, Franciscus Batthyány, Thomas Nádasdy, Thomas de Kamarija und Matthias Brodarić, ihre Gesandten zum Kaiser und zu den Reichsständen auf dem Regensburger Reichstag, Preßburg, 1541 März 20, Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 89r–90v.