Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).
Wir haben euer schryben, in sich haltend, was von wegen der mordtprenner und auch derjhenigen, so verdacht sind, sie mit gelt, sölliche böse, uncristenliche thatten zu thun, bestellt und besöldet haben, furgenomen, gehandelt und der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, angebracht werden solt, alles nach leng verstanden und die sachen erwegen, berattschlagt und uff nachvolgend weg bedacht: Und anfangs bedunckt uns auch, berattenlicher sein, das gegen Hg. Heinrichen von Brunschweigk uff die purgation nit furgefaren, sonder stillgestanden werd, uß ursachen, zum teil in euerm schryben gemeldet. Sovil aber den grossvoyt zu Wolffellbuttel, den amptman zur Stauffenburg und Schöningen, Jörgen Gunthern, Cristoff von Oberickh und ander Hg. Heinrichs dienner und besagte belangen thutt, wolliche etlich gelt den mortprennern usgeben und sie zu brennen bestelt, auch söllich leut sein söllen, denen uß vilen ursachen, wie deshalb bericht geschehen, also geschaffen, das inen dergleichen ubelthatten wol zu vertruwen etc., mit wytterm anzeigen, wes uff die ingebrachte indicia ksl. Mt. underthenigst angetragen und begert werden solt etc., hieruff wissen wir euch gnediger meynung nit zu verhalten, das unsers bedenckens, wa das concept der schrift sampt ingelypten urgichten und besagungen ksl. Mt. ubergeben und begert werden solt lutt [= laut] desselbigen inhalts, das uß vilerlay ursachen söllichs nit durch gemeine stend und in irer aller namen, sonder allein durch die, so von Hg. Heinrichen diener anrichten beschedigt und so durch mordtprand angegriffen, ubergeben und also begert wurd, dardurch dann die andern fursten, graven und stend unserer religion sich nit parthyisch machen, und, wa dis handlung, wie zu gedencken, von der ksl. Mt. in den reichsratt gegeben, das dann solliche fursten und stend ire stimmen behalten und iren ratt auch hierin der ksl. Mt. mitteilen köndten, zudem, das noch nit gewiss, wes sich die ksl. Mt. uff sollich ernstlich anhalten und, das die verdachten fengklich ingezogen und uff die tortur beclagt werden solten, entschliessen werd. Wiewol nun darneben auch gleichwol in bedencken gezogen werden möcht, das den stenden des reichs, so ire sondere und fryen regalien vom reich haben, in kunftig zeit durch dise petition nit ein eingang gemacht wurde, so achten wir doch, das in disem unerhörten, unmenschlichen handel die hochwichtigkeit desselbigen herwiderumb auch bewogen werden möcht etc.
Wa aber das begern oder petition in der gemelten schrift, an ksl. Mt. zu thun, also gestalt wurd, wöllichs uns dann fur nutzer und besser ansicht, daß ir ksl. Mt. hierin als der oberst vogt und keiser, wie sich nach gelegenheit der sachen wol geburt, ein ernstlich ynsehens haben und gnedigst handlen, damit sollich unerhörte ubelthatten mit ernst gestrafft und die teutsch nation vor kunftigem schaden und verderben errett und verhuet werden, und nit begert wurd, das die verdachten fengklich angenomen und uff die tortur in recht beclagt wurden, hielten wir es darfur, das solliche schrift in aller unser eynungsverwanten churfursten, fursten, graven, stend und stett namen on einichen nachteil wol ubergeben werden möcht, dann in söllichem by der ksl. Mt. gewalt und willen steen wurd, wie und uff was mass ir Mt. dise handlung uff den mercklichen verdacht wolt anfahen lassen.
Wa dann hierober die beschedigten churfursten, fursten, graven, hern und stet sich als cläger, wie unsers erachtens billich, gegen den verdachten dargeben und stellen wurden, alßdann so solten sie mit ratt und bystand von unsern eynungsverwanten nicht verlassen, doch das allein die beschedigten, wie oblut, in der clag ingezogen werden.
Das aber dise hochwichtige und beschwerliche sach des mordtprennens in bedenckung, das die uff die ewanglische angericht, ein religionsach oder darus fliessend erkennt und angenomen werden solt, ist unsers bedenckens nit inzuromen oder also zu bewilligen, dann das noch nicht offenpar, das Hg. Heinrich oder seine dienner die, so allbereit gericht oder noch in haftung liegen, allein abgericht syen, die ewangelische churfursten, fursten, hern und stett anzegryffen. Und obgleich das also war und mit der zeit sich clar befinden wurd, so weis man doch wol, mit was privatnyd und hass er, Hg. Heinrich, gegen etlichen fursten, graven und stett unserer religion bewegt, also, wa er sölliche verdempfen köndt, das er dis nit underlassen wurd. Zudem ist auch landkundig, das gleichwol der päbstisch teil auch mit brand angegriffen und die, so ver von dem land Sachssenn gesessen, jämerlich und ellendigklich verprendt sind worden, uß denen, auch andern mer beweglichen ursachen dis als ein religionsach noch zur zeit nit erkennt noch angenommen werden mag, dann, wa dis als ein religionsach angenomen, ist leichtlich zu gedencken, was darus volgen, nemlich das, so zum ofternmal mit guttem, zeittigem ratt ist furkomen und widerratten worden. So ist auch unverborgen, wie und wöllichergestalt vermög der eynung und verfassung zur gegenwör ein jeder stand sein beschwerd furbringen und zu erkanntnus der stimmen setzen soll, darby es billich bleyben. [...]. Datum Herembeg, den 23. tag May anno 41.
[Zettel:] Schickt zu ihrer Information Kopie seines Schreibens an den Kf. von Sachsen und den Lgf. von Hessen des cammergerichts und anderer sachen halben. Datum ut in litteris.