Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 111r–112v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 112v: Hans Werlin ob dem reichstag, 30. Maij anno 41.

Ich fiege eur fursichtigen, ersamen W. zu wisen, das uff den 17. tag Mayen die gesanten von den niderosterreichischen landen vor den erbarn und freyen reychsteten erschinen seind und abgefertigt, erstlich ine befolen, den erbarn stet iren gehorsamen, underdenigen, gutwilligen denst anzusagen als iren lieben heren und frunden, danebe auch und, dieweyl die erbern und freyen reychsteten ir funf niderostereychischen landen anno, da man zelt hat 1529. jar, und anno, da man zelt hat 1532. jar, ir christliche und vaterliche und pruederliche hilf und bystand gegen und wider den cristelichen erbfiandt und wieterlich [sic!], den Tyrcken, solcher hilf und bystand als cristlich glieder sagen sy von der funf niderosterreychischen land hochen und grosen danck und wolen auch solches nymermer in allem guten nit vergesen und erbieten sie sich auch von denselbigen wegen, wo sie soliche bewisne gutdath mit irem lieb[= Leib], hab und gut um die erbarn und frey reychstet kunden und mugen verdiene, darine wolen alle zeit gantz gutwillig erfunden werden und neben dem haben sych [sic!] ain befelch und credentz gemainlich an alle stend, so sy schon zu [...?] ibergeben, wolen sie auch hiemit da ufflegen, biten darauf abermals als mitglider und liebhaber des heligen ewenielung [sic! = Evangelium] und word Gotes, das sy abermals sy, die funf landen, von dem vorhaben des grauenlichen und erschrocklich erbfeund, des Turcken, dar abermals sein vorhaben dahin gericht und schon uff sy den anzug, laider, Got erbarms, sein anzug uff sy gestelt hat, sy abermals mit rat und ainer beherliche hilf zu erreten und hofen verstand zu thon in iren grosen noten und anligen, mit vil lenger und beschwerlichen worden, erzelten also, send sy ausdreten. Alspald ward die credentz verlesen, lauten wie die copti, mit A bezaignet, ausgenomen der titel also lauth: ‚streng, edel, hochgelert, fursichtig, ersam und weys, gunstig, gepieten, gnedig, lieb her‘ etc. Dieweil der Wilhalm Bos den gesant aus ineligener copti an alle stend die credentz daraus gemacht, uff mein ansuchen, hat er mir solche copty gutwillig geben, dan ers nit mer bedurf hat, und nach dem verlesen der credentz war ain umfrag und wurd des merer, das man ine iren fridgruß und anbieten solt am allerersten danckh sagen, wie sich dan gar wol gezimet. Zu dem ander so heten die erbern und freyen reichstet ir muntlich vir- und anpringen angehort, auch die credentz vor verlesen [nun?], woraus nit minder ksl. Mt. hete ain reychstag her ausgeschriben, darinen erstlich verlaipt, dieweyl sich bisher in der religion [statlich?] püncten und artickel stritig hielten, dieselbigen erstlich zu gotlicher vergleichung und ainigkait zu bringen und, so dasselbig sein endschaft raychen wirt, nachvolget die handlung von dem erbfeindt, des Turcken, virnemen, aller notdurf nach darine erstliche handlen und, so es darzu komen wirt, das alle stend darine nach eraischenter notdurf nach handelen wirt, so werden die erber und freyen reychstet an ine nix erwinden lasen, sunder im besten [furdern?] mit und neben andern stenden, also hab sie die antwurt gutlich angenomen.

Zu dem ander, fursichtig, ersam und weis, gunstig, lieb heren, da schick ich eu W. ain copty, mit B bemerck, mein underdenig zu behalten, dan es gar im kaim [sic! = Geheimen] sol gehalten werden, bis zu dem, das die stritige artickel georter werden. Ich hab es in sunderm verdrauen uberkomen.

Zum tryen schick eur fursichtigen, ersamen W. ain copty, mit C bemerck, darine eur W. werden befinden die puncten und artickel, so man in der disputation sy die vergleichen solten. Got gebe sein genad, darzu dem helligen gayst vorlayche, das es zu gotlicher ainigung gepracht werd, ine alle, die darzu geornet seyen.

Des Augastain Ainkern ha[l]ben hab ich vill mal angehalten und dahin gepracht, das man in gemant hat, daruff hat er gesagt, er wele es pald einlegen, den a Awfarabet [1541 Mai 25] angehalten–a.

Die Iuden und Iida dieselbige freyhait, so ich erlangt hab, hab ich schon by meinem gunstigen heren H. Oberburger gelesen, meines erachten, so stat sy gar wol der lugen [sic!] gutter halb, auch der hindersessen halber, das ich erach, so es eur fursichtige, ersame W. werdt horen, ain erber rat werde ain wolgefalen darine haben. Darnach am Freittag nach dem Awfartag [1541 Mai 27] bin ich abermals zu dem secredarius gangen an abet, da hat er mir [...?], er habs im erst zu mittemtag iberantwurt und, wen man rat, hab ich in gepetten, das ers in rat gebe, darmit mir ain copty darvon werde hie zwischen Pfingsten, da hat er mir geantwurt, er wele es geren thon. Gunstige, liebe heren, die freyhait zu dem landgraben und zu dem millbau und die freyhait, Iude und Iidy betrefen, send fertig bis an das siglen, aber noch nit taxsiert, das ich nit ways, was es sy costen werden abisenden, beger, das ir mir bei dem gesanten 80 thaler wolen schicken und des Wilhalm Bosen weyb wider um 20 fl. erlegen, die wil er mir hie erlegen, darmit ich solche freyhait los, und los mich wisen, was in die cantzel geben sol, dan Got sy lob, wen ich darein gang, so hat man ee[gefurder] dan woander, und so wil ich solche 3 freyhait und die copt von des Augastein Ainkurn eingelegte antwurt mit gotlicher hilf numer haimpringen1. Datum Regenspurg am Freittag nach dem Awfartag anno 41.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. Bgm. und Rat von Nördlingen an Hans Wörlin, [Nördlingen], 1541 Mai 30, Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 86r–88r (Kop.): Haben seine jüngsten Schreiben, die in ihren Angelegenheiten übergebene Supplikation und die in Kopie mitgeschickten Aktenstücke zur Kenntnis genommen. Lassen die Dinge bis zu weiterer Handlung auf sich beruhen. In Sachen Ainkurn soll er nicht drängen, sondern nur darauf achten, ob Ainkurn eine Eingabe macht, und davon Abschrift beschaffen. Haben in dieser Sache keine Eile, sondern sind nur daran interessiert, dass sie auf den Rechtsweg gewiesen wird, in der Zuversicht, dann die Oberhand zu behalten in Verteidigung ihrer Freiheiten und ihrer statgepreuchen.Haben Verständnis für sein Interesse an der Nördlinger Pfingstmesse und an seiner hantierung und für die Nachteile einer zu langen Abwesenheit. Geben deshalb seiner Bitte statt. Werden Mittwoch nach Pfingsten [1541 Juni 8] einen anderen Gesandten abfertigen und mit diesem auch die 80 Taler zu erledigung der freyhaiten schicken, auch die 20 fl. in Batzen der Gattin des Wilhelm Bassen zustellen, damit er sie dort in Empfang nehmen kann. Es wäre ihnen sehr recht, wenn er die erlangten, aber noch unbesiegelten Privilegien ohne größere Umstände zuhanden bringen könnte. Wenn dies aber nicht möglich ist, dann soll er den angekündigten Gesandten über den Sachstand gründlich informieren. In allen übrigen Angelegenheiten lassen sie es bei der Instruktion. Aalen und Bopfingen haben auf ihr Schreiben und die Informationen über die Reichstagsverhandlungen geantwortet und wollen es bei ihren Instruktionen bleiben lassen, nemlich das ir von irnwegen deß abschids gewarten, irnthalben auch in sollichen abschid, wo derselb laut irer instructyon gefellt, bewilligen, wo nit, alßdann daßselb hinder sich an sie gelangen lassen, sych mit ferrerm bevelch darnach auch haben ze richten. [...]. Datum, 30. Maij anno etc. 41. Vgl. dazu Hans Wörlin an Bgm. und Rat von Nördlingen, Regensburg, 1541 Mai 26, Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 108r–108v (Ausf.) und ders. an dies., Regensburg, 1541 Juni 4, ebd. fol. 109r–110v: Dankt für die Erlaubnis zur Heimreise. Bittet, wolt mir das wegellin und die decke dorab hierab zu mir gen Regenspurg verornen, dan mir die [sune?] in meinem hapt wee thut, dan ich das leger darine noch nit gar iberwünden hab und will solches von eur fursichtigen, ersamen W. vor eingangener meß wertig sein. Seine Bemühungen bei Obernburger und dem Kanzler Pfgf. Friedrichs um eine Kopie der jüngsten Stellungnahme Ainkurns. [...]. Datum, den 4. tag des monet Iunius anno 1541.