Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 122r–125v (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd. fol. 125v: Actum am heilligen phingstag, den 4. tag Junij, Regenspurg 1541.

Eur jungstes schreiben, des dato Zwickaw, Sambstag nach Vocem Jocunditatis der 21.1 May, hab ich den Mitwoch nach Exaudj [1541 Juni 1] empfangen, das ist der erste Juny und bedanck mich der getrauen fursorg, was die zerung belangt, ßo uns mangelh furstunde, das solcher abgang in zeytten vormelt werde. Nun hab ich biß an dato noch im vorrath 1.600 fl. 9 [...?], szo habt ir auß vorigem bericht des ubergeschickten außzugs ßovil befunden, das sich ingemain ide woche die außgab ob 330 fl. ungeverlich erstreckn thut, außgeslossen der ordinarie haußzinß, darauf hab ich dem wyrth 400 taller auf rechnung geben lassen, dan sein forderung beruhet nach auf den 70 fl. wochenlichen. Der lantgrave gibt 65 fl. von iren [sic!] hauß. Was nun ime abzukurtzen, das stadt mit hochstem vleis im bslus zu arbeytten. Darauß habt ir die rechnung balde zu uberslagen, dan diese pfingstwoche sollen ime, dem wirt, seiner bith und forderung nach abermals 100 fl. zu den vorigen 400 auf rechnung geraycht werden. In summa fyr wochen ungeverlich haben wir noch vorrath. Demnach wolleth mit eurn erbietten unser getraulichen ingedenck sein. Den H. Ambstorff haben wir in unser herberg genomen. Er ist selbdrit mit seiner person und bey den andern hern theologen und der canzleigeselschaft.

2. Mag. Eyßlewbens predig halben etc. dem ist alßo, wie es ungeverlich an euch gelangt. Er hath ainen grossen zulauf. Aber er ist ain zeit lang etwas schwach gewesen und predigt in des churfursten marggraven herberg. Szo ist wurlichen in des lantgraven herberg, darinne auch vast teglich in ainem nebenhauß des rhaumbs halben gepredigt, durch ordnung und [ander? verhisselung?] der hern theologen ain grosser zugang. Desgleichen in unser, des F. von Anhalts, herberg, darinne doch allein am Suntag und feyrliche tag predig gehalten, gotlob auch ain zymlich volck. Wir aber haben kain rhaum, derhalb predigt man in ainem hauß gegen solcher unser herberg uber, ßo man des hern lantgraven predig nenneth.

3. Des margraven churfursten gemalh haben der röm. ksl. Mt. ain croin mit ainem cleyneth geschanckt. Dem ist alßo, wie ir schreybt, auf 1.500 fl. wirdig geschetzt, welchs geschenck Dr. Mhezsch und Schilling uberantwurt haben. Aber von dem gegengeschenck der ksl. Mt. dovon hab ich kainen bericht. Wol ist ain rede dovon erschollen, aber bißanher nichts erfolgt. Bergwerksangelegenheiten. Günstige Wetterverhältnisse. Gute Ernteaussichten.

Von zeyttung ist dißmals nichts richtigs zu schreyben, dan wie ir hiebey zu vornemen. Was die cristliche religionsache belangt, dovon habt ir in der nasten schriften an meinen gnedigsten hern, auch den itzigen brieffen zu vernemen, wie es itziger zeit gelegen. Und es stadt in unruiger gedult des bebstlichen tayls. Das hivor geordenth gesprech auß dem buch des nauen talmuts hath gotlob dißmals sein erledigung. Und es stadt numer in andern terminis. Aber von solcher ergangenen underrede der dorzu zugeordenten sechs person ist an dato noch kain ordinarie relacion gegen beidersyts raychsstenden, lutterischen und bebstlern, beschehen, wie es inen auch nicht [frumeth], sunder es stadt bey der röm. ksl. Mt., den stenden furhalten zu lassen, des ist man erwarten. Alßdan wil darauß durch wyrckung seiner barmhertzigen gnade zu ratslagen und zu erwegen seyn, ob unser Goth Jhesus Cristus, des [sic!] uns vom vatter geben ist, auch gutte advocaten und procuratos gehabt und welcher tayl den rytterstandt an ime erlangt und erworben habe, idoch das erkantnus stadt bey Gots wort etc.

Aber gesterigs abendts vor dato haben sich neue und frysche handeler mit stracker ansuchung ainlassen wollen etc., dovon meinem gnedigen hern als billich und nottwend [sic!] bericht furgewandt werdeth. Gothlob, der ratslag solcher sache ist mit allen stenden, der religion verwandt, vast statlich erhalten. Es ist ain alt sprichworth ‚Szo ain eselh auf ain eyß velth, er scheucht dieselbig strassen, noch gar vilmehr sol flyen der, ßo schaden hath genomen etc.‘ Man solt billich genug gewytzigt sein in disser allergroßwichtigsten sachen. Noch hath der teuffelh sein dinstlich hofgesindt, die auch ir bsoldung erwerben wollen. Ich leb, lerne und sterb etc., das Hans Pack nicht mit anher vorordenth, das were mir ain zusatz grosser, bekhomerlicher beswerung gewesen etc. Man sagt vom Turcken, wie musam [= mühsam] er sey im veldt gegen sein veynden. Glaube, der teuffelh hath auch sein gutte kuntschaften und streyffende rotten uff disem reychstag. In suma, wer Goth vortraueth, der hath wol gebaueth, es zorne theuffelh oder welt, den syg er doch zuletzt behelt. Heuth graß, morgen heu etc. Vive qui vincet, das ist Gott, unser her Jhesus Cristus. Domit in Gots gnaden treulichen bevolhen sampt eurn gliebten. Datum Regenspurg an hayligen pfhingstag, der 4. Juny2 anno domini 1541.

[PS:] Last uns Goth mit glaubigem gebeth ernstlichen anruffen. Es thut warlich noth. Leyth uns nicht in vorsuchung!

[Zettel:] Anfrage des Ulmer Bürgermeisters Besserer wegen Aufnahme eines Jungen, der Französisch kann, in den kursächsischen Hofdienst.

Anmerkungen

1
 Wohl irrtümlich. Der Samstag nach Vocem Jocunditatis fiel auf den 28. Mai 1541.
2
 Pfingstsonntag fiel 1541 auf den 5. Juni.