Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Goslar StadtA, Bestand B, Paket 870 RS Nr. 473, pag. 3–10 und 17–18 (Ausf.).

Die scrieft sampt 200 goldtgulden, so Herman Geismar von wegen euerer erbar W. uns alhie zu Regenspurg uberandtwurdt, haben wir empfangen und wollen uns damit inhalt euerer erbaren W. schreiben gerne und treulich halten. Wir hetten wol leiden mugen, euere erbare W. hetten uns vorstendiget, ab dem kaiserlichen commissario bei euch reverentz und sunderliche vorerunge geschehen sei; wo es vorplieben were, das es nochmals alhie womit erkant wurde, domit mahn sein gnade so viel desto williger haben und gebrauchen mocht. Bei Gerdt Deulshagen und Hanß Furnacken haben wir zum nehern mahl euerer erbaren W. daßjennig, so wir alhie vormerckt und euerer erbaren W. zu wissen vonnoten, angezeigt, der zuvorsicht, sodan schrieft sein euerer erbaren W. vorlangst zukhomen.

Und wiewol unser gnediger furst und herr, der Lgf. zu Hessen, durch seiner fstl. Gn. und auch mehr andere rethe, herren und gute freund, wir auch vor unß selbst oft und vielmals bei der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten herren, von wegen unser ubergeben supplication [Nr. 249] jegen und widder Hg. Heinrichen von Braunschweig, dorin vormeldet wurdt, außer was gruendt und ursachen die achturtheil und die, so vor den probst und convent zum Gorgenberg widder euere erbare W. und gemelte stadt ahn dem kayserlichen chamergericht vermeindlich und widder alle recht und pilligkait gefelt und ausgesprochen, underthenigst umb gnedigisten bescheidt angehalten haben, das solche bemelt beide urtheil mochten cassirt und abgethon oder jhe zum wenigsten die stadt Goslar darwidder in integrum restituirt werden, auch umb bescheidt auf dasjennige, so vorgangen 40. jares bei irer ksl. Mt. zu Gendt umb abschaffung des vormeinten sequesters, auch furderung euerer erbaren W. sachen, vor dem kayserlichen chamergericht allendhalben schwebend, weiter underthenigst gebethen und angesucht, so hat doch die ksl. Mt. den handel vor die handt nicht willen nehemen, sondern zum ersten des vorordenthen herrn commissarii Christoffern von Seiseneck etc. relation und bericht horen, das dan auch nuhn geschehen ist, aber wir konnen nicht wissen, ab solche relation vor euch und widder Hg. Heinrichen von Braunschweig sei oder nicht. Aber in kurtz vorschienen tagen ist unß daruff diese andwort gegeben worden, das die röm. ksl. Mt. euerer erbaren W. sachen und beschwerden kegen Hg. Heinrichen von Braunschweig geneigt und bedacht sein solle vor die gemeine stende deß hl. romischen reichs zu verhor und handelung zu weisen und also die sachen dohin khomen zu lassen. Derohalben zum hochsten vonnothen sein wolt, das wir zu der behuf mit gelarten leuten, die euerer erbaren W. noturft redeten, uff den fall wol vorsorgt und vorsehen sein mochten, dann des herren landtgraffen rethe und gelarthen haben deß ein bedencken, sich darzu offendlichen gebrauchen zu lassen. Dennoch sein wir von einem herren, Gorgnis Bleickhardt1 genant, den wir mit schworrheit [sic!] dohin bewogen, vertrost worden, euerer erbaren W. und gemeiner stadt Goslar dorinnen zu dienen, und solchs haben wir von unserm gnedigen herren von Anhaldt und andern des Kf. von Sachsen, unsers gnedigsten herren, rethen erhalten, daß sich der gedachte doctor darzu geprauchen zu lassen vorwilligt. Woldt Gott, das es mochte gut werden. Dennoch kunnen wir noch zur zeit nicht wissen, wie baldt die handelunge furgengig sein wurdt. Darumb wolte hoch vonnoten sein, wir hetten die aussagen der gezeugen, in beiden sachen fractae pacis ergangen, hie bey unß.

Und auf das etzliche chur- und fursten des reichs etzlichermassen einen bericht von euerer erbaren W. sachen haben mugen, so ist uns gerathen worden, wir solten euerer erbaren W. supplication, so alhie der röm. ksl. Mt. ubergeben, rein abcopiiren lassen und denselbigen chur- und fursten, auch anderen iren redten zustellen mit undertheniger, mundtlicher, weither berichtung der sachen und daneben zu bitten, ir kfl. und fstl. Gn. wolten gnedigist und gnediglich helfen vorschaffen, das euerer erbaren W. dasjennig, so recht und pillich ist, derowegen beigegenen und irer so grosser beschwerung erloset werden mocht. Darauf sein wir gewesen bei den herren, deren nhamen hie folgen, und haben sie wie vorberurt mit der supplication ersucht und gebeten, aber so baldt bei ezlichen derselben gespurt und befunden, das Hg. Heinrich von Braunschweig, euerer erbaren W. widersacher, auch nicht feyret, sondern ist bei inen gewesen und hat sie des widderspiels beide mundlich und schrieftlich berichtet. Dennoch wollen wir uns trosten, das das recht werde den siegk und uberhandt behalten, und sein diß die namen: Hg. Wilhelm von Bayeren, des pfaltzgraffen bey Reyn churfursten redthen, der H. Joachim Kf. von Brandenburgk, des Ebf. von Trier und churfursten redthen, H. Heinrichen von Sachsen rethen, der herr commissarius Cristoff von Seiseneck, die stedthe Augspurg und Nurnberg etc.

Item, die neuen beschwerunge, so sich zu Leipzig bei den bleihendelern des geldes halber auf Hg. Heinrichs von Braunschweig geschehenes schreiben und vorbott zugetragen, auch die handelunge am kayserlichen chamergericht in causa purgationis und die anstiftunge etzlicher feinde etc. haben wir in ein kurtz supplication stellen lassen [Nr. 253]. Wen die corrigirt und rein geschrieben soll die morgen der röm. ksl. Mt. sofort ubergeben und sunst andern unsern herren mit fleiß angezeigt werden.

Item, die religionstende sein euerer erbaren W. sachen halben, idoch uff unser vielfaltiges ansuchen statlich beieinander in vorsamletem radte gewest und haben darvohn geredt und gehandelt, ob dieselbe euerer erbaren W. beschwerung und sachen vor religionsache solte oder mocht erkant und dafur geacht und gehalten werden. Und wiewol etzliche von den stenden dazu nicht ungeneigt gewest, so haben doch viel derselbigen groß und allerlei bedencken darin gehabt und ihm radt allerlei furgewandt, das solch erkantnus nicht hat folgen mugen noch wollen, sundern, als uns solchs zur andtwurt ist geben und angesagt worden, so hat man uns dannoch darbei vertrostet, das andere wege vorhanden sein solten und ihm gehalten rathe davohn geredt were, dadurch euere erbare W. nicht solten in iren beschwerungen verlassen werden. Es solte aber, was dasselbige were, ehe und bevohr die stende vom tage hie zu Regenspurgk abezihen, uns gewißlich angezeigt werden. Dieweil wir nuhn uber unsern angewanthen, treuen und hogen fleiß bißher nicht weithers haben erhalten konnen, so mussen wir es Gott dem herren bevehlen und der vortrosten andwurdt gewertig sein. Wir hetten uns aber solchs gefallen bescheids gar nichts vorsehen, dieweil unser gnedigster herr, der Kf. zu Sachsen, euere erbare W. daruff vortrostet, das ir kfl. Gn. seinen rethen, auch dem herren Lgf. zu Hessen jen Regenspurg geschriben, euerer erbaren W. sachen dohin helfen zu furderen, das es vor ein religionsache mocht angenohmen werden, dieweil die röm. ksl. Mt. selbst euerer erbaren W. sachen in der kayserlichen suspension vor religionsachen allergnedigst theten halthen.

Item, der widerpart, Hg. Heinrich, thudt sich wider erfur und treibt heftig viel reitens und ansuchens, so bei der röm. ksl. Mt. so bei andern fursten und herren. Er ist und tringkt gastweise bei inen, den fursten, und furdert sie widerumb zum panckett und frolichkait zu sich in sein herberg, und sein nehmlich diese herren: der Bf. von Saltzburgk, der Bf. zu Mentz, Hg. Wilhelm zu Bayern, Hg. Ottheinrich, des Hg. von der Lawenburg sohn, H. Albrecht von Brandenburgk, Casimiri son, und andere bischoff und herren. Wir erfaren auch ingeheim von etzlichen guten herren und freunden wol so viele, das die röm. ksl. Mt. dem Hg. von Braunschweig, euerem widdertheil, nicht so gantz ungeneigt sei, wie etzliche wol vornemen. Dennoch wollen wir uns zu irrer [sic!] ksl. Mt. alles guthen vorhoffen. Dorumb wolt Got, euere erbare W. mochten einen leiderlichen vortrag mit Hg. Heinrichen uberkhomen. Dasselbig solt nicht gar zu vorachten sein. Sunsten und ohne das were zu besorgen, das mahn in der beschwerunge muste lenger stecken pleiben. Dan, wie wir spuren, sol die acht abgethan werden, so must ir euch in einen vortrag begeben, und der vortrag konthe nirgendt so wol a als hie durch etzliche herren, so die röm. ksl. Mt. darzu vorordenen mocht–a, gemacht und von irer ksl. Mt. confirmirt und vorsiegelt werden. Aber dieweil die sachen wichtig und groß, so gibt es ein bedencken, ob wir schlechte leuthe, so einen vortrag zu vorhandeln, understehen sollen. Und es were wol besser, unß auch lieber gewesen, das mahn hiezu stadlicher dan geschehen leute, die sich etzlicher stucke zu vormechtigen, hiezu gepraucht hette, dan dieweil der hundt zu weidt in kuchen khomen ist, so wirdt nuhemer der hertzog mit einem geringen, wo mahn bei euch vieleicht gedencken mocht, sich nicht setigen oder abweisen lassen. Es ist auch zu besorgen, das sich dieser reichstag daruber endigen werde und uns der hindertritt ahn euere erbare W. umb ferner bevehelich, weß uff iden beschwerlichen punct von uns solt zu bewilligen sein, zu iderer zeit nicht gestattet oder vorgunstiget kont werden, dan viel zeit dazu gehoren wolte, wo wir in stehender handelunge erstlich bevelich von euerer erbaren W. erlangen solten. Dorumb mussen euere erbare W. thun, wie ir best konnen, und uns derhalben weithern bevehl zustellen, dan wir sein doruff verwarnet, im fall etzliche wege zu hinderlegung dieser irrung uns vorgeschlagen worden und wir dorin mangels des bevehelichs zu wiligen nicht wusten noch dorften, das sich die handelunge daruber zertrennen oder zuschlagen mochten. Ob nuhn darnach geredt wolt werden, es were unser schuldt, und wir doch das so geradt nicht getroffen hetten, als euere erbare W. und andere gerne wolten, sondern uns einig vorseumnus oder ungelimpf derowegen solt zugemessen werden, das mochten wir jhe ungerne uff uns laden. Wiewol wir euerer erbaren W. auch etwas nicht gerne vorgeben oder vorseumen wolten, dannoch mochten wir baldt zuviel oder zu wenigk dorinnen thun. Das mittel zu treffen in so großwichtigen sachen und das dergestalt auszurichten, das idermahn wol gefallen mochte, ist kunst und beschwerlich, so schlechts auf uns zu nehemen. Es ist bereidt mehr dan beschwerlich gnug, das wir uns uff fhar unser leib und lebendts von dem unsern hieher zu dieser grossen muhe und arbeit begeben haben. Demnach haben wir dieß euerer erbaren W. nicht konnen noch mugen guther, treuer wolmeinung unangezeigt lassen.

Item, es ist auch an unß gelangt, das unser gnediger herr zu Hessen solle nach seiner fstl. Gn. wagen und anderm zuruck jen heim geschrieben haben, das die hieher in kurtz sollen geschickt werden, dann dormit wolle seine fstl. Gn. einen abschiedt von hinnen widerumb nach hauß nehemen.

Auch, gunstige, lieben herren, die kayserliche declaration, so Hg. Heinrich zu Braunschweig widder euere erbare W. in causa petitorii den 28. Martij zu Speier ahm chamergericht gerichtlich ubergeben und Dr. Fridrich Reiffsteck euch darvohn copei zugeschickt, dieselbige hat euerer erbaren W. secretarius Ciriacus Sochting abgeschrieben, und dieselbige abeschrift der declaration ist datirt: ‚Geben zu Bononien am 15. tag des monats Februarij nach Christi unsers lieben herren geburt 1500 und im 33., unsers kayserthumbs im 13. und unserer reiche im 18. jare‘. Nun wirdt es dafur geacht, der [sic!] datum in der copei sei vorschrieben oder unrecht gesatzt worden. Dorumb wollen euere erbare W. Dr. Friderichs copeien besehen und den rechten datum, so dorin ausgedruckt, zum nehern mahl hieher schicken. [...]. Datum zu Regenspurgk am Sonnabendt nach dem Sontag Exaudj anno etc. 41.

Anmerkungen

1
  Dr. Bleikhard Sindringer, kursächsischer Rat.
a
–a Nachgetr.