Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Goslar StadtA, Bestand B, Paket 870 RS Nr. 473, pag. 45–52 (Ausf.).

Euer erbaren W. abermals schreiben und neue beswerung, bey Gerharten Drulshagen, dem boten, uns anher gehn Regenspurgk zugeschickt, haben wir entpfangen und alles einhalts vorstanden und sonderlich daraus vormerckt, das euer erbare W. eyne zetteln, ßo mydde eingelegt gewest, von eynem guten freunde uberkomen hetten, aus welcher clerlich zu spuren, das Hg. Heinrich von Braunsweigk keinsweges bedacht ist, der keiserlichen suspension zcu pariren, dieweil die sachen dahin practicirt wirt, das die ab- und zufuhr, auch die strassen von und zu den beiten stiften Magdeburg und Halberstadt widderumb vorstopft und die fuhrleut abegeschreckt wollen werden, alsdan die ansage zcu Halberstadt und Osterwigk bereit sol den leuten gescheen seyn etc. Nuhn horen wyr solichs nicht gerne und wir haben sodans unserem gnedigen fursten und herrn, dem Lgf. von Hessen, auch andern mher, bey welchen wir uns trosts und rats vorsehen, sofort angezeigt und derwegen umb radt angesucht und zcur andtwurt die meynung bekommen, das wir soliche beswerung abermals in eyn schrifte ader suplication solten vorfassen und stellen, die auch der röm. ksl. Mt. umb gnediges einsehens zu haben behendigen lassen. Nachdem aber ir ksl. Mt. dieser zeit mit der religionsachen bemoyet und in arbeidt gewesen etc., haben wir nicht eher dan allerirsten heut dato soliche suplication1 ubergeben konnen.

Was nuhn zur andtwurth darauf fallen und folgen wirt, das mussen wir gewarten, gelich als wir noch diese stundt auf alles, so von euer erbaren W. und gemeiner stadt Goßlar wegen schriftlich und muntlich der röm. ksl. Mt. bisher ist geclagt und suplicirt worden, kein entlich ader trostlich andtwort erhalten haben. Wir wissen schyr nicht, wuefuhr wyr dieß vorstehen ader deuten sollen, dan irstlich hat man uns angesagt, das ksl. Mt. wolle in euer erbaren W. sachen nichts thun ader furnhemen, ir ksl. Mt. hetten dan zubevhor die relation und berichtung des hern comissarien H. Cristoffern von Seiseneck Frh. zu Weiteneck gehort etc., und sein darmit im anfang aufgehalten worden. Dieweil aber nuhn vorlangst der gemelt commissarius seine relation und bericht der ksl. Mt. getan hat, so wil dennoch der bescheidt nicht herausser, sonder wir werden myt eynem neuen stuck der antwurt halben aufgehalten, nhemlich das die röm. ksl. Mt. keynen bescheit uns geben werde, ir Mt. die wollen irsten sehen und wissen, wie sich die protestirende stende alhie kegen ire ksl. Mt. in der religionsachen schicken und erzeigen werden etc. O her Got, das konte euer erbaren W. wol etwas zcu spat und beswerlich fallen. Wir hetten darin wol allerleye bedencken, aber wer darf es sagen, wir gesweigen, von sich zcuschreiben.

Sunsten ist uns etzliche mahl in der cantzley durch die keyserlichen redte, H. Friderichen Pfgf. und Hg. zu Bayeren etc. und andere uff unsere sollicitiren wol so vile berichts gegeben, das, dieweil euer erbaren W. sachen groß und wichtig, so solle die röm. ksl. Mt. geneigt seyn, dieselbigen sachen a und sunderlich, sovile die acht belanget–a, vor die gemeyne stende des reichs zu vorhandelung und erkantnus kommen zcu lassen. Nu musten wir an euer erbaren W. stadt darmyt also gedult und benugent haben. Wir haben es aber bisher darhin nicht bringen mogen, das es dermassen gescheyn und angefangen und nicht aufs allerletzte vorzogen worde. Derhere der Lgf. zcu Hessen ist selbst in eigener person umb furderung willen unser sachen etzliche mahl bey der röm. ksl. Mt. gewesen. Sein fstl. Gn. haben auch promotorialbrief an gemelten Hg. Friderichen uns gnediglich mitgeteilt. Dennoch haben wir leider nicht weiter kommen mogen. Was aber die meynung solichs vorzcugs und darhinten vorborgen sein mag, das wirt sich myt der zeit selbst offenbar machen. Got der almechtige gebe uns seyne gnade!

Wir spuren auch, das der herr landtgraff, sich von hynnen nach hauswort zcu begeben und hie nicht lenger zcu vorharren, b ouch Dr. Waltern myt weg zcu nhemen–b, willens sein solle, aus was ursachen, ist vorborgen. Sol nuhn, wie darvon geredt wirt, euer erbaren W. sachen zcu offentlicher disputation und handlunge vor gemeynen stenden des reichs gelangen, so were wol weises rats zcum hochsten vonnodten, auch gelarter leute, die dem Hg. von Braunsweig auf seyn spitziges furgeben und antragen zcu jeder zeit sonderlich mit grundt der warheit antwurten und bejegen konten. Sein fstl. Wd. haben noch vil grosser heren ahn im hangen und auf seyner seiten, ouch die achturtel vor sich, darvon er nicht vormeint ist in einigen weg zcu weichen, wie man hie vormerckt. Dorumb muß Dr. Bleykert in warheit, wo die arbeit vor sich gehn wirt, myt eyner zcymlichen vorehrunge ader besoldung darvor angesehn und erkant werden. Er hat aber sich der summen, was es sein solte, nicht erclern wollen, angesehen, das er nicht weis, wie sich die sachen allenthalben zcutragen werden. Der Lgf. zcu Hessen und seiner fstl. Gn. redte haben uns zcu dem manne geraten und stracks uns abgehalten, Dr. Sigebert darzu nicht zu gebrauchen, dan wir sein damit nicht vorsorget. Sie mussen ye etwas mher dan wir darvon vorstandt haben und wissen. Sunsten hetten [sic!] wir mit Dr. Sigbert wol zcufrieden gewest und gut genogent an ime gehapt, auch das gelt, so darauf gehet und lauffen wirt, gerne und lieber ersparet. Dennoch lassen wir uns beduncken, wir vormercken es ouch wol aus Dr. Sigbertj eigen worten, das er ouch gerne noch etzliche vorerhunge von euer erbaren W. ader uns uberkommen mocht, dan er sagt, das er Hg. Heinrichen von Braunsweig und andere mher myt ungnaden uff sich lade und ir ebenthur [sic!], ouch in grosser fahre stehn und hinfurter reisen musse etc., von den puncten genug, euer erbare W. vorstehn es ungezweiffelt wol. Furter ab die kayserliche acht widder euere erbare W. und gemeine stadt Goßlar der orthe auf die nahent widderumb angeschlagen worden, wie zu besorgen, so lasset fleis und gude achtung darauf wenden, wer das anschlahent thut und aus wes bevelich es geschicht, wan und welchergestalt solichs mocht erweisen [sic!] werden, und schickt das her.

Item, euer erbare W. screiben [sic!] wol myt vorborgen worten, deckt aber nicht auf, ob wir alhie den heren commissarien noch mit eyniger vorerhunge erkennen sollen, dan wir befinden, das es an uns gesonnen und durch mittelpersonen geworben wirt, wol das wir es darfuhr gewißlich halten, euer erbare W. die haben sich bereit kegen inen aller erbarigkeit erzeigt. Werden wir es unterlassen, so mochte es widderumb wol schaden geberen. Darumb gebet uns darauf furderlich andtwort. Der herr bedarf es. Es ist dem hern vonnoten. Intelligenti pauca. Er sagt uns, er habe es vordient und wol es weiter und konne es vordienen. Nuhn werhe bose, das er sich von Hg. Heinrichen womit [sic!] kegen uns solte bewegen lassen. Die notturft thet etwas etc.

Item, die beswerung, so euer erbaren W. kurz zubevoren am keyserlichen camergericht in causa purgationis widderfarn, ouch wes euch oder dem Johan Roseran zcu Leiptzigk des gelts halben bey den bleyhendelern bejegent laudt eyner auscultirten copeien eines briefs, den Hg. Heinrich darhin gescrieben hat etc., solchs alles haben wir mit radt unser hern und freundt durch ein suplication, sofurt uns die vorige brief bey [Harman] Geisener, dem boten, uns zcugekomen, der ksl. Mt. ubergeben, aber auf [...?] bisher andtwort erlangen mogen.

Item, sovile den burger von Passaw thut belangen, dem Hans Borch etwas merck[...?] von schiffuhr sol schuldig geplieben sein, wollen wir die gestalte andtwort von uns geben, wan wir darzu kommen konnen. Item, von den knechten, so die bischoff in der stille sollen vorsamlen lassen, wirt hie nichts geredet, das wir erfaren mogen, ab ye etwas daran sein solte, so werden die hauptleute der religionstende zweyffelsfrey wol so vile kuntschaften darauf leggen und wenden, das sie es zeitlich gnug erfaren werden.

Das ouch der romisch kunning zu diesem reichstag personlich nicht erschynen ader angekommen, darvon wissen wir keyn gruntlich ursach ader bescheit anzuzeigen. Wir konnen es ouch unvormerckt nicht leichtlich erfragen, aber man hat uns und anderen wol etzliche mahl gesagt, die zcu Wien und andere seiner kgl. Mt. untersassen und angehorigen sollen den kunigk nicht wollen von sich kommen lassen. Er solle bey inen pleiben und vorharren, bissolange man irsten sehe, wohinaus sich der krieg, den er der orthe, c sonderlich vor Ofen–c, itzo furhen sol, begeben werde etc. Der kunnig hat alhie vast bei 100 heuser zur herberg durch den furhyrer bestellen und einnhemen, ouch die kunnigliche waffen anschlahen lassen, und die guten leute werden darauf vortrost, ir kgl. Mt. werde noch folgen. Aber wir kunnen nichts gewisses darvon screiben. Aber Hg. Heinrich seige wol gans gerne, das der kunnig hie zcur Regenspurg zcur stidde selbst werhe.

Item, die suplication, so die religion und frey reichstende der stadt Goßlar zcugudt der ksl. Mt. hiebevorn ubergeben haben, seyn beidt aus gleichen grunden gefast und gemacht, darumb an der copey unsers erachtens genug, die wir euerer erbaren W. zcugeschickt haben.

Item, wiewol die religionstende daruber im radte vorsammelet gewesen, sich zcu ercleren und erkantnus zu thun, ab euer erbaren W. sachen vor religionsachen hetten sollen oder mogen sein erkant worden, aber es hat bisher den weg nicht erreichen wollen, wie ir aus unserem neherem screiben, bey Harman Geisener hynab ahn euere erbare W. geschehen, nuhnmher mogen vornhomen haben. Dennoch feiren wir nicht und wollen weiter anhalten, das wir eynen entlichen bescheyt, es sey der oder eyn anders, erhalten mogen.

Item, wohinaus sich die sachen der religion begeben wollen, das muß nuhnmher balt offenbar werden, dan man disputirt nicht weiter. So ist man auch noch in vielen puncten streitig und nicht vorgleichen. Die religionstende unsers teyls und die teologen der heilligen schrift sein dem andern teyl so weit gewichen, als sie ymmer gekont. Aber da sie nuhn myt Gots wort, der gotlichen, heilligen schrift und myt gutem, reynen gewissen ferner nicht weichen mogen oder wissen, so mussen nuhn die sachen an dem orth so beruwen und alle unse sachen und handlung Got dem almechtigen in seyn gewalt und beschermnus gegeben und bevolen sein. Got der almechtig wolle uns sein gotliche gnadt, friedt und beistandt vorliehen. Amen.

Item, euer erbare W. die mogen uns des ganz wol zcu gelauben und vortrauen, das es uns ganz entkegen und zcuwidder ist, das euer erbare W. itzo umb viel gelts kommen und ausgeben mussen. Konten wir es ouch helfen ersparen, ßo solte es an uns nicht erwinden. Es ist aber die warheit, das etzliche leute uns treiben, es sey nodt, wir sollen und mussen geschenck und vorerhung thun, sonderlich denjennigen, ßo in der ksl. Mt. cantzlay sein, den euer erbaren W. sachen durch haupt und hant gehn, und den, so uns baldt furdernus und baldt vyle hindernus beweisen und zcufugen konnen. Dan es ist gewißlich wahr, das Hg. Heinrich uns in allen orten hindert, im wege ligt, grosse heymliche vorerunge und geschengke von sich gibt, d zcu wir armen leute–d, vile grosser vetter, bischoff und andere mher fursten hangen noch an ime. Der Hg. von Braunsweig wirt zcu allen handelungen des reichs als eyn furst desselbigen reichs gefurdert und gezogen, aber wanner alle stendt des reichs gefurdert und zusammenvocirt werden, so lest man uns als die vorechter und vordampten [...?] voracht und werden nirgentwo zcugezcogen, außbescheiden, das wyr in den rat der religionstende, ouch der freien reichsstedte, wanner die bey und undter sich etzwas zcu handlen haben gehapt, bißher seyn gefurdert und gelitten worden. Darumb wollen wyr euer erbare W. nicht notigen, vile gelts außzugeben. Euer erbare W. wollen es bey sich beratschlagen und bedencken und uns hernachmals nicht derwegen etzwas auflagen, wyr solten alle dingck bedacht haben. Es komme, wo es kaiser und Got will, ßo wollen wir entschuldiget seyn. Got weiß, das wyr es in alle wegen gerne gudt sehen wolten, so es zcu treffen werhe.

Item, das urteilgelt in sachen des Melchingers und Burchart Goddeken betreffent ist uns nicht zuhanten kommen. Der bot sprickt [sic!], es sey ime keyn gelt mytgegeben, das er uns zcustellen solte. Es muß gewißlichen vorgessen sein, dieweil euer erbaren W. screiben dahyn gericht, als solte dieser bot uns solich urteilgelt uberantwurten. Die juristen von Ingelstadt haben umb bezalunge solichs urteylgelts anhalten lassen. Wir haben aber den boten freuntlich bewegt, uber 14 tag widderumb derwegen bey uns zcu erscheinen. Dan sol er das bekommen.

Item, wir weren ouch gans wol geneigt gewesen, der pferdt eyner bey diesem boten hinab nach haus zcu schicken, wir spuren aber, das die knecht solichs nicht gerne sehen, sonder das es inen zcuwidder ist. So lassen wir ouch noch teglich den schmidt und artzten uber das kranck, ungesunth pferdt gehn, der zcuvorsicht, das man ime radten und helfen werde. Es soll alhie bey euer erbaren W. sachen durch uns aller mugelicher fleis gescheyn und, wil Got, an uns kein treuer arbeit erwinden noch gespart werden.

Item, wir haben aus radt und geheiß des Lgf. zcu Hessen noch etzliche copeien unser suplication lassen abscreiben, die wyr auch undter und manck die fursten des reichs stechen und vorteylen wollen, darmyt ire fstl. Gn. bericht werden, aus waß grundt und ursachen die achturteil und die, ßo vor den probst und convent zcum Georgenberg widder euer erbare W. und gemeyne stadt Goßlar an dem keyserlichen camergericht vormeintlich und wedder alle recht und pilligkait gefellet und gesprochen, zcu cassiren und abezcuschaffen ader je zcum weynigisten die von Goßlar darwidder zcu restituiren seyn. Wir stehen in der hoffnunge, soliches solle und werde noch etzliche fursten bewegen, das sie auf unse seiten fallen und kommen, die sunsten widder uns bißher und auf Hg. Heinrichs teyl gewesen seyn.

Item, wo euer erbare W. uns itzo von dem gefangen Bastian Sweinsneider gescrieben, das lassen wir uns also wol gefallen und darauf berawen.

Wir haben myt grosser moye und arbeit ßo vile zculesten bey den religionstenden erhalten, das sye heute dato vor myttag euer erbaren W. sachen halben sich im radt vorsamlet haben und darvon geredt, ab euer erbaren W. sachen hetten vor religionsachen mogen erkant und angenhomen sein worden etc., dieweil die röm. ksl. Mt. selbst die sachen vor eyn religionsach erachten, aber es hath abermals nicht gehn wollen. So mussen wir gedult tragen und ferner umb den ader andern bescheit anhalten und gelucke erwerdich sein. Diensterbieten. Gegeben zcu Regenspurg am Sonnafent in den Pingsten anno etc. 41.

[PS:] Item, so euer erbar W. mher geldes hiher ye schicken wurden und ethwes an der vorlust der muntze sparen wolten, so mochten euere erbare W. der schneberger ader engelgrossen, der bey euch eyner ungeferlich vierdthalben mariengrossen gilt, anhersenden, dan derselbigen engelgrossen sechse gelden hir eynen gulden, nemlich 15 patzen und so wurde daraus nicht so vile vorloren als an dem golt und anderer muntze, dan eyn engel- ader schneberger grossen gilt hie zcur stidde dritthalben patzen. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Diese Eingabe wurde nicht aufgefunden.
a
–a Nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
–d So in der Vorlage, offenbar verderbt.