Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 331r–337v (Konz.); DV v. a. Hd. fol. 337v: Schrieft und bericht H. Hansen von Döltzk, was er beim Lgf. zu Hessen allerlei sachn halben ausgericht. 1541, Regenßburgk.

1541 adj. 13. Juny, Regenspurg.

Antwurt des hern lantgraven aigener person abwesens aller rete.

1. Erstlichen die dancksagung des freuntlichen zuentbiettens, welches sein fstl. Gn. gantz annemlich und mit erzeigung frolichs gemuts vernomen haben etc.

2. Auf den bericht des artickels Hg. Hainrichs zu Sachssen zustandts und auch die gelegenheith der furhabenden praktik, Hg. Mhoritze betreffende etc., solches berichts und vertraulichen anzeigens haben sich seine fstl. Gn. in sonderheyth bedanckt und alßo freuntlichen vermarckt, das euere kfl. Gn. iren son, Hg. Mhoritze, wolmaynen, wie dan sein fstl. Gn. hivor auch vermerckt hetten, dorzu, das auch euere kfl. a Gn. allen sachen zum besten und wolfharth der lande der ding gewhar nemen. Und wolte mir nicht bergen, das Hg. Mhoritz sein fstl. Gn. von eur kfl. Gn. schriften, freuntlichenb vorwarnung und rath vor wenigen tagen auch bericht gethan. Es were auch c under andern–c nicht die wenigst ursache seiner Gn. abreysen hydannen Regenspurg etc. Darzu hetten sein fstl. Gn. das bedencken vast der meynung, wie eur kfl. d Gn. Hg. Moritzen vormeldeth hetten, idoch mit der underschaydt, szo das testament gemacht, were es nicht ratsam, das sich sein son ins landt vorfuge, wu es aber noch nicht aufgericht, mocht es villeicht durch sein gegenwertigkeyth abgewendt und der nachteylh vorkomen werden. Aber wie dem allem, auß den unbestendigen ursachen eur kfl. [Gn.] bedencken wolten seinen fstl. Gn. mehr gefallen, sich zu enthalten und nicht hineinzubegeben. Sie hetten auch irem son, Hg. Mhoritze, vor wenigen tagen geschrieben, sein, des hern landtgraven, ankunft zu erwarten und ehemals den handelh ferner zu ratslagen und zu erwegen, was darinne zu thun und zu lassen sein wolt. Und nachdem sich disser zeit ufs nau neben den vorigen anhangenden artickeln, wie sein fstl. Gn. bericht und zum tayl selbst wissens tragen, beswerung und nackbherliche gebrechen zutrugen, welchs sein fstl. Gn. nicht gerne vornomen, aber sein fstl. Gn. wolten bey irem son, Hg. Mhoritzen, darob sein, das dieselben zu freuntlicher eberer [sic!] vorgleichung und mittelung geraichen mochten, was allerseyts eur beyder kfl. und fstl. Gn. zu guttem nutz und gedeyhen furtregklich sein mag.

3. Was da betreffen thet seiner fstl. Gn. abreysens hydannen Regenspurg etc., das hetten sich sein fstl. Gn. irer ursachen in dem nasten, vertraulichen bericht vornemen lassen, mit erhelung derselben vorigen bedencken, dan man wolt vil handelung und sachen sein fstl. Gn. aufladen, die ime bey den andern stenden zu erheben unmuglichen, welche auch alßo gelegen, die ime beswerlichen sein wolten zu furdern noch zu billichen, dadurch man allerseyts unlust und undanck auf sich laden tet. Darzu di furfallenden ursachen, Hg. Moritze, seinen son, [berurend?], auch die heymfuhrung derselben tochter mit billicher und ehrlicher fursehung und außvertigung zu vorsorgen. Uber solchs alles den bswerlichen uncosten des lagers alhie zu Regenspurg, welchs sich ob elf wochen erstreckt ane die zeyt des anher- und widderraysens.

4. Das auch eur kfl. Gn. alleweg besorgt und dafur geachtet, auf was vorteylen und hinderlist der gaystlichen gemuth e in der religionsache–e gericht und genaigt sein wurde etc., solchsf hette sich in der gehabten handelung des g vorordenten und–g ergangenen gesprechs dißmals alhir zu Regenspurg woll erweist. Aber sein fstl. Gn. wolt gerne derselben eur kfl. Gn. gegenwertigkaith und ankunft gesehen und vornomen haben, h auß den ursachen hivor ermelt, namlich sein fstl. Gn. wusten, das sie in solcher religionhandelung nichts begeben wurden, item, das sie den vorwanten stenden trostlich etc., darzu eur kfl. Gn. selbst furnemlich der walhsachen halben und neben dem die gellerische handelung irem schweger von Gulch zu furdern und zu erheben–h. Idoch bedechten sein fstl. Gn. widderumb daneben die ursachen, szo von eurn kfl. Gn. durch mich ayngefurth und furgewant wern, weyl die handelung alßo weytleuftig und zurstraet stunden sunder naygung vorhoflichs trosts, auch der mithulf und furderung anderer stende neben der sorgfeldigkait und gefhar, i auch anderer mherer notturftiger bedenken–i, dan dem wer alßo, das sich kains dancks zu vermuten, wie dan sein fstl. Gn. in der nasten, vertraulichen underrede gegen mir auch erwenth hetten und wie sein fstl. Gn. vormerckten, das eur kfl. Gn. solchs angezeigt were. Nun stunde berurte religionssachen noch in furhabender handelung, wie eur kfl. j Gn. unverhalten sein wurde, was die geschickten, szo zu Dr. Martino Lutter vorordenth sein, brengen wurden etc. Was nun in dem allem mit Goth und guttem gewissen zu thun, das wer billich nachzugeben, aber widderumb, was in solchem falh nicht zu willigen, darzu wolten sein fstl. Gn., ob Got wil, nymermehr ratten, wie dan sein Gn. oftermals in gemeinen, offentlichen und sunderlichen rathslegen geherth, darauf auch sein fstl. Gn. durch Gots gnade beruhen und bestehen wolten etc. Das auch der von Anhalt mit andern zu Dr. Lutter geschickt, solchs wer k sein fstl. Gn. –k vormelt worden. Was aber seiner Gn. bedencken gewesen, des het sie hivor gegen mir angezeigt, namlichen das weniger bey ime, l dem Lutter–l, erlangt und nachgeben wurde, dan dem Phillippo Melancton und den andern. Darumb het es sein Gn. beschehen lassen, damit sie auch auß der handelung sich wyrckten, darein man sein Gn. hette flechten wollen.

5. Was den Hg. zu Gulich belangte, gegen demselben trugen sein fstl. Gn. auß dem rhumlichen, ehrlichen gerucht ainen bsundern, freuntlichen, gnaigten willen als ainen jungen fursten. Und wisten ine nicht zu verdencken, das er ime freuntschaft und ain trefflichen ruckhalt suchte, dan dem wer gewiß alßo, das er sich ains ernstlichen widderstands Gellern halben zu vorsehen und zu befharen hette. Darnach mochte er sich unseumlich achten, wie dan sein fstl. Gn. mir hivor und itzt abermals vortraulichen wolt angezeigt haben, solchs eueren kfl. Gn. auf freuntlichen vertrauen zu erkennen zu geben, dan alle krigßbestollung wer darauf geordenth und gericht und, wu es der itzige, zufellige raychstag nicht verhinderth und aufgehalten, das damit forthgangen were. Wiewol sein fstl. Gn. verhofften, nachdem es sich numals etwas lang ins jar verzogen und die raychssachen und handelung noch alßo anhengig und unerledigt stunden, m darzu, das der zufalh mit dem Turcken auch furstunde–m, das derhalben die zeyt uber itziges jars damit aufgehalten solt werden, ob sich wol auch nicht gewißlich darauf zu vorlassen. Derhalben wer ime, dem hertzogen, hochlich zu ratten, sein thun in gutter achtung und beraytschaft zu haben etc. Und das sein fstl. Gn., n der landtgraff–n in solchem bericht unvormeldt blieben, dan man leg stracks darauf, Gellern zu haben, obwol vil erbiettung durch Gulich dargethan wurden.

6. Auß solchen furgefallen reden hab ich fugsame ursach gehabt und furgenomen, o dagegen anzuzeigen und ainzufhurn–o, weyl Franckreich fur und fhur umb freuntschaft anregen lissen, ob sein fstl. Gn. darinnen slissen mochten etc. Darauf schleunig geantwurt p ungeverlich auf nachvolgende wort und maynung–p: Es ist zu lang gewart. Warumb hath man hivor darinnen nicht entlichen slissen wollen, da wol zeit und mein gelegenhaith auch gewest were. Ich hab mich numals szo ferne aingelassen, das ich darzu nicht khomen kan. Aber das solt ich eurn kfl. q Gn. r in bsunderm vortrauen–r anzeigen, das in solcher handelung, darin mit sein Gn. gereth, eur kfl. Gn., die religionsache außdrucklichen, auch alle erbaynungsvorwanthen, die raynische buntnus, der Kg. zu Denmarck außgenomen. Was darin der Hg. zu Gulich, Gellern belangende, eur kfl. Gn. halben mit dem beschaydt, wider inen nicht hulf zu thun noch auch ime hulf zu schicken, sunder neutralh zu stehen etc. Darauß haben eur kfl. Gn. zu ermessen und abzunemen, wie die sachen mit meinem gnedigen herrn, den lantgraven, itziger zeit gewanth und gelegen sein, ane weytleuftige erclerung und ausfhurung.

7. Uff solchs hab ich ßo vil mehr notturftiger geacht, eur kfl. Gn. bedencken und bevelh weyter zu befolgen etc. in dem artickelh, das sich sein fstl. Gn. nicht wolte bewegen und ableytten lassen etc., dan wol zu achten, was bestants die grossen vortrostungen entlichen haben wolten, die seinen fstl. Gn. furgeslagen und hivor ab seinen Gn. vortraulichen auch angezeigt und vornomen wern etc. Dagegen haben sich sein fstl. Gn. weytter erclerth und vornemen lassen, eur kfl. Gn. sollen, ab Got wil, kainen zweyfel haben, auch die andern religionsvorwanten, s das sein fstl. Gn. –s von der ainßmals bekanten gotlichen warheyt nicht abzustehen ader abzuweychen, sunder durch Gots gnade getreulich darob zu halten und zu bleiben und alle ir vormugen neben eur kfl. Gn. und den andern darzu setzen. Sein fstl. Gn. vorhofften auch zu Goth, sich alßo vorwarth zu haben in den sachen, szo mit seinen fstl. Gn. gehandelt, das sie, ab Goth wil, unvorweyßlich, cristlich und aufrichtig erkanth wollen werden.

8. Die artickel des ungevarlichen bedenckens und furslages gegen der röm. ksl. Mt., darauf ain gemainer fride dißmals furzunemen sein mochte2 etc. In solchem haben sein fstl. Gn. irern cantzler H. Johan Feyhe bevolhen, das mir dieselben abgeschrieben und zugestalt solten werden, wie dan beschen, wilche hiebey ligendt in underthenigkeith mit uberschickt werden. Solchs alles hab eurn kfl. Gn. ich in underthenigkeith nicht vorhalten wollen und bith underthenigklich, eur kfl. Gn. wolle mir diß mein vast ser eylendt schreyben und unordentlichen bericht gnedigst zuguth haben. t Dan ich hab mich der worth gebraucht, ßovil in meinem behalt gewest, wie sich dieselben ungeverlichen nach der ordnung der furgefallene rede zugetragen haben–t. Actum ut supra im aingang ermelt3.

Anmerkungen

1
 Vgl. Hans von Dolzig an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Juni 14/17, Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 338r–340v (Ausf.?): Eingang des Schreibens des Kurfürsten vom 8. Juni 1541 [Nr. 724] am 12. Juni 1541, den Bericht über seine Unterredung mit dem Landgrafen betreffend. Beiliegend sein Bericht über seine Unterredung mit dem Landgrafen am 13. Juni. Am Montag, den 13. Juni hat der Landgraf vom Kaiser seinen Abschied genommen, welcher wie die gemaine sag vast mit gnedigem erzeigen erlangt und gegeben sein solle. Am 14. Juni ist der Landgraf abgereist und den abendt zuvor meinen gnedigen her marggraven churfursten, Pfgf. Friderichen und andere mher fursten, darzu alle furnemliche kayserliche cameryr zu gast gehabt, auch kurtzweyl des spils gebraucht. Und haben sein Gn. damals ob 1.000 fl. mit dem gewynst erlangt, darab sein fstl. Gn. sampt dem gnadi[gen] abschadt [sic!] frolich gewesen. Und nachdem es sich mit dem abschreiben der artickelh, szo der her landtgrave ksl. Mt. als vor sich zu ainem ungevorlichen furslag ubergeben haben, etwas in zwen tag bey der cantzley des hern lantgraven nach seiner fstl. Gn. abreysen ufgezogen und vorlengt, demnach bith ich in solchem underthanigste entschuldigung. [...]. Datum Regenspurg, Dinstags nach Trinitatis, der 14. Junij anno domini 1541. Zettel: Die Nachricht von der Eroberung Ofens nach dem fehlgeschlagenen Sturmangriff ist unzutreffend, denn in fyr tagen allerlei schreiben ainkumen sein und doch dovon nichts angezeigt, wiewol es von etlichen im anfang des geruchts weyth außgetragen, aber alle furhaltung, szo ksl. Mt. sein tails haben thun begern und suchen lassen, seint demselben nauen geschrey widderwertig. Datum frytags fruh nach Corporis Cristj, der 17. Juny. Es solt eur kfl. Gn. ane das unvorhalten sein blieben. [Zettel:] Es ist mein underthenigs bedencken, idoch auf eur kfl. Gn. gefallen und gelegenhayth, das sich eur kfl. Gn. nach Dheringen gegen Eysenach vorfugten auf den schayn des weydbergs und auch ersehung des hauptbaus zu Gothaw, ob sich villeicht der landtgrave zu eur kfl. Gn., wie vormutlichen, begeben mochte. Alßdan werden eur kfl. Gn. seiner Gn. handelung und furhaben in weytter erfarung komen, auß ursachen seiner Gn. vortraulichen berichts und szo weyth erclerte anzeigung, durch mich ermeldeth. Es sein meins ermessens drey furhabende sachen, die sich zu gewaldiger krigshandelung ergeben mochten, nemlichen der turckenzueg, Franckreich, Englandt, darbei Gellern, dorzu sich sein fstl. Gn., wie auß dem bericht zu vormercken, nicht werden gebrauchen lassen. Die nasten zeyttung mit dem vorlust der sthurm vor Offen, dem ist in mitleyden alßo, das der schade empfangen. Zweifel an der Nachricht von der Eroberung Ofens. Vgl. auch Hans von Dolzig an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Juni 16, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 134r–135r (Konz.).
a
 In der Vorlage irrtümlich: fstl.
b
 Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
 In der Vorlage irrtümlich: fstl.
e
–e Nachgetr.
f
 Dazu marg.: Antwort.
g
–g Nachgetr.
h
–h Nachgetr.
i
–i Nachgetr.
j
 In der Vorlage irrtümlich: fstl.
k
–k Nachgetr.
l
–l Nachgetr.
m
–m Nachgetr.
n
–n Nachgetr.
o
–o Nachgetr.
p
–p Nachgetr.
q
 In der Vorlage irrtümlich: fstl.
r
–r Nachgetr.
s
–s Nachgetr.
2
 Vgl. den Vorschlag Lgf. Philipps von Hessen für die Lösung des Friedensproblems, o. Datum, [Nr. 138a].
t
–tNachgetr.
3
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Hans von Dolzig, Torgau, 1541 Juni 21, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 157r–158v (Ausf.): Wir haben eur schreiben sampt dem vortzaichnus, was euch unser vedter und bruder, der landgraff, uff eure aus unserm bevelh an sein L. gethane werbung vortreulich widerumb angezaigt, empfangen und zu sonderm genedigem gefallen vormargkt, wollen auch solichem nachzugedenken wissen. [...]. Datum Torgaw, Dinstag nach Vitj, den 21. Juny 1541.  – Vgl. auch Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Hans von Dolzig, Torgau, 1541 Juni 26, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 164r–165v (Ausf.): Hat seinen Bericht über sein mit dem Landgrafen vor dessen Abreise geführtes Gespräch wohlwollend zur Kenntnis genommen. Und zweifeln nit, die zeit werde es durch gotliche vorleyhung zaigen und weisen, wie weith und welchergestalt, auch mit was condicion sich sein L. an dem orth, wie ir wißt, anhengig und verwandt gemacht hadt. Wir wollen seuberlich und gemach thun, sein L. wie hievor vor unsern freundt halten, aber gleichwol der ding gewharnhemen, uns auch nit weither zu ader umb sein L. dringen, dan sie selbst suchen ader wir seiner L. gemuth zu sein vormercken werden. Dan ir wisset und seiet noch wol eingedenck, wie man sich gegen euch und Dr. Brucken zu Fulda, do wir euch baide zu seiner L. geschickt hetten, nach erlangtem siegk und vertragenen sachen vornemen hette lassen, apwol die ding uf viel andere wege hetten gerathen konnen, wo es an unser bemuhung und vleis gewesen were. Ist zu gotlichem lob und furderung seins worths gehandelet, so wirdet er ane tzweivel gluck und hailh dartzu geben. Wo nit, so wirdet man des ausgangs und segens auch baldt gewhar werden. Das haben wir euch in gnedigem vertrauen nit wollen unangetzaigt lassen. Wollet diese schrieft dem feuer bevelhen und die vor niemandes komen lassen. Daran thut ir unsere gentzliche meynung. Datum Torgau, Sontags nach Johannis Baptiste, den 26. Juni anno domini 1541.