Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 I, fol. 44r–46r (Ausf. eighd.).

Welchermassen sich die hendel bisher uff diesem reichstag zugetragen, haben euere fstl. Gn. aus zweifachten meinem schreiben gnedig vernhomen. Und hat sich seither meines letzten schreibens auch diß zugetragen, das sich der Kf. zu Brandenburg und der Bf. zu Lunden zu unterhendlern, dieweil noch etzliche artikel bey den theologen solten unvorglichen sein, bey uns erboten, doch gebeten, solchs in geheim tzu halten. Es ist aber inen solchs aus beweglichen, ansehenlichen ursachen abgeschlagen. So hat auch balt darnach ksl. Mt. den stenden relation thun laßen des disputirens, so die beiderseits verordenten theologen gehabt, daraus dan ersehen, das noch etzliche artikel streitig gewesen, nemlich de primatu papae, sacramento, satisfaccionibus und andere mher, und haben seine Mt. begeret, daruber ratschleg zu halten, welchermassen die ubrigen artikel mugten vorglichen werden. Es haben auch ire Mt. nachgegeben den stenden, die disputation der theologen abzuschreiben, wiewol es hernach mit beschwernuß darbey ist erhalten und die jegentheil sich heftig darwider gelegt haben.

Indem aber die disputacion ward abgeschrieben, hat sich abermalß der Kf. zu Brandenburg an etzlich unsers theilß fursten gemacht und inen ein notel gegeben, warauf die noch streitigen artikel naher zusammen mogten gezogen werden1. Es sein aber dieselbigen noteln nicht weiter von den unsern angenhomen, dan das sie solten den unsern theologen furgelegt und ir gedengken darauf eingenhomen werden, wie dan auch die furhaltung den theologen geschehen. Ich vormergke aber nicht, das antwort darauf gefhallen, und besorge vor meinen [sic!] einfalt, die conciliation were zum theil nicht anzunhemen, wie dan in der gantzen sachen zu besorgen, das keine erhebliche vorgleichung geschehen muge. Dan die jegentheil allein darumb disputiren, das sie uns uff ir seithen brengen mugten und nicht darumb, das sie uns im geringsten weichen wolten, wie dan solchs ire procession, kirchenpracht, meß etc., so teglich cum maxima solemnitate getrieben werden, genugsam antzeigen. Und stehen also die religionssachen uff großem zweiffel. Es ist, wie ich vormergke, F. Hans zu Anholt mit der disputation an den Kf. zu Sachsen und die gelerten zu Wittenbergk geschickt, aber noch nicht widerumb angekomen. Pontificii haben auch die disputation zum bapst und cardinell gesant, von dannen auch nicht antwort eingekomen. Und wolte Got, das wir hirinnen hertz und muth hetten und glauben konten, das es allein Gotteß sachen sein und seine ehre betreffen, wie dan wol zu bitten ist, das er seinen geist darzu gebe, sonsten besorge ich, werde das ende nicht beim besten sein. Got gebe gnad, das ich vorgeblich solche fursorg trage. Also haben euere fstl. Gn. aus dem zu vornhemen, wie ferne die religionßsachen gebracht.

In andren handlungen ist auch sonderlichs nicht furgenhomen, dan allein, das die ungarischen botschaften und der osterreichschen erblender gesanten sein gehort [Nr. 171, Nr. 170], die dan umb hulf wider den Turcken gebeten, wie man sagt, das des Turcken volck nicht gar weit von Ofen in die 70.000 starck liggen sol und des konigs volck vor Ofen weinig hat ausgericht. So hat ksl. Mt. widerumb bey den stenden angehalten, sich uff solche hulf vornhemen tzu lassen. Es ist aber von unserm theil vast die antwort gegeben, das man vorhin eines bestendigen friedens vorsichert und der beschwerung am camergericht entleddigt sein wolte. Und wiewol man sich mit dem andern theil der hielf halber gern beratschlagen wolte, so wolte man doch dorneben bedingen, das solche handlung, wo die vorsicherung des friedens und reformation des camergerichts nicht ervolgen wurden, uns unvorgreiflich und unvorbundlich sein solte. Daruff ksl. Mt. sich bisher noch nicht resolvirt. Und laßen sich auch etzliche des jegentheils horen, wo sie des friedens nicht vorgewisset werden, das sie keine turckenhielf bewilligen wollen etc.

Der Lgf. zu Heßen ist am negsten Dinxtag [1541 Juni 14] abgezogen, hat etzliche seiner rethe alhie gelaßen. Der Bf. von Hildensheim hat uff seine erlangte urteil von den stenden des reichs umb execution gebeten und, wie die protestirenden damalß von den anderen gesondert und in sonderheit ratschleg gehalten haben, ist er selbdrit vor sie gekomen und wie oben gesatz gebeten, mit erwennung, das er gleichergestalt bey den anderen stenden angesucht hette. a Ime ist aber noch kein antwort gegeben–a. Was beym Bf. zu Hildensheim uff begerte, gutliche handlung sey erhalten, werden euere fstl. Gn. aus beygelechter vorfaßung ersehen.

Die confirmation uff die vertrege zwischen eueren fstl. Gn. und deren bruder, Hg. Frantzen, ist auch von ksl. Mt. bewilligt. Und arbeite ich nhun daran teglich, das der Oberburger die vorfertigen wolle. Ich vormergke nicht, das euerer fstl. Gn. bruder gelt zu der behuff anher verordnet habe etc. Gestrigs tags hat mir Christoff Pfljntzinger 150 thaler zugeschickt, welche im von wegen euerer fstl. Gn. sein zugestalt.

Ich besorge, es werde sich dieser reichstag zuviel lang vorweilen, wiewol an im selbst beschwerlich, das gar nichts wird gehandelt, auch in den particularsachen weinig bescheit wird gegeben. Man sagt, ksl. Mt. wole uff Jacobi [1541 Juli 25] auch von hinnen, andere fursten mugten auch wol desgleichen thun, das also den ubrigen villeicht ein winterlager alhie bestellet wurde etc.

Auch gnediger furst und her, mag ich eueren fstl. Gn. unangetzeigt nicht laßen, das Hg. Philip zu Pommern bey diesen sachen erinnerung gethan der irrung und gebrechen halber, so sich zwischen seinen fstl. Gn. und Kg. zu Dennemarck erhalten, und begert, dieselbigen sachen vor ein religionßsachen zu erkennen. Dieweil mir nhun von den sachen gar nichts bewust, bitte ich undertenig, euere fstl. Gn. wollen mir bericht darvon furderlig zuschreiben lassen und, wes ich mich von wegen euerer fstl. Gn. daruff sol laßen im erkantnuß vornhemen. Gleichergestalt, was deren von Goslar sachen belanget, ob die in die religion gehorig oder nicht. Dan die von Goslar vast heftig dorumb anhalten und, wie ich vormergke, den [sic!] mherer theil der stende ire sachen in die religion wird ziehen etc. [...]. Geben zu Regenspurg, am Donnerstag nach Trinitatis anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. die ursprüngliche Fassung der Vermittlungsvorlage Kf. Joachims von Brandenburg und des Ebf. von Lund, Überlieferung D [Nr. 109].
a
–a Nachgetr.