Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.).

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 119 , S. 283.

Uns ist eur schreiben, unter anderm den vorsteenden vertrag mit dem abt von Wittelßbach St. Ulrichs closters zinß in unser stat betreffend, angestern zukumen. Doruff wir uns anheut in sitzendem rat underredt a und ainander mit treuen ermanet, diese und ander gehaimbden sachen nit zu offenbarn und sunst dahin beschlossen–a: Erstlich achten wir, das die handlung mit dem vielgedachten buch, weils wenig zufalls und ansehens hat, billich und am minder beschwerdlichsten zu dem ende gelang, wie ytzt vor augen ist. In sonderhait aber lassen wir uns gantz wol gefallen, wollen auch eurn vleiß mit freuntschaft erkennen, das ir der babstischen stenden schrift, b bemelts buchs halb gestellt und gleichwol noch nit geantwurt gewest–b, erlangt habt. Sehen scheinbarlich daraus, das mehrertails solche schrift wider uns und gemaine stat Augspurg dermassen gescherpft und uffgemutzt ist, aber solche straich haben wir im anfang aller handlung wol zu gewarten gehapt. Weil aber nichts dann di ere Gottis durch uns darin gesucht worden, mussen wir die warhait und billichait dargegen an di handt nemen, ksl. Mt. genad in billichen sachen suchen und das ander, so uns zuviel ist, Gott dem herrn befelhen. Wann nun die angeregt der andern religion stende schrift vom buch der ksl. Mt. in diser oder ainer andern form uberantwurt wirdt, gewarten wir desselben eurs berichts, fur ains.

Fur das ander seien wir erfreuet, das uns dannoch in dem glympf ervolgt, das wir der gaistlichen guetter uns nie underfangen noch diselben eingezogen haben, wie es auch unser maynung nie gewesen c und noch nit ist, darin ir uns laut eurs zuschr[eibens] wol und vernunftiglich verantwurt hapt–c, were auch uff ainen bösen grund gepauet, sich mit frembden guettern zu bereichen, wiewol wir uns auch daneben erinnern, das unsers tails ratschlege mehr[tail] wöllen d und dahin schlissen–d, dergleichen güetter gehören an das ort, dahin sie gestift sind, weder uff die personen, so sich uß unerheblichen ursachen abwesend machen. So wissen wir ungeferlich, was uns di schmalkaldischen abschied hierin zugeben oder vertrösten.

Desgleichen bedencken wir, was den hieplieben gaistlichen, die sich in burgerrecht uff unser ußschreiben und edict eingelassen und zugesagt ist, darin Joachim [sic!] Gabholt aüch begriffen, e uber das, das zu bedencken, wa ausserhalb der christlichen verstentnus in disen fällen gehandlet wurdt, ob nit dadurch in kunftigen furfallenden religionssachen etwas begeben und uberschritten sein möcht. Aus dem allem–e wol ain zweifliche frage entsteen möcht, was uff die furgeschlagne vertragshandlung zu thun oder ze lassen sein wölle. Aber wie dem, dhweil geachtet werden will, das viel gnad mit solcher vertragshandlung zu erhalten und viel ungnad zu vermeiden sei und die erlichen, dapfern leut, f so sich in di handlung geschlagen und–f uns gleichwol unbenennt sind, aber fur gut Augsburger ze halten, ir wolmainung und treu nit vergebenlich anlegen, so mögen wir uff eur treuen, zugeschribeng rat leyden, das ir mit den herrn underhendlern eh und di sach weitter gelang, uff eure mittel nachvolgender gestalt guetlich, unverpintlich und uff hinder-sich-pringen an uns handlend:

Nämlich also und erstlich, h das der abt mit seinen convent daüssen plybe–h. Ansonsten Verhandlung über folgende Vertragsbedingungen: Möglichst hohe, jähr liche Unterhaltszahlung des Abtes an Gabolt, damit die Stadt ihrem Edikt Genüge tue. Zahlung eines jährlichen Schirm- und Schutzgeldes durch den Abt in der herkömmlichen Höhe oder, wenn möglich, mehr. Unterhalt von 8 Schülern samt einem Pädagogen durch den Abt nach Maßgabe des Rates, bis in solchen Sachen im Reich eine Regelung getroffen wird. Zuschuss des Abtes zum Unterhalt der Pfarrkirche und des Pfarrers bis zur Höhe von 100 fl. oder wieviel man heraushandeln kann. Zuschuss des Abtes in Höhe von ca. 50 fl. zum Unterhalt der Schule. Beide Zuschüsse können im Zuge der Verhandlungen auf die Hälfte ermäßigt oder notfalls ganz fallen gelassen werden.

Auf söllichs und, damit wir deshalb ferrer bis uff ainen gemainen beschluß unangefochten von gedachtem abt und convent pleiben und das uns auch vorbehalten sei, ob andere reformacion in ainem christlichen concilio oder reichstag deshalb gemacht wurd, das wir hiemit im selben nichts begeben haben wollten, sollt dem apt zugelassen sein, das er ainen burger in das bemelt closter setzte, ime rent und zinß einneme und in ander wege, i doch bemeltem vertrag und diser stat rechten und freihaiten unbegriffen, thun und lassen soll und mag–i. Hierauf mögend ir mit fleiß, wie unser vertrauen zu euch stet, handlen und, dhweil diser baum von ainem straich nit fallen wurdt, so wöllend euch der clainen unser uber eur furschlege angezaigten anheng nit befrembden lassen und uns, was euch hierin begegen [sic!], widerumb berichten, dann, wie euch bewisst, seien wir zu allem frieden, rue und gute, auch euch fruntschaft und guten willen zu erzaigen, genaigt. Datum Donerstag, 14. Julij 1541.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
b
–b  Korr. aus: so gleichwol noch nit uberantwurt gewesen, durch eur schicklichait.
c
–c Nachgetr.
d
–d Nachgetr.
e
–e Korr. aus: daruß.
f
–f Nachgetr.
g
 Nachgetr.
h
–h Durch Streichung korr. aus: obs zu erheben were, das sich der abt mit seinen convent wider hereinthet, sich in burgerliche pflicht etc. laut des ußschreibens begebe und unser religion vergliche, das doch schwerdlich beschehen wurdt. Wa das nit stat funde, das sie daüssen plyben.
i
–i Nachgetr.