Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, Staatenabt. Moguntina 1a, fol. 64r–66v (Ausf.).

B  koll. Wien HHStA, Staatenabt. Moguntina 1a, fol. 62r–63v (Kop.).

Druck: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. IV, Nr. 68B, S. 260–261.

Uff jungst gehaltenem reichstag zu Regenspurg hab euerer ksl. Mt. in aller underthenigkheit zu erkennen geben, wie burgermeister, rhat und gemein der stat Hall, mir und meiner stieftkirchen zu Magdennburg on mittel underworfen, sich eigens gewalts understanden, etlich predicanten, der neuen relligion und ler anhengig, anzunemen und zu underhalten, der meynung, die wolhergeprachten, loblichen gebreuch gemeiner, cristenlichen kirchen zu undertrucken und die neuen, verdampten secten und ler zu pflantzen und außzubraitten, mit underthenigster bit, dieweil mir als dem ordinarien und ertzbischoff des endts nit gezymmen noch geburt, sollichem uncristenlichem furnemen zuzesehen, das euere ksl. Mt. auß uffgelegtem keiserlichem ampt gnediglich und ernstlich verfuegen wöllten, damit gedachte burgermeister, rhat und gemein von irem unzimlichen furnemen abgeweist, die predicanten abgeschafft, das auch meine underthanen zu Hall dieser sachen halben von dem Kf. von Sachssen nit angenomen, geschutzt und geschirmbt werden sollten, darauf auch euere ksl. Mt. in beisein irs freuntlichen, lieben brueders, des romischen konigs, gnediglich bewilligt, mir wider den Kf. von Sachssen, die stat Hall, desgleichen die predi canten daselbs penalmandata zu verhinderung solichs furnemens mitzuteillen, weliche auch in euerer ksl. Mt. rat zugelassen und furter ingrossirt worden sein1.

Und wiewoll ich umb soliche mandata angesuecht, so ist mir doch nach euerer ksl. Mt. abreisen angezeigt, das die auß beweglichen ursachen nit verfertigt weren. Dieweil ich nun gewißlich gewist, das euerer ksl. Mt. gemut nit gewest, mir des zu entziehen, welichs euere ksl. Mt. mir einmall gnediglich bewilligt, so hab ich euerer ksl. Mt. brueder, den romischen konig, gantz undertheniglich ersuecht und gebetten, euere ksl. Mt. meins ansuechens freuntlich zu erinnern und zu bitten, mir soliche mandata verfertigen zu lassen, des sich ir kgl. Mt. gutwillig erbotten, und sein damals soliche mandata euerer ksl. Mt. rhat Dr. Nauis zugestellt, an euere ksl. Mt. zu gelangen, wie euere ksl. Mt. sonder zweiffel nunmeher vernomen haben. Nun setz ich in keinen zweiffel, euere ksl. Mt. haben obgemelter verhinderung, villeicht auß eilendem verrucken furgefallen, kein wissen, sei auch on euerer ksl. Mt. zuthun oder bewilligung beschehen, derwegen mein underthenigst pit, euere ksl. Mt. geruchen, irer gnedigsten vertrostung nach zu verfuegen, soliche penalmandata zum furderlichsten zu verfertigen und mir ungeseumbt zuzeschicken, die zu erhaltung und handthabung unser christenlichen religion haben zu gebrauchen. [...]. Datum Aschaffenburg, Dinstags nach Laurencij anno etc. 41.

[Zettel:] a Ferer, allergnedigster kaiser, hat euere ksl. Mt. zu erhaltung unser christenlichen religion ein mandat wider den abt von Fuldt gleichergestalt gnediglich bewilligt2, wellichs ich auch in mangel stee, und bit demnach in aller underthenigkeit mir solichs neben den andern mandaten auch gnediglich zu uberschicken–a. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Vgl. das ksl. Mandat an Justus Jonas und N. Seydel, Regensburg, 1541 Juli 27, Wien HHStA, Staatenabt. Moguntina 1a, fol. 61r–61v (noch einmal überarbeitetes und korrigiertes Mundum): Kf. Albrecht von Mainz hat berichtet, dass sie, obwohl sie einer neuen Sektenlehre anhängen und deshalb unter den Christen nicht geduldet werden können, sich des Kirchendienstes angemaßt und die Bürgerschaft der Stadt dazu angestachelt haben, den ordentlichen Pfarrer und den Schulmeister abzusetzen und eine neue Ordnung aufzurichten, und dass die Bürger in obrigkeitliche Rechte eingegriffen, auch Vorkehrungen zur Beschießung des fürstlichen Schlosses Moritzburg getroffen haben und offenbar sogar an offene Rebellion gegen ihren Landesherrn denken. Befiehlt deshalb Jonas und Seydel, umgehend ihre Predigttätigkeit und Seelsorge in Halle einzustellen und die Stadt zu verlassen. Vgl. das Gesuch Kf. Albrechts von Mainz an Karl V., Regensburg, 1541 Juni 30, Kawerau, Briefwechsel, Bd. 2, Nr. 585, S. 31–33.
a
–a Fehlt in B.
2
 Vgl. das Mandat Karls V. an Abt Philipp von Fulda, Regensburg, 1541 Juli 27, Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. IV, Nr. 68A, S. 259–260: Weist ihn an, die protestantischen Prediger, die seine Untertanen eigenmächtig berufen haben, in seinem Stift nicht zu dulden bzw. abzuschaffen. Vgl. dazu auch Lgf. Philipp von Hessen an den Abt von Fulda, Philipp Schenck von Schweinsberg, Friedewald, 1541 Juni 28, ebd. Nr. 67, S. 257–259.